Freitag, 20. Januar 2012
Heute in den Feuilletons
Sanft umhüllt Dich weißer Schaum. Wie ein abgebrannter Traum...

Obwohl. Neben den schleimig hingelogenen Elogen zum 70. des größten Boxers aller Zeiten, der ewigen Wiederkehr des ewig gleichen Geblubbers unserer PR-Klitschen über das einschlägig aus Rundfunk und Fernsehen bekannte Geblubber, das in den PR-Klischen immer noch Film, Kunst oder Theater genannt wird, und dem einen oder anderen reaktionären Vollpfosten, den der bzw. der den alles beherrschenden "katholisch-nationalsozialistischen Ungeist" (Thomas Bernhard) allgegenwärtig hervorbringt und als Kultur verkauft, gibts unterm Strich zur Zeit ausnahmsweise ja noch die schönen, guten, großen Helmut Dietl Interviews, mit denen uns der alte Dietl eben nicht nur über die Trostlosigkeit hinwegtröstet, dass ihm auch sein neuester Film leider leider nicht geglückt ist, sondern leider leider komplett zur natürlich einmal mehr natürlich super ausgestatteten Lachsack-Schmonzette verkommen musste, die nach all den Jahren, all den Exposes, Diskussionen, Streitereien, Überarbeitungen, Neufassungen und schließlich noch so einer Diskussion, wo jetzt die Pointe, jetzt wann genau auch nach dem Achtundsechzigsten Take immer noch das richtige Timing kriegt, hat oder eben dann halt eben genau nicht, äh, leider leider leider nicht mal mehr Spuren ihrer am Anfang natürlich und sicher wirklich witzigen, richtig komischen guten Idee enthält, anstatt und gegen den billigen Gegenwartsblödsinn der alle, ja wirklich alle Medien und mi ihnen die Köpfe und Gehirne permanent verschleimt, doch einen Film über beispielsweise den alten Baby Schimmerlos zu drehen, der beispielsweise wie weiland Franz Biberkopf in Berlin Mitte steht und so langsam merkt, dass tatsächlich mehr als 25 Jahre vergangen sind und einiges passiert ist, seit er in München der von seinen Weibern und Spezln bloß "der Baby" genannte und dafür bewunderte "Franze" war, für den eben nicht bloß die Weiber, sondern auch die Spezln und irgendwie die ganze seinerzeit bekanntlich von München aus regierte Bundesrepublik auf den Tischen tanzen mussten, weil der Franze das genau so wollte in seiner bunten illustrierten Klatschkolumne. Hach! Was wär das für ein Weltfilm geworden. Der alte Kroetz, der einer von Anfang komplett verblödenden Berlinjournaille zeigen will, wie Hauptstadtkultur wirklich geht und dabei nicht mal merkt wie ihn ein kleines alertes Arschloch, das er sich als billigen Chauffeur und Natter zur Brust nehmen will, einfach aufs Kreuz legt. Hach ja! Der sein Leben lang mit Klatsch aus der Bayerischen Staatskanzlei einschließlich Pullach und Allianz-Zentrale versorgte und in Mafia aller couleurs geschulte Prominentenreporter in der Lobby des Bundeskanzleramts und plötzlich von all den Nasen so angepisst und voll geekelt, dass selbst die mühsam antrainierte Beißhemmung vor schwerreichen Verlegerwitwen einfach nicht mehr weiter hilft, sondern bloß noch Klartext, Beleidigung, Schmähkritik. Hach ja. Ich wette, sogar der Bully Herwig hätte noch was dazugelernt und wär genial geworden, wenn er den aalglatten Antagonisten von so einem alten bissigen Kroetz alias Baby hätte spielen dürfen. Als Hauptrolle kann er sich bestenfalls jetzt bloß noch selber persiflieren, was nicht mal seine Fans lustig finden können, sondern bloß noch anöden wird, weil der gute Mann ja seit zehn Jahren praktisch nichts anderes macht. Kurzum: Sehr traurig, das alles. Aber wenigstens gibt es bis 2. Februar noch die Promo und also seitenweise weitere Dietl-Interviews. Und die allein sind ja um Klassen besser als jeder gerade durchs Kino und den TV-Betrieb genudelte deutsche Film bzw. was sich halt so nennt, an und für sich ist es ja wirklich Dreck bzw. weißer Schaum, siehe oben.

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Disclaimer
Nein. Ich habe den Film nicht vorab gesehen, sondern bloß den Trailer sowie den Teaser, die das Werk per Internet bewerben, kann aber allein aufgrund der in der im Teaser präsentierten Schminkszene mit Fug und Recht behaupten, dass ich sicher total frustriert, traurig und enttäuscht aus dem Kino laufen werde, wenn ich mir den neuen Dietl-Film angesehen haben werde, weil mir allein diese mit fünf Ausrufezeichen als Achtung komisch, Witz! angekündigte Schmink-Szene vorgeführt hat, was bei dieser Produktion und speziell beim Umschreiben für brutale Unfälle passiert sein müssen. Sage und schreibe dreimal (in Zahlen 3 mal) wird der Bully gezwungen, den einen lustigen Textfetzen über die ihm richtig erscheinende Bräune zu wiederholen! Und er darf ihn nicht bloß wiederholen, sondern muss ihn variieren und auch noch ganz spontan wirken, obwohl nicht nur ihm selber als echtem Profi, sondern selbst dem ahnungslosesten Fernsehredakteur spätestens nach den ersten 30 von den insgesamt 90 Sekunden nicht nur völlig klar, sondern total anzusehen ist, dass er genau weiß, dass er die eine Pointe zu einer Minute Quark breitquatschen muss, den auch der trockene Humor seiner sich kurz fassenden Kollegin nicht mehr vor der Versketschung retten kann.
Der in den Augen von professionellen Filmcoproduzierern aus dem TV-errarium offenbar immer noch für unvermeidlich gehaltene Harald Schmidt, der ja selbst jedem der das nicht mehr hören will, ständig erzählt, dass er wirklich nicht schauspielen kann, zieht alle dann tatsächlich auf so ein uriges Mehrzweckhallenkabarettbauerntheaterniveau mit eingebautem Klemmihumor (Er ist Politiker und hat vor Zeugen "meine Eier" gesagt! Huch! Hoho!), den man eigentlich nur noch aus dem ARD-Fernsehgarten kennt. Sogar die KIKA-Kundschaft KANN über solchen Unfug nicht mehr lachen. Aber egal.
Es soll und muss trotzdem jeder in den Film reingehen und brav den Eintritt für die Tortur bezahlen, weil ich dem Dietl einfach auch glaube, wenn er sagt, dass er ruiniert ist, wenn auch der Streifen flopt. Und das wäre wirklich schade. Weil eigentlich kann er ja das Filmemachen.

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