Sonntag, 12. Oktober 2008
HELIX AUSTRIA – unfertige Ruine kaputte Fassung
Helix Austria


Die Bundesrepublik Österreich, Heimstatt der Größten und Populärsten unserer jetzt auch schon weit über 250 Jahre alten bürgerlichen Kulturalala Europalala, Erbsachwalterin ihrer kostbarsten Klassiker von den in Butterschmalz gebackenen Hendeln, dem im Gewürzsud gekochten ganzen Rindfleischmuskel, dem Zweispänner, der Mozartkugel, der Quintenharmonik sowie allerlei davon abgeleiteter Synfonik incl. Kunstlied, Zwölftonmusik, vielerlei Opernwerk und Operetten, ferner Hofreitschule, Sängerknaben, Weltliteraten, Wiener Aktionisten, Linzer&Sacher Torten, Weltschauspielern à la Werner, Quasi und Hans Hölzl – und darüberhinaus zuletzt auch noch jüngster und erfolgreichster emerging market für auf Pump finanzierte Finanzierungen zahlloser Eigentumswohnungen, Reihenhaussiedlungen und Auto- sowie Drogengeldwaschanlagen aller Art südlich und nördlich der Alpen, von München bis Tirana, hatte gestern echt Grund zu trauern.

Ihre Fußballnationalmannschaft schaffte in einem Qualifikationsspiel um die Teilnahme an der 2010 in Afrika auszutragenden Endrunde der Weltmeisterschaft (WM) obwohl hoch favorisiert lediglich ein dürftiges Unentschieden gegen eine Auswahl von in ihrer Freizeit kickenden Nebenberufsfischereiwirten, Polizisten und Friseuren, die als das Nationalteam der Faröer Inseln auf den Faröer Inseln wegen besagter Weltmeisterschaftsendrundenzurnierzulassung gegen sie angetreten war. Und als ob das klägliche Unentschieden nicht schlimm und allein schon traurig genug gewesen wäre, konnten die Österreicherinnen und Österreicher das erschütternde Abschneiden ihrer Mannschaft noch nicht mal wie gewohnt live in ihrem ORF mitverfolgen, da die Übertragung des Spiels nach dem Bankrott des in Island ansässigen ORF-Vertrags-Partnersenders wenige Stunden vor dem Anpfiff der Begegnung abgesagt werden musste und also ausfiel. Erst Stunden später konnte sich das österreichische Publikum von einer im ORF gesendeten Aufzeichnung der sogenannten Höhepunkte der Begegnung davon überzeugen lassen, dass sich die Elf, die ihren Namen trägt (frei nach DJ Ötzi) nun also zum zweiten Mal auf den Faröer Inseln gegen elf Friseure, Sportstudenten und Feuerwehrleute von den Faröer Inseln tatsächlich blamiert hat und dieses in den Nachrichten gemeldete Unentschieden at the end of the day leider doch kein schlechter Schmäh sie eventuell pflanzen haben wollender ModeratorInnen (syntaktisches special, dazu später) gewesen war, wie viele Fußballinteressierte glaubten, sondern die echte, die bittere Wahrheit.

Und dabei hatte dieser gestrige für den österreichischen Fußball und für den ORF so böse verlaufende Samstag gleich ganz unerhört böse angefangen. Schon in den frühen Morgenstunden mussten die Bürgerinnen und Bürger aus ihren Radios und Fernsehern erfahren, dass einer ihrer erfolgreichsten und populärsten Berufspolitiker völlig unerwartet soeben, d. h. um kurz nach eins in der Nacht auf tragische Weise ums Leben gekommen war.

Dr. Jörg Haider, nämlich, 58, und der Landeshauptmann des Bundeslandes Kärnten hatte sich nämlich gegen etwa ein Uhr früh auf dem Weg von einer politischen Veranstaltung zu seinem Geburtsort, wo er mit seiner Mutter ihren 90en Geburtstag feiern wollte, mit seinem Phaeton darennd. Es had ihn gstangld, aufgestelld und hoamdrahd, wie man in der Sprache der Grillparzers und Gusenbauers sagd.

Noch weiß tout Österreich nichts Genaueres über den Hergang dieses tödlich geendet habenden Verkehrsunfalls (syntaktisches spezial, siehe gleich unten), nimmt aber an und geht vorsichtshalber mal davon aus, dass Dr. Haider während und im Zuge seines wie immer unermüdlichen, ja eben doch selbstaufopfernden Einsatzes als Landeshauptmann Kärntens für Kärnten verunglückt sein muss.

Ein Sprecher der Österreichischen Volkspartei kommentierte jedenfalls die Nachricht vom Unfalltod Haiders mit dem Satz, er sei, Zitat – schockiert und zutiefst bewegt von den sich plötzlich wieder einmal überschlagen habenden Ereignissen – Zitat Ende. Und ein politischer Vertrauter des toten Landeshauptmannes gab an, in Kärtnen sei die Sonne vom Himmel gefallen und es wären die Uhren stehen geblieben heute Nacht.


Die Sonne, die in Kärnten vom Himmel fiel. Sich plötzlich wieder einmal überschlagen habende Ereignisse. Große, ganz große Worte bzw. syntaktische Geschöpfe

Nun aber wieder zurück und zur Sache.

Dr. Jörg Haider, wie gesagt Landeshauptmann des Bundeslandes Kärnten verstarb sozusagen in Ausübung seines Amtes, als er das Modell Phaeton der innovativen Produkt-Reihe "Sportpremiumlimousinen" der Volkwagen Werke AG auf seine Tauglichkeit als Dienstfahrzeug der Kärtner Landesregierung einem praktischen Stresstest unterzog. Mit einer Geschwindigkeit von ca. 142 km/h auf eine geschlossene Ortschaft zusteuernd versuchte Dr. Haider einem Hindernis durch ein klassisches Überholmanöver auszuweichen, was offenbar misslang.

Nach Angaben der Behörden hatte Dr. Haider dem Hindernis mit dem Phaeton zwar durch sein schnelles Überholen ausweichen können, nur gelang es ihm nicht den Phaeton wieder zurück in die gerade Spur zu steuern. Vielmehr geriet der Phaeton dem Landeshauptmann wohl mit dem rechten Vorderrad auf kiesiges Bankett und dann auch sofort außer Kontrolle, sodass der Phaeton dann führerlos erst eine Schneise durch die Gebüsche und Rabatten am Fahrbahnrand riss bis er schließlich wahrscheinlich eh nur Bruchteile einer Sekunde später seitlich eine betonierte Grundstücksgrenzmarkierung touchierte, was das Schicksal des Dr. Haider sozusagen endgültig besiegelte.

Der Phaeton wurde bei einer Geschwindigkeit von wahrscheinlich immer noch mindestens 120 km/h durch die seitliche Stoßwirkung des Betonpfeilers ruckartig quer zur Fahrtrichtung gedreht und in dieser Lage zurück auf die Fahrbahn geschleudert, wo er dann auch sich mehrmals überschlagend schließlich auf den Rädern zu liegen kam.


Der nach der Drehung hilflos im Wagen sitzende Landeshauptmann wurde während die Druckluft in die Airbags schoss und der Phaeton sich überschlagend mindestens einmal – sagen Sie, wollen Sie das jetzt wirklich so genau wissen? – mit dem Dach frontal auf die Fahrbahn geprallte – das hat ja schon beinah was Nekro – von dem durch den Aufprall nach innen gedrückten Chassis – gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen – in Kopf- und Brusthöhe gleichsam zerquetscht. Na Servas.


Landeshauptmann Dr. Jörg Haider erlag dann auch kurz nach dem Eintreffen der „Rettung“ ( „Sanka“) seinen schweren inneren und äußeren Verletzungen.

Die halbe für ihre enorme Begeisterung für den Automobilrennsport bekannte Bevölkerung Österreichs steht jetzt natürlich vor der Frage, wie man einen Phaeton verkaufen kann – ohne serienmäßig eingebauten Überrollbügel! Das ist ja fast Mord!


Jörg Haider entstammt einer auch nach der bedingungslosen Kapitulation des sogenannten Dritten Reiches von den politischen Idealen der SS überzeugten und sich Zeit ihres Lebens offen zum Nationalsozialismus bekennenden Kleinfamilie. Er wuchs unter kleinbürgerlichen Verhältnissen an der Ostgrenze Österreichs zur damals noch bestehenden Bundesrepublik Jugoslawien, dem heutigen Slowenien auf. Nach seiner Promotion zum Doktor jur im Jahre 1974 gelang ihm eine Bilderbuch-Karriere. Gefördert von renommierten Honoratioren der juristischen Fakultät der Wiener Universität und protegiert von eben so renommierten Erben von 1933 bis 1945 zu Reichtum und und Ruhm gelangter Adelshäuser und Industriedynastien wurde er schon als junger Mann zum Führer der Freiheitlichen Partei Österreichs delegiert und kurze Zeit später dann zum Kärntner Landeshauptmann gewählt.

In seiner Funktion als Führer der FPÖ und Chef der Kärtner Landesregierung verschaffte der Dr. Haider zahlreichen Funktionären der vielen von ihm persönlich ins Leben gerufenen Jugend-Organisationen und Clubs seiner Partei Posten und Ämter in halbstaatlichen und auch staatlichen Betrieben und Verwaltungen. So wurden aus Bacherlor-Studenten der Universität Klagenfurt Staatssekretäre und Minister, die neben ihrer Parteimitgliedschaft und einem Gewerbeschein bestenfalls ein Auslands-Praktikum als persönlicher PR-Assistent eines österreichischen Industriellen vrweisen konnten, wie Karl-Heinz Grasser zum Beispiel.
Der ging dann auch als jüngster Finanzminister in die Geschichte Österreichs ein ein, obwohl oder womöglich gerade weil er während seiner nur wenige Monate dauernden Amtszeit innovative Begriffe wie ein theoretisches Null-Defizit erfand, um den Erfolg der von ihm getroffenen Entscheidung zu erklären, praktisch den gesamten Bestand an Vermögenswerten der Republik Österreich an private Unternehmen zu veräußern und im Gegenzug kredit-basierte Inhaberschuldverschreibungen dieser Unternehmen gegenüber dem Fiskus als Zahlungsmittel zu akzeptieren, die, wie sich in diesen Tagen und Wochen zeigt, sich als nicht nur nicht erbringlich erweisen, sondern seinen Nachfolger im Amt dazu zwingen Kapital nachzuschießen

... link (5 Kommentare)   ... comment