Montag, 7. Dezember 2009
ALFRED HRDLICKA
Alfred Hrdlicka, großer Bildhauer, Kommunist und neben Helmut Qualtinger, Thomas Bernhard, H. C. Artmann, Hans Hölzl und ein paar Wenigen anderen eine, wenn nicht die letzte tatsächlich auch moralisch integere Gestalt unter den Kulturschaffenden der Republik Österreich ist vorgestern 81-jährig gestorben.
Damit hat die Bildhauerei nicht nur in Europa ihr Ende gefunden. Behaupte ich. Dass ohne den Alfred Hrdlcka in diesem uralten Metier und Handwerk nicht nur nichts besseres mehr nachkommt, sondern bestenfalls Ähnliches oder halt eben in der Regel bloß noch Kitsch nach Erfolgs-Schema F von Schweinepriestern für Schweinepriester geliefert wird, kann sich jeder am Beispiel dieses tollpatschigen Mozart-Gusses anschauen, mit dem sich ein Herr Markus selbsternannter Malerfürst Lüpertz, die Stadtverwaltung Salzburg in Kooperation mit den ihnen zuarbeitenden Kulturbetriebsnudeln ein geradezu brutal ehrliches Denkmal ihrer himmelschreienden Geschmack- und Talentlosigkeit errichtet haben.
Dass dem alte Hrdlcka in den letzten Jahren die Kraft ausging, mit der er mehr als sechzig Jahre lang ebenso unbeirrt wie unbestechlich die drei vier Grundwahrheiten über Leben und Tod, Menschen und die Verhältnisse, in denen sie gezwungen sind zu existieren mit Hammer und Meißel in den Granit gezeichnet hat, war an seinem Schweigen zu dieser demonstrativen Blödheit eines Piefke abzusehen, kann, darf und soll aber nicht heißen, dass die Art KRITIK und WISSEN, die dieser Mann verkörpert hat mit ihm gestorben ist. Im Gegenteil! Dass sich gebildete Menschen mit Sinn und Verstand an den Alfred Hrdlcka auch in zweihundert Jahren noch erinnern werden, wenn sich für Schein- und Schwindelexistenzen wie diesen korrupten Graf Lamsdorf und ihre windigen Kumpaneien nur noch ein paar Fachhistoriker für Neuere Deutsche Staatskriminalität interessieren, wenn überhaupt noch ein Hahn nach solchen zu Lebzeiten groß in Szene gesetzten professionellen Lügner und Betrüger kräht – oder fragt inzwischen auch nur ein Schwein nach Typen wie dem Herrn Brentano oder die seinerzeit Großer Staatsmann genannte Pfeife Möllemann – dafür lege ich meine Hand ins Feuer.


Und übrigens: Den Hosenscheißern dieser Welt ins Stammbuch geschrieben: Wenn ihr schon so smart seid und rumerzählt, dass ihr jetzt auch zu Tschibo geht und euch dort eure Fließ-Jacken kauft, vergesst doch mal kurz eure Blödheit und kauft euch mal richtigen Kaffee, zum Beispiel die Wiener Mischung von Tschibo – in eurer Welt und für Sparkassen-Konsumenten wie euch von Tschibo Wiener Melange getauft. Glaubt mir. Echt guter Kaffee. Und nicht nur eure Küchenwohnung, sogar das ganze Treppenhaus der Immobilie dessen Eigentümern ihr gern und selbstbewusst den modernen Sklaven macht (Dienstleistungs- aka Informationsgesellschaft), duftet. Und zwar ausnahmsweise fremd, nämlich nach Kaffee und nicht nach Hausstaub, Reinigungsmittel, Schweiß und Kinderkacke.

Leben [Bearbeiten]
Kindheit und Jugend [Bearbeiten]

Aufgewachsen ist Alfred Hrdlicka im anfangs „Roten Wien“, in der politisch unruhigen und von auch gewalttätigen Kämpfen zwischen sozialistischen und konservativen, zunehmend auch nationalsozialistischen Gruppierungen und Parteien geprägten Ersten Republik Österreich. Schon früh wurde er durch seinen Vater, einen Kommunisten und Gewerkschaftsfunktionär, für politische Fragen sensibilisiert. Bereits 1933, als Fünfjähriger, begleitete er ihn, der mehrmals verhaftet wurde, beim Verteilen von Flugblättern im Arbeiterbezirk Floridsdorf[1]. Mit sechs Jahren erlebte er eine erste Hausdurchsuchung, bei der er von der Polizei verprügelt wurde. Als Zehnjähriger war er Zeuge des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich.

Die Jahre der NS-Herrschaft und den Zweiten Weltkrieg überlebten sein Vater, der zeitweilig Zwangsarbeit in einer Strafkompanie der „Organisation Todt“ leisten musste, und er durch Abtauchen in die Illegalität. Alfred Hrdlicka entzog sich so 1944 dem Kriegsdienst. Bei einem befreundeten Zahntechniker, der ihn auch vorübergehend versteckte, konnte er eine zweieinhalbjährige Lehre machen. Sein älterer Bruder war als Soldat der Wehrmacht vor Leningrad gefallen.

Hrdlicka war ein talentierter Schachspieler. Das Spiel erlernte er während der illegalen Zusammenkünfte seines Vaters mit seinen Mitkämpfern in Kaffeehäusern und Beisln, wo er als Alibi bei Kontrollen diente. 1953 nominierte ihn Österreich für die Studenten-Schachweltmeisterschaft in Brüssel.
Studium und erste Erfolge [Bearbeiten]
Karl-Renner-Büste (Wien, 1967)

Von 1946 bis 1952 studierte Hrdlicka Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien bei Albert Paris Gütersloh und Josef Dobrowsky. Darauf folgte von 1953 bis 1957, ebenfalls an der Akademie, ein Studium der Bildhauerei bei Fritz Wotruba. 1960 hatte er zusammen mit Fritz Martinz seine erste Ausstellung „Skulptur, Malerei und Grafik“ in der Wiener Zedlitzhalle.

International bekannt wurde er 1964, als er gemeinsam mit Herbert Boeckl Österreich auf der 32. Biennale in Venedig vertrat. 1966 erlebte Hrdlicka erstmals die Welt psychisch kranker Menschen. Er wurde von diesen Begegnungen dermaßen nachhaltig beeindruckt, so dass er sich fortan immer wieder mit dem Leid dieser Menschen, später mit Leid, Angst, Schmerz und der Bedrohung des Menschen schlechthin, künstlerisch auseinandersetzte. Im Jahr darauf fertigte er für die Stadt Wien eine Büste des 1950 verstorbenen sozialdemokratischen Staatspräsidenten Karl Renner an. Begleitet wurde deren Aufstellung von wütenden Protesten einer Gruppe, die sich als „Liga gegen entartete Kunst“ bezeichnete[2].
Professuren in Deutschland und Österreich [Bearbeiten]
Gegendenkmal (Hamburg, 1983-86)
Mahnmal gegen Krieg und Faschismus (Wien, 1988)

* 1971–73: Professor für Bildhauerei, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
* 1973–75: Professur, Hochschule für bildende Künste Hamburg
* 1975–86: Professor für Bildhauerei, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
* 1986–89: Professor für Bildhauerei, Universität der Künste Berlin
* 1989: Berufung an die Universität für angewandte Kunst Wien

In den anderthalb Jahrzehnten seines Stuttgarter Lehramts - er war auch für die Dauer seiner Hamburger Lehrtätigkeit, an der Stuttgarter Akademie „beurlaubt“, Mitglied des dortigen Lehrkörpers - entwickelte er unter schwierigen räumlichen und ausstattungsmäßigen Verhältnissen seine Klasse für Figuratives Gestalten zu einem Anziehungspunkt für zahlreiche Studierende. Keineswegs im akademischen „Elfenbeinturm“ verharrend, partizipierte er und ließ seine Studierenden am Kunstleben des Landes teilnehmen, so dass die Stuttgarter Jahre Alfred Hrdlickas einen ganz eigenen Beitrag zur jüngeren Kunstgeschichte Baden-Württembergs darstellen.

Über seine Verbundenheit zu Deutschland, wo er nach eigenen Angaben öfter Ausstellungen hatte als irgendwo sonst, sagte er nach einem „Anschluss“ gefragt: „Deutschland und Österreich, ein großes deutsches Sprachgebiet, wäre mir sehr Recht, denn das ist mein Arbeitsgebiet“[3] und präzisiert: „Ich bin ein Großdeutscher, aber kein Nazi“[4][5]. In den 1970er- und 1980er-Jahren entstanden in Deutschland, wie auch in Österreich, hier meist in Wien, eine Reihe von Hrdlickas bedeutendsten Werken. Bereits 1968 begonnen, stellte er 1972 den Bilderzyklus Plötzenseer Totentanz im evangelischen Gemeindezentrum nahe der Gedenkstätte Plötzensee fertig, wo der Opfer des Nationalsozialismus im ehemaligen Strafgefängnis Berlin-Plötzensee gedacht wird. Von 1983 bis 1986 schuf er am Hamburger Dammtor das Gegendenkmal, dessen zwei Teile Hamburger Feuersturm und Untergang der KZ-Häftlinge im Kontrast zu dem in den 1930er-Jahren errichteten Kriegerdenkmal stehen.

Daneben fertigte er weiterhin viel beachtete Zyklen von Zeichnungen und Radierungen unter anderem zur Französischen Revolution, über Fritz Haarmann, Franz Schubert, Richard Wagner, Leo Tolstoi, Auguste Rodin, Piet Mondrian und Pier Paolo Pasolini an.

1988 wurde auf dem Albertinaplatz in Wien das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus errichtet. Hrdlicka selbst bezeichnete es als sein wichtigstes Werk.[6] Wie schon bei früheren Arbeiten von ihm, wurde auch die Aufstellung des Mahnmals von heftigen Anfeindungen begleitet. Kritisiert wurde es von verschiedenen Seiten. So stießen sich die Einen an der Positionierung eines Denkmals, das vor allem auch an die Zeit der Herrschaft des NS-Regimes in Österreich erinnert, an einem so prominenten und zentralen Ort direkt neben der Wiener Staatsoper. Von Anderen wurde die Widmung an „alle Opfer des Krieges“ kritisiert, auch weil auf einer der Skulpturen ein gefallener Wehrmachtssoldat mit Kübelhelm auf dem Boden liegend dargestellt wird. Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde, auch Simon Wiesenthal, setzten sich daraufhin für ein weiteres Mahnmal ein, das als Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoah (Rachel Whiteread, 2000) auf dem Judenplatz errichtet wurde.
Späte Jahre [Bearbeiten]
Orpheus I (Wien, 2008)

Ab 1989 lebte und arbeitete Alfred Hrdlicka wieder ganz in Wien. Er war mit der Künstlerin Angelina Siegmeth verheiratet. Seine erste Frau Barbara starb 1994. Als sich 1999 seine Geliebte Flora das Leben nahm, machte ihn dieses Trauma mehrere Jahre lang arbeitsunfähig. Sein Galerist war seit Mitte der 1970er Jahre der Wiener Kunsthändler Ernst Hilger.[7]

Weltanschaulich blieb Hrdlicka zeitlebens dem Kommunismus verbunden und trat vehement gegen Faschismus und Antisemitismus auf. Zwar bezeichnete er sich immer wieder gerne als „Uraltstalinist“, was immer wieder zu kontroversen Diskussionen führte, und war zeitweise Vorstandsmitglied der „Gesellschaft zur Förderung der Beziehungen zur Koreanischen Demokratischen Volksrepublik“, trat aber schon 1956, als die sowjetische Armee den Ungarischen Volksaufstand gewaltsam niederschlug, aus der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) aus[6]. Bei der Nationalratswahl in Österreich 1999, in den Jahren des Erstarkens der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) unter Jörg Haider, trat er wiederum als Spitzenkandidat der KPÖ in Kärnten an. Nach seinen Angaben war die Gründung der deutschen Partei Die Linke am 16. Juni 2007 seiner Vermittlung zu verdanken. Im Jahr 2000 brachte er die Politiker Gregor Gysi und Oskar Lafontaine zu einem Abendessen in Saarbrücken zusammen.[4] Lafontaine bestätigte später Hrdlickas Initiative.[8] 2009 zeigte Ralf Bußmer, der scheidende Bürgermeister von Wittlich (Rheinland-Pfalz, Deutschland), Hrdlicka auf Grund eines Leserbriefes wegen „Volksverhetzung, Verleumdung und Beleidigung“ an. Anlass für den Brief war die Streichung der Kulturamtsleiterstelle in der Stadt durch Bußmer gewesen, wodurch Justinus Maria Calleen dieses Amt verlieren sollte, was Hrdlicka auf dessen Bemühung um „Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit und lebendige Erinnerungsarbeit“ zurückführte, wodurch er sich in seiner Sicht bestätigt sah, dass „50 Prozent der Deutschen und Österreicher noch immer Faschisten und Antisemiten“ seien. Die zuständigen Politiker bezeichnete er als „Blockwarte der Kunst“[9] Zu dem Zeitpunkt, als die Trierer Staatsanwaltschaft sich an jene in Wien wandte, war Hrdlicka aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr vernehmungsfähig.[10]

Obwohl überzeugter Atheist[6] schuf er immer wieder Arbeiten mit religiösem Bezug und im Rahmen sakraler Bauwerke. 2009 entstand, als eines seiner letzten Werke, ein Bronzerelief zu Ehren der 1943 wegen „Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat“ hingerichteten und 1998 seliggesprochenen Ordensfrau Schwester Restituta, das in der Barbarakapelle im Wiener Stephansdom Wien zu sehen ist.

Ehrungen und Orden nahm Hrdlicka prinzipiell keine an.[4] Wegen verschiedener Berufskrankheiten sowie eines Schlaganfalls konnte er in den letzten Jahren nur noch zeichnen. Bandscheibenprobleme hinderten ihn an der weiteren Ausübung der Steinbildhauerei und er widmete sich verstärkt der Arbeit an Bühnenbildern.


http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Hrdlicka

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