Donnerstag, 17. Juli 2008
Vorschlag
„Berichten des "Handelsblatts" und der "Frankfurt Allgemeinen Zeitung" zufolge sollen die Bilanzregeln dahingehend geändert werden, dass Banken künftig hohe Verluste nicht mehr ausweisen müssen. Das IIF will den Unternehmen das Verschieben von Wertpapierbeständen zwischen unterschiedlichen Bilanzpositionen ermöglichen.

Bisher mussten Banken Papiere, die sie einmal im Handelsbestand gebucht haben, dort bis zum Verkauf belassen und bei Kursverlusten abschreiben, heißt es.

Nach den neuen Plänen dürften sie die Papiere in eine längerfristige Position umbuchen und müssten sie nicht sofort wertberichtigen. Drastische Kursverluste, heißt es in Branchenkreisen, würden somit nicht sofort offenbar.“
(Spiegel online)


Warum eigentlich so kompliziert, Herr Ackermann? Warum benennen Sie nicht einfach Ihre „Kursverluste“ in „Sondervermögen“ um, verbriefen sie in nach Gewinn-Garantie-Klassen strukturierte Wertpapiere und bieten das innovative Finanzprodukt den Pensionskassen als geldwerten Ersatz für Ihre leider geplatzten Zahlungsversprechen an?

Wer so verrückt ist, sich Ihre konstruktiven Vorschläge zur „Regulierung“ der Bilanzen anzuhören, ohne Sie umgehend an den nächsten Arzt zu verweisen, der kauft Ihnen garantiert auch einen zu properties umetikettierten Berg von Schulden ab, solange Sie und Ihre Freunde von der Fachpresse nur oft und laut genug erklären, dass es gut für „die Wirtschaft“ ist, wenn Rentner, Lohnabhängige und Prekäre die Kosten für ihren Unterhalt gefälligst selber zahlen – anstatt Leistungsträgern wie Ihrer Deutschen Bank unnötigerweise die Mittel für den Aufschwung zu entziehen.

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Sie sind ein Atheist, MG!
Wie können Sie es wagen, den hochinteressanten Vorschlag eines Hohepriesters des Kapitals einefach so in's Lächerliche zu ziehen, ja den Schwarzrock mitsamt eingefrorener Victory-Geste zum Arzt schicken zu wollen?!?

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Nachtrag:
Beim hessischen Rundfunk läft gerade ein Fernsehfilm mit Ihrem Liebling Christiane Neubauer, MG. Sie spielt eine berühmte Fernsehlebensberaterin, deren Tochter den jahrelangen Schwindel vom ungetrübten Famlienglück platzen lässt. Reaktionen von Publikum und die das Publikum manipulierenden Medien. Metakritisch, sozusagen. HAAACH ist das AUFREGEND!!!

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Ja ja, GM
vereskapieren Sie sich nur in Ihre aufregenden Medienwelten. Mich macht dieses vorgeschlagene gentlemen´s agreement direkt fuchsig! Erst jahrelang mit ihren per Derivat-Handel hochgeschraubten Benchmarks ganze Volkswirtschaften an die Kandare nehmen und ihnen allgemeine Lohndrückerei, Massenentlassungen als ökonomischen Sachzwang verordnen – und in dem Moment, wenn sie dran wären mit blechen, wenn ihre sagenhaften 12-Prozent-Garantie-Gewinn-Scheinchen fällig werden und sie also selber ihren "Sachzwang" in den Büchern wiederfinden, als klare Ansage, dass sich jetzt ihre Geschäfte ihre Unternehmen, ihr tollen Ideen und Einsätze (Leistung aus Leidenschaft!) blöderweise nicht rentieren, dann plötzlich die Regeln ändern wollen, eine neue Rechentechnik für Verlustbilanzierung vorschlagen – also mir fehlen momentan wirklich die passenden Begriffe für dieses Pack!

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Das Spiel
heisst KAPITALISMUS, MG. Schon mal davon gehört?

K - A - P - I - T - A - L - I - S - M - U - S!!!

Zu den grundlegenden Wesenszügen dieser Wirtschaftsweise, ja zu einer ihrer elementaren Existenzgrundlagen, gehört es, dass Gewinne privatisiert, Verluste dagegen sozialisiert werden. Das weiß doch inzwischen echt jeder.

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Nachtrag:
Jetzt läuft auf der ARD gerade ein sogenanntes "Feature" über den bildenden Künstler Jonathan Meese.

Eben hat seine Mutter, die sehr an ihm hängt - er übrigens auch an ihr - bekannt gegeben, dass sie immer gewollt habe, dass etwas Vernünftiges aus ihrem Sohn werde, sie habe erkannt, so die Mutter weiter, dass aus der Vernünftigwerdung ihres Sohnes etwas geworden sei, als er angefangen habe, mit dieser seiner Kunst Geld zu verdienen. Obwohl er vernünftig geworden sei, sagt die Mutter jetzt, müsse man ständig auf ihn aufpassen, dass er nicht irgenwelchen Fremden aus Gutmütigkeit, "er ist ja sooo guuuutmütig" flötet die Mutter in die Kamera, "der signiert jedem alles", also jedem alles signiert und somit es jedem ermöglicht, mit den signierten leeren Blättern Geld zu machen, das nicht in die Kassen der Meeses fließt. HAAACH IST DAS AUFREGEND!!!

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Auch Kapitalismus
Jonathans Mutti kennt sich eben nicht so recht aus in den Mechanismen des Kunstmarktes. Vielleicht sollte man Frau Meese das mal erklären:

Beuys hat zu früheren Lebzeiten auch alles signiert, was sich ihm in den Weg stellte. Auch hat er Unmengen Zeichnungen für fünf Mark verkauft oder gar verschenkt (Idealismus!). Als er dann gestorben war, lösten diejenigen, die diese Zeichnungspakete in ihren Schatzkämmerleins gehortet hatten, selbige langsam auf und gaben sie nach und nach in den Markt hinein. Hat ganz ordentlich was gebracht. Da konnte Joseph im Grab noch so Hiphop rollieren.

Und die Moral von der Geschicht'? Auch Jonathan wird unsterblich werden. Das ist doch vernünftig. Oder etwa nicht?

Gute Nacht.

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Jonathan, wer heißt schon
Jonathan? Die jungen Seppen der Alberts sollen es erstmal zu einem Martin bringen, bevor wir hier den Begriff Kapitalismus in diese alten family-affairs werfen. Das waren und sind immer noch Peanuts, wie der Lateiner sagt.

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Aber
- was zu beweisen war - alles KAPITALISMUS, meine Herren!

@Herr Stubenzweig: Klar ist das vernfünftig, das hat Meese in dem "Feaure" zwar in seiner Art verklausuliert aber doch ganz deutlich zum Ausdruck gebracht. Die werte Frau Mama auch. Desgleichen eine New Yorker Galeristin, die eine Ausstellung mit Mausi ... pardon Meesilein macht. Mit "Unsterblichkeit" ist hier allerdings weniger "ewiger Ruhm" oder "ewig im Herzen der Deutschen bleiben" gemeint - die Sendung hieß bezeichnenderweise "Deutschland Deine Künstler" - sondern "mit dem Zeug ewig Geld wie Heu scheffeln". Aber das war bei Beuys womöglich auch schon so.

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