"Sagen Sie meinen Freunden,
dass ich zu ihnen halte."
Karlheinz Schreiber,
Toronto,
September 1999,
anlässlich seiner Festnahme
durch kanadische Justizbeamte
zu einer Gruppe anwesender
internationaler Journalisten
ERSTES KAPITEL – VORFÄLLE
Eine klirrend kalte, sternenklare Sonntagnacht im Januar des Jahres 2001. Der Schauspieler Georg Goetz bricht nach seinem dritten Saunagang in der Wellness-Zone des Münchner Nordbades während anschließend absolvierter Fitnessübungen in einer schwer einsehbaren Ecke des Freiluftbereiches offenbar unbemerkt von den übrigen Sauna- und Badegästen bei dem Versuch einer vierten einarmigen Liegestütze zusammen und bleibt reglos am Boden liegen.
Eine angestellte Putzkraft des Münchner Nordbades, die Georg Goetz während letzter Aufräumungsarbeiten kurz nach Schließung des Bades leblos aufgefunden hatte, alarmierte unverzüglich die Polizei. Das offenbar aus einem betriebsinternen Schafkopfturnier ins Nordbad gerufene Bereitschafts-Team der Kripo ist sich vor Ort nicht im Klaren, ob es sich um einen natürlichen Todesfall oder ein Gewaltverbrechen handelt, ordnet eine gerichtsmedizinische Obduktion der Leiche an und überlässt das Feld zügig der Abteilung II Spurensicherung/Tatortprofile, die durch den Beamten-Anwärter Adolf Pimmell und der jungen Praktikantin Anna Zeltwirt vertreten ist.
Der ambitionierte 24-jährige Pimmell lässt nach Abzug der Kollegen von der Mordkommission die Putzkraft, die sich ihm radebrechend als Kara Abdul vorstellt, offensichtlich aus Afrika stammt und weder über richtige Deutschkenntnisse noch Ausweispapiere verfügt als tatverdächtige Zeugin verhaften. Anschließend unternimmt Adolf Pimmell allein und trotz der Warnung Zeltwirts, die seinen Eifer eine Blödheit nennt, eine erste Durchsuchung der nur einige Straßenzüge entfernten Schwabinger Dachterrassen-Wohnung des toten Schauspielers, führt eine Befragungen zweier dort anwesender Frauen aus dem persönlichen Umfeld des Toten durch und verfasst daraufhin einen vorläufigen Ermittlungsbericht, den er in die EDV seiner Abteilung einspeist, und in dem neben anderen kriminalistisch einschlägigen Begriffen auch von Mord als möglicher Todesursache die Rede ist.
Adolf Pimmell handelt im vollen Bewusstsein der juristischen Grenzwertigkeit seiner Aktion. Aber als engagierter Nachwuchspolizist musste er den engen Rahmen seiner Befugnisse eigenmächtig erweitern, nicht zuletzt, um seinem seit dem Beginn der Spätschicht unentschuldigt abwesenden und auch telefonisch nicht erreichbaren Chef Helmut Hrdlala endlich ein Beispiel zu geben, wie effektive Polizeiarbeit aussehen kann, wenn man sich Mühe gibt und nicht wie Hrdlala praktisch jede Chance nutzt, sich den Herausforderungen der Verbrechensbekämpfung so oft und lange wie möglich zu entziehen.
Am darauf folgenden Morgen erfährt der Leiter der Abteilung Spurensicherung/Tatortprofile, der 38-jährige Helmut Hrdlala beim morgendlichen Kaffee in seiner Privatwohnung unter dem Dach eines Hauses an der Grünwalder Straße mit direktem Blick auf das leere, von schmutzigem Schnee bedeckte Spielfeld des ehemaligen Heimspiel-Stadions des TSV 1860 München noch nicht vollständig angezogen von der gerade aus seinem Büro kommenden Verwaltungs-Praktikantin Anna Zeltwirt (22, modebewusst, sehr attraktiv), dass er an diesem Morgen nicht wie beabsichtigt mit ihr zu einem fünftägigen Seminar an den Starnberger See nach Tutzing fahren wird, sondern stattdessen umgehend einen Termin mit einem kriminalpsychologischen Experten wahrnehmen müsse, der wegen eines unklaren Ermittlungsaspekts im Mordfall Georg Goetz kurzfristig von Berlin nach München beordert worden sei, nachdem und weil Adolf Pimmell gestern Nacht eine Frau verhaften ließ, was sie beim besten Willen nicht habe verhindern können. Hrdlala soll diese Frau Abdul oder Kara im Beisein jenes angeblichen Verhör-Experten vernehmen.
Etwa zur gleichen Zeit erscheint der bekannte Autor zahlreicher Bestseller Johannes Julian Kuh-Rindt in einer Polizei-Inspektion in Rottach-Egern und will sichtlich nervös von den dort gerade frühstückenden Beamten wissen, ob er in ihrer Polizeiinspektion eine Aussage im Mord-Fall Georg Goetz zu Protokoll geben könne, oder ob er dazu in die Landeshauptstadt fahren müsse. Energisch und ohne eine Reaktion der überraschten Wacht- und Oberwachtmeister abzuwarten beschuldigt der prominente Schriftsteller den ebenfalls prominenten und landesweit bekannten Manager und Impressario Prof. Dr. Bernhard C. Finder, den auch in Rottach-Egern wie im ganzen Land geschätzten Schauspieler Georg Goetz umgebracht zu haben, um auf diese Weise, ein politisch brisantes Filmprojekt zu sabotieren. Kuh-Rindt fordert die Beamten auf, seine Anzeige sofort zu Protokoll zu nehmen.
Immer noch in seiner Privatwohnung, jedoch inzwischen ausgehfertig angezogen, meldet sich Helmut Hrdlala telefonisch bei den Kollegen von der Mordkommission. Er will sich entschuldigen und den von Pimmell ebenso vorschnell wie eigenmächtig in die Welt gesetzten Verdacht, der gestern Nacht gefundene Tote sei ermordet worden, als dummen Fehler erklären, den man doch – wie er hofft – unbürokratisch wieder aus der Welt schaffen könne und dem Anfänger Pimmell bitte nicht nachtragen sollte. Um die dummerweise in Haft genommene Angestellte müssten sich die Kollegen jedenfalls keine Sorgen machen, darum würde er sich kümmern. Hrdlala erhält als Antwort, dass er sich seine ewigen Ausreden sparen soll, weil sich um halb acht Uhr früh ein Doktor jur. (Name vergessen) im Dezernat gemeldet und verfügt habe, dass die Ermittlungen im Fall Georg Goetz direkt unter Leitung der Staatsanwaltschaft weitergeführt würden, entsprechende Dringlichkeitsanträge beider Präsidien seien unterzeichnet und unterwegs. Die Staatsanwaltschaft habe auch schon den von der Mordkommission gestern Abend noch mit dem bei unklarer Sachlage üblichen allgemeinen Kennzeichen angelegten Akt per Boten zu ihrer Entlastung abholen lassen. Damit sei der Fall für die Mordkommission erledigt, Hrdlala könne sich also mit seinem Anliegen zur Staatsanwaltschaft schleichen, doch zuvor müsse er – falls er diese Neuigkeit bislang verschlafen haben sollte – unverzüglich in seinem Büro antreten, da ihn angeblich einer von der Dienstaufsicht zum Rapport erwarte, angeblich vom BKA oder sonst einer überregionalen Behörde, jedenfalls heute morgen aus Berlin speziell seinetwegen nach München eingeflogen, ob wegen dieses Vorfalls der gestrigen Nacht, oder um sich Hrdlala disziplinartechnisch vorzunehmen könnten sie nicht sagen, aber das werde er sehr bald selbst erfahren, genau gesagt in etwa einer Stunde, denn der Mann sei angeblich schon in Erding gelandet und gerade auf der Autobahn richtung Präsidium unterwegs.
(Fortsetzung folgt in den Kommentaren)
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Übrigens: Wenn Sie Fragen haben, was durchaus sein kann, weil die Geschichte ziemlich schnell und ohne jede Redundanzen erzählt wird, nur keine Scheu. Wäre Ihnen – und natürlich auch jedem anderen Mitleser – sogar dankbar, wenn er hier gegebenenfalls anmerkt, was ihm komisch, spanisch oder sonst wie klärungsbedürftig vorkommt.
So. Und jetzt muss ich in die bläde Oper – Scheißballett.
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Auf der Shopping-Mile zwischen den Terminals des an einem Montagvormittag fast menschenleer wirkenden Franz-Josef-Strauß-Airports in München-Erding, mustert Dr. pol. (rer) Dr. sozpäd. (FH) Ulrich Schermann in einem Books&News-Store mit routiniertem Blick das Angebot der nationalen und internatonalen Presse. Deren wichtigstes Tages-Thema scheint wie seit Wochen eine sogenannte BSE-Krise als Folge einer in Europa seit Jahren als Rinderwahn populären Tierseuche zu sein.
Während Schermann die Gazetten flüchtig überfliegt, lässt er sich vermittels einer zu diesem Zweck von seiner Berliner Dienststelle spontan anberaumten Mobiltelefon-Konferenz von drei engen Mitarbeitern seiner Abteilung letzte Instruktionen geben.
Schermann, so geht aus dem Gespräch hervor, solle sich vor Ort vorerst nur umsehen. Eine verbindliche Weisung gebe es nicht, lediglich diesen einen Namen, Helmut Hrdlala. Der sei gestern Nacht vermutlich Amok gelaufen, vermutlich wegen des toten Schauspielers. Ob und inwieweit das Amt in die Sache involviert wäre, sei völlig unklar. Zwar sei in ihren Dateien das einschlägige Indiz aufgetaucht, freilich eigenartig orthographiert als klein b Punkt s Punkt e Punkt und in sachfremdem Kontext, der freilich auch nur der Tarnung dienen könne. Schermann solle sich ein Bild von den Zusammenhängen machen. Der Beamte aus der Abteilung dieses Hrdlala, der nach Lage der Dinge für das Zustandekommen des Problems verantwortlich ist, soll auch einen merkwürdigen Namen haben und sei aus Sicht ihrer Juristen in keiner Weise befugt gewesen; freilich sei es letztlich Verhandlungssache wie der Freistaat Maßnahmen seine innere Sicherheit betreffend im Zuge laufender Grundrechts-, Verwaltungs- und Föderalismus-Reformen regelt. Andere Länder, andere Sitten heißt es, und dass in Bayern die Uhren anders gehen sollen, bekanntlich. Und das sei leider auch schon alles, was man dem Kollegen Schermann mit auf den Weg geben könne. Details und Hintergründe, oder eventuelle Hinweise zur Klärung der Frage, ob dieser Hrdlala nun ein echtes Risiko oder nur so enorm dumm sei, wie man nach bisherigem Wissensstand annehmen muss, hätten sie auch nach akribischen Recherchen seit Schermanns Abflug in Tegel noch nicht gefunden. Hrdlala sei jedenfalls kein Anfänger und bis jetzt auch immer kooperativ gewesen, wenn auch absolut unambitioniert, ohne klare Ziervorstellungen. Ferner sei der Mann eindeutig nicht erfolgs- und leistungsorientiert, um nicht zu sagen faul, aber falls nötig, könne Schermann versuchen, ihm mit den üblichen Angeboten auf die Sprünge zu helfen, eventuell dürfe er aber auch die Daumenschrauben zeigen, wenn sich herausstellen sollte, dass dieser Münchner den Idioten nur markiert. Dazu sei Schermann bis auf weiteres im übrigen auch in Bayern mit allen ihm übertragenen Vollmachten ausgestattet.
Schermann, der zu diesem Gespräch nur wenig beigetragen, aber umso konzentrierter zugehört hatte und inzwischen zügig die Taxis vor dem Ausgang des Terminals für Sonder-Flüge ansteuert – dabei unabsichtlich einer ihm folgenden Gruppe israelischer Touristen wie ein Reiseführer vorausgeht – kann, wie er abschließend bemerkt, mit der Namens-Angabe Hrdlala, Helmut, nicht das geringste anfangen. Er beendet das Telefonat und besteigt routiniert den ersten Wagen einer langen Reihe der vor der Lobby des Flughafens auf Kundschaft wartenden Taxen; (die mit dem Schließen der Wagentür wie eine vom morgendlichen Sonnenlicht aus einem langen Schlaf gelockte Schlange eierschalenfarben schimmernder Karosserie – von rot aufleuchtenden Rücklichtwirbeln zwischen grauen Abgaswolken zu neuem Leben erweckt – aus ihrem flachen Maul ein ihr in neblige Ferne davon eilendes Junges entlässt, gleichzeitig den vielgliederig erzitternden Leib in die mit der Entfernung ihres entbundenen Balges nun offen vor ihr klaffende Stelle vorwärts windet, um dann in satter Trägheit sich an alte Regungslosigkeit sogleich erinnernd auf ihrem angestammten Liegeplatz und winterlichem Lager zu verharren, bis frische Beute naht, die den jetzt freilich hinter rauchigen Dämpfen aktiver Nüstern hellwachen Augen eine nächste Anspannung des nach erster Witterung mit allen Sinnen lauernden Muskels lohnend macht – um hier mal übertrieben literarisch zu werden, mithin ins mithin surreal Lyrische hineinzugleiten, und nur zu dem Zweck sozusagen in medias res deutlich zu machen, dass und wie diese Taxis am Ende der Airport-Szene und mit ihr der gesamte Plot von Jäger und Gejagte nicht nur nach den bekannten Genre-Regeln eines pointenreichen Krimis, sondern auch durchaus geheimnisvoll und mit vielschichtig rätselhafter Bildsymbolik Marke Twin Peaks von Lynch oder noch besser Das Schlangenei von Bergmann filmisch inszeniert werden könnten. Und damit weiter im Text und zurück zu den Ereignissen an diesem winterlichen, eisig kalten Montagmorgen im Januar 2001).
Julian Kuh-Rindt sieht sich genötigt, einige Dinge klarzustellen. Er hat an einem Schreibtisch der Polizei-Dienstelle Rottach-Egern Platz genommen und fordert die beiden Oberwachtmeister auf, im Protokoll seiner Anzeige zu konkretisieren, dass erstens das Mordopfer Georg Goetz für die männliche Hauptrolle des Film-Projekts b.s.e. nicht nur vorgesehen sei, sondern vor 14 Tagen vertraglich fest verpflichtet werden konnte, dass ferner das aus künstlerischen und produktionstechnischen Gründen bislang geheim gehaltene Kürzel des Projekts b.s.e. für den programmatischen Titel BEI SEINER EINHEIT stehe und der Film drittens eine von Kuh-Rindt selbst verfasste, schonungslose Abrechnung mit seiner eigenen Karriere darstelle, nach der die Geschichte dieser Republik neu geschrieben werden müsse, im Protokoll auch genau so zu bezeichnen sei, und nicht nur als irgendein aktuell geplantes Kino-Film-Projekt über geheime Affären und deutsche Geschichte, als die der Wachtmeister die von Kuh-Rindt angeführten Enthüllungen in seinem Schriftsatz leichtfertig zusammengefasst hatte.
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Natürlich gibt ein Prominenter, der eine Mordanzeige erstattet noch bevor eine entsprechende Ermittlung überhaupt offiziell eröffnet ist, den Polizisten auch zu denken. Freilich erst nachdem sie wieder unter sich sind.
Schließlich weiß jeder, der die VIP-News nicht nur der Münchner Boulevard-Blätter verfolgt, dass Johannes Julian Kuh-Rindt und der von ihm nun amtlich beurkundet des Mordes bezichtigte Bernhard C. Finder zwar jahrzehntelang die besten Freunde waren, seit einer unschönen Auseinandersetzung im Verlauf einer unglücklichen Verlagskonkurs- oder Übernahmegeschichte, die wie das aktuelle Filmprojekt damals ebenfalls groß in der Zeitung stand, jedoch nicht nur arg zerstritten, sondern richtig gehend verfeindet sind und Julian Kuh-Rindt zuletzt anlässlich eines großen TV-Features des BR über sein geplantes Kino-Ereignis nur Abfälliges über Bernhard Finder zu berichten weiß, zum Beispiel, dass dieser Finder die Kultur, für die er sich angeblich immer eingesetzt habe, in Wahrheit immer für Geld verkauft und alle Werte schnöde verraten hätte, die kritische, richtige, unbestechliche Künstler wie Kuh-Rindt dagegen ständig verteidigen und hochhalten würden.
So jedenfalls erklärt ein Wachtmeister einem Oberwachtmeister, was er über die unüberbrückbaren Differenzen und Konflikte, die Prof. Dr. Bernhard C. Finder und Johannes Julian Kuh-Rindt erbitterte Gegner werden ließen, aus dem Bayerischen Fernsehen, BILD, SPIEGEL und Konsorten mitbekommen hatte.
Angeblich habe dieser Finder seinem früheren Kumpel Kuh-Rindt dessen steile Schriftstellerkarriere erst ermöglicht und ihn bis zu ihrem Streit wo er konnte unterstützt. Aber ob das stimme, wisse man nicht, denn Finder sage, dass er zum Thema Kuh-Rindt nichts mehr zu sagen habe, für ihn sei das nur mehr ein erledigter Fall.
In München beeilen sich Hrdlala und Anna Zeltwirt das chaotisch wirkende Büro der Abteilung II Spurensicherung/Tatortprofile in Ordnung zu bringen und sich auf eventuelle Auseinandersetzungen mit einer ihnen unbekannten, weil sicherlich sehr weit übergeordneten landes- oder bundespolizeilichen Kontrollbehörde vorzubereiten.
Hrdlala verflucht einmal mehr diesen dämlichen Streber Adolf Pimmell, der ihm aus reiner Blödheit diese harte Suppe eingebrockt habe, und kündigt der Praktikantin an, dass er womöglich doch auf jenes Attest zurückgreifen werde, das ihr Bruder, der in der psychiatrischen Klinik in der Nussbaumstraße gerade seinen Assistenzarzt macht, notfalls auch rückdatiert ausstellen könnte. Es sei durchaus möglich, dass er diese ihm von der Zeltwirt in Aussicht gestellte Bescheinigung seiner Dienstunfähigkeit wg. akuter Depressionen während der vergangenen Tage brauchen könne.
Auf ihre Frage, wo er seit gestern Mittag eigentlich war und warum er sein Handy ausgeschaltet habe, antwortet Hrdlala, dass das nicht ihr Problem sei, sondern eine lange Geschichte, die er ihr irgendwann einmal vielleicht erzählen werde, wenn man diese Sache ausgestanden habe. Vorerst sei er vollauf mit der Frage beschäftigt, was dieser Psycho-Experten von ihm wolle.
Dr. Ulrich Schermann, inzwischen auf der Autobahn unterwegs, ist bemüht es sich auf dem Rücksitz des Taxis bequem zu machen. Er weiß nicht, was ihn in München erwartet und beobachtet die an ihm vorbei ziehende Landschaft, als ob sie ihm Antworten auf seine offenen Fragen geben könnte, denn das im morgendlichen Raureif silbern schimmernde Erdinger Moos hat zweifellos auch für einen kühl wirkenden Beamten aus dem Norden Deutschlands seinen ganz eigenen Reiz.
Die Ausläufer des bayerischen Hügellandes erstrecken sich in sanft geschwungenen Wellen bis an den Horizont. Im Licht einer milden, aufgehenden Wintersonne glänzen eisige Äcker und Wiesen. Über das gebrochene Weiß lang schon liegender Schneedecken scheint ein Himmel in zarten Farben. Ein helles Blau zerfließt in schwaches Violett, löst sich im milchigen Rosé später Frühnebelbänke auf. Die Gegend ist schön und verströmt im Einklang mit den getragenen Einleitungsmotiven von Smetanas Symphonie „Die Moldau“, die gerade im Auto-Radio des Senders B2 gespielt wird, den Eindruck nie gestörter harmonischer Friedfertigkeit, könnte Schermann denken, wenn er seinen Gedanken einen kleinen Ausflug in das idyllisch-winterliche Panorama dieses gerade vollendeten Sonnenaufgangs erlauben wollte.
Doch schon der Taxifahrer, der abrupt das Rundfunk-Konzert unterbricht, weil „man sich diesen ewigen Mozart-Schmarrn nicht ewig anhören kann“ und stattdessen anfängt, die Bundesregierung zu beschimpfen, die er eine Horde korrupter Hornochsen nennt, wirkt auf Schermann alles andere als idyllisch, eher befremdlich. Da Schermann kein Katholik ist, sondern überzeugter Protestant, kommt er nicht oft in den Süden, und wenn, dann eher nach Pristina, Skopje oder Zagreb als in die bayerische Landeshauptstadt. Schermann kennt die Stadt München und ihre Bewohner imgrunde nur aus den Vorurteilen, die über sie kursieren und insbesondere in seiner Dienststelle in Berlin als beinahe auratisch leuchtende Welt des laissez faire erscheinen lassen.
Während der Taxifahrer mit der Feststellung, auch die Staatskanzlei sei natürlich genau so voller Deppen wie der Berliner Affenstall, kurz vor Erreichen der Autobahnausfahrt München-Schwabing eine Schlachtvieh transportierende Lastwagenkolonne überholt, versucht Schermann, auch um sich der wohl typisch bayerischen Spielart allgemeiner Politikverdrossenheit zu entziehen, die spärlichen Angaben, die er über das Netzwerk der Kollegen in München besitzt, zu ordnen. In seinem Laptop findet er zu den Namen Pimmell und Zeltwirt auch nach mehrfach kombinierter Ergebnisabgleichsabfrage seiner Suchmaschinen nichts, abgesehen von zwei Lebensläufen und Ausbildungs-Karrieren, die wie bei Staatsbediensteten üblich völlig unauffällig sind.
Schermann merkt, dass er nicht nur angespannt und übermüdet ist. Er hatte in Berlin nicht einmal Zeit einen Koffer zu packen. Eine Reisetasche und das Laptop sind alles was er für diesen Einsatz in München an Ausrüstung mit sich führt. In der Regel pflegt sich der in zwei Fächern promovierte Beamte im höheren Dienst auf Missionen wie diese besser vorzubereiten. In dieser Hrdlala-Sache fühlte er sich von Anfang an wie von Gespenstern urplötzlich aus einem wohlig warmen Bett in eiskaltes nachtschwarzes Wasser geworfen. Er fragt sich, was in diese Münchner Polizisten gefahren sein könnte, sich derart aus dem Fenster zu hängen und – wie ihnen klar sein müsste – nicht nur ihren Kopf und Kragen zu riskieren.
Adolf Pimmell hatte sich nach einer kurzen Nacht vorgenommen seinen Anfangsverdacht durch weiterführende Recherchen zu untermauern, obwohl ihm seit dem Ende der gestrigen Spätschicht laut Dienstplan drei Tage Freizeit zustehen. Früh morgens war er der erste, der die Staatsbibliothek betreten hatte, gerade war er vom Gasteig den Rosenheimer Berg am Deutschen Museum vorbei durch das Isartor ins Tal, dann über den Marienhof in die Ettstraße geradelt, denn er möchte sich mit Fach-Literatur zur deutschen Filmgeschichte versorgen.
Jetzt steht er vor einer jungen Verwaltungs-Angestellten im Archiv seines Dezernats und will, wenn vorhanden, bestimmte Dokumente über die BayernMediaGesellschaft AG (BMG) einsehen, die jenes große b.s.e.-Filmprojekt produziert, in dem Georg Goetz die Hauptrolle übernommen hatte, nur wenige Wochen bevor er gestern Nacht unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Pimmell möchte seinem Chef ein fertiges Ermittlungs-Dossier mit allen in Frage kommenden Motiven und Verdachtsprofilen anbieten können, das dieser dann nur noch abzunicken und weiterzuleiten hätte. Und dazu gehören natürlich alle relevanten Betriebsinterna dieser BMG soweit sie mit dem Fall Goetz in Verbindung stehen könnten. Und deshalb muss er nun als erstes prüfen, ob gegen diese Firma womöglich in der Vergangenheit schon einmal Ermittlungen angestellt wurden.
Doch Pimmell wird mit seinem Anliegen von dieser jungen Verwaltungs-Angestellten ebenso prompt wie respektlos zurückgewiesen und darüber aufgeklärt, dass er sich sofort bei seinem Chef Hrdlala melden soll, der ihm laut jüngsten Erkenntnissen des hausinternen Flurfunks auch schon schlimme Prügel angedroht habe, sobald er ihn erwische.
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Und ich verstehe das Vergehen des Hradlalas nicht. Nur weil er der Chef vom Pimmell ist und am Handy nicht erreichbar war, kommt gleich am nächsten Tag einer aus Berlin?
Aber vielleicht klärt sich ja noch alles, bitte um weitere Teile!
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Verspüre ja sogar ich momentan diesen sogenannten leichten Kopfschmerz nach bis in die Morgenstunden durchwachter Nacht, dabei habe ich weder Schnaps getrunken noch allzu exzessiv geraucht und auch noch ordnungsgemäß die heilende Halbe Leitungswasser auf Ex zwischen das dritte und vierte sowie sechste und siebte Bier zur Elektrohydregulierung in den Körper gepresst. – Aber ich merke, ich schweife ab. Was war die Frage? Was wollS wissen, Frau Generalin? Warum der Beamtenanwärter Adi P. in der Filmszene ermittelt? Einfache Antwort: Macht er ja nicht. Er ermittelt ja nicht in der Filmszene, sondern informiert sich im Dezernat bloß, ob gegen den aktuellen Arbeitgeber des zu Tode gekommenen Schauspielers was vorliegt. Mehr dazu später. Jetzt kommt erst mal die nächste Folge, dann muss ich mir was zum Essen schießen. Freut mich übrigens, dass Sie als Expertin den Krimi da schön mitlesen und auch noch die Zeiten immer schön scharf im Auge behalten. Bis später
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Eine männliche Person wurde in einer nicht einsehbaren Ecke eines öffentlichen Schwimmbades tot aufgefunden. Die einzige für den Saunabetrieb verantwortliche noch anwesende Angestellte und mögliche Zeugin hatte sich geweigert genaue Angaben zur Sache abzugeben und sich auszuweisen, was die Kollegen von der Mordkommission auf ihren Migrationshintergrund schoben und einfach nicht als Verdachtsmoment zur Kenntnis nehmen wollten. Deshalb habe sich eben er um die Frau kümmern müssen. Schließlich sei Hrdlala telefonisch gestern Nacht nicht erreichbar gewesen. Als Hrdlala das hört, stöhnt er fast vor Wut und wird von Anna Zeltwirt aus dem Büro gedrängt, weil er Adolf Pimmell andernfalls wahrscheinlich geohrfeigt hätte. Pimmell fährt in seinen Ausführungen ungerührt fort und erklärt nun der Bürokraft, warum er getan hat, was getan werden musste.
Er hatte den Toten natürlich sofort erkannt und er hatte gewusst, wie übrigens jeder an Kultur und Filmkunst interessierte Mensch hätte wissen können, dass dieser Georg Goetz erst vor Kurzem eine sehr wichtige Rolle in einem sehr wichtigen Filmprojekt angenommen hatte. Die Kollegen vom Mord hätten das natürlich für nicht so wichtig gehalten und wussten noch nicht mal, dass dieser Film b.s.e. heißen soll und sehr umstritten ist. Es war also völlig klar, dass er die beiden Frauen persönlich zu befragen hatte nachdem sich die Kollegen geweigert hatten das zu tun, mit der Ausrede, der Tote habe offensichtlich keine direkten Angehörige mehr, sondern es gäbe nur zwei Frauen, die sich am Telefon in der Wohnung des Toten gemeldet hätten, und außerdem sei es fast Mitternacht und zu spät, um die Damen aus dem Bett zu klingeln, das hätte bis morgen Zeit gehabt. Auch das habe Pimmell also selbst erledigen müssen und auf diese Weise von den zwei Frauen bestätigt bekommen, was er bis dahin nur aus dem Feuilleton der SZ wusste.
Dass Pimmell nach der Befragung der beiden Damen seinen Ermittlungs-Bericht sofort in die für alle Dezernate des LKA zugängliche Datei des Zentralcomputers ihres Internatsbereiches eingab, sehe er als selbstverständlich an, schließlich hatten sich die beiden Frauen offen widersprochen, als er sie gefragt hatte, ob sie eine Erklärung für den Fundort der Leiche hätten, der nach menschlichem Ermessen nur als „ein Versteck“ bezeichnet werden kann. Anschließend hätten sich die beiden Damen vor seinen Augen auch noch heftig darüber gestritten, wer von ihnen als Lebensabschnittspartner Nummer eins in Frage komme und wären fast handgreiflich geworden, was er aber in seinem Bericht nur am Rande erwähnt habe, weil es für den Fall direkt keine Rolle spiele und er es vorgezogen hatte, die Wohnung zu verlassen, bevor er in offenbar länger schon schwelende persönliche Konflikte dieser Frauen mit hineingezogen worden wäre.
Alles in allem sei Pimmell jedoch vollauf zufrieden mit sich und seiner Leistung und auch jetzt überzeugt, richtig gehandelt zu haben, auch wenn der Chef nun so tue, als habe er einen Fehler gemacht, – wahrscheinlich aus gekränktem Narzissmus, wie Adolf Pimmell hinzufügt und daraufhin der Bürokraft freilich erklären muss, was gekränkter Narzissmus ist, und dass das nichts mit seinem Vornamen und nur bedingt mit dem Nationalsozialismus zu tun hat.
Pimmells Vortrag über den Begriff der narzistischen Kränkung wird jäh von Hrdlala unterbrochen, der mit der Praktikantin Anna Zeltwirt ins Büro zurückkommt und Pimmell barsch befiehlt, sofort den Mund zu halten, dieses Zimmer zu verlassen und weg, am besten sehr weit wegzugehen, sonst werfe er ihn nämlich eigenhändig aus dem Fenster. Ein Typ, wahrscheinlich von der Dienstaufsicht, habe sich gerade an der Pforte gemeldet, und er habe gute Lust dem Mann gleich hier und jetzt vorzuführen, zu welchen sagenhaften Leistungen so ein Überflieger wie Pimmell außer den gezeigten noch befähigt sei, und wie so ein Windbeutel, Haubentaucher, geistiger Tiefflieger landet, und wo, konkret, in welcher Tonne, in die er ihn ehrlich gesagt, am liebsten auch sofort treten würde, wenn das nicht verboten wäre. Pimmell nimmt sichtlich erschrocken Hrdlalas Beschimpfung als wirkliche Bedrohung seiner körperlichen Unversehrtheit ernst und verlässt ohne Widerrede das Büro wie befohlen. Kaum ist Pimmell hinter der Tür verschwunden wird angeklopft, offenbar ist es der erwartete Gast.
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Der Berliner stellt sich zuerst der Anna Zeltwirt, dann Hrdlala mit einem kurzen Händeschütteln und den Worten „Freut mich, gestatten, Schermann“ vor. Dann eröffnet er ohne Zeit zu verlieren seine Recherchen im Fall Hrdlala mit der nüchternen Erklärung, er habe – noch vor allen anderen Sorgen – mit dem Münchner Kollegen seit gestern Nacht ein echtes Problem – Helmut Hrdlala stutzt – er wisse nämlich nicht, wie sein Name richtig ausgesprochen werde, worauf Hrdlala spontan erwidert: „wie man ihn schreibt“, was Anna Zeltwirt ein kurzes, aber heftiges Lachen über ihren überraschend geistesgegenwärtigen Chef abringt.
Das wiederum gibt dem Münchner die Gelegenheit, die Situation aufzulockern, indem er sich Schermann mit den Worten vorstellt: „Ich heiße Helmut Hrdlala, das ist böhmisch und kann nicht mal ich selber richtig aussprechen. Mei Mutter sagt zu unserm Vater immer nur Herr Lala oder du Esel. Meine Freunde nennen mich Arschloch, manchmal Helmut, oft auch beides. Feinde habe ich keine.“ Um dann mit charmanter Unschuldsmiene hinzuzufügen: „Oder sie verstecken sich vor mir.“
Mit seiner lässigen Bemerkung, flankiert von einem breiten Grinsen, glaubt Hrdlala dem forschen Schermann das Heft des Handelns wieder entrissen zu haben. Der erwidert das Lächeln. Offenbar hat er es mit einem lustigen Vogel zu tun. Und da diese Bayern offensichtlich glauben, den Humor gerade neu erfinden zu müssen, will der Mann aus Berlin jetzt nicht als so genannte Spaßbremse gelten und erlaubt sich seinerseits einen kleinen Scherz, der freilich nicht so gut ankommt. Er sagt nämlich in gespielter Höflichkeit, dass er sich freue, dass die Stimmung und das Betriebsklima in dieser Abteilung ausgezeichnet sei und hoffe, dass auch eine gewisse Kara Abdul Spaß verstehe nach – und dann schaut er auf die Uhr – jetzt mehr als zehn Stunden Versteckspiel in ihrer Zelle.
Statt Lachern erntet Schermann eisiges Schweigen und fragende Blicke. Deshalb legt er noch einen Witz drauf und fügt nun auch noch mit gespieltem Ernst hinzu, dass er natürlich davon ausgehe, dass die Dame inzwischen wenigstens ein gutes Frühstück bekommen habe oder – wie sie in München wohl sagen würden – eine gescheite Brotzeit, was die plötzliche Beklemmung in den Gesichtern Hrdlalas und der Zeltwirt nur verschlimmert und die Praktikantin zu der ebenso spontan wie offen und ehrlich aus ihr heraus brechenden Antwort verleitet, das glaube sie eher nicht – und zu der freilich in dieser Situation auch völlig unangebrachten Klarstellung, man sei hier schließlich kein Hotel, und auch die Polizei müsse sparen.
Schermann merkt, was er mit seinen Bemerkungen angerichtet hat. Um seine nun doch sehr verschreckt wirkenden Kollegen hier in München nicht weiter unnötig zu strapazieren und in Sachen Schlagfertigkeit dazu noch überlegen zu punkten, erläutert er gelassen, er habe sich nur einen Scherz erlauben wollen, aber offenbar hätten die Kollegen tatsächlich ein Problem. Dazu wolle er eines klar und deutlich vorausschicken: Er sei nicht hier, um ihnen wegen ihrer Probleme Scherereien zu machen, sondern um sie in den Griff zu kriegen und aus der Welt zu schaffen. Und er meine die Probleme, selbstverständlich. Und dann lächelt der in Psycholinguistik und persuasiven Kommunikationstechniken trainierte Experte, weil er weiß, dass er die erste Runde dieser Begegnung ganz souverän für sich entscheiden konnte.
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Ruth.
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Aber, nachdem ja immerhin Sie konzentriert bei der Sache sind, wird nun also sofort fortgesetzt. Momenterl.
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Ihre durchaus einem Star-Modell Ehre machende Figur im Arbeits-Kittel einer Putzkraft des Münchner Nordbades verhüllend und das offensichtlich prächtige Haar von einem bunten turbanartig geschlungenen Kopftuch gebändigt, scheint dieses Opfer polizeilicher Willkür vor Zorn zu beben, aber auch überzeugt, dass es das Beste sei, das staatliche Prozedere lieber geduldig zu ertragen, als durch ein unnötiges falsches Wort zur falschen Zeit womöglich die Ausländerbehörde auf den Plan zu rufen. Auf dem Tisch vor ihr liegt ein flaches Aufnahmegerät. Es sieht so aus, als sollte Kara Abdul vernommen werden.
Tatsächlich haben Schermann und Hrdlala jedoch eine andere Vorgehensweise vereinbart. Anstatt die Zeugin zu den Vorfällen der gestrigen Nacht zu befragen, will man sie offenbar nur so schnell wie möglich los werden – und zwar ohne, dass die Frau auf die Idee kommen könnte, wegen einer wahrscheinlich widerrechtlichen Verhaftung aufgrund polizeilicher Dienstvergehen den Rechtsweg zu beschreiten.
Die Vernehmung verläuft durchaus kurios, da nicht nur die beiden Polizei-Beamten das Problem haben, ein Thema ansprechen und zugleich verschweigen zu müssen, von dem sie annehmen, dass es dem Gegenüber bekannt ist, sondern weil auch die unrechtmäßig eine halbe Nacht lang ihrer Freiheit beraubte Kara Abdul genau weiß, dass es sehr wohl einen Grund gäbe, sie festzunehmen, der jedoch nicht im Zuständigkeitsbereich dieser beiden Herren liegt, sondern dem der Einwanderungsbehörden und des Gewerbeaufsichtsamtes, was wiederum Hrdlala und Schermann wissen, denn sonst hätte sich diese unbeugsam erscheinende Afrikanerin das ihr angetane Unrecht sicher nicht widerspruchslos gefallen lassen und sich längst und nicht erst bei ihnen lautstark beschwert.
Aber die Frau lässt geduldig diese wie es scheint nicht zum ersten Mal erfahrene behördliche Demütigung ihres freilich ungebrochenen Stolzes über sich ergehen.
Kurzum: Ohne offen darüber sprechen zu müssen, kommen die drei einvernehmlich zu dem Ergebnis, dass die Frau, die Abdul Kara oder Kara Abdul oder wie auch immer heißen mag ohne erkennungsdienstliche Feststellung ihrer Identität, Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis von den beiden Beamten höflich und charmant aus der Obhut des Münchner Polizeipräsidiums komplimentiert werden kann.
Ein erster komischer Höhepunkt der Vernehmung ist Schermanns einerseits professionelle, andererseits in dieser Situation geradezu verräterisch wirkende Unterbrechung der Tonband-Aufnahme nachdem Hrdlala schon mit seinen ersten wie er glaubt belanglosen Fragen zur Person Gefahr läuft, möglicherweise gerichtsverwertbare Beweise zu artikulieren, die auf Band dokumentiert möglicherweise gegen sie verwendet werden könnten.
Der von beiden Seiten anschließend ebenso wortreich wie still vereinbarte Deal mündet schließlich in der Pointe, dass sich die stolze Migrantin, nachdem ihr gesagt wurde, dass sie gehen könne, und sie sich sicher ist, dass ihr von diesen beiden Polizisten keine Gefahr droht, die sarkastische Frage erlaubt, wo sie unterschreiben müsse, worauf ihr Hrdlala ebenso sarkastisch und hintersinnig versichert, sie müsse nichts unterschreiben, denn sie sei doch ein freier Mensch und unbescholtene Bürgerin, und das in einem freien Land, in dem niemand zu nichts gezwungen werden dürfe.
So wird Kara Abdul also vor dem Foyer des Münchner Polizeipräsidiums nach ihrer Vernehmung in den gemächlichen Fußgängerstrom der Zufahrtsstraßen und Gassen des so genannten Quartiers der Fünf Höfe, von Schermann und Hrdlala ein Stück weit begleitet, entlassen. Damit scheint die zivilrechtlich relevante Kuh vom Eis, wie Schermann mit Blick auf die Afrikanerin feststellt, die gerade in eine der teuren Einkaufspassagen eintaucht und verschwindet. Bleibt noch zu klären, wie man den Verstoß des Polizeirechts behandelt. Doch deshalb werde man diese wohl nicht nur irrtümlich als tatverdächtige Zeugin verhaftete Schönheit besser nicht weiter belästigen, wie Schermann dem erleichtert wirkenden Hrdlala versichert. Sein neuer Partner versteht den Wink und erklärt, dass er sich für seinen jungen Mitarbeiter Pimmell schon eine passende Maßnahme als Belohnung ausgedacht habe.
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Der seit Ende der 80er Jahre mit enormer krimineller Energie von Haiders Buberl-Partie und ihren Freunden aus der deutsch-liechtensteinischen Banken-Szene zur inzwischen sechstgrößten Bank Österreichs ausgebaute Selbstbedienungsladen prominenter Prototfaschisten, schwerreicher Steuerhinterzieher aus Leidenschaft und dem schlimmsten Abschaum an katholisch-mafiotischem Gesindel von hier bis zum Ural, den die Welt seit den Tagen der SS gesehen hat, steht einen Zentimeter vor der Zahlungsfähigkeit und also sofortigen Einstellung ihres Geschäftsbetriebes, was mir hier in München an und für sich total egal sein könnte, wenn im Sommer 2007 nicht die Bayerische Landesbank in einer jetzt schon durchaus das Adjektiv kriminell verdienenden Nacht- und Nebelaktion 67 Prozent dieses damals schon vor dem Bankrott stehenden Ladens übernommen hätte und jetzt also auch für an die 300 „faule“ Milliarden gerade stehen soll, deren Akkumulation sich diese ehrenwerte Gesellschaft der Haiders, Grassers, Stoibers, Schmidts, Berlins, Kulterers und wie die Herrschaften eben alle heißen zur Aufbesserung ihrer famosen Karrieren eben mal so geleistet hat – weil sie eben eine ehrenwerte Gesellschaft und eben Herrschaften sind, nicht wahr. Die Antwort auf die spannende Frage, wer die am Monatsende fälligen zwei Milliarden zahlt, wird übrigens auch deshalb sehr lustig ausfallen, weil alle die dafür in Frage kommen, also das Bundesland Kärnten, die Republik Österreich und eben auch unser feiner Freistaat Bayern inzwischen so klamm sind und von ihren Finanzdienstleistern neuen Typs derart ausgeplündert wurden, dass sie inzwischen nicht mal mehr diese an und für sich läppischen am Monatsende fälligen zwei Milliarden aus eigenen Beständen zusammenkratzen können.
Alles weitere, insbesonders die schönen Reden von Ministern und Vorständen und Aufsichtsräten entnehmen Sie bitte der Tages- und Wochenpresse und – glauben bitte kein Wort der verrückten Ausreden und glatten Lügen, das dieses erbärmliche Gesindel in die Welt setzen wird, um sich einmal mehr auf Kosten und zu Lasten eines öffentlichen Haushalts aus einer Affäre zu ziehen, die sich schlicht und und einfach Staatskriminalität schreibt.
* Optimisten gehen von 500 Millionen Euro weniger aus, die den Geschäftsführern der Bank zur Darstellung der Jahresbilanz 2009 momentan noch fehlen und binnen drei Wochen aufgebracht werden müssen, aber ebenso wahrscheinlich ist, es, dass seit gestern pro Tag an die zehn Millionen mehr als im worstcase-scenario veranschlagt nachgeschossen werden müssen (Tendenz um so rasanter steigend je dringlicher alle Beteiligten von den Rating-Agenturen zur Problem-"Lösung" aufgerufen werden, haha) und die Finanzierung des lichterloh brennenden Kreditportfolios dieses sagenhaften Schuldenhaufens bis zum Stichtag am 31. 12. summa summarum am Ende dann mit an die 2,3 Milliarden zu Buche schlagen wird – wem auch immer, und wer auch immer dann dieser Dumme sein wird, der den aktuell fälligen Jahresverlust des "Unternehmens Aufschwung Ost-Südost" unserer freiheitlichen Herrenreiter zu berappen hat. Von den gesamten Kosten dieser Art Bandenkriminalität in Anzug und Krawatte, natürlich ohne Skrupel aber mit dem Segen von Frettchen Ratzinger ganz zu Schweigen.
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Hrdlala merkt sofort, dass Schermann mit dieser Anspielung auf seine Abwesenheit während der Dienstzeit abzielt. Um dem Thema auszuweichen, stellt er sich naiv. Er glaube, dass er sich wegen dieser aus Versehen eingeleiteten Ermittlung keine Sorgen machen müsse, es sei denn, Schermann habe ihn angelogen und sei tatsächlich von der Dienstaufsicht, dann sei ohnehin alles egal, er könne ihm dann nur dazu gratulieren, ihn sauber hinters Licht geführt zu haben, aber davon gehe er nicht aus. Schermann lacht und gesteht, er habe zwar von den sonderbaren Sitten der bayerischen Polizei schon Einiges gehört, aber es wundere ihn doch, dass einer wie Hrdlala nicht längst Streife laufe, sondern sogar Abteilungen leiten dürfe. Hrdlala lacht ebenfalls und erläutert ironisch, man nenne es Sportskameradschaft, Amigo.
Dann setzt er sich eine dunkle Sonnenbrille auf und kommt wieder auf das von Schermann erwähnte Problem zurück, das in seinen Augen freilich kein sehr großes zu sein scheint. Er müsse eigentlich nur auf den forensischen Bericht der Pathologen der Uni-Klinik warten, da die Obduktion der Leiche sicher eine plausible Todesursache ans Licht bringen werde. Damit wäre dann auch die Ermittlung abgeschlossen und der Fall sei sowohl für die Staatsanwaltschaft, als auch für sie beide erledigt. Schermann entgeht nicht, dass ihn Hrdlala ablenken will, und er lässt nicht locker. Zustimmung signalisierend zeigt er sich vollauf zufrieden mit Hrdlalas Antwort und bestätigt dessen Einschätzung, dann freilich greift auch er zu seiner Sonnenbrille, poliert sie bevor er sie aufsetzt und weist Hrdlala währenddessen mit gleichgültiger Miene und wie nebenbei darauf hin, dass der Fall mit dem Obduktionsbericht freilich auch nicht abgeschlossen sein könnte. Schließlich gebe es noch die Anzeige wegen Mordes und Pimmells aktenkundig eingetragene Feststellung, dass der Fundort der Leiche einem Versteck gleiche.
Hrdlala erkennt, dass ihm Schermann nun offenbar ernsthaft auf den Zahn fühlen will und gibt vor, nicht zu verstehen, was ihm der Berliner damit sagen wolle, schließlich sei es doch klar, dass Pimmells Bericht völliger Unsinn und jenes vermeintliche „Versteck“ nur aus der Luft gegriffenes Gerede sei, das niemand ernst nehmen könne. Auch in diesem Punkt gibt Schermann Hrdlala zuerst recht, doch nur, um dann gezielt auf den für ihn wichtigen Kern der Sache zu kommen, nämlich den Umstand, dass in den amtlichen Unterlagen der Polizeibehörden des Freistaates Bayern seit gestern ein ungeklärter Todesfall in direktem Zusammenhang mit dem Begriff BSE stehe, und ob Hrdlala denn nicht fürchte, dass das Folgen nach sich ziehen könnte, die weit über den Rahmen polizeilicher Ermittlungen hinausgehen?
Mit dieser direkten Frage glaubt Schermann Hrdlala aus der Reserve locken zu können. Inzwischen stehen die beiden nach ihrem kleinen Spaziergang wieder vor den eisernen Toren des Polizeipräsidiums und Helmut Hrdlala gibt sich immer noch naiv. Er will an eine mögliche Brisanz des Falles wegen BSE – und damit meine Schermann doch diesen gerade im ganzen Land grassierenden Rinderwahnsinn – noch gar nicht gedacht haben. Für Hrdlala sei der von Pimmell in die Welt gesetzte Verdacht, der Tod des Schauspielers hänge mit diesem Filmprojekt b.s.e. eines offenbar übergeschnappten Schriftstellers zusammen, schon hanebüchen genug. Dass der Mann womöglich an einer Überdosis Rouladen krepiert sein könnte, sei doch nicht nur abwegig, sondern eine total absurde Idee.
Obwohl die beiden Beamten ihr Gespräch wie eine lockere Unterhaltung führen, scheint zumindest Schermann deutlich zu spüren, dass Hrdlala zumindest was dieses Filmprojekt b.s.e. angeht, etwas zu verbergen hat, sonst hätte er die hanebüchene Idee und auch das Wort Absurdität vorhin nicht so sehr betont. Auch Hrdlala ahnt, dass er sich soeben selbst verraten haben könnte. Und bevor ihm Schermann zuvor kommen kann, ergreift er die Initiative.
Hrdlala nimmt die Sonnebrille ab, schlägt vor, hinauf in sein Büro zu gehen und konfrontiert den Berliner dann unvermittelt mit der Frage, ob es nicht an der Zeit sei dieses komische Spielchen zu beenden und endlich klar zu sagen, was er eigentlich von ihm wissen wolle?
Schermann ist von dieser plötzlichen Wendung ihres Gesprächs nicht überrascht. Er bleibt stehen, nimmt ebenfalls die Sonnenbrille ab und schüttelt gelangweilt den Kopf. Er hat damit gerechnet, dass Hrdlala auf seine völlig grundlose Bereitschaft, ihm aus der Bedrouille zu helfen, mit Misstrauen reagieren müsse. Jetzt scheint der richtige Zeitpunkt, mit dem Mann Klartext zu reden und zur Sache zu kommen. Doch bevor Schermann erläutern kann, wieso er von dem Münchner wissen muss, wie es zur Verhaftung der Abdul kommen konnte und warum, klingelt Hrdlalas Handy.
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Auch scheint mir, dass sich der Herr Pimmell in der Szene, in der er der Bürokraft erklärt, wieso er sich so verhalten hat, nicht gegenüber der Bürokraft, sondern mir als Leser rechtfertigt, weil er vielleicht weiß, dass die Logik ein bisschen erklärungsbedürftig ist.
Aber ansonsten sehr lustig, vor allem die Überdosis Rouladen.
Gruß, Ruth
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Zur Sache: Stimmt. Genau so war es beabsichtigt und soll es sein. Wie früher – vor dem big psychological turn – sollen Sie sich in diesen komischen Ermittler hineindenken und sich vorstellen, was diesen Hrdlala dazu bewegt, sich zu verhalten wie er sich eben verhält. In der von Ihnen zitierten Passage, weiß er beispielsweise tatsächlich nicht, was er diesem Typen, der ihm über Nacht vor die Nase gesetzt wird, sagen soll – schlicht und ergreifend, weil er Schiss hat, warum auch immer disziplinarisch belangt zu werden oder Ärgeres über die Rübe gezogen zu bekommen. Gründe hätte er genug. Wie Sie ja aus den vorangegangenen Szenen wissen ist sein Standing bei den Kollegen nicht das Beste und hat er aus bislang ungeklärten Gründen – euphemistisch gesagt – seine Dienstpflicht nicht wahrgenommen, während ein ihm weisungspflichtiger Mitarbeiter seiner Abteilung sozusagen auf eigene Faust eine (es galt auch bei afrikanischen Putzkräften die Unschuldsvermutung sowie Grundgesetz sowie bürgerliches Straf-, Zivil- und Menschenrecht, auch im Bayern des Jahres 2001!) unbescholtene Bürgerin unbefugt als Zeugin und Tatverdächtige stundenlang im Knast schmoren ließ. Allein deshalb müsste ihn der Dr. Schermann - ginge es in bayerischen und/oder deutschen Polizeibehörden und Kriminalämtern korrekt und mit rechten Dingen zu – unverzüglich aus dem Verkehr ziehen. Macht er aber nicht. Oder noch nicht. Warum? Braucht er womöglich nach den vorliegenden Indizien noch ein diesbezügliche Aussage als schlagenden Beweis, um mit so einem Münchner Abteilungsleiter ganz kurzen Prozess zu machen? Oder stimmt womöglich, was dieser "Kollege" aus Berlin dem "Arschloch" Hrdlala (Sie erinnern sich: "Meine Freunde nennen mich ... Arschloch. Feinde habe ich keine...") versichert hat? Nämlich ihm helfen zu wollen, das von Pimmell in die Welt gesetzte Problem wieder aus der Welt zu schaffen; und wenn ja, wie? Fragen über Fragen! Und sicher. Selbstverständlich hat dieser Münchner Ermittler einen ganz dicken Hund im Keller, den er verbergen muss, sonst ist es aus mit ihm – und wäre dieser Episodenroman kein Krimi, sondern bloß irgendein Schwank aus irgendeiner Angestelltenwelt, in deren Büros es ja bekanntlich auch schlagartig zu ganz seltsamen kommunikativen Kapriolen kommt, wenn es heißt: "Überraschung! Der Mann von der Unternehmensberatung (oder sagen wir halt vom Finanzamt) ist da und will mal kurz in die Bücher schauen und sehen wie effektiv wir sind." Aber das wäre jetzt eine andere Geschichte. In der hier erzählten geht es ja tatsächlich um "Mord". Womit ich bei dem Beamtenanwärter Adolf Pimmell und also der literarischen Form dieses Krimis wäre. Eigentlich wollte ich das nicht vorausschickend erzählen, sondern solange offen lassen, bis es nach entsprechenden Andeutungen im Text auch der letzte Leser selber gemerkt hat, aber sei´s drum, ist ja nur meine private Autorenambition und eigentlich ganz unwichtig, deshalb kann ich das ja jetzt schon verraten: Erzählt wird nämlich vermittels einer angestrebten Synthese aus drehbuchartigem Film-Exposé und sozusagen normaler Prosa. Ich tu also so, als wäre der Leser einerseits jemand, dem ich die ihm völlig unbekannte Geschichte eines "Verbrechens" erzähle, andererseits ein Regisseur, der solche Geschichten aus Erfahrung kennt, weil er beispielsweise schon ein paar Tatorte inszeniert und zig Filmdrehbücher gelesen hat und also weiß, wo der Bartl den Most holt bzw. der Autor die Plotpoints hinsetzt, um das seit 1974 auf so blöde Plotpoints programmierte Publikum nicht zu verstören, sondern bei der Stange zu halten. Die von Ihnen monierte Passage, in der der Beamtenanwärter im Büro einer kleinen Schreibkraft, die das wahrscheinlich nicht im geringsten interessiert, weil sie ihn – völlig d´accord mit ihrem Chef Hrdlala – für a bissi blöd hält, groß und breit erklärt, welche Heldentaten er sich gerade aus seiner Sicht geleistet hat, war sozusagen mein Versuch, diesem mich seit Jahren nur noch langweilenden und m. E. total nervenden Plotpoint-Geschreibsel unserer hiesigen schreibschulendebilisierten Erfolgs-Dilettanten, mal was anderes entgegen zu halten.
Einerseits schön, andererseits freilich auch irgendwie schade, dass Ihnen das aufgefallen ist, Frau Leuwerik, denn mit diesem Ausritt in die dramaturgischen Gefilde habe ich sicher mehr als die Hälfte der Premiumleser wahrscheinlich erst mal sauber abgeschreckt anstatt die natürliche Neugier zu verstärken, trotz aller Schachtelsätze, unvermittelten thematischen Sprünge und komischen Ambiguitäten von wegen BSE und b.s.e. und –
Hallo? Hört noch jemand zu? Ist da überhaupt noch wer? Frau Leuwerik? Grandmaster?
Ach, egal. Krieg ja eh kein Geld dafür. Geht doch mich nichts an, warum die Premiumleserschaft das jetzt weiterlesen wird, oder auch nicht... – Wie auch immer. Fortsetzung folgt
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Hrdlala bittet den wartenden Schermann mit einer stummen Geste um Geduld und bestätigt dem Anrufer, dass er verstanden habe und schon unterwegs sei.
Mit der Ankündigung, nach seinem unaufschiebbaren Rapport bei der Staatsanwaltschaft das Gespräch mit ihm fortsetzen zu wollen, entschuldigt sich Hrdlala bei Schermann und macht sich auf den Weg in den Justizpalast. Schermann solle sich von Anna Zeltwirt, die noch oben im Büro sei, den Weg zum Café Rossinger in der Nähe des Rindermarktes zeigen lassen und dort auf ihn warten; er hoffe, es werde nicht lange dauern.
Das freundliche Angebot des Staatsanwalts, doch bitte Platz zu nehmen, hatte Hrdlala nach Betreten des akkurat aufgeräumten Empfangszimmers höflich dankend abgelehnt. Er stehe lieber, hatte Hrdlala dem Juristen gesagt, und außerdem könne doch, was ihm die Staatsanwaltschaft im Fall Georg Goetz Neues mitzuteilen habe, auch nicht sehr lange dauern. In den paar Stunden, seit Beginn der Ermittlungen, dürfe doch nicht allzu viel passiert sein, oder?
Da irre sich der Herr Hrdlala aber gewaltig, hatte daraufhin der Staatsanwalt dem Abteilungsleiter gesagt, denn es sei eine ganze Menge passiert. Allerdings werde er sich und ihm die Einzelheiten ersparen und sofort zur Sache kommen. Hrdlala solle im Folgenden bitte genau zuhören, denn er habe nicht vor, was er ihm jetzt zu sagen habe zweimal zu sagen.
Bevor Hrdlala noch etwas sagen kann, legt der Staatsanwalt in gewohnt direkter Rede, freilich auch in einer für einen Rechtspfleger recht ungewohnt beredten Offenheit los: Alkohol- und Drogenrückstände in der Leiche eines prominenten Schauspielers, der mit fast 70 seinen letzten Saunagang nicht überlebt, lassen sich nach Schema F erklären. Unbekannte biochemische Substanzen, von denen man nur weiß, dass sie hochtoxisch wirken, sind dagegen ein Problem, das sich nicht in komplexes Fachchinesisch auflösen oder mit der juristischen Wunderwaffe eines fehlenden öffentlichen Interesses ohne justiziable Widerhaken unterschlagen lässt. Nicht zuletzt, weil die gesamte deutsche Veterinärmedizin seit Wochen fieberhaft an diesen rätselhaften biochemischen Substanzen interessiert ist – und deshalb eine Kopie des forensischen Berichts der Obduktion des toten Georg Goetz aus der Pathologie der Uniklinik München per Eilbote an das daran angeschlossene veterinär-medizinische Institut der Fraunhofer-Gesellschaft weitergeleitet wurde, um den vorläufig nicht eindeutig definierbaren Befund durch genauere Analysen mit jenen aus Rinderhirnen abzugleichen.
Als Hrdlala das aus dem Munde des Staatsanwaltes hört, wird ihm plötzlich übel. Und als er dazu noch von ihm erfährt, dass die Pathologen der Uniklinik die von der Polizei gelieferte Leiche – übrigens noch in der Nacht und in Sonderschicht bis in die frühen Morgenstunden – deshalb so gründlich auf mögliche biochemische Intoxikationen durch so genannte Prionen untersuchten, weil in einem per Express nachgereichten Begleitschreiben der Abteilung Spurensicherung/Tatortprofile, unterzeichnet von Adolf Pimmell und mit dem Vermerk dringlich versehen, besonders darauf hingewiesen wurde, dass der zu examinierende Tote beruflich in einem nicht näher bezeichneten b.s.e.-Projekt mitwirken sollte, b.s.e. zweimal rot unterstrichen, verspürt Hrdlala den plötzlich sehr starken Wunsch, seinen jungen Mitarbeiter so bald wie möglich wieder zu sehen, ihn zu verprügeln und dann umzubringen.
Denn so wie die Dinge stehen, muss Hrdlala damit rechnen, dass ihm dieser Staatsanwalt in der nächsten Minute ein Verfahren über die Rübe ziehen wird, aus dem er sich am Ende nur noch auf dem Zahnfleisch nackt im Wind wie der letzte Depp in eine hinterste Ecke verkriechen und dort eingraben lassen kann.
Hrdlala lässt sich freilich weder seine Wut noch seine schlimmsten Befürchtungen anmerken, sondern gibt sich gelassen und ruhig. Sichtlich nervös und unruhig wird er erst, als ihm der Staatsanwalt mitteilt, dass es jetzt also seine Aufgabe sei, diesen Sachverhalt zu klären, da die Staatsanwaltschaft von nun an weder mit diesem Mordfall zu tun haben, noch etwas von diesem Mordfall wissen wolle. Punkt!
Mit dieser Wendung hatte Helmut Hrdlala nicht gerechnet.
Heißt das, er soll den Fall übernehmen?
Ob Herr Hrdlala ihm überhaupt zugehört habe, will der Staatsanwalt wissen, denn Helmut Hrdlala wirkt etwas irritiert. Ob er verstehe, was er ihm damit sagen wolle? Hrdlala wirkt immer noch irritiert, aber langsam kapiert er, was ihm hier mitgeteilt werden soll.
Es gibt offiziell noch keine Ermittlungen in einem „Mordfall“ Georg Goetz, sondern nur Adolf Pimmells eigenmächtige Interpretation der noch völlig ungeklärten Lebensumstände eines offenbar angetrunken und unter Drogeneinfluss nackt in einer dunklen Ecke einer Sauna wie auch immer gestorbenen Publikumslieblings. Und es gibt diesen gerichtsmedizinischen Befund einer möglichen BSE-Intoxikation, der nun nicht mehr aus der Welt zu schaffen sei, den der Staatsanwalt im Moment jedoch außen vor lassen möchte, weil er später ohnehin noch gesondert auf dieses Thema zurückkommen müsse.
Jetzt gehe es dem Staatsanwalt darum, ihm zu erklären, dass es für ihn das Beste sei, er würde sehr rasch herausfinden, dass Georg Goetz erstens nicht durch äußere Gewalteinwirkung oder ähnlich Aufsehen Erregendes ums Leben kam, sondern dass der beliebte, unter anderem mit dem bayerischen Verdienstorden ausgezeichnete Mime nachweisbar eines natürlichen Todes starb, der zweitens freilich auf eine ganz tragische Weise eingetreten sei, die drittens zum Anlass bösartiger Spekulationen genommen wurde, die sich freilich alle im Zuge einer ordentlichen polizeilichen Ermittlung als völlig grundlos herausgestellt hätten beziehungsweise herausstellen werden, hoffentlich, denn diese ordentliche polizeiliche Ermittlung stehe ja noch aus, wie der Staatsanwalt präzisiert.
Hrdlala schaut immer noch irritiert. Nochmal: Heißt das jetzt wirklich, dass er, anstatt böse kujoniert zu werden, die Leitung der Ermittlung übernehmen soll?
Und als ob der Staatsanwalt Hrdlalas Gedanken erraten hätte, spricht er ihn auf exakt die Probleme an, die sich aus den erwähnten Punkten zwei und drei ergeben: Wie bitte soll Hrdlala als Leiter der Abteilung Spurensicherung die Anzeige dieses Schriftstellers wieder aus der Welt schaffen, der diesen Bernhard Finder beschuldigt, den Schauspieler umgebracht zu haben? Diese Anzeige fällt in die Zuständigkeit des Morddezernats beziehungsweise nun also der Staatsanwaltschaft, und er als leitender Oberkommissar ist nicht befugt, sich in deren Angelegenheiten einzumischen, sondern in allen Ermittlungsbereichen aller Inspektionen und richterlichen Stellen an deren Weisungen gebunden. Er darf folglich diesen Fall überhaupt nicht übernehmen und die eingeleitete Ermittlung so wie es dieser Staatsanwalt von ihm verlangt ordentlich und ohne jemanden zu stören zu Ende führen.
Doch noch ehe Hrdlala seinem Gegenüber diesen Zusammenhang klar machen kann, schafft ihn dieser Jurist sozusagen aus dem Handgelenk aus der Welt.
Der Staatsanwalt überreicht Hrdlala ein Schriftstück und teilt ihm kurz und bündig mit, dass er mit Übergabe dieser Urkunde in den Rang eines Hauptkommissars befördert worden sei. Die Beförderung sei auf den Ersten Ersten des vergangenen Monats datiert und mit diesem Tag auch rechtswirksam in Kraft getreten. Entsprechende Änderungen in den Unterlagen der Personalverwaltung und der für die Beamtenversorgung zuständigen Amtskassen wären vorgenommen und auf unbürokratische Weise erledigt. Wenn man ihn fragen sollte, so fährt der Staatsanwalt Hrdlalas erstauntes Gesicht kommentierend fort, dann könnte er erklären, dass er diese zugegeben überraschende Neuigkeit aus Bescheidenheit, Scheu oder irgendeiner anderen charakterlichen Eigenart bis dato nicht an die große Glocke gehängt habe, um unter den Kollegen nicht unnötigen Neid oder Missgunst hervorzurufen, als herzloser Karrierist zu gelten oder Ähnliches. Dies sei seine persönliche Meinung, der sich Hrdlala freilich nicht verpflichtet fühlen müsse. Sozusagen verbindlich sei freilich der nächste Punkt, über den er ihn nun zu unterrichten habe.
Er habe doch den Kollegen Dr. Schermann schon kennen gelernt. Wie er wisse, sei der Mann ein Mitarbeiter des BKA und zwar auf Fragen interner wie externer Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der inneren Sicherheit spezialisiert, jedoch auch kommissarisch bevollmächtigt, deshalb habe dieser Schermann im übrigen auch bei der Vernehmung der Kara Abdul mitwirken können, das sei alles juristisch einwandfrei gelaufen, wie er nur nebenbei erwähnen wolle. Was Hrdlala jedoch nicht wisse, und worüber er nun hier und jetzt unter dem Siegel der Verschwiegenheit in Kenntnis gesetzt werde, sei die Tatsache, dass der Generalstaatsanwalt beschlossen habe, Dr. Schermann mit dem heutigen Tag in die Ermittlungen im Fall Georg Goetz einzubinden und dem Herrn Hrdlala sozusagen als gleich berechtigten Kollegen und Partner zur Seite zu stellen, da sich Schermann mit dem Problem-Komplex BSE schon seit Monaten intensiv beschäftige. Dieser Beschluss sei zwar in Abstimmung mit den jeweiligen Abteilungen und Gremien getroffen worden, ist jedoch als eine inoffizielle Maßnahme zu betrachten und auch so zu behandeln, das heißt, es gelte strikte Diskretion einzuhalten. Nach außen hin werde ihn Dr. Schermann in seiner Funktion als Lehrbeauftragter der Hochschule der Bundeswehr in den kommenden Wochen sozusagen als teilnehmender Beobachter bei der Bearbeitung des Falles Goetz begleiten und beraten. Einzelheiten könne Hrdlala mit dem Berliner Kollegen selbst erörtern, mit dem er offen – und nach seiner Beförderung sozusagen auch auf gleicher Augenhöhe – über alles, was den Fall und auch den BSE-Komplex betrifft sprechen könne.
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Wir werden das Geld nicht auftreiben können, meine Herren. Jetzt ist es an Ihnen, unsere Nazion vor „Höherer Gewalt“ zu schützen. Wir schlagen vor, dass Sie Ihren Lesern und Zuschauern Folgendes als Ergebnis unserer Bemühungen zur Kenntnis bringen, damit die ein Problem haben, das uns Gelegenheit gibt, sie auch weiterhin in Ihrem und auch im wohlverstandenen Interesse Ihrer Hausbank zu regieren, ohne unpratiotische Fragen gestellt zu bekommen. Lassen Sie Ihre Redakteure und Leitartikler in die morgigen Ausgaben Ihrer Zeitungen also mitteilen, dass wir „zur Rettung“ der HGAA, nein, lassen Sie schreiben, dass angesichts einer ernsten Bedrohung unserer Wirtschaft, die gerade auf gutem Wege ist, dank der umsichtigen Leistung der und so weiter und so fort wir uns gezwungen sehen, einschneidende strukturelle und personelle Veränderungen vorzunehmen. So wird sich die HGAA von einigen Geschäfts-Bereichen und verlustbringenden Teilen ihres Auslandsgeschäfts insbesonders in Südost-Europa trennen und dem entsprechend zwei Drittel der dort beschäftigten Mitarbeiter entlassen müssen, um das an sich gesunde Inlandsgeschäft des an sich tadellos geführten Unternehmens noch erfolgreicher als bisher weiter führen zu können und so weiter und so fort. Dr Kemmer und Minister Fahrenschon haben versichert, dass sich in dieser Frage auch die Bayern LB bewegen und ihren Teil zur Lösung beitragen wird und also weit reichende Strukturmaßnahmen auch im Freistaat angekündigt: Schreiben Sie also, dass es an die zwei Tausend sein werden, die zur zwingend erforderlicher Einsparung von unnötigen Kosten, zusätzlich zu den bislang geplanten Sanierungsmaßnahmen in der LB an die Luft gesetzt werden, und lassen Sie das dann von Ihrem Herrn Beise oder Ihrem Piper oder einem anderen Lakai wie üblich mit dem Hinweis kommentieren, dass das einfach so sein muss, auch wenn es für Außenstehende schwer zu verstehen ist, oder gerade deshalb, Punkt. Und so weiter und so fort.
Und unter uns, meine Herren, damit das klar ist: Wenn wir die – was Sie wie gesagt bitte heute Abend noch als Meldung verbreiten – paar Tausend Stellen streichen bringt uns das in der Frage, woher wir das Geld für die bis 31. 12. fällige Verzinsung der Verbindlichkeiten der HGAA nehmen sollen, natürlich keinen Schritt weiter, aber wir können wenigstens den Anschein erwecken als ob unsere Verhandlungen zu einem tragfähigen Ergebnis geführt hätten und – nota bene auch unseren und Ihren Kollegen im Ausland gegenüber – juristisch unanfechtbar behaupten, es müsse niemand dieses Geld abschreiben bzw. als Verlust in seiner Jahresquartalsendabrechnung bilanzieren, was Sie Herr Verleger und Ihre Hausbank vor der Verlegenheit bewahrt, na Sie wissen schon, und wenn nicht, lassen Sie sich von Ihrem Prof. Sinn oder unserem Joe darüber aufklären, wie tief auch Sie, ja auch Sie persönlich Herr Dr. Hubsi mit in diesem Scheißhaufen von rechts der Isar bis runter zum Schwarzen Meer drinn stecken, wenn ich so sagen darf, Herr Verleger, Frau Bischöfin, Dr. von und zu – und jetzt Entschuldigen Sie meine klaren Worte, ich muss wieder in den Verhandlungsraum zur Formulierung unseres Abschlusskommuniques, der blahde Pröll möchte noch ein paar Grußworte an die sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin drinn haben, außerdem zwei drei Witze über Kärtnen, den Jörgl und seine Kameraden in der SPÖ...
Und so weiter!
Also ihr VWL und BWL-Diplom-Bacherlor oder nur mittlere Reife-Deppen mit und ohne Promotion, wollt´s nicht schon mal auf eure Bank zugehen und mit der Trillerpfeife und „I Love my Arbeitsplatz!“-Transparent für eure feinen Chefs demonstrieren?
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Horst Seehofer, CSU, ddp
BayernLB
Seehofer sorgt sich um CSU
Hypo Alpe Adria
Wien will Merkel als Schlichterin
BayernLB und HGAA
Der Ton wird schärfer
CSU und BayernLB
Seehofer rügt Parteifreunde
BayernLB
Österreich will BayernLB-Tochter nicht "geschenkt"
Journalismus wie es sich gehört:
"...Zahlreiche offenbar überforderte Manager wurden und werden ausgetauscht. Bestimmte Geschäfte werden ganz gestoppt. Am Ende dieses Prozesses dürfte die Hypo Alpe Adria nicht mehr viel wert sein, so dass die Landesbank bei einem späteren Verkauf kaum etwas erlösen könnte. Die BayernLB hat bereits gut drei Milliarden Euro in die österreichische Finanzgruppe investiert und ihr weitere mehr als drei Milliarden Euro an Krediten gewährt. Diese Kredite will die Landesbank zurückhaben..."
Nett gesagt, ihr Herren SZ-Tschornalisten. Die Frage ist halt nur: VON WEM? In welcher Welt leben solche Esel eigentlich, die sich von ihren Spezis in der Landesbank mit derart unqualifiziertem Blödsinn impfen lassen? Auf dem Planet wo Bestechung und Schmiergeld Investitionen heißen, vermutlich und Horst Seehofer von dem "Scheißhaufen" Hypo Alpe Adria allein schon deshalb nichts von gar nichts gewusst haben KANN, weil er ja sonst sicher nicht der Ministerpräsident solcher Dotterköpfe geworden WÄRE. Arschloch-Logik, passend zum Scheißhaufen, der ohne solche Deckel ja womöglich wachstumshemmend riecht...
Die Quelle dieses Blödsinns soll sich ggbfs jeder selber auf SZ online, Rubrik Bayern, suchen, weil ich diesen unseriösen Desinformations-Dreck nicht hierher verlinken will, nachdem ja der Spaß irgendwo aufhört, bekanntlich.
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– Jetzt warte mal ab, Buerli, halt die Füße still und freu dich nicht zu früh! Warum ich zu dieser "Rettung" nix schreibe ist ganz einfach erklärt: Es gibt sie nicht, sondern bloß verrückte Absichtserklärungen, ein paar Seiten von Amtsträgern unterschriebene und mit Stempel beglaubigte Papiere, die in meinen Augen sovie Wert sind, wie das sicher windelweiche weil sicher teure Klopapier, mit dem sich Frau Merkel, Herr Trichet und Beppi Pröll ihre Ärsche abgewischt haben. Wart mal ab, was von den vielen lustigen Zahlenspielereien, aus dem Ärmel gezauberten Liquiditätszusagen eines aus dem Boden gestampften deutsch-österreichisch-liechtensteinischen Banken-Konsortiums und dieser Schnaps-Idee, das "Geschenk" Bayerns jetzt also doch schlucken zu müssen aber nach eigenem Gutdünken und Bilanzfälscherart nennen zu dürfen, übermorgen überhaupt noch Bestand hat.
Denn der Scheißhaufen mag zwar für die ganz blöden unter den Zeitungsfritzen gedeckelt sein, ist aber weniger denn je vom Tisch. Und als IM der Ratingagentur Fitch, Moody´s oder auch nur als kleine Bloomberg-Leuchte kann ich nach allem, was ich seit heute morgen so höre und lese nicht anders. Ich muss einfach mich oder irgendeinen mit der Materie vertrauten Kontakter fragen, wem die HGAA eigentlich jene 825 Millionen Euro schuldet, die die Herren Dr. Kemmer in seiner Funktion als Geschäftsführer und Fahrenholz als Vertreter der Eigentümer von mehr als zwei Drittel der HGAA dem österreichischen Fiskus angeblich erlässt! Schließlich handelt es sich laut diesbezüglicher offizieller Stellungnahmen um sogenanntes Tier1-Kapital oder wie immer man das in Englisch schreibt... – also Geduld Buerli, bevor du dich wie so ein kleiner hündisch ergebener SZ-Dotterkopf in freudiger Erregung, endlich zur Tagesordnung zurückkehren zu dürfen, zu früh bepisst.
Im übrigen erinnere ich an Karl Kraus, der seinerzeit sinngemäß gesagt haben soll, dass der Skandal – z. B. Konkursverschleppung bankrottierender Hasardeure nicht nur in Österreich genau dort und genau dann beginnt, wo die Behörden beginnen ihn beenden zu wollen.
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Er verabschiedet Hrdlala mit der Mitteilung, dass der frisch gebackene Hauptkommissar ihm nun in den Nebenraum folgen solle, wo drei Herren von der BayernMediaGesellschaft AG (BMG) mit ihm kurz sprechen wollen. Als sozusagen letzte Arbeitgeber des toten Schauspielers wären die Herren sehr an einer restlosen Aufklärung der Umstände seines Ablebens interessiert, aber das würden die Herren ihm nun selbst näher auseinandersetzen.
Mit diesen Worten öffnet der Staatsanwalt für Hrdlala die Tür zu einem Nebenraum, in dem drei fette alte Männer ihn erwarten.
Es sind die nicht nur in der Film- und Medienwelt berühmt und auch berüchtigten Brüder Hubertus, die Gründer, Eigentümer und Chefs der BayernMediaGesellschaft AG, der mächtigen bayerischen Filmproduktionsfirma BMG. Helmut Hrdlala kennt sie, die drei fetten alten Männer, die aussehen, als leideten sie an einem gemeinsamen Down-Syndrom, und er fühlt sich sofort unwohl in ihrer Gegenwart, nicht nur weil sie so krank und mitleidig wirken, mit ihren übergewichtigen Körpern in ihren alten dunkelgrünen Lodenmänteln, den hervorblitzenden Manschetten-Knöpfen, ihren sinnlosen Tirolerhüten, den Abzeichen an den Revers, Ketten und Kettchen, ihrer ganzen weltfremden Tracht. Sie sehen aus wie Behinderte. Doch das täuscht, wie er weiß.
Zum Firmenimperium der Brüder Hubertus gehören nicht nur zahlreiche unter dem Dach der BMG geführte Rundfunk- und Fernsehsender, Verlage, Druckereien, Buchhandelsketten, Produktionsstudios und Software-Schmieden, sondern auch traditionelle Industrieunternehmen, Bankhäuser, Hotelketten, Golfplätze und vieles, sehr vieles mehr und weit über die Grenzen des Freistaates hinaus.
Hätten die Brüder Hubertus ihr Eigentum und ihren Besitz nicht nur aus steuerlichen Gründen geschickt in anonymen Beteiligungen weltweit gestreut, stünden sie auf der Forbes-Liste mit Sicherheit vor den Brüdern Dassler, Albrecht und wahrscheinlich auch noch vor der Familie Quandt. Freilich legen die Brüder Hubertus keinerlei Wert auf diese Art Publicity und geben sich auch sonst eher bescheiden und auch leutselig, was das äußere Erscheinungsbild ihrer Macht betrifft. Offiziell treten sie vorwiegend als Chefs ihres bayerischen Medienunternehmens auf, und sie sind sich auch nicht zu schade zum Beispiel auf dem Oktoberfest, in Kirchen oder öffentlichen Bädern mit dem gemeinen Volk Kontakt zu halten; tatsächlich gehören die Brüder Hubertus freilich in den Augen Vieler nicht nur zu den bekanntesten, sondern auch einflussreichsten Unternehmerpersönlichkeiten, die der Freistaat neben der Fürstin Gloria und Herren à la Rodenstock/Lejeune sowie der Riege austauschbarer Spitzenmanager des Typs von Pierer dieser Tage zu bieten hat.
Die Brüder Hubertus unterhalten in Jahrzehnten bewährte engste Verbindungen zu den Spitzen der katholischen Kirche auch und insbesondere in Rom, und selbstverständlich verfügen sie dazu über einen direkten Draht in die bayerische Staatskanzlei.
Schon Alfons Goppel, ein ehemaliger, lange verstorbener Ministerpräsident des Freistaates, wusste zu schätzen, dass selbst er als das vom Volk gewählte politische Oberhaupt in Bayern wenn überhaupt, dann nur mit und für gewöhnlich unter den Brüdern Hubertus regieren könne.
Der Jurist zeigt Hrdlala mit ausgestrecktem Arm an, ihm doch bitte zu den Herren im Nebenzimmer vorauszugehen. Nachdem Hrdlala den Raum betreten hat, schließt der Staatsanwalt ohne selbst einzutreten mit einem knappen Gruß die Tür.
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Sprachlich und überhaupt dagegen prima immer noch Jäger & Gejagte, muss man sagen, Chapeaux.
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Und unter uns: Wenn Sie glauben, dass es Spaß macht, sich ständig mit solchen Scheißhäusern zu beschäftigen, irren Sie sich. Aber was soll man als politisch interessierter Beobachter machen, wenn einem so ein fetter, zum Himmel stinkender Haufen Staatskriminalität sozusagen direkt vor die Haustür gesetzt wird? Einfach behaupten, dass das schon alles richtig in Ordnung ist, was da von den Herrn Ministern und Präsidenten behauptet wird und sich also noch dümmer geben, als sich die feinen Herren stellen? Oder halt gleich völlig saublöd werden, und im internationalen Schweinechor der Schweinemistfabriken ferkelblöd mittröten und mich lieber um die CO2-Bilanz dieser "Rettung" sorgen, anstatt einfach mal kurz festzustellen, dass sie hinten und vorne schlicht nach glatten Lügen stinkt!?
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Deshalb behaupte ich also nicht, sondern dementiere hiermit stellvertretend und zur Wahrung der vitalen Interessen meines Ministerpräsidenten Horst Seehofer und seine zwei Vorgänger im Amt den schlimmen Verdacht, dass die WGAA als Joint-Venture von den Verwaltern der Kriegskasse eines neofaschistischen Netzwerks, Stiftungs-Managern schwerreicher Steuerhinterzieher sowie mit ihnen befreundeten Treuhändern jener Ehrenmänner und hochwohlgeborenen Witwen von So und Soundso geplant, eingerichtet und auch jahrzehntelang geführt wurde, um eventuell notgedrungen oder eben aus freien Stücken ihr juristisch und finanztechnisch sicherlich optimal diversifiertes Vermögen in Kärnten unmittelbarer geschützt und effektiver angelegt zu wissen als beispielsweise in der ins Gerede gekommen Banco Ambrosia oder wie auch immer sich die Geldwaschanlagen des Vatikans geschrieben haben, denn diesen bösen Verdacht allein auch nur zu denken wäre wohl strafbar – oder noch ärger: eine Sünde wider die Ideale der demokratischen Gesinnung wie der Heribert Prantl sagen würde, nur halt schöner weil ethisch-moralisch und natürlich auch selbst-kritischer. Denn als leitender Redakteur hat er gelernt, dass er ganz groß WIR schreiben muss, wenn er zu kommentieren hat, was ein amtierender Präsident oder der Vorstand einer Bank ggbfs. auch an glatten Lügen zumutet.
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Und ebenfalls halte ich die mit Blick auf die geistig-moralische Wende mit Sicherheit auch total abwegige Feststellung für total absurd, dass die HGAA seit 2004 mit ihren „Geschäften“ keine Erträge abgeworfen haben soll, sondern lediglich laufend frisches Kapital benötigte – im Sommer 07 war es eben unser Freistaat, der so freundlich war, den bis dahin akkumulierten Berg an Verbindlichkeiten für 1,3 Milliarden plus zusätzlichen 400 Millionen zu übernehmen, um den Laden vor der andernfalls drohenden Insolvenz zu bewahren, seitdem musste alle drei Monate nachgeschossen und im vergangenen Jahr auch die Republik Österreich zur unbürokratischen Stützung gebeten werden, eine Aktion, die – darüber wird momentan dröhnend geschwiegen – inzwischen das EU-Kommissariat beschäftigt, nachdem es so aussieht, als sei diese HGAA nur aufgrund vorsätzlich falscher Angaben und Testate ihrer Bilanz in den Genuss dieser Subventionen gekommen, was, wenn das EU-Verfahren nicht schleunigst auf höhere Weisung hin gestoppt werden wird ( Grüße an Herrn Trichet. Es eilt!), die gestrige Lösung ohnehin in reine Makulatur verwandelt.
Kurzum: Ich finde es großartig und bedanke mich bei allen Beteiligten und Entscheidern, dass seit gestern so viel und laut von „Rettung“ und über diese supertollen willkürlich aus der Luft gegriffenen Zahlen geschwafelt wird und sich niemand die Frage nach einem möglicherweise vorliegenden Fall von Konkursverschleppung stellt.
Was überhaupt jeden von UNS freuen sollte weil es einfach nur pfundig ist, es sei denn er ist nicht nur mit der Materie vertraut, sondern sozusagen irgendwie beteiligt, ist die plötzlich wieder erwachte Empörung über seit zehn Jahren allseits bekannte alte Hüte wie Haiders Prestige-Hotel-Projekte am Wörtersee oder seine schwindligen Finanzierungen, die seinen alten und neuen Kameraden als Belohnung für ihren Einsatz im „nationalen Befreiungskampf gegen das jugoslawische Völkergefängnis“ gegeben wurden. Denn plötzlich wird auch und gerade in der ach so „seriösen SZ insinuiert, als wäre es eine sensationelle Neuigkeit, dass der Jörgl seinerzeit ein paar 100 Millionen „aus politischen Gründen“ angelegt hat und niemand wüsste, wie es dazu kommen kann, dass sich eine Bank derart fatal in Südosteuropa „verspekuliert“.
Deshalb: Damen und Herren: Stellen Sie sich einfach noch dümmer, als sich Ihre Regierung dumm stellt. Und fragen Sie nie, warum.
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Hrdlala ist die Situation nicht geheuer. Er fühlt sich völlig überrumpelt. Zuerst der Staatsanwalt, der ihm den Fall Goetz aufhalst, ihn dann mit einer Beförderung überrascht. Und nun diese drei ihm zwar bislang noch nicht persönlich aber durch ihre führende Stellung sehr wohl bekannten Brüder Hubertus, diese ehrenwerten Männer, die auch die Alten Fetten Männer genannt werden, freilich nur in gewissen Insider-Kreisen und in deren Gegenwart sich ein normaler Mensch wie Hrdlala einfach schlecht fühlt, ohne genau sagen zu können, warum..
Als er vor ihnen steht, ahnt Helmut Hrdlala, dass sich die Ermittlungen im Fall Goetz als wesentlich schwieriger erweisen werden, als es selbst dieser ebenso umfassend informiert wie souverän wirkende Staatsanwalt befürchtet, denn Hrdlala weiß nun ganz genau, dass er gerade dabei ist, wieder einmal in einen dieser Einsätze hineingezogen zu werden, die man ihm üblicherweise als Spezialauftrag vorstellt, freilich nicht während seiner Dienstzeit und auch nicht ausgerechnet in einem Nebenzimmer des Justizpalastes.
Aber warum sonst, sollten ihn die Brüder Hubertus an nebenberufliche Tätigkeiten erinnern, auf die er nicht gerne angesprochen wird, weil es sich dabei nicht nur um solche harmlosen PR-Kampagnen handelt?
Dass die Brüder Hubertus auch ganz genau wissen, dass seine nebenberuflichen Tätigkeiten nur eine Camouflage solcher Spezialaufträge der BMG sind ist auch sonnenklar, schließlich sind sie es, beziehungsweise ist es die von ihnen dirigierte BMG, die ihm während dieser Einsätze die Befehle gibt und ihn bezahlt.
Hrdlala weiß zwar nicht warum, aber nach allem, was er seit heute morgen erlebt hat, könnte es sein, dass man ihm hier eine Falle stellt.
Bevor er nun blindlings in diese Falle tappt oder auch nur in etwas verwickelt wird, dessen Konsequenzen ihm in diesem Moment absolut unabsehbar erscheinen, versucht er sich wenigstens ein Minimum an Handlungsspielraum, und das heißt Zeit zu verschaffen.
Hrdlala versucht also zu überspielen, wie sehr in diese unerwartete Begegnung überrascht und erklärt in betont sachlichem Tonfall, auch er freue sich sehr, die Herren hier kennen zu lernen, leider habe er im Moment aber überhaupt keine Zeit, die Unterhaltung mit ihnen fortzusetzen, da ihn seit über einer halben Stunde ein Berliner Kollegen erwarte, der mit ihm gemeinsam die den Herren wohl auch schon zu Ohren gekommenen Ermittlungen führen werde. Und er bitte um Verständnis, dass er sich zuerst mit dem Kollegen über das weitere Verfahren besprechen müsse, bevor er auf das sicher auch sehr wichtige Anliegen der Vertreter der BMG eingehen könne. Aber die Pflicht rufe eben und gehe nun mal vor.
Einer der Brüder Hubertus zieht daraufhin ein Mobiltelefon aus seinem Lodenmantel und wählt eine Nummer. Nachdem der Anruf angenommen wurde, reicht er das Handy Hrdlala. Auf Hrdlalas Frage, mit wem er spreche, meldet sich zu seiner Verblüffung – Schermann.
Hrdlala versucht erneut, seine völlige Überraschung zu überspielen und fragt Schermann lediglich, ob er denn das Cafe Rossinger gefunden habe, dann teilt er ihm nur mehr mit, dass er in etwa einer halben Stunde zum vereinbarten Treffpunkt komme und verabschiedet sich. Anschließend gibt er das Handy seinem Besitzer zurück. Der erklärt dem perplex wirkenden Hrdlala freilich ganz ungerührt und als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, Dr. Schermann sei ein absolut fähiger Mann, man kenne ihn gut, er sei eine sehr effektive Kraft, Hrdlala werde sehen wie exzellent man mit diesem Wissenschaftler zusammenarbeiten könne. Man verstehe freilich, nicht wahr, dass er nun keine Zeit habe, bitte um Entschuldigung, wenn man ihn unnötig aufgehalten haben sollte und stehe für eine Fortsetzung dieses Gesprächs selbstverständlich gerne zur Verfügung. Hrdlala könne sich jederzeit im Sekretariat melden, um gegebenenfalls einen Termin zu vereinbaren. Die entsprechende Nummer, Anschrift und Adresse habe er, ihm ihre Visiten-Karten aufzudrängen, könnten sie sich also sparen, nicht wahr.
Mit seiner Beförderungsurkunde und dem noch schmalen Ordner der Ermittlungsakte Goetz unterm Arm steht der Leiter der Abteilung Spurensicherung/Tatortprofile und neue Hauptkommissar ohne feste Dezernatszugehörigkeit der Münchner Kripo, Helmut Hrdlala vor dem Justizpalast am Stachus. Recht glücklich sieht er nicht aus.
Dennoch macht er sich zügig in der ihm eigenen um Lässigkeit und schnelles Fortkommen bemühten Gangart auf den Weg und nimmt, nachdem er sieht, dass er den stark befahrenen Karlsplatz auch heute nicht, nicht mal mit einem Zickzack-Kurs über die Sonnenstraße, einfach überqueren kann, die Rolltreppe abwärts, hinunter in die Stachus-Unterführung.
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wie Sie wissen haben wir, und ich sage im vollen Bewusstsein der Tragweite dieses Substantivs WIR und rufe an dieser Stelle ausdrücklich auch den hier anwesenden aktiven Offizieren und jenen in der Reserve zu, ja WIR haben ein Problem. Unser Oberst Klein kann in jener Nacht beziehungsweise an jenem Morgen, seitdem nicht nur uns dummen Würstchen von der Pressestelle des Kanzleramts der Arsch auf Grundeis geht, weil sich unsere Chefs auf Kosten jener Ihnen ja inzwischen auch offiziell bekannten 179 armen Schweine, denen WIR an dieser Stelle natürlich auch auf ausdrücklichen Wunsch der Bundeskanzlerin unser tiefstes menschliches Bedauern in ihr Massengrab bekunduz – Entschuldigung! bekunden muss es heißen. Ach Sie können sich gar nicht vorstellen, wie betroffen wir hier im Amt alle sind. Ja, ich bitte darum, machen Sie bitte ein Foto, und Sie auch damit die sehr verehrten Leser des Spiegel und der SZ sehen, wie ich weine und wie sehr UNS und insbesonders UNSEREN Staatsminister für Verteidigung dieser Vorfall auch jetzt bewegt, danke. Ich fahre fort. Also kurzum, meine lieben Freunde von der Presse, unsere Chefs haben sich gegenüber unseren Freunden in der NATO, insbesonders einigen Generälen der US-Army leider leider viel zu weit aus dem Fenster gehängt, als sie auf eigene Faust endlich mal kurzen Prozess machen wollten mit den lästigen Auflagen, die das Grundgesetz UNSERER Obersten Heeresleitung - Entschuldigung, ich habe mich versprochen – UNSERER demokratisch gewählten Regierung in allen Fragen der Vorbereitung, Erklärung und Führung eines sogenannten Krieges auferlegt, und jetzt kann und darf unser Oberst Klein auf gar keinen Fall dafür gesorgt haben, dass eine seinem Kommando eventuell gar nicht direkt weisungsbefugte Einheit des in Kunduz stationierten Feldjäger-Bataillions, ihre Dienstpflicht ganz gravierend verletzt, indem sie einfach in ihrem Feldlager bleibt, anstatt vorschriftsmäßig ihren Kommandeur unverzüglich darüber aufzuklären, welche Resultate ein von ihm per Befehl angeordneter Vernichtungsschlag auf eine als feindliches Ziel ausgemachte und ansonsten nicht näher definierte Gruppe von Einheimischen ergeben hat, für deren Schutz und Sicherheit vor Terrorangriffen das erklärte Ziel des ISAF-Einsatzes und also primäre Aufgabe auch und gerade dieses Feldjäger-Bataillons auch und gerade in dieser Nacht gewesen war, wäre oder was auch immer Ihnen, Damen und Herren einfällt, um Ihre Leser gar nicht erst auf solche Gedanken zu bringen, die sich – wie Sie ja wissen – die sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin – verbittet, ich wiederhole: Mein Ehrenwort, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort. Das verbitte ich mir! Sorgen Sie also dafür, dass …
Unterbrechung. Tumult im Plenarsaal. Ein Herr wird weinend vom Podium geführt. Ein anderer übernimmt.
Meine Damen und Herren. Ich sehe, Sie haben keine Fragen mehr. Damit erkläre ich die heutige Pressekonferenz für beendet. Danke
Und bitte. Entschuldigen Sie den Ausfall des Herrn Kollegen. Und vergessen Sie, nach den Feldjägern zu fragen! Ich flehe Sie an, im Namen unserer deutschnationalen Sicherheit! So. Und damit zum letzen Punkt. Nehmen Sie sich wie wir das geübt haben an den Händen, damit wir die Nationalhymne singen können. Aber die dritte Strophe, liebe Kollegen von der Achse des Guten und FAZ, die dritte Strophe! Es sind auch Kollegen von der Auslandspresse im Saal.
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Gruß, Ruth.
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Ich klinge irgendwie mufflig, unhöflich mithin ganz ungewohnt uncharmant, fällt mir gerade auf. Muss wohl an dem folgenden Video liegen:
Beziehungsweise der unvermeidbare Hassattacke, die über einen hereinbrecht, wenn er die in der hier präsentierten Rede angesprochenen Faktenlage mit dem gemeingefährlich militaristischen Propagandascheißdreck vergleicht, den sich die mit rot-grüner Ökopax-Kreide vollgefressenen Kriegstreiber nicht nur im Spiegel daraus zusammenlügen.
Sehen Sie mir also den hässlichen Tonfall nach, gnä Frau, geht und ging nicht gegen Sie...
Nachtrag: Ist ja klar! Genau dieses Video kann wieder mal theoretisch schon, aber praktisch nicht embedded werden, sondern darf nur per umständlichem Link Verbreitung finden, weil es sonst wahrscheinlich zu viele Leute im falschen Kontext richtig verstehen könnten. Es ist wirklich zum Scheiße schreien! Ach, leckts mich doch alle am Arsch, ihr Protogoebbels und Fuzzihubsis! Dann halt so:
http://www.youtube.com/watch?v=TM5e_6l7VZo&feature=player_embedded
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Im Café Rossinger ist um diese Mittagszeit nicht viel los. Während in den Nachrichten des Bayerischen Rundfunks über den berühmten Schauspieler Georg Goetz berichtet wird, der unter bislang ungeklärten Umständen völlig überraschend gestern Nacht im Münchner Nordbad tot aufgefunden wurde, und in der dann anschließenden Meldung von neuerlichen Verdachts-Fällen von Rinderwahn in Oberfranken sowie Schwaben die Rede ist, die den Landwirtschaftsminister zu einer neuerlichen Stellungnahme angesichts der weiter eskalierenden BSE-Krise zwingen würden, nutzt Ulrich Schermann die Zeit für einen Blick in ein Dossier, das er mit den Kollegen seiner Task Force vor etwa fünf Monaten angelegt hat und das seitdem gemäß sich entwickelnder neuer Lagen täglich aktualisiert wird.
Abgespeichert ist das mit dem Passwort julianewe geschützte Dossier in einem Ordner namens BSE-Komplex/CSU–Termine/Daten/Patterns.
Würde man Schermann über die Schulter schauen und lesen, was in diesem Ordner dokumentiert ist, müsste man ihn fast für so was wie einen wenn nicht geheimen, dann doch geheimnisvollen Agenten halten, der im Auftrag des Bundeskanzleramtes in konzertierten Aktionen mit der Presse und dem Mittelbau einiger Ministerien das Problem BSE – sozusagen erfunden hatte. Und nicht nur das. Ein Blick in sein Dossier würde zeigen, dass Schermann BSE nicht nur einfach so erfunden hatte, sondern dass es wichtige Gründe gab, das zu tun. Gründe, die in allen auch historischen Einzelheiten ebenfalls ausführlich in diesem Dossier seines Laptops festgehalten sind, und die nachzulesen freilich mehrere Stunden in Anspruch nehmen würde.
Um sich diese lange Lektüre zu ersparen, könnte man freilich eine ebenfalls passwortgeschützte mpeg-Datei in Schermanns Laptop öffnen, in der ein kurzer Ausschnitt eines Meetings ihrer Task Force als Videoaufzeichnung dokumentiert ist. Und wenn man die darin aufgenommene Lagebesprechung richtig versteht, würden sich die Gründe, warum BSE erfunden werden musste, für Schermann folgendermaßen auf den Punkt bringen lassen.
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http://THEGREATGATE.blogger.de/stories/1336648/
http://THEGREATGATE.blogger.de/stories/1468274/#1474762
und lest euch erst mal die alten E-Mail-Kamellen durch, damit sich nach der im Laufe des Nachmittags präsentierten Fortsetzung von JÄGER UND GEJAGTE, die sozusagen die erste Schlüsselepisode des Romans enthält, so leuwerikssoziolologische alte Oma Fragen nach der Funktion oder so erst gar nicht stellen.
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Und um es klar und deutlich mit Schermanns eigenen Worten zu sagen und eine Stelle des Videos wörtlich zu zitieren: „Mit der nun in Phase IIA eingeleiteten „BSE-Krise“ sieht sich wie prognostiziert die Bundesregierung weder in Entscheidungs- noch Sach- oder sonstigen Handlungszwängen, vielmehr hat sich mit der Krise ihr politischer Spielraum enorm erweitert, da der gesamte aus dem BSE-Komplex resultierende Problemdruck ausschließlich und ganz auf den Regierungen der Länder lastet,(...) die bekanntlich nicht nur alle die hoheitliche Gewalt über die landwirtschaftliche Produktion inne haben, sondern auch alle bis auf ein paar ohnehin insolvente Stadtstaaten und das seit 45 schon zugunsten moderner Industrietechnik fast komplett entagrarisierte Nordrhein-Westfalen zwei Jahre nach dem Wahlsieg von Rot-Grün im Bund alle von der Union regiert werden, (...) die im Freistaat bekanntlich auch noch über so viel Selbstbewusstsein und Souveränität – und man könnte natürlich auch sagen Größenwahn – verfügt, unter einem eigenen Namen anzutreten und sich in jedem Wahlkampf nicht nur ständig mit der Eigenständigkeit ihrer bayerischen Agrarpolitik brüstet, sondern ihre selbstbestimmte und eigenverantwortliche Unabhängigkeit gegenüber der EU und dem Bund auch noch als die allerheiligste aller heiligen Kühe in den föderalistischen Himmel lobt.“ Ende des Zitats.
Freilich würde Dr. Ulrich Schermann, der gerade dabei ist, das Betriebssystem seines Laptops herunterzufahren, sowohl im kleinen Kreis seiner Task Force als auch in so genannten Unter-Drei-Gesprächen mit vertrauten, engen Freunden aus der Hauptstadtpublizistik, wo es normal und üblich ist, sich wichtig zu machen, sicher milde lächelnd abstreiten, BSE erfunden zu haben, denn erstens ist Schermann Protestant und bescheiden, und zweitens jedem Profi klar, dass ein so großes Rad nie einer allein drehen kann.
Freilich, die Behauptung, dass Luschen wie eine grüne Ministerin, eine trottelige Rothaarige oder auch die Laufburschen der SPD-Länder oder ihre Präsidenten was zu entscheiden gehabt hätten, würde sich Schermann sicherlich verbitten, denn bei allem Respekt vor der parlamentarischen Demokratie und ihren Repräsentanten sollte man doch sachlich bleiben und nicht alles für bare Münze halten was in der Zeitung steht oder bei der Christiansen große Reden schwingt.
Man sollte sich immer vor Augen halten, dass auch in der Politik die Regel gilt, nach der es eben die einen gibt, die eine Sache gut verkaufen können, weil es eben auch andere gibt, die dafür da sind die Sache erst mal gut zu machen.
Auch Stellungnahmen dieser Art sind in den Videoaufzeichnungen in Schermanns Laptop gespeichert, freilich wurden sie erst nach Beendigung des offiziellen Meetings im Rahmen sozusagen privat geführter Smalltalks der BSE-Task-Force-Mitarbeiter geäußert, und finden sich folglich auch nur auf den als privat gekennzeichneten Ordnern seines Laptops.
Denn Ulrich Schermann sieht sich nicht nur als ein ehrenwerter Mann, sondern auch rechtschaffener Bürger und Beamter, und seine Aufträge erledigt er stets korrekt.
Was von Helmut Hrdlala, der gerade vor dem Cafe Rossinger aufkreuzt nicht mal er selbst behaupten würde.
Eines haben der Berliner und der Münchner Kollege bei allen möglichen Unterschieden bezüglich Berufsauffassung, Disziplin und Pflichtbewusstsein jedoch gemeinsam.
Auch Helmut Hrdlala würde nie zugeben, dass seine nebenberufliche Tätigkeit der eines inoffiziellen Mitarbeiters eines verdeckt operierenden Nachrichtendienstes auch nur ähnelt.
Denn erstens soll ihm diese verleumderische Unterstellung erst mal jemand beweisen und zweitens kommen solche klandestinen Strukturen innerhalb staatlicher Machtapparate doch bekanntlich nur in Stasi-Unterlagen zur Aufarbeitung des Unrechtsregimes totalitärer Staaten Typ DDR vor.
Und wer was anderes behauptet, kann nur ein weltfremder Wirrkopf sein, oder ein Spinner, der glaubt, BKA sei eine Abkürzung von Bundeskanzleramt.
Und mit eben diesen Worten reagiert auch Helmut Hrdlala, als ihm Ulrich Schermann im Café Rossinger anstelle einer Begrüßung prompt, freilich nicht ohne Ironie, an den Kopf wirft, er hoffe die Chefs seines mafiösen bayerischen Geheimbundes seien nett zu ihm gewesen. Er kenne diese Brüder doch, und ihre klandestinen Strukturen stammten bekanntlich aus einer Zeit eher ganz rauer Sitten, und es habe sich auch in Berlin herumgesprochen, dass diese feinen Herren nicht zimperlich wären, wenn es ans Eingemachte geht.
Natürlich hat Hrdlala in seiner Replik nicht die von Schermann benutzten Ausdrücke klandestin und Strukturen verwendet, weil das erstens nicht seine Art ist und er im Übrigen auch nicht ganz genau weiß, was klandestin genau bedeutet. Aber immerhin gab er sich in seiner Antwort genauso ironisch doppeldeutig, dass auch für Schermann klar scheint, dass sie beide inzwischen über sich und ihre nebenberuflichen Tätigkeiten offenbar hinreichend Bescheid wissen, um sich darin einig zu sein, vorerst nun nicht mehr darüber sprechen zu müssen, obwohl die Frage nach Schermanns eigentlichen Absichten, seit sie Hrdlala vor dem Präsidium gestellt hatte, auch jetzt im Café Rossinger immer noch offen im Raum schwebt, sozusagen.
Freilich: Helmut Hrdlala gibt sich vor Schermann selbstsicherer und besser informiert als er tatsächlich ist und sein kann.
Das mag der Kellnerin des Café Rossinger, die seine Bestellung aufnimmt, nicht auffallen, Schermann, der Hrdlala nicht aus den Augen lässt, registriert dessen nervöse Unsicherheit genau.
Der Münchner scheint sich mit seinen vorlauten Sprüchen nicht selten zu vergaloppieren. Man sieht ihm an, dass er wahrscheinlich auch bezüglich Kanzleramt nur die Hälfte von dem wirklich weiß, was er mit seiner Anspielung vorgibt zu wissen. Wenigstens ist dieser Hrdlala clever genug, zu merken, wenn er sich vergaloppiert hat.
Schermann muss ihn erst gar nicht fragen. Hrdlala rückt ihr Verhältnis lieber selbst wieder gerade.
Für ihn sei es das erste Mal, mit einem Fremden zu arbeiten. Einem Fremden, von dem er – abgesehen von einem möglicherweise auch falschen Namen – eigentlich nur sicher wisse, dass sich dessen Dienststelle seit Monaten im Clinch mit jenen Leuten befindet, für die er in München des Öfteren zu tun habe. Dass die Brüder Hubertus Schermann kennen würden, sei wahrscheinlich kein Wunder, schließlich müsse es auch Verhandlungen geben, wenn man miteinander im Clinch liegt. Was ihn jedoch wundern würde und worauf er sich überhaupt keinen Reim machen könne ist die Tatsache, dass ausgerechnet er mit so einem Topdog ¬– und Schermann müsse ja wohl ein Topdog sein – zu tun bekomme, denn Helmut Hrdlala wisse, und müsse das hier endlich mal offen zugeben, dass er ein eher kleines Licht und Rädchen sei, und er wisse auch, dass er sich noch nie um seine Einsätze gerissen hätte und es genug Leute geben würde, die sich für diese Spezialaufträge sogar freiwillig melden.
Schermann, der sich diese Ausführungen seines neuen Münchner Partners geduldig angehört hat, erwidert darauf nur freundlich, dass sich Hrdlala keine Sorgen machen solle. Was auch immer sie beide hier in München zusammengeführt habe, er habe sich jedenfalls auch nicht freiwillig gemeldet. Und wenn er erlaube, würde er ihn gern zu der Tasse Kaffee einladen, in der Hrdlala bitte nicht weiter so endlos langsam und lange mit dem Löffel herumrühren sollte, denn das sei erstens völlig unnötig und sehe im übrigen nur bei Robert de Niro lässig aus – und auch bei dem nur, weil der das hinkriege, ohne auch nur ein Wort zu verschütten.
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Und falls Sie noch keine Zeit hatten, vollumfänglich nachzulesen, was in der letzten Zeit hier passiert ist, hier mal kurz und schmerzlos der aktuelle Stand:
Im JÄGER UND GEJAGTE Thread hier sind wir gerade bei einer sogenannten Schlüssel-Episode; in der Causa Merck, Finck und Co spielen außer dem Bundesgerichtshof, uns und einer Münchner Provinzzeitung seit vorgestern auch die Schnarchzapfen vom Spiegel mit; und in Sachen "gelebte Staatskriminalität" am praktischen Beispiel einer bayerisch-kärntner Braune-Scheißhaufen-Connection tun sich auch praktisch täglich Abgründe auf. Gestern, beispielsweise ist die Leuwerik offenbar total aus ihrem Sparkassenhäuschen gewesen und fragt voll pampig und offenbar weihnachtsbetriebsfeierlich angeschickert oder halt nur total nervös wegen der riesen Pleite ausgerechnet mich, ob ich nicht das Arschloch abgeben will, dem die Consumer-Generation Flachbildschirm, Standort Bayern bzw ihre Führer, Chefs und Oberbuchhaltermuftis dringend einen Scheißhaufen Schuld in die Schuhe schieben dürften. Ganz kurz gesagt.
Und nebenbei. Das Thema LANGSAMGEHER habe ich neulich wie neulich mit Ihnen besprochen mit dem Herrn P. besprochen, der sich auch interessiert gezeigt hat, freilich die vollkommen angebrachte Frage stellte, wie das denn jetzt so wie besprochen überhaupt weiter projektiert werden soll, wo da doch seit Wochen nichts Neues nachkommt, um hier mal so richtig kryptisch Interna in der ihnen angemessenen Deutlichkeit zu codieren. Soviel für´s Erste. Hoffe, Sie haben sich vollumfänglich erholt, sind physisch und psychisch entspannt und sind auch sonst voll tacko in gewohnter Hochleistungsfähigkeit eines alten Herrschaftswissensverwalters bei der Sache.
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Ganz kurz: Es tät 'mal wieder um die leidigen Themen "BWL" "(Suchmaschinen-)Marketing" sowie rattenähnliche Subexistenzen (ogott jetzt hätt' ich beinahe hier beinahe "Untermenschen" , die mich den Rand der Verzweiflung gebracht haben und - so ist zu befürchten - auch in Zukunft weiter bringen werden.
Und damit können wir ihn auch wieder schließen, den Thread.
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Grüße Sie herzlichst GRATE GATE, und wollte auch über diesen Weg mitteilen, daß ich es nun endlich schaffe, die Nachtkultur wieder zu besuchen.
Der KING wird sich ab 22:30Uhr ins Baader Café begeben. Ja, kein schlechter Scherz, pure Wahrheit. Der KING ist nicht müde, nein, er ist fröhlich, gesund und motiviert.
Bis später, in dem Fall, daß Sie auch dort sind, auf 1-? Biere.
Und immer wieder zur Erinnerung:
Hardrock gets you laid!
Hier noch etwas Werbung meines Musik-Blogs:http://streetmusicmagazine.wordpress.com/
See you,
KING (Chris King aka The CS & The We Are)
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PS Angebot gilt übrigens auch für dich, MR CS&THE WE ARE. Laut deiner SMS hast du ja mittwochs auch frei, und wenn´s dir passt könnten wir das angezeigte Kaffetscherl statt im alten Tambosi doch genauso gut im alten Baader trinken. Nicht rauchen darf ich ja da genau so gut wie dort, und vom Weg her nehmen sich die zwei Lokalitäten von hier aus (ViMa) gesehen auch nix.
Also gentlemen, what´s up? Interessiert?
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Von Hrdlalas fragwürdiger Beförderung zeigt sich Schermann wie erwartet nicht im geringsten überrascht, sondern stellt, nachdem sie ihm von Hrdlala detailliert und ohne Rücksicht auf das Ansehen der beteiligten Personen einschließlich seiner eigenen geschildert wird, lediglich sachlich fest, dass er wohl tatsächlich nicht völlig grundlos von seinem Dienstherrn – dem BKA – ursprünglich mit dem Auftrag in die Landeshauptstadt geschickt worden sei, die Münchner Kollegen an ein paar grundlegende Prämissen von Recht und Ordnung zu erinnern, und Hrdlala solle doch bitte wenigstens in seiner Gegenwart unterlassen, von einem Generalstaatsanwalt als einem Hund des Ministers zu sprechen, der einen seiner Unterhunde losgelassen habe, ihm die Arschkarte in die Schuhe zu schieben, denn das sei unappetitlich und nicht richtig, schließlich sei er beamteter Polizist und kein Bierkutscher oder Taxifahrer, sondern „das Gesetz“, und das nicht nur in Sachen Recht und Ordnung, sondern, auch was Sprache und Ausdruck angehe, Hrdlala sollte sich das gelegentlich bewusst machen, soviel Zeit müsse sein. Freilich, nachdem sich für ihn nun herausgestellt habe, dass der gestrige Vorfall in dieser Badeanstalt offenbar tatsächlich nichts mit den erwähnten politischen Differenzen zwischen Berlin und der bayerischen Staatskanzlei zu tun habe, spreche an und für sich nichts dagegen, dieses wie er annehme beiden Seiten gleichermaßen lästige Problem nun erstens tatsächlich gemeinsam und zweitens so rasch und effektiv wie möglich zu beheben. Auch technisch stünde einer Zusammenarbeit nichts im Wege, denn Schermann habe denselben Rang eines Hauptkommissars ohne feste Dezernatszugehörigkeit inne, den nun ja auch Hrdlala, wenn auch sozusagen nur zur Bewährung erhalten habe und zu dem er ihm freilich dennoch recht herzlich gratuliere, nebenbei gesagt.
Hrdlala nickt ständig, offenbar zufrieden, trinkt seinen Kaffee und gibt sich Mühe so zu tun, als ob ihm der Kaffee ausgezeichnet schmecken würde, und nicht nur der Kaffee. Dabei fällt inzwischen selbst der Kellnerin auf, dass diesem Gast, der vorhin so auffällig lange in seiner Tasse rührte, der doppelte Mokka wohl etwas zu bitter ist, vielleicht auch viel zu süß, man weiß es nicht, man steckt ja nicht drin in den Gästen. Jedenfalls verzieht der hier sein Gesicht und beugt sich derart verspannt über sein Gedeck, dass man fast meinen möchte, er habe gerade irgendwas giftiges zu verdauen oder diese leicht krampfartig einsetzenden, kurzen Wehen, die sie immer geplagt hatten, als sie nach dem Schwangerschaftskurs mit den anderen „späten Mammis“ noch auf einen letzten Kaipi beim Romario saßen, mit ganz wenig Alkohol natürlich und trotzdem schlechtem Gewissen, weil sie ja genau genommen immer noch nicht wirklich nicht raucht, aber das ist ein anderes Problem, das der Gast hier mit dem Mocka wahrscheinlich nicht hat, oder vielleicht doch? Man weiß es nicht, man steckt eben nicht drin, in den Gästen.
Aber soviel sieht natürlich auch ein Blinder: Dieser Buchhalter-Typ, der mit am Tisch sitzt, wirkt gegen den Kafferührer total anders, richtig relaxed. Der nippt an seinem Wasser ohne Kohlensäure, sitzt auch ganz anders da, locker, aufrecht, gewinnend, eigentlich auch gar nicht wie ein Buchhalter, wenn man genauer hinsieht, eher sportlich, Flugbegleiter oder mittleres Management, in diesen klassischen dunklen Anzügen weiß man ja nie, Armani oder H&M, Häuptling oder Indianer? Für eine Kellnerin hinter dem Tresen des Café Rossinger sehen solche Anzugtypen alle ja irgendwie gleich aus. Na ja, der mit dem schlechen Magen ist sicher kein Häuptling. Und diese Kombi weite Jeans, Hemd über der Hose und Pulli, dazu die alte Jacke ist auch sicher nicht Armani, bestenfalls Hettlage und wenn’s nach den Schuhen ginge höchstens C&A. Obwohl, richtig scheiße schlecht sieht so was auch nicht aus, zwar nicht demonstrativ edel, dafür praktisch, und wenn so was George Clooney anhaben würde, könnte man sogar echt auch ein bisschen schick verwegen sagen, na verwegen vielleicht nicht, sondern nur, wie sagen sie in der New Fashion Vogue, genau, hippiehip.
Wie auch immer. Und was auch immer die Bedienung im Café Rossinger an den beiden etwa gleichaltrigen Männern gastropsychologisch und vom modischen Standpunkt aus betrachtet noch alles taxieren mag, dieser korrekte Typ Schermann scheint dem Helmut Hrdlala im Moment in jeder Beziehung haushoch überlegen. Der Münchner sieht aus, als fühlte er sich von dem Berliner nicht nur ständig gemustert und begutachtet, sondern komplett durchschaut. Um mit dem auf gleiche Augenhöhe zu kommen, muss sich Hrdlala was einfallen lassen.
Nach dem Verlauf ihres eigentlich nur kurzen Gesprächs und den anschließend fälligen taktischen Schweigesekunden ist klar: Allein schafft Hrdlala das nie. Da hilft auch nichts, dass er unvermittelt der Bedienung zuruft, dass sie die Rechnung bringen solle. Das klingt in ihren Ohren nämlich nur nach noch mehr unnötigem Stress, den dieser offenbar echt magenkranke Typ verbreitet, der anstatt Mokka halt lieber Kaba trinken sollte, so nervös wie der tut, denn – ja doch, Moment, sie komme ja schon.
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Weihnachten ist für mich seit einer Stunde auch wieder fast erledigt, rein in die U-Bahn, raus am Hauptbahnhof, gleich im Untergeschoss ins dortige Kaufhaus, rauf in den ersten Stock, dann noch in den dritten. Zwei Tüten Geschenke im Untergeschoss profimäßig einpacken lassen, nichts wie weg und rein in die U-Bahn, heim. Macht eineinhalb Stunden, vor denen mir ungefähr seit November graut. War aber nicht so schlimm, weil entgegen allen prima Konsumklima-Studien kaum jemand im Kaufhaus war und man noch nicht mal an der Kasse anstehen musste, und das zwei Tage vor Weihnachten.
Jetzt muss ich nur noch das "Fest" selbst überstehen, was wieder nicht leicht werden wird, da in der österreichischen Provinz. Eigentlich eine Zumutung das ganze, aber gut, es gibt wenigstens alle zwei Stunden was zu essen.
Ich wünsche trotzdem alleseits alles Gute!
Gruß, Ruth.
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Apropos Surrealismus. Wo sich der Grandmaster ie ganze Zeit rumtreibt, können Sie mir wahrscheinlich auch nicht sagen, oder? Der feine Herr ist ja auch lustig. Meldet für den heutigen Dienstag groß und breit, seine Rückkehr zum Dienst an und hält es nicht mal für nötig mir Bescheid zu geben, ob er jetzt Lust hat morgen vormittag seinen Hintern zum kleinen Gabelfrühstück ins Baader zu schwingen oder nicht.
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Der Münchner gibt Schermann zu verstehen, dass es ja jetzt weit nach zwölf sei, und er inzwischen richtig Hunger habe, und schlägt vor, ihn einzuladen.
Er will ihm die sogenannte Schwule Bully zeigen, die vielleicht beste Köchin bayerischer Spezialitäten in München, ohne jeden Zweifel aber die gscherdeste Wirtin der ganzen Stadt.
Gscherteste? Schermann staunt. Diesen Ausdruck kennt nun er ausnahmsweise nicht. Hrdlala erklärt, während sich Schermann seinen Mantel anzieht, was gscherd sei, könne man schlecht erklären, so habe man leibeigene Bauern genannt, die sich seinerzeit die Köpfe scheren lassen mussten, weil lange Haare ein Privileg des Adels waren, und diese Bauern hießen dann die Gescherten, Geschorenen, auf Bayerisch Gscherde, wenn sie gegen die Herrschaften maulten; da käme das her, gschert, aber das träfe nicht wirklich, was man in München unter gscherd verstehe. Wenn er ihm die Schwule Bully zeige, werde Schermann schon sehn, was er mit gscherde Wirtin meine.
Zu ihrem Lokal seien es auch nur ein paar, vielleicht zehn, zwölf Minuten zu Fuß. Es liege im schönsten Viertel der Stadt, zwischen den Isarbrücken der alten Wittelsbacher und ihrer Residenz. Und auf dem Weg dorthin könne sich Schermann auf dem Marienplatz und auf dem Viktualienmarkt vergewissern, was eine richtige Weltstadt mit Herz alles zu bieten hat, wovon sie in Berlin nur träumen können und erst einmal nachmachen müssten mit ihrer dämlichen Hauptstadtkultur.
Schermann lächelt gequält. Dieser Hrdlala scheint tatsächlich zu glauben, den Humor stündlich neu erfinden zu müssen und ihm immer noch was vormachen zu wollen.
Keine Haare am Sack, aber La Paloma pfeifen. Das liegt ihm zwar auf der Zunge, das behält er aber für sich. Stattdessen macht Schermann den Vorschlag, die Einladung ein paar Stunden aufzuschieben.
Der Berliner will nun zuerst in sein Hotel, wo er noch ein paar Dinge erledigen und sich frisch machen könne. Abgesehen davon, habe er gerade in diesem Café Rossinger eine Kleinigkeit gegessen.
Hrdlala beharrt zwar darauf, dass es eigentlich jetzt Mittagszeit sei und er jetzt Hunger habe, ist aber einverstanden mit Schermanns Planung. Sie verabreden sich für 16 Uhr, Treffpunkt ist vor dem Lokal. In der Zwischenzeit wird Hrdlala im Büro den fälligen Schreibkram erledigen, wie er sagt.
Nachdem auch noch geklärt ist, dass die Schwule Bully ganz in der Nähe seines Hotel liegt und sich der Berliner schon im Büro von Anna Zeltwirt erklären ließ, wie er seine von den Berliner Kollegen empfohlene Absteige in der Hans-Sachs-Straße am Besten erreiche, trennen sich die Ermittler vor dem Café Rossinger und gehen nun in vorerst wieder einander direkt entgegen gesetzten Richtungen ihrer Wege.
Schermann liegt auf dem Bett seines Hotelzimmers in der Hans-Sachs-Straße und telefoniert mit seiner Berliner Dienststelle. Es ist eine wichtige Entscheidung bezüglich eines Kooperationsangebotes aus München, insbesondere den Brüdern Hubertus von der BMG zu treffen.
Um das tun zu können liefert Schermann seine Einschätzung der Lage und rekapituliert eine kurze Chronik der laufenden Ereignisse.
München sei taktisch hervorragend aufgestellt. Jener Hrdlala werde einerseits als troubleshooter ins Rennen geschickt, andererseits könne der Mann imgrunde überhaupt keine Entscheidungen treffen, weil ihm das Wasser bis zum Hals stehe und ihn jede falsche Bewegung den Kopf koste. Auch wenn er wollte, der Mann könne ihm weder Angebote machen noch auch nur den geringsten Druck ausüben. Wer im Hintergrund an seinen Fäden zieht, könne ihn jederzeit sofort fallen lassen, wenn Gefahr im Verzug wäre oder die Sache auffliegen, womöglich gegen die Wand fahren sollte. Diese berühmten Brüder Hubertus spielten ihr gewohntes Doppelspiel.
Schermann muss diesen letzten Punkt erläutern. Die Brüder hätten sich nicht nur bei ihm gemeldet und ihren Professor Finder als Verhandlungsmasse angeboten, sondern hätten sich auch direkt auf operativer Ebene eingeschaltet, sogar diesen Hrdlala kontaktiert, wahrscheinlich, um ihn an der kurzen Leine zu führen und Schermann zu zeigen, für wie wichtig sie die Sache halten. Möglicherweise könne das aber auch nur ein Ablenkungsmanöver der Brüder Hubertus sein, die hier nur eine Deckung aufbauen, um an anderer Stelle überraschend angreifen zu können, womöglich in den Untersuchungsausschüssen, über die Saudis oder eben Kanada. Ausschließen könne man das nicht.
Zu den konkreten Ermittlungen könne er noch nicht viel sagen Wie man vorgehen würde, sei erst noch zu besprechen. Schermann werde diesem Hrdlala vorschlagen, dass der offizielle Teil Sache der Münchner sein sollte und Berlin, also Schermann selbst sich um Finder und die BMG, also diesen Autor kümmern werde, beziehungsweise darum, wie sich die Brüder Hubertus ihm gegenüber jetzt verhalten wollen.
Er hört kurz zu, was der Kollege dazu meint, steht dabei auf und stellt sich vor das Fenster, um einen kurzen Blick hinunter auf die Hans-Sachs-Straße zu werfen, wo in einer dem Hotel schräg gegenüber liegenden Metzgerei gerade in dicken Lettern verfasste Zertifikationsurkunden für alle möglichen Fleischwaren aus nachweislich kontrollierter Produktion an den Schaufenstern befestigt werden.
Dann wechselt Schermann das Thema. Die aktuell laufende Aktion sei jetzt schon ein toller Erfolg. BSE sei auch in Bayern Top, agendamäßig, da könnten die in der Staatskanzlei noch so sehr abwiegeln und ihre Nebelkerzen zünden. Auf B5, diesem bayerischen Nachrichtenkanal, habe er noch vor einer Stunde gehört, dass wg. Oberpfalz und Schwaben in ihrem Ministerium die Hütte brenne. Sogar in diesem B5-Staatsfunk, der ja unter ihrer Regie laufe, komme ihr Landwirtschaftsminister rüber wie ein Hampelmann, der seinen Beruf verfehlt hat, auch die Taxifahrer würden von sich aus darüber reden, ja, in München, ungelogen, er habe es auf der Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt selbst mitgekriegt. Das sei gute Arbeit gewesen und offenbar effizienter gelaufen als die Maßnahme in Schleswig-Holstein.
Und um auf seinen Einsatz zurück zu kommen: Alles in allem müsse er sagen, stünden die Dinge nicht schlecht. Nun müsse er Schluss machen. Er sei mit diesem Hrdlala verabredet. Er werde sich melden, wenn es was Neues geben würde. Eines noch: Ob man ihm sagen könne, was der Ausdruck gschehrte oder gschärdeh bedeuten könne, oder ob man von einer Schwulen Bully schon mal gehört habe? Nein, es sei nicht das mit Schafen, aber nein, so dringend sei das nun auch nicht. Es sei nicht so wichtig.
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An großen schweren Tischen sitzen vereinzelt Gäste. An den Wänden hängen geschmackvoll gerahmte, vollkommen vergilbte Fotographien neben uralten, alten und zeitgenössischen Ölgemälden, Zeichnungen und Stichen. Sie zeigen Landschaften nicht nur Bayerns, nicht nur Europas, wirken unaufdringlich, atmosphärisch, elegant. Im Dekor dominiert zeitloser Jugendstil Es gibt Spiegel, Mosaikfurniere, Kassettenwände, dazwischen ein paar Schnörkel, poliertes Holz, eine prächtige noch originale Wirtshausschänke, nagelneu restauriert, wie die alte Kasse, die natürlich vollelektronisch funktioniert. Das Lokal erscheint als einheitlicher großer Raum und zugleich verwinkelt mit Ecken, Durch- und Aufgängen, dominiert vom ursprünglichen Gastsaal von dem aus die Wände zu Hinter- und Nebenzimmern durchbrochen wurden ohne die ursprüngliche Ordnung und räumliche Statik aufzugeben. Die Architektur gibt sich wie das Mobiliar antiquiert, doch modern, ironisch gebrochen mit ungewöhnlichen Utensilien; eine alte rote Fahne hängt schlaff in einer Ecke, darüber aufgespannt ein durchlöcherter, zerfetzter schwarzer Regenschirm zum Beispiel und überall im Raum in absichtsloser Ordnung verteilt ganz andere stilisiert wirkende Artefakte einer Historie Bavarese Rusticana, wenn es diesen Begriff dafür gäbe, angefangen vom unvermeidbaren König Ludwig, bis zum Valentin, dem jungen Brecht, einschließlich Wagner, dazu weitere für München bedeutende Köpfe in Gips oder hinter Glas, die man nicht oder nicht mehr kennt und die man so auch selten zu sehen bekommt, wie einen jungen Rainer Werner Fassbinder im Trachtenjanker und eigenhändig als Spiegelbild fotografiert, mit Widmung für die Schwule Bully in never ending love oder Eisner, Toller, Giehse, Helmut Fischer, Barbara Valentin, Landauer, Lenin privat.
Unter den hohen Kreuzgewölben der Decke eine Galerie längst zur Unkenntlichkeit patinierter Wappen, bäuerlicher Motivtafeln und Zielscheiben, vor Jahrhunderten mit blasser Kalkfarbe auf Holz gemalt, darunter, auf Sichthöhe eine weitere Galerie von Bildern, mittig ein gigantischer Kopf einer ausgestopften Wildsau, umgeben von klassischen Motiven, zwei kämpfende Auerhähne, drei schlafende Jagdhunde, ein paar liebliche Schönheiten, ein Ochse, Gäule, ein paar Stilleben von Fischen und an der Wand gegenüber als später Blickfang über der Speisenausgabe Der arme Geselle an der Isar vor dem Tore, anno 1801; alles auch einmal gemalt, auf Leinwand, gestärkter Pappe und Holz, aber anders als die uralten Zeugnisse der Vergangenheit noch deutlich und sichtbar, offensichtlich einst gut bürgerliche Kunst, mit unbestimmtem Wert, aber jedenfalls schon in Öl, längst ausrangiert, vielleicht Krempel.
Die alte Wirtschaft ruht wohlig in der sanften, warmen Atmosphäre dieses späten Nachmittags. Nachdem der erste Schwung der hier zu Mittag essenden Gäste ausgeklungen ist, bleibt noch gut Zeit bis sich die Wirtschaft wieder füllt mit neuer Gesellschaft, die hier ihre abendlichen Stammtische unterhält, Karten, Schach oder auch nur sich selbst in der Rolle gehobenes Bildungsbürgertum spielt, natürlich auch wegen der unter Connaisseuren hoch gelobten bayerischen Spezialitäten hierher kommt, redet, lärmt, trinkt bis tief in die Nacht umsorgt von zwei Schankkellnern und einer Handvoll weiblicher Bedienungen in schwarzem Rock und darüber gebundener weißer Schürze, dazu passend die Bluse, die diese eine, manchmal sind es auch zwei Stunden nach dem Mittagstischtrubel und dem Wechsel von Tag- und Nachtschicht nutzen, um zusammen zu sitzen, zu ratschen und sich so langsam auf den oder die ersten Nachtschwärmer vorbereiten, die um diese Zeit sporadisch hereinflattern, meistens nur kommen, um zu schauen, ob sich vielleicht schon ein Bekannter blicken lässt.
Oder es kommen die, die sich um diese Zeit ab vier halb fünf dann immer an dieselben Plätze setzen, wo sie dann ihren Kaffee serviert bekommen, den sie immer um diese Zeit hier trinken, oder eben nach der Spezialität des Tages fragen, weil sie gehört haben, dass man hier so ausgezeichnet bayerische Spezialitäten essen könne.
Wie Bernhard C. Finder beispielsweise, der wenn er in München zu tun hat, das Lokal regelmäßig um diese Zeit am späten Nachmittag besucht, und deshalb vor seinen Partnern in L.A. angibt, er sei Stammgast bei der Schwulen Bully.
Was die Schwule Bully freilich ganz anders sieht, denn den Finder würde sie nie einen Stammgast nennen, sondern nur einen prominenten Wichtigmacher, der sich in unregelmäßigen Abständen alle paar Monate, aber immer am späten Nachmittag im Lokal sehen lässt, allerweil so gschamig hammeschmazad tut, als ob sie beide verheiratet wärn, das teuerste Menü auf der Tageskarte bestellt und es dann verzehrt, als ob er was er es genießen würde und doch offensichtlich nur genießt, dass man ihm dabei zuschaut, am besten auch noch kennt.
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Es könnte ein bisschen Trost spenden nach dem Weihnachtsterror, der - zurückgekehrt in der großstädtischen Heimat - eigentlich eine mehrmonatige Psychotherapie erforderlich macht.
Sehr aufschlussreich auch die Sache mit den Gscherten, kannte ich nicht. Dafür kenn ich eine andere, nämlich wo Deadline herkommt. Und zwar aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, wo sie keine Gefängnisse oder sonstige befestigte Anlagen für die Kriegsgefangenen hatten und diese stattdessen im Kreis Aufstellung nehmen ließen und in den Boden eine Linie zeichneten. Wer diese Deadline überschritt, wurde erschossen, wirklich wahr.
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Zur Schwulen Bully. Abgesehen davon, dass es diese Wirtschaft im Jahr 2001 in echt nicht gab, kann und wird es sie auch nicht mehr geben, weil spätestens mit der Durchsetzung des Rauchverbots die Zeiten endgültig vorbei sind, in denen man öffentliche Lokale finden könnte, die nicht mindestens zu einem Drittel voller verrückt spielender Kleinbürger sind, die sich permanent ihre Familienprofilpsychosen demonstrativ zusammentherapieren, weil sie sonst an ihrer kollektiven Naturtrübheit als dauerdepressive menschliche Langweiler ersticken würden.
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Was anderes, ein 500 000-Euro-Quiz (ohne, dass es da Geld gibt)
Wann werden neue Glocken gegossen?
-Wenn die alte kaputt ist
-Am Freitag um 15 Uhr
-In Schaltjahren
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a) Kuh- und Pferdemist
b) Sackhaare von vom Bischof frisch geschändeten Firmlingen
c) gemahlenen Marmor
d) Emaillepulver
Wenn Sie ´s wissen winkt die Million.
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Was krieg ich?
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Kaum dass die beiden sitzen, erscheint die Schwule Bully, eine dicke und wie für den ewigen Karneval aufgebrezelt wirkende Wirtin, die auch ein Mann sein könnte, hockt sich ungefragt neben Schermann zu den beiden an den Tisch, rückt ihr fast schon grotesk geschminktes Gesicht ganz nahe an das Schermanns, zwinkert unschuldig mit den Augen und säuselt lieblich: „Hallo, wer bist denn jetzt du? Ich bin die Melanie“, um dem augenblicklich sprachlosen Berliner im nächsten Moment auf die Schulter zu klopfen, rasch aufzustehen und mit einem lauten „Ja der Helmut, was machst denn du um diese Zeit in einer Wirtschaft, glaubst die Schlawiner fangen sich heut selber, oder was is los?“ den offenbar gut bekannten Gast zu begrüßen.
Hrdlala lacht, antwortet ihr nur mit einem höflichen „Grüß Gott, gnädige Frau“ und bestellt ein Bier, was die Schwule Bully mit einem knappen „Sehr wohl, der Herr“ quittiert.
Da Schermann einen Tick zu lange seine nun fällige Bestellung überlegt, nutzt die Wirtin die Gelegenheit für einen nächsten Scherz auf seine Kosten, stellt sich neben ihm auf und fragt im devoten Singsang einer von ihrer Kundschaft angewiderten Wiener Kaffeehaus-Bedienung „Und die Dame? Vielleicht was Süßes?“, woraufhin Schermann nun Schlagfertigkeit beweisen will und antwortet, dass er was Süßes schon gestern Nacht genossen habe und von der Melanie doch lieber gerne ein kleines Bier gebracht bekäme, was die Schwule Bully sofort nutzt, um ihren nächsten Witz zu reißen, indem sie trocken feststellt. „Kleines Bier hamma ned Buerli, komm wieder, wenn’sd ein Großes bestelln darfst oder kauf dir ein Zitronen-Gracherl, des macht auch lustig.“
Schermann glaubt sich dem schrägen Mutterwitz dieses offenbar typisch Münchner Originals gewachsen und will nicht aufgeben. „Na wenn das so ist“, sagt er, „dann bringen Sie mir eben auch eine von diesen Maßen, oder wie Sie das nennen in eurem hübschen Disneyland“, was die Schwule Bully freilich ganz locker mit der Belehrung kontert, „Eine Mass, mein Herr, trinkt ein gescheiter Mensch um diese Zeit nur auf der Wiesn, ich bring Ihnen jetzt erst mal eine Halbe und wenn’s die gut vertragn haben, reden wir zwei noch einmal drüber und dann schaun wir weiter, gell Mausi? – Oder nah, du bist ja eine Mickymausi, gell, du Gscheidhaferl du“, um dann laut durchs Lokal zu rufen: „Luisäh! Zwei Helle für den Helmut und seinen noiän Froind.“
Nach dieser Vorstellung, die sie mit einem raschen dreimaligen Klopfen auf Schermanns Schulter demonstrativ beendet, verschwindet die Schwule Bully wieder in ihre Küche.
Hrdlala freut sich. Zum ersten Mal scheint dieser Schermann nicht zu wissen, was er jetzt sagen soll. Und zum ersten Mal hat Helmut Hrdlala die Gelegenheit, diesem Schermann zu erklären, was Sache ist.
Jetzt wisse er also, belehrt er den Berliner, was eine gscherde Wirtin ist. Und er solle sich keine Sorgen machen, die Schwule Bully sei schon in Ordnung, vor der brauche er keine Angst haben, die rede zwar jeden blöd an, den sie nicht kenne, aber natürliche meine sie es nicht so. Dann fragt er Schermann noch, ob der auch alles verstanden habe, wenn nicht, dann könne er ihm gerne helfen und ihm alles erklären, denn woher sollte er auch wissen, wie hier in München die Leute reden, und dass Bayerisch nicht nur irgendein Dialekt, sondern eine ganz eigene Sprache wäre, sei klar, das müsse er einem gelernten Kommunikationsexperten nicht auseinandersetzen.
Schermann lässt neidlos erkennen, dass ihm Hrdlala mit der Schwulen Bully eine Verbündete vorgestellt hat, die ihn diskurstechnisch durchaus vor Probleme stellen würde. So einfach einschüchtern lasse sich die Dame wohl nicht, gibt er Hrdlala zu verstehen, und dass man so eine in Berlin natürlich sofort wegsperren müsste, schon um den regierenden Bürgermeister zu schützen.
Hrdlala versteht die Anspielung nicht, und ihren Witz schon gar nicht, und verspielt schon mit seiner nächsten Bemerkung den schönen Vorsprung, den ihm die Schwule Bully verschafft hat.
Fast ängstlich gibt er nämlich zu bedenken, dass er eigentlich nicht verstehe, warum man diese Frau in Berlin wegsperren sollte? Dort sei der Bürgermeister doch auch schwul, und es sei doch völlig ausgeschlossen, dass sich die beiden jemals über den Weg laufen könnten. Die Berliner Homosexuellenklitschen wären ihr zuwider und auch die Paris Bar, sage sie immer, sei ein noch langweiligerer Angestelltenschuppen als das Schumanns, in die Darkrooms gehe sie seit AIDS nicht mehr, für die Klappen sei sie zu alt, wo also sollte sie den Bürgermeister treffen? Und wenn einer mal einen guten Witz mache, sei das doch auch in Berlin noch nicht verboten, oder?
Helmut Hrdlala scheint seine Frage wirklich ernst zu meinen. Schermann kann ihm darauf nur sagen: „Ach wissen Sie, Hrdlala, vergessen Sie´s einfach. Sagen Sie mir lieber, was man hier essen kann, und über alles andere zerbrechen Sie sich bitte nicht den Kopf. Ich kann Ihnen versichern, niemand hat die Absicht Ihre Schwule Bully wegzusperren.“
Ohne weitere Zwischenfälle ordern die beiden dann zwei mal Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und grünem Salat. Schermann fängt sich von der Schwulen Bully noch ein äußerst fadenscheiniges Kompliment ein, als er sich erkundigt, ob das Wiener Schnitzel nun vom Kalb oder neuerdings vom Schwein sei, und Hrdlala ordert zu den Bratkartoffeln auch noch eine Schüssel Kartoffelsalat sowie eine geviertelte Zitrone, weil die Schwule Bully das Wiener Schnitzel traditionell nur mit einer dünnen Zitronenscheibe sowie etwas ungehackter Petersilie garniert, so wie das im Buch der gesammelten Rezepte und Serviervorschriften der kaiserlich-königlichen Hofküche des Hauses Habsburg, herausgegeben zu Wien im Jahre 1868 für alle angestellten sowie freien Mitarbeiter zur verbindlichen Kenntnisnahme vorgeschrieben sei, wie sie behauptet. Das Buch sei ein Erbstück ihrer Großtante.
Ulrich Schermann gibt zwar vor, dem Hrdlala bei der Erzählung dieser Geschichte zuzuhören. Tatsächlich interessiert er sich nur für das Wiener Schnitzel, das diese gescherte Wirtin noch ominöser erscheinen lässt, denn diese vorlaute Schnauze beherrscht offenbar nicht nur ihre geschmacklose Pöbelei, sondern kann noch dazu verboten gut kochen. Und das alles einschließlich Bier und Kaffee macht zusammen nicht mal 40 Mark. Das ist schon wirklich erstaunlich, denn München ist ja bekanntlich eine nicht gerade billige Stadt. Solche Schnitzel für zwei plus Getränke für insgesamt unter 40 Mark, und wenn er Glück habe, bekomme er Schermann vielleicht noch einen Schnaps hinterher, gratis, das sollte man ihm, wiederholt sich Hrdlala einmal zeigen mit Hauptstadtkultur, worauf ihn Schermann schließlich zurechtweist, er solle doch endlich aufhören mit seinen Stereotypen, er habe ihn schon verstanden, und ja, das Essen sei ausgezeichnet.
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Heute besteht es aus einer klaren Tomatensuppe mit Süßwasserkrebsen als Einlage, gefolgt von geräuchertem Aal, lauwarm serviert an Kren, grüner Kräutersauce mit getrüffeltem Kartoffelpuffer, und als Dessert gibt es Crèpes suzettes, Preis 28,70 DM, (gegen Aufpreis kann nachgetrüffelt werden). Hätte ihm Hrdlala nicht das Wiener Schnitzel aufgedrängt, Ulrich Schermann hätte wohl auch dieses Menü Eins der Karte gewählt.
Während Hrdlala bei der für ihren Tisch zuständigen Bedienung die Rechnung begleicht und nachdem Bernhard C. Finder seine Suppe gekostet hat, kommt es zu einer unschönen Szene in dem noch immer nicht einmal zu einem Viertel gefüllten Lokal.
Bernhard C. Finder lässt eine Kellnerin zu sich kommen und fordert sie sehr höflich auf, die Suppe zurück in die Küche zu bringen. Mit den Krebsen sei offenbar alles in Ordnung und wie immer ganz wunderbar, nur die Consommé erscheine ihm nicht tomatig genug, wenn er so sagen dürfe. Und er sagt es zwar in einem überaus freundlichen, verbindlichen Ton aber doch in einer Lautstärke, die garantiert, dass seine Beschwerde auch die übrigen Gäste nicht überhören können und also darauf aufmerksam gemacht werden, dass Bernhard C. Finder anwesend ist und gerade den ersten Gang seines Menüs zurückgehen lässt, weil dieser seiner Vorstellung von einer richtigen Consommé offensichtlich nicht gerecht werden kann.
Auch Helmut Hrdlala bemerkt Bernhard C. Finder, macht aber Schermann nicht auf diesen Gast aufmerksam. Dafür sorgt freilich nur Sekunden später die Schwule Bully, die mit dem Teller Suppe in der Hand und offenbar sehr gereizter Stimmung aus der Küche an Finders Tisch rauscht, ihm den Teller wieder vorsetzt und lautstark und deutlich mitteilt: „ Eahm schaug oh! Jedm andern s`Arschloch ausschlecka, oba mei Suppn ned meng. Des hamma gern.“ Und bevor Bernhard C. Finder auch nur einen Gedanken fassen kann, setzt die wütende Köchin nach: „Tomatig, oder? Zu wenig tomatig? Dann dua da hoid a Ketchap nei! Woast du, was für a Arbad so a klare Tomatensuppn is? Wahrscheinlich kennst as ned amoi, du Depp, du schwuchtliga!“
Bernhard C. Finder, der Ästhet und Bonvivant, bekannt für seine phänomenale Geschmackssicherheit nicht nur in Fragen möglicher Erfolge an den Kinokassen, und auch dafür, seine Homosexualität zwar ohne Übertreibung, aber doch unverkrampft und offen zu leben, ist noch nie derart miserabel behandelt worden. Man starrt ihn an. Es ist wie in einem Alptraum. Er ist gerade in aller Öffentlichkeit auf unflätigste Weise beleidigt und in seinem Stolz, seiner Ehre verletzt worden. Mit einem fürchterlich derben Schlag hat man seine gesamte Persönlichkeit radikal in Frage gestellt – und er ist völlig hilflos und kann sich nicht dagegen wehren. Es ist nicht nur peinlich. Es ist entsetzlich. Diese offenbar gemeingefährliche Verrückte erwartet offenbar, dass er sich jetzt rechtfertigt, denn sie geht nicht weg, steht vor ihm und wagt es noch dazu, ihn auch noch zornig anzustarren. Was soll er jetzt tun?
Einen fürchterlichen Moment lang verharrt Bernhard Finder in ähnlich grausamer Leblosigkeit, wie die geschossene Wildsau, die wie ein dreidimensionales Menetekel über ihm hängt, dann endlich springt er auf, sucht in seinen Taschen nach der Brieftasche, findet sie endlich, wirft mit zitternder Hand einen Hundertmarkschein auf den Tisch und verlässt, ohne die Schwule Bully eines Blickes zu würdigen mit eingezogenem Kopf, fluchtartig das Lokal.
Erst an der Tür findet er Worte, um auf diesen Eklat zu reagieren. Mit bebender, sich fast überschlagender Stimme sagt er der Schwulen Bully, dass sie eine unmögliche Person sei und sie ihn hier nie wieder sehen werde. Aber was als Drohung gemeint war klingt eher kläglich, fast erbärmlich; freilich ahnt Bernhard C. Finder nicht, wie recht er mit seiner Ankündigung haben sollte.
Hrdlala und Schermann, die diese unschöne Szene natürlich auch verfolgten, zeigen sich wie alle übrigen Gäste sehr erstaunt. Ein derart peinliches Abservieren eines noch dazu überaus prominenten Gastes kommt auch im Lokal der für ihre Derbheiten berüchtigten Schwulen Bully eher selten vor.
Hrdlala stellt dem Berliner die Frage, ob er eigentlich wisse, wer da gerade so überstürzt gegangen sei. Schermann erklärt, er kenne ihn zwar nur von Bildern und dem Fernsehen, aber das müsse wohl, wenn ihn nicht alles täusche dieser berühmte Herr Finder sein, jener erfolgsverwöhnte Filmproduzent, der hier wohl neuerdings ein eher schlechtes Standing habe und seit heute morgen zufällig auch noch mit dem Vorwurf leben muss, diesen Georg Goetz umgebracht zu haben, was schon ein durchaus komischer, um nicht zu sagen wirklich interessanter Zufall sei, sozusagen.
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Hrdlala stellt dazu nur lapidar fest, dass sie sich beruhigen und nicht weiter aufregen solle, denn sie wisse ja, dass es immer welche geben würde, die es nie lernen.
Und was immer das heißen mag, die Schwule Bully scheint mit diesem Kommentar Hrdlalas durchaus zufrieden und zieht sich mit der Beteuerung an den Helmut, da habe er nun auch wieder Recht, sie sei ja nur eine Wirtin und keine Supernanny, und schon gar nicht für gstopfte Banausen wieder in ihre Küche zurück. Sie räumt auch Finders Suppenteller ab. Den Hundertmarkschein des Produzenten zupft sie mit spitzen Fingern aus ihrer klaren Tomatenbrühe. Erst scheint sie ihn in den eisernen Behälter für Asche und Kippen werfen zu wollen, dann legt sie ihn doch im Vorbeigehen in eine Plastikglaskiste, die der Belegschaft als Gemeinschaftskasse dient. Neben dem Durchgang zur Küche, in dem nun die Schwule Bully verschwindet, hängt das eingangs schon erwähnte Bildnis Armer Geselle am Strand der Isar vor dem Tore, gemalt 1801 von einem bayerischen Maler, der freilich in Vergessenheit geriet, vermutlich weil er stilistische und bildkompositorische Elemente vorwegnahm, denen etwa 50 Jahre später der Maler Spitzweg sozusagen seinen Weltruhm verdankt.
(Und mit Blick auf dieses von Vielen fälschlich der Zeit des Biedermeier zugeordnete Kunstwerk wird der Ablauf der Ereignisse erneut für einen weiteren Hinweis unterbrochen, wie sich der Abschluss dieser Episode filmisch inszenieren ließe.
Dass der ausgestopfte Wildschweinkopf an Bernhard Finder erinnert wurde im Text schon erwähnt. Nachzutragen ist, dass die zwei kämpfenden Auerhähne an Schermann und Hrdlala, die drei satten schlafenden Jagdhunde an die Brüder Hubertus und der alte Ochse an den Autor Kuh-Rindt erinnern. Da auch die Gesichtszüge der zwei lieblichen Schönheiten bei genauerer Betrachtung eine auffällige Ähnlichkeit mit den Gesichtszügen Anna Zeltwirts und der Schwulen Bully aufweisen, wird kla Die Galerie der Fotos und Gemälde zeigt eine allegorische Wiederholung der bislang vorgestellten Hauptfiguren, und die jeweiligen Bildszenen machen auch die Beziehungen deutlich, in der die Protagonisten in Jäger und Gejagte zueinander stehen oder zu stehen scheinen. (Die Auerhähne verweisen auf die Rivalität der beiden Ermittler, die schlafenden Jagdhunde auf die trügerische Zufriedenheit der Brüder Hubertus, und dass sich der Autor Kuh-Rindt wie der klassische Ochs vorm Berg verhält kann man sich auch denken.) Die allegorische Darstellung des toten Schauspielers Georg Goetz hängt im Gang zu den Toiletten als ein von ihm signiertes, vergilbtes Konterfei, ihm gegenüber, der Schnappschuss des jungen Fassbinder.
Rätselhaft erscheint ein ungerahmtes Kunstwerk, das einen herausgeputzten Pudel zeigt, der sich blutbesudelt in einen verletzten Habicht verbissen hat. Diese Figuration wird erst im späteren Verlauf der Handlung deutlich werden; sie präsentiert sozusagen vorab den jungen Mann mit dem kleinen Brillanten im Ohr (siehe Anhang)*
Am Ende des Streifzuges durch die Lokal-Galerie fällt der Fokus wieder auf den armen Gesellen am Strand der Isar vor dem Tore. Dass es sich bei dem armen Gesellen um eine Anspielung auf den bislang ungeschickt agierenden Adolf Pimmell handelt, zeigt schon der Umstand, dass in der anschließenden kurzen Episode der Beamten-Anwärter gerade etwas niedergeschlagen und fast melancholisch im Büro der Abteilung Spurensicherung/Tatortprofile seine Sachen packt. Dann klingelt das Bürotelefon. Sobald Pimmell den Hörer abnimmt endet dieser kurze Blick auf den „armen Gesellen“ und die Erzählung kehrt an den Ort des Lokal-Geschehens zurück. Während der Betrachtung der Allegorien haben Schermann und Hrdlala die Gaststube verlassen. Sie stehen nun auf der Straße vor dem Lokal der Schwulen Bully. Und damit ist auch diese Erläuterung einer möglichen Inszenierung der allegorischen Motive des Interieurs abgeschlossen.)
*dazu später, hehe
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Und mit einem umfassenden Blick aus der Vogelperspektive auf die nun nächtlich erleuchtete Stadt München endet dieses erste Kapitel von JÄGER UND GEJAGTE, das aus nun also hoffentlich ebenso nachvollziehbaren wie einleuchtenden Gründen unter der Überschrift VORFÄLLE gestartet war, um dem Publikum mal einen ersten Eindruck von der seltsamen Existenz dieses Münchner Kriminalers Helmut Hrdlala und seines nicht weniger seltsam wirkenden Beamten-Anwärters Adolf P. sowie seiner folgenschweren Heldentat zu geben, die nun also nicht nur „dem Arschloch und seinem Pimmel wie frische Hühnerscheiße am Krawattl bickt“ (ein nicht näher ausgewiesener Beamten-Kollege von „der Sitte“), sondern auch auf den ersten Blick eigentlich ganz unbeteiligte, ungleich besser beleumundete Personen, um nicht zu sagen Persönlichkeiten, ja selbst einen Generalstaatsanwalt beschäftigt, weil von solchen Vorfällen wie jenen hier in ein paar Episoden geschilderten nicht nur die laut Verfassung zuständigen Behörden der Justiz nichts wissen wollen, sondern eigentlich niemand, der es im Freistaat Bayern beruflich zu etwas bringen will – und nicht nur im Freistaat Bayern, denn auch in Berlin hat man sich an Höhere Stelle – wie das Auftreten dieses Herrn Dr. Schermann zeigte – offenbar auch Sorgen gemacht, dass aus diesen Vorfällen vor und nach einer obligatorischen Spurensicherung am Fundort einer prominenten Leiche gar ein richtiger Fall erwachsen könnte, der am Ende womöglich auch noch viel tiefere und kriminellere Wurzeln hat als sie sich so ein kleiner Beamten-Anwärter selbst in seinen schlimmsten berufsbedingten Alpträumen vorstellen will.
Aber ich greife vor (der Verfasser). Noch ahnt der junge Adolf Pimmell ja noch nicht einmal, dass seine vor noch nicht mal zwölf Stunden von ihm eigenmächtig durchgeführte erste kriminologische Bestandsaufnahme und Sicherung möglicher Indizien eines Kapitalverbrechens, in ca. einer halben Stunde, nun unter der Leitung seines Chefs und ohne hin, dafür vor den laufenden Kameras des Bayerischen Rundfunks und eines fest angestellten Mitarbeiters der Süddeutschen Zeitung im Freiluftbereich der Wellnesszone des Münchner Nordbades wiederholt werden wird.
Wie es zu diesem Termin im Nordbad kam und wie die eingeleiteten Ermittlungen daraufhin weiter geführt werden, wird erst mal das Thema einer sich an das aus der Vogelperspektive gezeigte Schlussbild anschließenden Autofahrt durch Münchens abendlich erleuchtete Renommierstraßen sein.
Und während Hrdlala und Schermann an der Staatsoper vorbei über den Odeonsplatz – Dienstfahrzeuge der Polizei dürfen das – durch die Ludwigstraße mit Blaulicht preschend das Siegestor passieren, wird unter anderem wohl auch besprochen und damit etwas klarer werden, was es mit dieser nun also ganz offiziell eingeleiteten Ermittlung der ungeklärten Umstände des plötzlichen Ablebens eines bekannten Schauspielers auf sich hat, und wie und warum dieser als Mord angezeigte Todesfall mit der Tierseuche BSE, einem Filmprojekt mit dem Titel b.s.e., den Brüdern Hubertus und ihrer Firma BMG und nicht zuletzt mit den nebenberuflichen Tätigkeiten eines Münchner und eines Berliner Polizeibeamten mit außerordentlichen kommissarischen Vollmachten zusammenhängt. „Oder auch nicht!“ Um hier nur eine kleine aus dem Zusammenhang gerissene Bemerkung des Herrn Hrdlala während dieser kurzen Dienstfahrt (von der Maximilansstraße zur Schleißheimer/Ecke Hohenzollern in sagenhaften zweieinhalb Minuten) zu zitieren.
Ende des ersten Kapitels
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Die SZ hat nämlich ganz exklusiv wieder was exklusives über den explodierten Scheißhaufen zu vermelden, eine brandaktuelle Neuigkeit vom ehemaligen Landesbankchef Schmidt nämlich, die seit gestern abend jetzt also von allen Redaktionen der deutschen Schweinemistfabriken dumm, blind und ferkelblöd wie sie eben sind, eben als neueste Neuigkeit gefälligst nachgeplappert und den Lesern vor- und ausgenudelt wird. Aber Obacht, SZ-Hanseln und Gretels. Eurer Schmarrn ist nicht wirklich wasserdicht und belastbar. Ihr hättet die brisante „Info“ doch besser verstecken sollen, so fällt nämlich womöglich nicht nur mir auf, dass was ihr da so zusammenschreibt, einfach zu schön mit dem Episodenroman in Einklang zu bringen ist, um sozusagen wahr zu sein. Denn, und damit zur Abwechslung mal wieder ganz unvermittelt i medias res:
Neu ist an den Einlassungen, die der Herr Schmidt zur Sache – also den rätselhaften Umständen der Übernahme einer in der internationalen Bankenszene berühmt-berüchtigten Fehl-Investition Kärntner Polit-Hasardeure durch die von ihm geführte Landesbank – und zu den gegen ihn zwar im Raum schwebenden, aber freilich noch lange nicht offiziell erhobenen Vorwürfen gegenüber den nota bene von ihm zu sich bestellten Herren von der Staatsanwaltschaft zu Protokoll gab, nur die Auskunft, dass sich der feine Herr jetzt also an eine außerplanmäßige Sitzung im Januar 2007 erinnern will, anlässlich der in einem Landesbank-Büro in der Landeshaupt München, in seinem Beisein hochrangige Vertreter der Regierungen des Freistaates Bayern und des Bundeslandes Kärnten wahrscheinlich und vermutlich über mögliche Modalitäten einer eventuell zu sondierenden Abstimmung der Entwicklungsstrategien der beiden Bankhäuser Bayern LB und Hypo Alpe-Adria zur Hebung sich dadurch womöglich ergebender Synergien, unterhielten, soweit man sich als schwer beschäftigter Leistungsträger an solche Sitzungen en detail überhaupt so detailliert erinnern kann, angesichts der Unmengen an Leistungen, die so ein Schmidt Tag für Tag so erbringt, natur- und seinem Gehalt gemäß, klaro. Jedenfalls und ferner lässt Herr Dr. Schmidt jedoch wissen, dass sein alter Freund aus gemeinsamen Amigo-Tagen in der Führungsetage der LBBW von den gegen ihn gerüchteweise kursierenden Vorwürfen, er habe sich im Zuge seines Kaufs und anschließenden Verkaufs von HGAA-Anteilen unrechtmäßigerweise bereichert, doch endlich zu entlasten und freizusprechen sei, denn, so behauptet dieser ehrenwerte Herr Schmidt und seine Froinde innerhalb der Staatswaltschaft München sowie der Bayern-Redaktion eines mit ihr kooperierenden Käseblattes kaufen ihm diese Geschichte natürlich ohne Wenn und Aber einfach so liebend gerne ab – Zitat SZ – „Vermögensverwalter Berlin hatte vor diesen Gesprächen im Januar und Februar 2007 die Beteiligung einer von ihm betreuten Investorengruppe an der Hypo Alpe Adria vereinbart, bis dahin aber nur eine erste, kleinere Rate bezahlt, die offenbar nur schwer aufzubringen war.“ Zitat Ende. Aha! Sehr gut. Der Herr Berlin hatte also schon bevor es auch nur zu ersten auch nur informellen Sondierungsgesprächen über mögliche Rhabrarberrabarber erstens als ebenso offenbar tüchtiger wie mutiger, weil Risiken nicht scheuender Unternehmer Anteile an der HGAA erworben, um deren Finanzierung er sich zweitens auch noch schwer ins Zeug legen musste, da sein Investment siehe erstens.
Ja da schau her! Dieser Herr Berlin! So ein feine Unternehmerpersönlichkeit! Kann gar nichts dafür, dass sich sein offenbar hervorragender Riecher im Investmentbanking entgegen der Erwartungen der ganzen Branche ganz überraschend richtig lohnt, ist aber so uneitel und bescheiden, dass er das einfach für sich behält und anstatt sich selber zu loben lieber seinen Freund Schmidt ausrichten lässt, was für ein toller Hecht und leistungsfähiger Unternehmer dieser Tilo Berlin doch ist bzw. war, denn das schöne Geschäft liegt ja inzwischen ein paar Jahre zurück.
Und weiter schreibt die SZ:
"Der ehemalige Landesbank-Chef Schmidt hat bei seiner Vernehmung am Mittwoch durch die Staatsanwaltschaft den Ablauf der Übernahme im Detail geschildert und seine Unschuld beteuert. Nach SZ-Informationen sagte Schmidt aus, er wisse nicht, wer die von Vermögensverwalter Berlin betreuten Investoren seien, die an der Übernahme der Hypo Alpe Adria durch die BayernLB verdient hätten. Schmidt versicherte, weder er noch seine Familie hätten zu diesen Investoren gezählt. Für die Landesbank sei der Kauf von Berlins Anteilen an der Hypo Alpe Adria damals der einzige Weg gewesen, um das Kärntner Institut übernehmen zu können.
Schmidt hatte auf die Vernehmung gedrängt, um der Staatsanwaltschaft das Milliardengeschäft und seine Sicht der Dinge schildern zu können. Schmidt wollte sich auf Anfrage der SZ nicht zu seiner Vernehmung äußern, da es sich um ein laufendes Verfahren handele. Berlin und dessen Anwalt waren nicht erreichbar, eine von der SZ schriftlich eingereichte Anfrage blieb unbeantwortet. Die Münchner Staatsanwaltschaft erklärte, die Ermittlungen gingen weiter.
Für Berlin und Kulterer werden deren frühere Aussagen im Kärntner Landtag ein Nachspiel haben. "Wir werden die beiden Herren noch einmal vorladen und fragen, warum sie uns das Treffen Ende Januar 2007 verschwiegen haben", sagte Rolf Holub, Fraktionschef der Grünen, der SZ. Es sehe so aus, als ob Berlins Investorengruppe von dem Interesse der BayernLB "frühzeitig gewusst habe".
Der Kärntner Landtag hat inzwischen einen neuen Untersuchungsausschuss eingesetzt, der den Skandal um die Hypo Alpe Adria und die Landesbank aufklären soll. Zitat Ende
Alles klar?
So funktioniert das hier in Bayern. Was früher mal Filz hieß, ist inzwischen der Stoff, aus dem sich ein SZ-Redakteur seine Karriere raus aus dem Bayern-Teil und rein in die Schleimspur des Reporters für alle Fälle Leyendecker ernetzwerkelt
Nicht die kriminellen Machenschaften beim staatskriminellen Insider-Handel werden aufgeklärt, sondern – ein Skandal! Und zwar einer, den dann der Heribert Prantel mit seinen dumpf katholischen Ministrantensprüchen "aufklären" kann, weil der ja bekanntlich für moralische Verfehlungen und schlechten Stil (in Führungs- und Krawattenfragen) im Käseblatt zuständig ist
Übrigens: Was – Premiumleserschaft – glaubt ihr, erklärt zufällig zeitgleich zu dieser fadenscheinigen SZ-Story des Herrn Schmidt, der ehemalige Bayerische Wirtschaftsminister Wiesheu dem Münchner Merkur, also der lokalen Konkurrenz-Zeitung des katholischen Käseblattes für die ganze toitsche Familie? Sie werden es nicht glauben, Damen und Herren. Als ob er erraten hätte, was für eine tolle Geschichte sich sein alter Spezl, der Schmidl in Zusammenarbeit mit den Burschen von der Staatsanwaltschaft für den alten Kumpel Berlin ausgedacht hatten, erklärt der Otto ganz einfach so und frank und frei sinngemäß, dass man die BayernLB jetzt nicht schlechter reden dürfe als sie sei und sich noch manches Investment in Zukunft als viel vernünftiger herausstellen werde als es momentan den Anschein hat, ja auch mit Blick auf die Hypo Alpe-Adria! Zackbumm! Treffer! So geht´s!
Und da kann man echt nur sagen, Hut ab, Herr Minister a. D. Sie sind echt Profi! Und haben nach zehn Jahren Krisen-Management wg. "dumme Geschichte mit einem kurzzeitig aus dem Ruder gelaufenen Waffenhändler" inzwischen echt was drauf! Respekt! Und Saludos Amigos!
(Quelle: Artikel Bayern-Teil, SZ vom 2.1.10, en ich nicht verlinke, weil ich geradezu mafiös unseriösen Infodreck von Spezls für Spezls hier nicht verlinke)
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Und übrigens: Spaß macht das Nichtrauchen mitnichten, ich weiß gar nicht, warum ich mir das zirka 15 im Jahr antue.
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Episode aus einem späteren Kapitel; sie spielt zwei Tage nach den oben geschilderten Vorfällen
Mittwoch Nachmittag: Im Großen Konferenzraum der BayernMediaGesellschaft AG (BMG) im Herzen der Münchner Museums-Insel, irgendwo zwischen Brienner- und Elisabethstraße, der prächtigen Zentrale hoch über den Dächern der Maxvorstadt mit Blick auf den Königsplatz sowie auf die neue und die alte Pinakothek, herrscht gähnende Leere.
Nur ein junger Mann mit einem kleinen Brillanten im Ohr sitzt auf einem der Renaissance-Stühle, die die zwei prunkvollen Eingangsportale flankieren und wartet.
Als sich die Flügeltüren des gegenüber liegenden Portales öffnen steht er rasch auf. Die Brüder Hubertus betreten den Raum, gefolgt von jungen Frauen und Herren, die eilig Schriftstücke, Getränke und Obst auf dem mächtigen Konferenztisch drapieren, dann sofort wieder verschwinden und die Türen hinter sich verschließen.
Einer der Brüder Hubertus geht auf den jungen Mann mit dem kleinen Brillanten im Ohr zu, reicht ihm die Hand und begrüßt ihn mit dem Geständnis, er frage sich, ob der junge Mann nun nicht wisse, oder eben ganz genau wisse, dass dieser Stuhl eigentlich der Dekoration diene. Der Letzte, der auf diesem Stuhl auf eine Unterredung gewartet habe, sei Machiavelli gewesen, das sei verbürgt.
Bevor sich der Mann mit dem kleinen Brillanten im Ohr wegen seines offenbar begangenen faux pas entschuldigen kann, wendet sich der das Gespräch führende fette alte Mann an die beiden anderen Brüder Hubertus und schlägt ihnen vor, sie müssten wohl das Mobiliar modernisieren und den englischen Designern kündigen. Denn es könne doch nicht wahr sein, dass die Angst, sich an den Tisch zu setzen Menschen dazu zwingt, teuerstes Kulturgut zu gefährden, nicht wahr. Es müsse alles hier raus und neu eingerichtet werden. Auch habe er immer schon gesagt, nicht wahr, dass man den „Machiavelli“ nicht einfach so ohne Schild hier stehen lassen könne, wozu habe man sich denn eigentlich Museen angeschafft. Dann wendet sich der fette alte Mann wieder dem jungen Mann mit dem kleinen Brillanten im Ohr zu und teilt ihm mit, man habe gehört, dass er seine Hausaufgaben bis jetzt ganz ordentlich zu erledigen scheine. Der junge Mann bedankt sich für das Kompliment mit dem Hinweis, er habe nur seinen Auftrag erfüllt, worauf ihm kühl erwidert wird, dass man von Aufträgen und ähnlichen Gepflogenheiten in ihrem Haus nichts wüsste. Aber wie auch immer was auch immer geschehen sei, nun sei zu klären, wie man im Fall Bernhard Finder verfahre. Dessen Aufgabe scheine sich auf tragische Weise erledigt zu haben – vorerst. Aber nach Lage der Dinge wahrscheinlich doch endgültig. Man habe erfahren, dass Kuh-Rindt ihren lieben Freund Finder wegen Mordes angezeigt habe. Das sei natürlich ebenfalls tragisch, nicht wahr. Leider lasse es sich nicht vermeiden, dass die BMG angesichts dieser unvorhergesehenen, dramatischen Entwicklung bis auf Weiteres alle bestehenden formellen sowie informellen Kontakte abbrechen werde. Dies ändere freilich nichts an der persönlichen Wertschätzung und der Dankbarkeit, welche man dem Professor und seinen Leistungen gegenüber empfinde. Doch Bernhard Finder sei lange genug im Geschäft, nicht wahr, um ganz sicher einzusehen, dass die BMG angesichts der heiklen Materie auf persönliche Belange keine Rücksicht nehmen könne, sondern sozusagen höheren Interessen verpflichtet sei, nicht wahr. Bei seinem nächsten Treffen könne der junge Mann ihrem Freund Finder die Situation ganz offen und in unmissverständlicher Klarheit schildern. Man sei freilich überzeugt, Finder werde auch Verständnis dafür haben und akzeptieren, dass die BMG angesichts der sensiblen Lage, nicht wahr, in der sie sich bezüglich Pullach befinde, nichts für ihn tun könne. Sollte das wider Erwarten nicht der Fall sein und Finder entsprechende Anstalten machen, müsse man ihm diese Einsicht sehr rasch – und wenn nötig mit Nachdruck – vermitteln.
Da nun keiner der Brüder Hubertus weitere Anstalten macht, die Erklärung fortzusetzen, erklärt der junge Mann mit dem kleinen Brillanten im Ohr, er denke, er habe verstanden, was der Wortführer der Brüder Hubertus mit Blick auf seine beiden Kompagnons mit der Bemerkung quittiert, dass es ihn sehr glücklich mache, nicht wahr, auch von einem Vertreter einer neuen Generation verstanden zu werden, denn er hasse langatmige Erklärungen und Reden. Im übrigen – und damit wendet er sich wieder dem jungen Mann zu – lasse man auch den sehr verehrten Julian sehr herzlich grüßen, der nach diesem fürchterlichen Zwischenfall doch sehr niedergeschlagen wirke. Man habe gerade eben mit ihm gesprochen und ihm mit großem Bedauern mitteilen müssen, dass sich der vereinbarte Beginn der Dreharbeiten nicht einhalten lasse und das Projekt nun überhaupt ganz neu zu überdenken wäre, nicht wahr. Aber darüber sei der junge Mann, nicht wahr, ohnehin längst unterrichtet. Und nun bitte man ihn um Entschuldigung, ihm keinen Kaffee, nicht mal Cognac anbieten zu können, aber man sei terminlich unter Druck, nicht wahr, und es sei nun mal so, dass sie einen Staatssekretär nur ungern lange warten ließen.
Dann zeigt einer der bislang schweigsamen Brüder Hubertus dem jungen Mann mit einem kleinen Brillanten im Ohr einen Seitenausgang des Großen Konferenzraums, den er benutzen solle, um – wie er lächelnd anmerkt – auf seinem Heimweg nicht auch noch von Menschen unnötig aufgehalten zu werden, die einen nur Geld und Zeit kosten.
Wird fortgesetzt
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Nachdem der Herr Schmidt am vergangenen Wochenende zusammen mit der Staatsanwaltschaft und einem dienstbaren Medienpartner aus dem Bayernressort der Süddeutschen Zeitung dafür gesorgt hat, dass sein alter Spezl und Geschäftspartner – der talentierte Herr Berlin – vor dem böse in der Luft liegenden Vorwurf sogenannte Insidergeschäfte, illegale Preisabsprachen oder noch Ärgeres getätigt zu haben, wenigstens soweit juristisch wasserdicht geschützt ist, in Gestalt der ebenda der Öffentlichkeit präsentierten Aussage dieses Schmidl, angebliche Geheimgespräche über angebliche Absichten der Landesbank die Kärntner Hypo zu übernehmen hätten wenn überhaupt dann mit Sicherheit erst Monate NACH der unternehmerischen Glanzleistung dieses ehrenwerten Ausnahmeinvestors Berlin stattgefunden, ein sattes Viertel dieses damals (und praktisch schon seit 2004 wie jeden halbwegs informierten Leser des Wirtschaftsteils sichtbar) vollkommen aussichtslos in der Scheiße steckenden Schuldenberg HGAA zu erwerben – kurzum: am vergangenen WE sorgt der Schmidl mit der Staatsanwaltschaft und der SZ dafür, dass der Amigo T.B. eine garantiert juristisch wasserdichte und endgültige Antwort geben kann, wenn ihm einer mit der blöden Frage kommen sollte, ob er das ehrenwerte Geld seiner ehrenwerten Damen und Herren Investoren womöglich bloß deshalb in die 25 Prozent Anteile an diesem Kärtner Scheißhaufen gesteckt hatte, weil ihm wie dem Schmidl, dem Haider wie dem Stoiber, dem Kulterer wie dem Martinz und mit ihnen eben allen anderen „mit der Materie vertrauten“, die Geschäfte führenden und die Aufsicht habenden Personen – pardon – „Persönlichkeiten“ natürlich, vollkommen klar und es sozusagen eine ausgemachte Sache war, dass es nur eine Frage der Zeit, genauer: eigentlich bloß von Wochen und Monaten sein konnte, bis dieser Herr Schmidl diesen Kärntner Scheißhaufen übernehmen muss, bevor er ihnen (auch zu diesem „ihnen“ später) wg. andernfalls unaufschiebbarer Insolvenz andernfalls katastrophal um die Ohren fliegt.
Wie gesagt. Diesen Verdacht vorläufig erst mal aus der Welt zu schaffen und jeden, der ihn ernsthaft erhebt der Gefahr auszusetzen eine Klage dieses talentierten T. B. wegen angeblicher Rufschädigigung zu riskieren, war gestern vor einer Woche, das haben sie mit und in der SZ toll hingekriegt. Dieses Wochenende ist die FAZ dran, in der der Schmidl – diesmal ohne Unterstützung der Staatswanwaltschaft, dafür mit hinreißendem Human Touch – seinem talentierten Fotz-Medienpartner aufschreiben lässt, dass er – und wer nach der Lektüre dieses „Interviews“ nicht wenigstens drei mal laut lachen muss, hat entweder keinen Humor oder ist einfach ahnungslos und/oder ferkelblöd in der Causa HGAA/BLB – als geschäftsführender Schmidl seinerzeit ja überhaupt nicht der allein geschäftsführende Schmidl und also für diese leidige Übernahme und den damals ausgemachten Kaufpreis von angeblichen Marktwert plus 400 Milionen Aufschlag verantwortlich war, sondern – Trara Trara – erstens der Verwaltungsrat und zweitens „über 100“ andere vom Schmidl natürlich nicht näher bezeichnete Mitwirkende, die bei der Planung, vertraglichen Ausgestaltung und Durchführung dieses naturgemäß ganz normalen Bankgeschäfts äh „mitgewirkt hatten. Respekt, Herr Schmidl bzw. Respekt, Herr Conciliere vom Schmidl! Schöner, netter, verbindlicher hätte selbst ein Roland Koch in so einer Fotz nicht sagen können, dass es im Fall Übernahme der HGAA nicht das geringste zu beanstanden geben würde, abgesehen von den üblichen „sogenannten Einmischungen der sogenannten Politik“ gegen die so ein freier Marktwirtschafts-Schmidl sich natürlich immer schon ausgesprochen hat und die er – wenn´s denn schon sein muss – natürlich auch im Fall dieser leidigen Hypo-Geschichte jederzeit ganz egal wo jedem natürlich auch nachträglich rekapitulieren kann. Fehlte bloß noch, der Schmidl hätte seinen Medienpartner in der FOTZ schreiben lassen, er sei ja der Erste, der an einer brutalst möglichen Aufklärung aller Sachverhalte interessiert sei – und die widerliche Farce wäre perfekt gewesen. Aber echte Profis wissen natürlich wie weit sie den Bogen spannen können, ohne dass unvermittelt Gelächter auf den hintereren Reihen der Regierungsbank ausbricht und belassen es fürs Erste dabei. Und wer weiß. Womöglich kommt der Witz vom Schmidl, dass er sich „von politischen Entscheidungsträgern“ nicht nur persönlich im Stich gelassen, sondern eventuell sogar hintergangen fühlt (der von und zu Gutzi hat ihm die Übung mit seinen Schneiderhahns/Wicherts beispielhaft vorgeturnt), weil einem womöglich wichtige Unterlagen seitens zweier Ministerien in Sachen Bayerisch-Kärtner Standortpolitik seinerzeit gar nicht erhalten habe, dann kommendes Wochenende, womöglich als vorgezogene Spiegel-Story. Was weiß ich.
Und entre nous. Angesichts der enormen Professionäität und Eleganz mit der hier seit 14. Dezember aus allen Rohren vertuscht wird, will ich das auch gar nicht mehr wissen.
PS zu Gauweiler. Wie gesagt: dazu später mehr, ch ch.
PPS Wer den Link der Quelle, also dem Artikel in der aktuellen FAZ vermisst, soll sich bei Gott oder an anderer höherer Stelle beschweren und sich den hier kommentierten Artikel gefälligst selber hergoogeln, wenn er mir nicht glaubt, weil ich wie an anderer Stelle hier schon mehrmals gesagt, solchen echt schmutzigen Desinformationskampagnen nicht auch noch per Verlinkung Vorschub leiste. Wär ja noch schöner!
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So zitiert der Wiener STANDARD in seiner heutigen Ausgabe den ehemaligen Vorstandschef der Hypo Alpe Adria, der nun also auch wie sein alter Kollege Schmidl und ihr junger Froind Berlin jene ingestuösen, seinen guten Ruf als Geschäfts- und Ehrenmann womöglich in Frage stellen könntenden Ermittlungen lieber selber in die Hand nimmt, anstatt sich allein auf den guten Willen seiner Medienpartner und die alten Kameraden in den einschlägigen Parteigremien und Ministerien der Republik Österreich zu verlassen.
Nicht gesammelt, sondern bloß hingewiesen. Respekt, Herr Kulterer! Bin schwer beeindruckt! Das erreicht beinahe Schäuble-Niveau, der bekanntlich das Schmiergeld des Waffenhändlers zwar angenommen, aber nicht erhalten haben will – oder welche Formulierung auch immer ihm die für ihn zuständige Staatsanwaltschaft nahe gelegt hat, um diesen leidigigen Vorfall in bar ausbezahlter wie sagt man unter Ehrenmännern: „Zuwendungen?“ „Spenden?“ „Peanuts?“ – zur beiderseitigen Zufriedenheit aus der Welt zu schaffen.
Dass Sie, was so spezifische skills im Amigo-Business betrifft, Ihren guten Froinden und alten Kameraden in der CSU in Nichts nachstehen, hatten Sie ja schon 2004/2005 demonstriert, als Sie sich wegen erwiesener – nein ich schreibe nicht erwiesener Betrügereien, sondern sage einfach auch „Missverständnisse" im Zuge der Bilanzdarstellung – einfach kurzerhand in den Aufsichtsrat Ihrer Hypo Adria versetzen ließen, nachdem Sie als geschäftsführender Vorstand auch beim allerbesten Willen einfach nicht mehr zu halten waren. Aber Ihre heutige Offensive in Sachen "brutalst möglicher Aufklärung" ist echt auch nicht ohne. Ganz großes Tennis, Amigo! Und für einen, der als sogenannter Sozialdemokrat seine Deals durchzieht absolut professionell!
Wie gesagt, Herr Dr. Kulturer. Respekt! Darf ich Sie Bodo Hombach nennen!?
Zitat: http://derstandard.at/1262209415368/Ex-Hypo-Chef-Kulterer---Habe-nie-Investoren-gesammelt
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