Montag, 19. März 2007
ENGLISCHER GARTEN 1993 TEIL II
the great gate, 18:38h
FORTSETZUNG
Wie seinerzeit vom Marstall aus Isar abwärts. Vor Unterföhrings Lände mit ihren malerischen Buchten zwischen den Wehren lockte die Waldwirtschaft. Freilich zu Fuß und ohne die Kutsche genügt uns als festes Ziel die Biergartenbewehrte Uferpromenade am Kleinhesseloher See. So ist das damals gewesen.
Hatte ich also seit langer, langer Zeit wieder in den Himmel hineinschauen dürfen. Und dahinter.
- Hey man, schau: Kornblumenblau
Nach unserer ersten Runde hockten wir uns für eine gute Stunde unter den Chinesischen Turm an einen der dunkelbraunen Holztische und rauchten unsere Zigaretten. Damals noch ohne Uhr. Die Blasmusik schlief noch. Die ausgedienten Münchner Schickis wachten mit zerknitterten Gesichtern über ihrer Maß. Und Clooney und ich gaben Obacht, wer diesen Winter überlebt und wer ihn leider nicht geschafft hat und was sich sonst so tut.
Wie wird das werden heuer? Schaust a bissl müde aus.
Wird schon werden.
Na und wie gehn´s jetzt, die neuen rollerskates? Besser als die alten Dinger?
Klar logisch.
Wird ja alles immer besser mit der Zeit, oder? Prost.
Ja Prost.
Und sonst?
Ja mei. Zu wenig Schlaf.
Und sonst?
Sonst nichts. Wärmer könnts sein. Wie immer um die Zeit.
Weißt schon, wos jetz heuer hin geht? Letztes Jahr wars ja eine riesige Gaudi auf Ibiza.
Ja mei. Letztes Jahr. Weißt schon. Heuer. Wer weiß schon wo´s hingeht heuer. Irgendwo wird man schon bleiben, oder? Irgendwo kommst immer hin. Außerdem wars auf Goa, letztes Jahr. Ibiza war vorvorletzten Sommer. Und überhaupt heißen die jetzt Rollerblades. Aber eh wurscht. Prost
Ach so, ja genau, Prost. Auf die neuen Rollerblades.
Und du? Was is jetz mit dir? Wie gehts nachert jetz dir mit den Kindern und so?
Einen Tisch weiter - high you there everybody - hatte eine Brigarde Siemensianer, so eben heruntergechillt vom E-Werk, gerade angefangen, sich in surrendem Superlativ zurück in die Echtzeit - nach Neuhausen - zu chatten.
Das war das supergeilste Mensch - Das war sowas von der Düsenjäger - so tierischmäßig der Hammer - das glaubst du nicht - das mußt du erlebt haben. - Live! - So geil - echt! - Echt Mensch - ich sag es dir - das war - so, so, so - du ich - ich könnts nicht sagen. - Echt der Wahn. - Absolute Härte. - Mayday im Quadrat. - Der Rest ist ein Dreck dagegen.
Der Rest waren ihre Klamotten. Techno. Sie waren alle am Start, voll in ihrem Großen Rennen, redeten sich heiß und kamen dennoch irgendwie nicht wirklich von der Stelle. Clooney und ich saßen paar Meter daneben und hörten den refrektierten Ravern zu. Es zogen andre an die Nachbar-Tische, mit ihren eigenen, ganz andren Welten. Und wieder andere kamen dazu oder standen auf und gingen wieder. Und wir saßen also da und hörten ihnen zu und sahen sie kommen und gehen und schauten uns an und rauchten unsere Zigaretten. Wie es halt zugeht am Turm. Anderswo wurde geschossen, verhungerten Leute, traten kleine Kinder auf Minen, lauter solche Dinge. Nicht auszudenken.
I´m your pusher. Highroller. Before you can read me, you got to learn how to see me, I say.
Die Maserung von dem Holz ist schön. Hört sich das vielleicht doch jetzt alles auf?
Was meinst?
Hä? Hab ich was gsagt?
Nein, ich mein nur, weil du so schaust.
Wieso? I schau doch ganz normal
Ach so, ja dann.
Aber es ist schon so:
Die schrille Muskelpackung, als die DER NEGER wieder gern gesehen wird, ist dieser Typ, der gerade eben neben dem Steckerlfischstand auftaucht und jetzt ruhig durch die Tischreihen schlendert, eher nicht. Ist nicht von hier, wahrscheinlich Touri oder geschäftlich unterwegs, Musik vielleicht. Wie´s aussieht Übersee, Amerikaner, eventuell Eastcoast, New York, schätz ich, wenn nicht, dann Boston oder eben – Kanada. Scheint jedenfalls mehr im Kopf zu haben als fette Goldketterl und Faxen.
Was sagst? I vastäh di ned.
Ach nix, vergiss es.
Beobachtung:
Endlich mal einer ohne Narrenkappe, fällt mir ein, nicht dieser HipHop-Kasperl-Typ. Erwachsener Mann. By any means necessary. Mantel wie maßgeschneidert. Und irgendwie Feuer in den Augen. So seltam das klingt. Kurzer, flüchtiger Blick. Kennen wir uns nicht? Nein. Wir kennen uns nicht, das wüsste ich. Schaut sich in aller Ruhe weiter um. Ich auch.
Winterende. Erde, Wasser, Feuer. Licht. Ja. Ja. Ja. Genau.
So wirds werden. Genau so. Ich sehs schon. Überdeutlich. Da liegt etwas vor mir, das ist gut und ist groß. Solche Ideen. Mit weit ausgestreckten, in luftige Höhen hinein ragenden Armen.
Und daß die Leute hier am Turm doch schönere Menschen sind, als die, die vor zwanzig Jahren hier saßen. Bei ihrer ersten richtigen Maß im neuen Jahr wieder unter der Sonne zusammenkommend, sich und den nächsten Besten freundlich grüßend.
Aber die sind doch alle auch krank, meinte Clooney. Aber doch nicht nur. Und doch nicht alle. Meinte ich. Und klappte die Sonnenbrille wieder herunter ins Visier.
Nachher im Wagen dann die Leopoldstraße hoch. Vorbei am Siegestor. Neben uns ein roter Alpha Romeo. Eine Frau mit großen goldenen Ohrringen sitzt drin, lächelt kurz zu uns rüber. Der alte Alpha, diese Schuhschachtel, ist Clooneys Traumwagen. Versteh ich nicht. Es gibt da nur ein Richtiges, sage ich. Den Jaguar. Und zwar in Dunkelgrün. Wie sich das gehört, für so einen Fahrzeugklassiker. Sage ich. Was willst denn ausgerechnet mit dem Alpha? So eine Alpha Romeo Schachtel kannst ja zu gar nichts brauchen. Da kannst ja gleich die Schuhe nehmen und zu Fuß rumfahren. Dann wirds Grün. Warum fährst denn nicht schon bei Gelb? Siegst? Jetzt ist die weg.
Gut gelaunt also ins Venezia. Erdbeermilch.
Dazu weiß Clooney brutale Kindermärchen aus dem Nachmittagsprogramm. Mit einem ausgeflippten Bären, vielen braven Arbeiterschweinen, debilen Bullen und einem starken Wolf, der lieber Rindfleisch frißt.
Irgendwann später wieder zuhause.
Um sechs jedenfalls Fußball in Dr. Berzelmeiers Zimmer. Er ist übers Wochenende aufs Land gefahren. Clooney kocht Kartoffeln. Bayern gegen irgendwen. Dazu das Blaukraut. Dann hinunter in meine Wohnung
Clooney hat mir gestern dieses schwarze Notizbuch geschenkt. Während er die Kartoffeln schälte habe ich also das Schreiben angefangen. Blaukraut habe ich auch schon jahrelang nicht mehr gegessen. Schmeckt gut. Wirklich.
Jetzt übertreib mal nicht (Clooney).
Nein echt (Ich).
Nach dem Abwasch noch zwei Witze über Bayern München und ihre ewigen Duseltore. Dann macht Clooney hinter mir die Tür zu, weil es knallt, wenn sie ins Schloß fällt. Wir schreiben das Jahr 1993.
Liege lange in der Badewanne. Um elf steht Clooney in der Tür. Wie ausgemacht. Session.
Halbe Stunde später: Von eisbedeckten Gipfeln herab gleitend durch halogen leuchtender Straßen Schluchten, direkt hinein ins Substanz. Clooney ist da verabredet. Zu viert Bier. Um zwölf Aufbruch. Dazwischen freundlich gelacht. Im Wagen kurz noch den neuen aprikosenfarbenen Taschenspiegel gezückt. Rasante Fahrt ins Baader. Superfly. Ich Ikarus. Du Ikebana. Im Baader Douglas und den Dude getroffen. Großes Palaver. Dann macht das Baader zu. Im schönsten Rausch in die Babalu-Bar. Douglas politisch interessiert, will mich mal treffen und reden. Später. Sagen wir, nächste Woche. Jetzt nicht. Jetzt lieber in das nächste Bier. Telephonieren.
Mensch, wie heißt denn jetzt diese Nummer? Weißt du, wie diese Nummer heißt?
Tolle Nummer, ja. Saugute Nummer.
Ja saugut, die Nummer, uralt. Wart mal.
Ach lass. Iss ja egal wie die heißt. Die wird zurzeit eh wieder überall gespielt, die Nummer.
Ja die iss ja auch saugut. Eigentlich das Beste, was der gemacht hat.
Ja stimmt. Die hörst jetzt überall die Nummer. Warte, jetzt weiß ichs wieder.
Was?
Wie die Nummer heißt.
Welche Nummer?
Die von vorher.
Ach die.
Ja genau. Bring mir auch eins mit. Ja genau. Hey, hey. Mai Mai. Das nächste zahl dann ich.
Wo ist eigentlich De Niro?
In Schladming
Kann der überhaupt Schifahrn?
Er probierts.
Weißt was der gesagt hätt, vorhin? So eine Musik spielen sie im Himmel.
Im Himmel. Haha.
So rasen die Stunden
Am Ende schließlich alle rüber in den Club: Vollrausch, Technosoul. Zwei Minuten Kollaps. Dann schweißnass die Treppe rauf. Noch eine Zigarette im Babalu-Foyer. Das beruhigt das Herz. Dann zum Wagen. Und heim. Zuhause noch mal in den Taschenspiegel gezwinkert. Allein. TV. Notizen. Schließlich Bett. Kurz vor sieben. Vogelkreischen. Deja vu Erlebnis. Kristalliner Schlaf.
Son. 14. März.
Auf um zwölf. Kaffe und Wochenschau im ersten. Nachmittags Waschsalon. Chillin` around. That´s what we need so bad, heißt es doch so schön. Alte Geschichten.
Clooney schlecht gelaunt. Ihm hängt alles zum Hals raus. Der Job. Das Geheul der Frau. Kann auch ganz normaler Backlash sein. Was heißt normal? Es nervt halt jede Kleinigkeit auf diese unbestimmte Weise. Föhn? Ich bekomme die Augen nicht auf. Und wenn doch krieg ich nur Stiche in die Pupillen. Dazu wachsende Ungeduld. Dann hat keiner genug Kleingeld für die Chipsautomaten und die Alte, die in dem Laden dafür zuständig ist, macht gerade frei. Was sonst? Im Herzen Altschwabings zogen wir rum wie durch Schwaden aus Formaldehyd. Auf dem Weg an die frische Luft. Sonntag halt.
Wie seinerzeit vom Marstall aus Isar abwärts. Vor Unterföhrings Lände mit ihren malerischen Buchten zwischen den Wehren lockte die Waldwirtschaft. Freilich zu Fuß und ohne die Kutsche genügt uns als festes Ziel die Biergartenbewehrte Uferpromenade am Kleinhesseloher See. So ist das damals gewesen.
Hatte ich also seit langer, langer Zeit wieder in den Himmel hineinschauen dürfen. Und dahinter.
- Hey man, schau: Kornblumenblau
Nach unserer ersten Runde hockten wir uns für eine gute Stunde unter den Chinesischen Turm an einen der dunkelbraunen Holztische und rauchten unsere Zigaretten. Damals noch ohne Uhr. Die Blasmusik schlief noch. Die ausgedienten Münchner Schickis wachten mit zerknitterten Gesichtern über ihrer Maß. Und Clooney und ich gaben Obacht, wer diesen Winter überlebt und wer ihn leider nicht geschafft hat und was sich sonst so tut.
Wie wird das werden heuer? Schaust a bissl müde aus.
Wird schon werden.
Na und wie gehn´s jetzt, die neuen rollerskates? Besser als die alten Dinger?
Klar logisch.
Wird ja alles immer besser mit der Zeit, oder? Prost.
Ja Prost.
Und sonst?
Ja mei. Zu wenig Schlaf.
Und sonst?
Sonst nichts. Wärmer könnts sein. Wie immer um die Zeit.
Weißt schon, wos jetz heuer hin geht? Letztes Jahr wars ja eine riesige Gaudi auf Ibiza.
Ja mei. Letztes Jahr. Weißt schon. Heuer. Wer weiß schon wo´s hingeht heuer. Irgendwo wird man schon bleiben, oder? Irgendwo kommst immer hin. Außerdem wars auf Goa, letztes Jahr. Ibiza war vorvorletzten Sommer. Und überhaupt heißen die jetzt Rollerblades. Aber eh wurscht. Prost
Ach so, ja genau, Prost. Auf die neuen Rollerblades.
Und du? Was is jetz mit dir? Wie gehts nachert jetz dir mit den Kindern und so?
Einen Tisch weiter - high you there everybody - hatte eine Brigarde Siemensianer, so eben heruntergechillt vom E-Werk, gerade angefangen, sich in surrendem Superlativ zurück in die Echtzeit - nach Neuhausen - zu chatten.
Das war das supergeilste Mensch - Das war sowas von der Düsenjäger - so tierischmäßig der Hammer - das glaubst du nicht - das mußt du erlebt haben. - Live! - So geil - echt! - Echt Mensch - ich sag es dir - das war - so, so, so - du ich - ich könnts nicht sagen. - Echt der Wahn. - Absolute Härte. - Mayday im Quadrat. - Der Rest ist ein Dreck dagegen.
Der Rest waren ihre Klamotten. Techno. Sie waren alle am Start, voll in ihrem Großen Rennen, redeten sich heiß und kamen dennoch irgendwie nicht wirklich von der Stelle. Clooney und ich saßen paar Meter daneben und hörten den refrektierten Ravern zu. Es zogen andre an die Nachbar-Tische, mit ihren eigenen, ganz andren Welten. Und wieder andere kamen dazu oder standen auf und gingen wieder. Und wir saßen also da und hörten ihnen zu und sahen sie kommen und gehen und schauten uns an und rauchten unsere Zigaretten. Wie es halt zugeht am Turm. Anderswo wurde geschossen, verhungerten Leute, traten kleine Kinder auf Minen, lauter solche Dinge. Nicht auszudenken.
I´m your pusher. Highroller. Before you can read me, you got to learn how to see me, I say.
Die Maserung von dem Holz ist schön. Hört sich das vielleicht doch jetzt alles auf?
Was meinst?
Hä? Hab ich was gsagt?
Nein, ich mein nur, weil du so schaust.
Wieso? I schau doch ganz normal
Ach so, ja dann.
Aber es ist schon so:
Die schrille Muskelpackung, als die DER NEGER wieder gern gesehen wird, ist dieser Typ, der gerade eben neben dem Steckerlfischstand auftaucht und jetzt ruhig durch die Tischreihen schlendert, eher nicht. Ist nicht von hier, wahrscheinlich Touri oder geschäftlich unterwegs, Musik vielleicht. Wie´s aussieht Übersee, Amerikaner, eventuell Eastcoast, New York, schätz ich, wenn nicht, dann Boston oder eben – Kanada. Scheint jedenfalls mehr im Kopf zu haben als fette Goldketterl und Faxen.
Was sagst? I vastäh di ned.
Ach nix, vergiss es.
Beobachtung:
Endlich mal einer ohne Narrenkappe, fällt mir ein, nicht dieser HipHop-Kasperl-Typ. Erwachsener Mann. By any means necessary. Mantel wie maßgeschneidert. Und irgendwie Feuer in den Augen. So seltam das klingt. Kurzer, flüchtiger Blick. Kennen wir uns nicht? Nein. Wir kennen uns nicht, das wüsste ich. Schaut sich in aller Ruhe weiter um. Ich auch.
Winterende. Erde, Wasser, Feuer. Licht. Ja. Ja. Ja. Genau.
So wirds werden. Genau so. Ich sehs schon. Überdeutlich. Da liegt etwas vor mir, das ist gut und ist groß. Solche Ideen. Mit weit ausgestreckten, in luftige Höhen hinein ragenden Armen.
Und daß die Leute hier am Turm doch schönere Menschen sind, als die, die vor zwanzig Jahren hier saßen. Bei ihrer ersten richtigen Maß im neuen Jahr wieder unter der Sonne zusammenkommend, sich und den nächsten Besten freundlich grüßend.
Aber die sind doch alle auch krank, meinte Clooney. Aber doch nicht nur. Und doch nicht alle. Meinte ich. Und klappte die Sonnenbrille wieder herunter ins Visier.
Nachher im Wagen dann die Leopoldstraße hoch. Vorbei am Siegestor. Neben uns ein roter Alpha Romeo. Eine Frau mit großen goldenen Ohrringen sitzt drin, lächelt kurz zu uns rüber. Der alte Alpha, diese Schuhschachtel, ist Clooneys Traumwagen. Versteh ich nicht. Es gibt da nur ein Richtiges, sage ich. Den Jaguar. Und zwar in Dunkelgrün. Wie sich das gehört, für so einen Fahrzeugklassiker. Sage ich. Was willst denn ausgerechnet mit dem Alpha? So eine Alpha Romeo Schachtel kannst ja zu gar nichts brauchen. Da kannst ja gleich die Schuhe nehmen und zu Fuß rumfahren. Dann wirds Grün. Warum fährst denn nicht schon bei Gelb? Siegst? Jetzt ist die weg.
Gut gelaunt also ins Venezia. Erdbeermilch.
Dazu weiß Clooney brutale Kindermärchen aus dem Nachmittagsprogramm. Mit einem ausgeflippten Bären, vielen braven Arbeiterschweinen, debilen Bullen und einem starken Wolf, der lieber Rindfleisch frißt.
Irgendwann später wieder zuhause.
Um sechs jedenfalls Fußball in Dr. Berzelmeiers Zimmer. Er ist übers Wochenende aufs Land gefahren. Clooney kocht Kartoffeln. Bayern gegen irgendwen. Dazu das Blaukraut. Dann hinunter in meine Wohnung
Clooney hat mir gestern dieses schwarze Notizbuch geschenkt. Während er die Kartoffeln schälte habe ich also das Schreiben angefangen. Blaukraut habe ich auch schon jahrelang nicht mehr gegessen. Schmeckt gut. Wirklich.
Jetzt übertreib mal nicht (Clooney).
Nein echt (Ich).
Nach dem Abwasch noch zwei Witze über Bayern München und ihre ewigen Duseltore. Dann macht Clooney hinter mir die Tür zu, weil es knallt, wenn sie ins Schloß fällt. Wir schreiben das Jahr 1993.
Liege lange in der Badewanne. Um elf steht Clooney in der Tür. Wie ausgemacht. Session.
Halbe Stunde später: Von eisbedeckten Gipfeln herab gleitend durch halogen leuchtender Straßen Schluchten, direkt hinein ins Substanz. Clooney ist da verabredet. Zu viert Bier. Um zwölf Aufbruch. Dazwischen freundlich gelacht. Im Wagen kurz noch den neuen aprikosenfarbenen Taschenspiegel gezückt. Rasante Fahrt ins Baader. Superfly. Ich Ikarus. Du Ikebana. Im Baader Douglas und den Dude getroffen. Großes Palaver. Dann macht das Baader zu. Im schönsten Rausch in die Babalu-Bar. Douglas politisch interessiert, will mich mal treffen und reden. Später. Sagen wir, nächste Woche. Jetzt nicht. Jetzt lieber in das nächste Bier. Telephonieren.
Mensch, wie heißt denn jetzt diese Nummer? Weißt du, wie diese Nummer heißt?
Tolle Nummer, ja. Saugute Nummer.
Ja saugut, die Nummer, uralt. Wart mal.
Ach lass. Iss ja egal wie die heißt. Die wird zurzeit eh wieder überall gespielt, die Nummer.
Ja die iss ja auch saugut. Eigentlich das Beste, was der gemacht hat.
Ja stimmt. Die hörst jetzt überall die Nummer. Warte, jetzt weiß ichs wieder.
Was?
Wie die Nummer heißt.
Welche Nummer?
Die von vorher.
Ach die.
Ja genau. Bring mir auch eins mit. Ja genau. Hey, hey. Mai Mai. Das nächste zahl dann ich.
Wo ist eigentlich De Niro?
In Schladming
Kann der überhaupt Schifahrn?
Er probierts.
Weißt was der gesagt hätt, vorhin? So eine Musik spielen sie im Himmel.
Im Himmel. Haha.
So rasen die Stunden
Am Ende schließlich alle rüber in den Club: Vollrausch, Technosoul. Zwei Minuten Kollaps. Dann schweißnass die Treppe rauf. Noch eine Zigarette im Babalu-Foyer. Das beruhigt das Herz. Dann zum Wagen. Und heim. Zuhause noch mal in den Taschenspiegel gezwinkert. Allein. TV. Notizen. Schließlich Bett. Kurz vor sieben. Vogelkreischen. Deja vu Erlebnis. Kristalliner Schlaf.
Son. 14. März.
Auf um zwölf. Kaffe und Wochenschau im ersten. Nachmittags Waschsalon. Chillin` around. That´s what we need so bad, heißt es doch so schön. Alte Geschichten.
Clooney schlecht gelaunt. Ihm hängt alles zum Hals raus. Der Job. Das Geheul der Frau. Kann auch ganz normaler Backlash sein. Was heißt normal? Es nervt halt jede Kleinigkeit auf diese unbestimmte Weise. Föhn? Ich bekomme die Augen nicht auf. Und wenn doch krieg ich nur Stiche in die Pupillen. Dazu wachsende Ungeduld. Dann hat keiner genug Kleingeld für die Chipsautomaten und die Alte, die in dem Laden dafür zuständig ist, macht gerade frei. Was sonst? Im Herzen Altschwabings zogen wir rum wie durch Schwaden aus Formaldehyd. Auf dem Weg an die frische Luft. Sonntag halt.
... comment