Samstag, 12. März 2011
11. September – äh März
Ein Erdbeben nahe Tokio gilt in der Assekuranz als das gröstmögliche Unglück und als der GAU der Branche. Erst vergangenen Herbst hat die Munich Re Maximalschäden von einer Billion Dollar berechnet. Im Großraum Tokio sind 40 Prozent der Wirtschaftskraft Japans angesiedelt, der drittgrößten Wirtschaftskraft der Welt..." Aus einer deutschen Tageszeitung. (11.3. 11)


"Wenn ich den Glauben an die Münchner Rück verliere, verliere ich den Glauben an den deutschen Kapitalismus und an den Kapitalismus überhaupt." (Münchner Journalistin, 12.3. 11)


Und ich als Laie würde sagen: Bevor ich mich runter raten lassen muss, ziehe ich liebe die Versicherungsoption (AKW); 20 Jahre Stagflation sind genug, was immer das heißen mag.

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Zwischen GAU und Super-GAU
“22.33 Uhr: Die japanische Regierung richtet wegen der drohenden Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi ein gemeinsames Krisenzentrum mit der Betreiberfirma Tokyo Electric Power Co (TEPCO) ein. Ministerpräsident Naoto Kan erklärte am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit), damit solle sichergestellt werden, die Krise besser bewältigen zu können. Er werde die Arbeit in der Zentrale von TEPCO persönlich leiten, sagte Kan vor Journalisten.”

Eine Stunde später meldet sein Pressesprecher, dass nach der dritten Explosion im kaputten AKW in einem der drei mehr oder weniger unkontrollierbar vor sich hin schmorenden Reaktoren jetzt also auch die erste "Schutzhülle beschädigt" ist. Nach der "wahrscheinlich stattfindenden Kernschmelze" ist also jetzt auch der erste "Durchbruch" amtlich.

Finanzdienstleister und Eigentümer von TEPCO können aufatmen, die Regierung hat getan was die Regierung tun muss. "Japan" und nicht das Konsortium der japanischen Energieversorger übernimmt die Rechnung.

"Die Betreiberfirma Tepco sprach von einem «sehr schlimmen Szenario». Nach der Explosion im Reaktor 2 des AKW Fukushima habe man damit begonnen einen Teil der Arbeiter in Sicherheit zu bringen.
Nach der Explosion hätte die Strahlung die gesetzlichen Grenzwerte überschritten, hiess es weiter. Zum Zeitpunkt der Explosion herrschte nach Angaben von Meteorologen Nordwind.
" Melden die Agenturen.

Sayonara Tokio

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"FIRE
at Reactor Adds to Challenges as Japan Weighs New Plans to Cool Fuel", meldet die New York Times so um 1.30 h.
Und http://www.economicpolicyjournal.com/2011/03/...poses-article-15.html
meldet:
"Japan has banned all its government agencies, including its nuclear regulatory and protection agencies, from issuing any statements about the nuclear crisis situation in Japan, according to Yochi Shimatsu, former editor of the Japan Times.

Statements will only be issued from the senior level of the Japanese government.

"Article 15" is an article unfamiliar to most Japanese, including most Japanese journalists. It is apparently an emergency regulatory clause that allows the senior levels of the Japanese government to stop other Japanese government agencies from communicating with the public and news media."

Und ebenfalls noch nicht bestätigt ist die ebenfalls eher unvorstellbar wirkende Meldung, dass aus den Ruinen der Reaktorblöcke 1 bis 4 inmitten der zischenden Feuer lodernder Brennstäbe in dieser Nacht folgender eher grausam dröhnender Gesang erklang:

"Fifty men on the dead man's chest
Yo-ho-ho
And some nuclear scum!
Shrink and the devil had done for the rest
Yo-ho-ho
And some nuclear scum!
"

Sicher ist: Der Krisenstab hatte im Lauf der letzten Stunden ernsthaft erwogen, die teils offenen Brennstoffkammern mit Kühlwasser aus Helikoptern zu bewerfen, um auf diese Weise einen immer wahrscheinlicher werdenden Super-GAU zu verhindern.

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16. März – "[13.52 Uhr] Japan verweigert
offenbar trotz der eskalierenden Situation im Kernkraftwerk Fukushima einem Team von russischen Nuklearexperten die Einreise. Wie SPIEGEL ONLINE aus Kreisen der russischen Atombehörde Rosatom erfuhr, hat Russland ein Team von erfahrenen Veteranen des Tschernobyl-Unglücks zusammengestellt, um Japan bei der Bewältigung der Reaktorenhavarie von Fukushima zu helfen. Das Rosatom-Team befinde sich derzeit in der sibirischen Stadt Chabarowsk am Amurfluss und warte darauf, in Japan zum Einsatz zu kommen. "Es handelt sich um Leute, die wissen, wie man einen Reaktornotfall bekämpft", heißt es bei Rosatom.

Die genauen Gründe für die Verweigerung der Einreise seien nicht bekannt. Möglicherweise hätten die Japaner Angst davor, Russland zu genaue Einblicke in ihre Reaktoren zu geben. Das Team stehe aber weiterhin zur Verfügung, sollte Japan doch auf das Angebot eingehen."


Wenn diese Meldung auch nur tendenziell stimmt, sollten sich die Millionen angeblich ja durchaus besonnen und vernünftig auf die Unfälle reagierenden Japaner mal langsam aus ihrer Schockstarre befreien und die Staats- und Konzernchefs, die ihnen diese thermonukleare Suppe nach dem GAU in Fukushima eingebrockt haben schleunigst aus ihren Schaltstellen und Steuerungszentralen jagen.

Fragment:
(wen
n...ssss
ss sie nicht..
.. a l s gena u
die gehir ngewasc
hene...grh...Mas se.
.tschsc hsc h...H u m a
n k a p i t a l...krrrgh...a
uch noch fre iwillig k repier
en...wollen, krrrrrrrr...zu der
sie sich lebenslänglich...grchch
ch...zu mW ohl der Na tion...zs c
hsch...bi za rren Exis tenz e n...g e
m ä ß der I n t e r e s s e n...fffffh...i
h r e r herrhrr rrrsch en den...sssss...
Lei stu ng strä ger...hörig...ggggr...verz i
cht en... s ic h a b r ic h t e n...lassen...kgrsc)

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Merke schon,
Sie haben auch nicht viele Spielfilme gesehen in den letzten Tagen. Wir hören mehr Radio hier in der Bude. Jetzt steigt zum Beispiel grauer Rauch auf, das AKW wird evakuiert und die WHO ist "stark besorgt". TV haben wir hier leider keins, nur einen Monitor, wo immer die Aktienkurse runterlaufen. Da haben heute die T-Aktionäre den ersten schönen Tag seit Jahren. 14 Prozent im Plus und erstmals seit langem wieder auf Höhe des Börsengangs vor immerhin 15 Jahren. Da fühlt man sich doch schon gleich viel weniger verarscht.
Ich habe selbstredend keine Aktien. Sie vielleicht?

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Ho ho. Sehr witzig,
der aktuelle Wasserstand im Sparkassenhäuserl. Scheint ja nix anzubrennen bei Ihnen. Find ich übrigens sehr solidarisch, ja fast schon direkt emphatisch vom Spakassenhäuserl-Management, wegen der blöden Grauer-Rauch-Sache jetzt auch aufs Fernsehen lieber zu verzichten und bloß noch das Radio dudeln zu lassen. Hätt ich jetzt gar nicht vermutet, dass euch SparkasslerInnen klar ist, dass sich in so einem abgerauchten AKW wenn überhaupt bloß noch so lausige Langwellen aggregieren lassen, weil alles, was sich an informationstechnisch operationalisierbarem Elektromagnetismus unter freihändig geschätzten 400 Hertz mal 9,81 mE minus X theoretisch abspielen könnte im thermonuklearen Gamma-Ray-Inferno sozusagen kontraproduktiv wechselwirkt, will sagen, es halt kein bisschen Strom mehr wie gewohnt vom Trafo zum Erdpol kreisläufig zurückfließt, wo an Stelle des Erdpols halt so überschlägig paar Milliarden instabile Kerne sich pro Millisekunde in die nach Einsteins E&M-Formel fälligen bequemeren Lagen auf und abschwingen, aber lassen wir das und glauben einfach, dass der Druck und die Temperaturen, die so ein paar Tonnen im Dampfbad und an der freien Luft zerfallende Kerne jetzt wieder auch schon übe eine Woche nach dem Not-Stopp einer kalkulierten nuklearen Kettenreaktion produzieren, tendenziell hoffentlich schneller gegen Null gehen als sich Druck und Temperatur in und um den atomaren und subatomaren Teilchenzoo erhöhen, die von so einer Kettenreaktion bekanntlich eben auch und gerade ab dem Moment mit einer enormen Wahrscheinlichkeit induziert bzw. befürchtet werden, ab dem sie laut Handbuch zum störungsfreien Fahren eines Kernreaktors nach Maßgabe der kernphysikalischen Energiebilanz wenigstens gleich oder sogar kleiner Null sein müssten, weil das bisschen (bloß 7% der maximalen Leistungskapazität und ab Delta t Brennschluss auch noch zum Glück exponentiell gegen Null fallend) an per definitionem unkalkulierbarer thermonuklearer Nachbrennphysik laut Beschluss der IAEsowieso von den berühmten Kühlwasserumwälzpumpen aus dem Wechselwirkungsfeld der andernfalls- bzw. sozusagen ebenso zu wie unfallsartig zu kritischen Protonenhangups empowerten Nuklide entfernt und also zur allgemeinen Entspannung der energetisch brisanten weil im hochradioaktiven Kernmassenzahlspektrum angesiedelten Lage entsorgt äh – hallo? Hallo!? Hört da draußen eigentlich noch irgendwer zu?! Äh, was? Libyen? Was geht in Libyen in die Luft?

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Dreierlei.
Der graue Rauch ist laut Nachrichtenagentur Kyodo jetzt doch Dampf. Das ist scheints besser.
Zweitens wurde bei uns kein Fernseher wegen Japan konfisziert, wir hatten noch nie einen, und zwar weil der Arbeitgeber irgendwie davon ausgeht, dass wir hier ganztags arbeiten.
Drittens erinnert mich Ihr Detailwissen sehr an die Expertise, die ich mir seinerzeit zur Papst-Wahl angeeignet hatte. Hunderte von Euro habe ich damals bei Wetten gewonnen, niemand außerhalb des Vatikans wusste besser über die katholischen Rituale rund um tote und frischgewählte Päpste bescheid als ich. Heute habe ich alles wieder vergessen, aber man kann damit jetzt wohl auch keine Furore mehr machen. Hoffentlich geht es Ihnen mit dem Atom nicht auch so.

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Missverständnis,
Frau Leuwerik. Ich hab da oben weder eine Expertise abgegeben, noch mit Detailwissen glänzen wollen, sondern bloß versucht mit möglichst viel Hysterie und so panisch wie möglich auf die seit Samstag durch die Welt geisternde Botschaft zu reagieren, dass auch diese Suppe natürlich nicht so heiß gegessen wird wie sie gekocht wurde. Ich fände es nämlich echt schade, wenn so was einschlägiges wie die industrielle Anwendung der Kernenergie aus dem Fokus der Weltöffentlichkeit so plötzlich wie sie aufgetaucht ist auch wieder verschwindet, bloß weil Japan also nun doch nicht gleich explodiert ist, sondern sich halt jetzt um diese verstrahlte AKW-Ruine herum und ihrem Wartungsbedarf entsprechend sozusagen politisch und ökonomisch neu aufstellen muss.

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Sehr interessant.
Leider ist Feierabend. Bis morgen.

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Auch wenn
da wieder mal die Sparkassenhäuserl-Spezifische Ironie einer 15%igen Telekomaktienhausse indizierten Krisenfelsenfestigkeit durchklingt: Dass sich die Japaner – egal ob und wie sie ihren GAU handeln (oder eben doch nicht wirklich handeln können) – ihre Zukunft ringsum den Halbkreis einer 50-Kilometer No-Go-Area, vollgestellt mit unsichtbaren Biohazard-Schildern, stricken müssen ist wirklich sehr interessant. Insbesonders weil sie das aus bekannten Gründen nicht allein werden machen dürfen, sondern unter der Aufsicht einer zu diesem Zweck zu gründenden Unterabteilung der IAEA, die ihnen wie mitte vergangener Woche die obersten Strahlenschützer der Amis als erstes wohl einfach mal verbieten werden, die hauseigene (TEPCO) Messtechnik zur Erhebung des durch den Reaktorunfall sehr wahrscheinlich verursachten volkswirtschaftlichen Schadens und seiner noch viel wahrscheinlicheren und wahrscheinlich nicht nur im Inland anfallenden Folgekosten anzuwenden. Dass die berühmte Hochtechnologie-Nation ohne entsprechende High-Tech-Schlamperei bis hin zur gemeingefährlich organisierten Kriminalität nicht wurde was sie heute ist, muss ich Ihnen als Fachfräulein in Sachen finanzkapitalistischem Wachstum nicht erklären - damit verdienen Sie ja selber Ihre Brötchen. Und was einem Wirtschaftsstandort passiert, dessen historisch gewachsener Vorteil von heute auf morgen kein Vorteil mehr sein darf, sondern als kostenpflichtiges Versäumnis sagen wir von irgendeinem dahergelaufenen IAEA-Obmann aus der Ukraine mit Brief und Siegel der WHO gebrandmarkt wird, das – äh - wollen Sie wahrscheinlich gar nicht wissen.

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Unbegabte Betrüger
Die Leute mit der PayPal-Masche sind mittlerweile meine Lieblingsbetrüger im Internet. Heute hatte ich wieder folgenden bezaubernden Text im Postfach:


Lieber Nutzer PayPal,

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Ungewöhnliche Kontobewegungen haben es notwendig gemacht Ihr Konto einzugrenzen bis zusätzliche Informationen zur Überprüfung gesammelt werden.

Zur Zeit haben Sie nur begrenzten Zugang zu Ihrem Pay Pal Konto. Wir bitten Sie daher die von uns angeforderten Kontodaten zu enrneuern.



 « Bitte klicken Sie hier »


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Wirklich wahr, genau so steht es da geschrieben. Wer weiß, was die für eine Zielgruppe haben.

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