Samstag, 28. Februar 2009
Wie sich die Zeiten ändern. Oder auch nicht
"In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt. Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt. Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein."
Marx, 1857

„Indem der Kapitalismus allen Ländern seine Wirtschafts- und Verkehrsweise aufdrängt, hat er die ganze Welt in einen einzigen ökonomischen und politischen Organismus verwandelt. Wie der moderne Kredit Tausende von Unternehmern durch ein unsichtbares Band verknüpft und dem Kapital eine erstaunliche Beweglichkeit verleiht, viele kleine Privatbankrotts verhindert, damit aber zugleich die allgemeinen Wirtschaftskrisen zu unerhörten Ausmaßen steigert - so hat auch die ganze ökonomische und politische Arbeit des Kapitalismus, sein Welthandel, sein System monströser Staatsschulden sowie die politischen Gruppierungen von Nationen, die alle Kräfte der Reaktion in eine Art weltweite Aktiengesellschaft einbeziehen, nicht nur allen einzelnen politischen Krisen entgegengewirkt, sondern auch den Boden für eine soziale Krise von unerhörten Ausmaßen bereitet."
Trotzki, 1905


„Früher konnten Sie davon ausgehen, dass jemand, der mit 65 in Rente geht, mit durchschnittlich 75 Jahren stirbt. Das ist heute nicht mehr der Fall. Für Kunden ist das längere Leben inzwischen finanziell "riskanter" als der Tod.“
Diekmann, Vorstandschef der Allianz, 2009

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Threadanregung – kleiner Scherz
„Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten.“

Es gibt einen Haufen Leute, auch und gerade in den Reihen der als links oder marxistisch firmierenden Theoretiker, die stellen sich so einen welthistorischen Bruch mit den alten Traditionen, Werten und Gesetzen wie einen Großen weltumspannenden Tanzwettberb vor. Nach dreihundert Jahren Wiener Walzer hört für sie die Musik zu spielen auf, die Akteure sind erschöpft, die meisten liegen am Boden, kauern in den Ecken ihrer ideologischen Matrix, verzweifelt und abgearbeitet an den inneren Widersprüchen der sie beherrschenden Verhältnisse und Beziehungen. Am Zahnfleisch auf den Hund gekommen, den sie Krise nennen. Und wenn dann der letzte Ton im Großen Kreiss-Saal des vor sich hinprozessierenden Weltgeschehens verklungen ist, schleicht auch das letzte übrig gebliebene Pärchen, (Heureka! Es werden ein Paar gleichgeschlechtliche New Contractarians gewesen ein!) gesenkten, freilich auch stolzen Hauptes vom Platz und eine Stimme aus dem Off erklärt dem seit Auschwitz im Schlaf der Vernunft vor sich hin albträumenden Publikum: Allons enfants, Aufwachen! Völker, Genossen, Marktteilnehmer, Game Over!, hört die Signale! Das, Damen und Herren Globalisierte war also der Wiener Walzer! Wir danken der inzwischen also allseitig entwickelten bürgerlich- transnationalen Gesellschaft für 500 Jahre Arbeit, Fortschritt und Pursuit of Happiness. Und freuen uns auf eine neue Runde Zukunft. Begrüßen Sie mit mir recht herzlich das revolutionäre Subjekt der neuen Zeit! Vorwärts, ihr postfordistischen, Massen der immatriellen Werte und digitalen Informationstechnologie, auf die Plätze! Lambada ist angesagt!

Ihr Georg Fülberth (stellvertretend für die gesamte Zunft)

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