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Donnerstag, 22. November 2007
LOVESTORY
the great gate, 12:28h
Text in Serie
An dem Tisch neben dem Eingang sitzt eine junge Frau, vielleicht 24, unterhält sich mit einem Typen, vielleicht 28.
"Sieht man, dass ich geweint habe?"
"Nee, bloß die eine Backe ist dick."
Wird wohl weiter gehen.
"Hat das Schwein dich schon wieder geschlagen?"
„Das Schwein hat mich noch nie geschlagen, sind beide weiter, aber wenn die Kuh mir noch mal die Kombi versaut, isse tot, das macht die mit Absicht.“
„Und warum heulst du dann, wenn ich fragen darf?“
„Darfste aber nicht, könnt ja jeder kommen, gib mir lieber ne Zigarette.“
Mit mürrischer Miene kramt der Typ eine Schachtel PS aus der Jeansjacke und wirft sie seinem Gegenüber hin.
"Geht's vielleicht auch freundlicher, wenn du mich schon anschnorrst? Wir sind hier schließlich nicht in Berlin!"
Draußen fing es gerade an zu dämmern. Der junge Mann schaut auf seine Uhr, halb fünf, das Casting sollte längst vorbei sein.
„Lass mich mal raten, du bist die Melanie und willst den Job in dem Bastewka-Spot, richtig?“
Oha. "Da hab' ich wohl den falschen angeraunzt, ich blöde Kuh". Sie errötet unwillkürlich.
Melanie. Echt doofer Name.
Aber wenn er meint, warum nicht, ich brauch diesen job und kann mir nicht nochmal alles versauen, nur weil ich die Schnauze nicht halten kann. Zeit ihres Lebens war sie von allen nur Mel genannt worden. Soll er halt Melanie zu mir sagen der Agenturschnösel, der blöde. Misstrauisch mustert sie die Liste mit den Namen.
„Steht da auch drin, wer diese blöde Rolle kriegt? Na dann kann ich ja einpacken und gleich nachhause gehn.“ "Jetzt halt mal den Ball flach, Melanie. Bei unseren castings wird nicht rumgemauschelt. Wir nehmen nur die Besten."
"Oh bitte, die Besten für Bastewka. Was glaubst du, wie verzweifelt man sein muss, wenn man sich da bewirbt, aber vergiss es." Die Frau steht auf und macht Anstalten, die Bar zu verlassen. Der junge Mann sieht zu, wie sie ihre Sachen packt. Schweigend fingert er eine Zigarette aus der zerknitterten, fast leeren Packung und zündet sie an.
"Wie verzweifelt?" fragt der Typ und hält ihr die Zigaretten-Packung hin. "Erzähl schon deine Geschichte."
"Und wenn sie traurig genug ist, krieg ich den blöden Job oder was?"
Der junge Mann steht jetzt auch auf und fängt an zu lachen. "Also wir suchen hier nur Tänzerinnen für einen Bastewka-Spot und keine neue Bastewka. Ich weiß nicht, ob dir das klar ist."
"Ich kann tanzen, genauso wie ich Zeitungsanzeigen lesen kann, vielen Dank", sagt Mel, die ihre Sachen nimmt, eigentlich gehen will, es sich aber anders überlegt. "Was machst du jetzt? Ich hab nichts vor."
Der junge Mann schüttelt den Kopf. "Ich hab zwar keine Ahnung, wieso du diese show abziehst, aber unter uns: du hast den job längst. Miss Piggy kann hier keiner ausstehn, und was sonst so auf der Liste steht ist definitiv zu jung."
"Ein bisschen wie am Viehmarkt, findest du nicht? Aber mir solls recht sein. Wenn du jetzt noch eine billige Pension kennst, nenn ich dich Weihnachtsmann."
"Hä?"
"Was ist so schwer zu verstehn?", sagt Mel. "Ich bin neu hier und muss irgendwo übernachten. Und keine Angst, von dir will ich nichts".
Der junge Mann schüttelt immer noch den Kopf. "Das hört man gern. Kein Dach überm Kopf, aber La Paloma pfeifen."
"O.k., ich komm auch ohne dich zurecht, vielen Dank auch." Mel geht, dreht sich an der Tür aber noch mal um und fragt: "Und wegen dem Job geb ich dir meine Handynummer, kannst dich ja morgen melden."
"Morgen, morgen. Quatsch keine Opern, baby. Es gibt kein morgen, oder du gibst mir deine Handy-Nummer."
An dem Tisch neben dem Eingang sitzt eine junge Frau, vielleicht 24, unterhält sich mit einem Typen, vielleicht 28.
"Sieht man, dass ich geweint habe?"
"Nee, bloß die eine Backe ist dick."
Wird wohl weiter gehen.
"Hat das Schwein dich schon wieder geschlagen?"
„Das Schwein hat mich noch nie geschlagen, sind beide weiter, aber wenn die Kuh mir noch mal die Kombi versaut, isse tot, das macht die mit Absicht.“
„Und warum heulst du dann, wenn ich fragen darf?“
„Darfste aber nicht, könnt ja jeder kommen, gib mir lieber ne Zigarette.“
Mit mürrischer Miene kramt der Typ eine Schachtel PS aus der Jeansjacke und wirft sie seinem Gegenüber hin.
"Geht's vielleicht auch freundlicher, wenn du mich schon anschnorrst? Wir sind hier schließlich nicht in Berlin!"
Draußen fing es gerade an zu dämmern. Der junge Mann schaut auf seine Uhr, halb fünf, das Casting sollte längst vorbei sein.
„Lass mich mal raten, du bist die Melanie und willst den Job in dem Bastewka-Spot, richtig?“
Oha. "Da hab' ich wohl den falschen angeraunzt, ich blöde Kuh". Sie errötet unwillkürlich.
Melanie. Echt doofer Name.
Aber wenn er meint, warum nicht, ich brauch diesen job und kann mir nicht nochmal alles versauen, nur weil ich die Schnauze nicht halten kann. Zeit ihres Lebens war sie von allen nur Mel genannt worden. Soll er halt Melanie zu mir sagen der Agenturschnösel, der blöde. Misstrauisch mustert sie die Liste mit den Namen.
„Steht da auch drin, wer diese blöde Rolle kriegt? Na dann kann ich ja einpacken und gleich nachhause gehn.“ "Jetzt halt mal den Ball flach, Melanie. Bei unseren castings wird nicht rumgemauschelt. Wir nehmen nur die Besten."
"Oh bitte, die Besten für Bastewka. Was glaubst du, wie verzweifelt man sein muss, wenn man sich da bewirbt, aber vergiss es." Die Frau steht auf und macht Anstalten, die Bar zu verlassen. Der junge Mann sieht zu, wie sie ihre Sachen packt. Schweigend fingert er eine Zigarette aus der zerknitterten, fast leeren Packung und zündet sie an.
"Wie verzweifelt?" fragt der Typ und hält ihr die Zigaretten-Packung hin. "Erzähl schon deine Geschichte."
"Und wenn sie traurig genug ist, krieg ich den blöden Job oder was?"
Der junge Mann steht jetzt auch auf und fängt an zu lachen. "Also wir suchen hier nur Tänzerinnen für einen Bastewka-Spot und keine neue Bastewka. Ich weiß nicht, ob dir das klar ist."
"Ich kann tanzen, genauso wie ich Zeitungsanzeigen lesen kann, vielen Dank", sagt Mel, die ihre Sachen nimmt, eigentlich gehen will, es sich aber anders überlegt. "Was machst du jetzt? Ich hab nichts vor."
Der junge Mann schüttelt den Kopf. "Ich hab zwar keine Ahnung, wieso du diese show abziehst, aber unter uns: du hast den job längst. Miss Piggy kann hier keiner ausstehn, und was sonst so auf der Liste steht ist definitiv zu jung."
"Ein bisschen wie am Viehmarkt, findest du nicht? Aber mir solls recht sein. Wenn du jetzt noch eine billige Pension kennst, nenn ich dich Weihnachtsmann."
"Hä?"
"Was ist so schwer zu verstehn?", sagt Mel. "Ich bin neu hier und muss irgendwo übernachten. Und keine Angst, von dir will ich nichts".
Der junge Mann schüttelt immer noch den Kopf. "Das hört man gern. Kein Dach überm Kopf, aber La Paloma pfeifen."
"O.k., ich komm auch ohne dich zurecht, vielen Dank auch." Mel geht, dreht sich an der Tür aber noch mal um und fragt: "Und wegen dem Job geb ich dir meine Handynummer, kannst dich ja morgen melden."
"Morgen, morgen. Quatsch keine Opern, baby. Es gibt kein morgen, oder du gibst mir deine Handy-Nummer."
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