Montag, 19. März 2007
ENGLISCHER GARTEN. 1993. Samstag. 13. März
Quelle: "speak" Akten All, München, 1995 (Bearbeitung)


1993. SAMSTAG, 13. MÄRZ

Sehr beschwingt. Mit Clooney im Englischen. An Brief und Rosenmontags-Elegie. Gut voran. Die Welt am Morgen. Das blaue weite Banner dieses Tages. Aufbrechen. Losziehen. Ja. De Niro und Damond seit Tagen in Schladming. AZ-Titel: Der Frühling ist da! Im Wagen staut sich die schlierende Hitze des blutjungen Jahres. Im Garten liegt noch Schnee. Frühling? Ziemlich versifft noch alles. Die Straßen, das Pflaster, die Plätze, die Stadt. Und erst recht auf den Wegen hinunter zum Fluss, wo uns die Sand- und Schotterwege sich zwischen Bächen und schmalen Kanälen durch den Park windend schließlich an den Turm führen werden: überall Schneematsch und fiese schlammige Pfützen, zwischen dem abtauenden, nässenden Eis. Aber was willst du? Die Sonne scheint. Endlich. Wir müssen das feiern. Setzten wir also unsere verspiegelten schwarzen Brillen auf. So sind wir, wie jedes Jahr um diese Zeit, von oben, der Uni her kommend, halbrechts, stromaufwärts am Eisbach entlang, hinüber spaziert, bis zur Prinzregentenstraße hinauf, zu den Surfern. Anschließend dann wieder retour. Auch dieses Jahr wie nach jedem Winter durch die blattlosen Sträucher am Ufer über das schmale, im Sommer dann natürlich versteckte Stück Rasen, zur Brücke zurück, an den Platz, an dem sich die Wege kreuzen, die einen von da aus entweder nach Freising, oder zum Mangfall, hinunter an den Fluß oder zurück an die Schwabinger Prachtstraße bringen würden. Ein paar Schritte, und es fängt sich der Blick in den überschaubaren Weiten der Wiesen. Noch liegt hier keiner und schweigen die Trommeln. Direkt vor uns, auf seinem Tempel-Bergerl, throhnt geduldig der alte Monopterus, steinerner Herbergsvater der Gammler genannten Acid- und Lambruscoheads früherer Tage und wartet bis wieder wer kommt, und fragt, ob was geht, wer was hat oder braucht. Darüber erstreckt sich der Himmel so blau, so bekannt. Wie immer im März, so auch heuer und in alle Ewigkeit, aber ja. Unter den noch kahlen Bäumen gehen und schweigend weiter immer weiter gehen, diesen seit weit über 100 Jahren gut ausgetretenen Pfad durch den Englischen Garten, geschenkt der Stadt München, ihren Bürgern und Besuchern sowie auch dem einfachen Volk zur freien und kostenlosen Vergnügung von den kunstsinnigen Regenten des bayerischen Herrscherhauses derer von Wittelsbach, lang, lang ist´s her.

(Wer die Fortsetzung lesen will, klickt links oben auf dieser Site den Button Themen und findet in der Rubrik AUS DEM ARCHIV die Teile II und III dieses Beitrags.)

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frauenfeindlicher beitrag!
ich hatte jetzt irgendwie etwas mit sportlichen nackten männern erwartet...

war wohl nüscht.
tröööse

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Geduld,
Gnädigste, nur Geduld. Dann kommen auch die Männer.

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schreiben, damit nicht geschrieben wird
Schöner Text, schreib ich jetzt mal, damit was geschrieben ist. Der Name Leuwerik ist übrigens Ruth, Ruth Leuwerik gewidmet. Eine der beruhigendsten und auch apartesten Personen des deutschen Films, unvergessen "Die ideale Frau" (1959) und "Die Stunde, die du glücklich bist" (1961). Schöner als Spaziergänge ím Englischen Garten sind freilich solche entlang der Isar, rechts der Isar. Da fällt mir ein, dass ein junger Kollege dachte, die Sommerzeit hätte Hitler erfunden. Wirklich wahr. Er hatte das wohl mit dem Muttertag durcheinandergebracht, und auch da gibt es glaube ich unterschiedliche Theorien.

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Ein Dankschön
für das schöne schreiben, schreib ich jetzt mal dazu, damit das weiter geschrieben wird, Frau, Fräulein (?) Leuwerik, oder darf ich Ruth zu Ihnen sagen?

Ich sag jetzt einfach mal Ruth, Frau Leuwerik, oder? Also Ruth: Wenn Sie tatsächlich lieber rechts der Isar spazieren als im Englischen, würde mich jetzt direkt mal interessen, wo da genau. Unten? Oder oben? Leben Sie etwa unten im alten Bogenhausen? In einer dieser schmucken Villen mit Park drumrum und den netten alten Schachteln drin? Oder kommens eher von oben, Grünwald, Geisel-Gasteig und kennen die Uschi, den Waldi und den Roberto? Oder sans aus Mitte, gnädige Frau, eine Giesingerin sozusagen? Vielleicht sogar irgendwo Nähe Tegernseer Landstraße, Isar Hochufer mit Blick nunter auf d´ Au? Dann tät ich´s nämlich schon verstehn, dass Sie nicht extra in die Stadt reinfahrn, wenns a bissl an die Luft wollen. Weil im Prinzip geht es sich im Garten schon interesanter als immer nur gradaus die Isar entlang. Außerdem liegt doch neben dem Englischen gleich der Hofgarten daneben auch noch das Haus der Kunst. Oder interessieren Sie sich gar nicht für Kunst? Oder sinds womöglich nicht mehr die Jüngste und schon froh, wenn´S es zu Fuß von der Wittelsbacherbrücke bis zum Deutschen Museum schaffen? Ich mein ja nur, von wegen "Die ideale Frau" (1959). Weil solche Filme, na ja, wie sag ichs jetzt bloß, – also ein echtes girlie hat solche Klassiker wahrscheinlich nicht mehr wirklich parat; aber verstehn`s mich jetzt bitte nicht falsch, Frau Leuwerik, Ruth. Obwohl. So alt können`s ja jetzt auch nicht sein, denn arbeiten tun`s noch und der Schreibstil klingt ja auch durchaus flott, um nicht zu sagen jugendlich.

Zu Ihrem Kollegen (wo arbeiten`S denn eigentlich, lassen`mich raten: Nockerberg? Bedienung? Nix für ungut, kleiner Scherz, wahrscheinlich doch eher im Büro, oder? Kanzlei vielleicht?) zu Ihrem Kollegen jedenfalls fällt mir noch ein: ja mei: Was der Hitler neuerdings nicht alles erfunden haben soll, nicht. Erst wars nur die Autobahn, jetzt also auch schon den Muttertag, irgendwann enthüllt wahrscheinlich der Spiegel, dass die Deutschen sogar den Krieg gewonnen haben, irgendwie, weil der Augstein den Hitler in seinem geheimen Tagebuch einen "Sieger der Herzen" genannt hat, vielleicht. Man weiß ja nie, was dem deutschnationalen Journalistenhaufen noch alles zu ihrem Oberarschkomiker Adolf H. einfällt.

Das mit der Sommerzeit stimmt sicher nicht. Die hat sicher nicht der Hitler erfunden, denn die kam ja schon in den 70ern. Und damals wär das ja noch unmöglich gewesen. Stellen Sie sich bloß vor, ein Beamter der Europäischen Gemeinschaft baut sich vor einem französischen Bahnhof auf und schreit, haben Sie den Bähfähl nicht gehörrt, seit 3 Uhr 33 wird zurückgedreht!
Okay. Ich gebs zu. Blöder Witz. Und imgrunde ist dieser ganze Faschoscheißdreck überall auch gar nicht mehr komisch, sondern eine blutige Sauerei.

Tschuldigung, dass das jetzt hier einfach so unlustig endet, nix für ungut, muss wohl an diesem Namen liegen Frau Leuwerik, Ruth.
Bis denne

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Also
mal kurz, Kultur, was Sie da vielleicht drunter verstehen, hat mit dem Haus der Kunst (es heißt nur so) nicht das Geringste zu tun. Kultur, (Sie sind vielleicht wirklich jünger als ich) ist was ganz anderes. Eine Frau wie Ruth Leuwerik zum Beispiel ist wie eine Ruth Brandt. Wahrscheinlich weiß jemand wie Sie nicht, wer das ist (das ist die Coolste, um in Ihrer Diktion zu sprechen, die jemals medial präsent war, die Frau von Willy Brandt, den kennen`s vielleicht noch). Die Frau Brandt hat in unfassbarer Manier ihre Schönheit, Souveränität und Haltung bewahrt, ja sogar erhöht, als der alte Depp sie betrogen hat ein ums andere mal mit immer blöderen Weibern, zuletzt, quasi der Höhepunkt, Brigitte Seebacher-Brandt, heute verheiratet mit Hilmar Kopper (Ex-Chef der Deutschen Bank, "Peanuts"-Mann in der Schneider-Pleite, aber ohne Abitur.)
Aber ach, wem erzähl ich`s.
Übrigens: Ja, ich wohne in Giesing,
und ich bin gut zu Fuß!

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Gnädigste,
damit das klar ist. Den Ausdruck cool habe ich seit ich denken kann noch nie gern benutzt, und seit ihn angestellte Karierristen für ihr pseudophilosophisches Gefasel sogar auf Billigbuchdeckel drucken komplett aus meinem Wortschatz streichen müssen, weil ich mit solchen berufskulturalistischen Schwätzern nicht verwechselt, ja auch nicht nur annähernd verwechselt werden will. Abgesehen davon ist mir immer schon alles straight uncoole lieber gewesen als jedes noch so modisch angepasste Gehippertum, das seit dem Zweiten Weltkrieg in saisonal wechselnder Codierung populäre Kultur genannt wird, will sagen: Die Leuwerik kenne ich, und dass im Haus der Kunst meistens nicht Kunst hängt, sondern hochgejazzte Meterware müssen Sie mir auch nicht erst andeuten, gerade darf sich ja dort wieder eine Gurke seinen Edelschnappschussessig als neuen Pemium-Balsamico zertifizieren lassen, damit bei der nächsten Aktionierung die grundlos vielen Nuller am Preiszettel besser halten. Hams mich, Madame?

Die Ruth Brandt halte ich jetzt ehrlich gesagt nicht für eine so souveräne Drübersteherin wie Sie.

Nur weil ihr Mann, der – wie Sie richtig sagen – alte Depp nicht nur politisch maßlos überschätzt wird, weil eine ganze Generation alter Deppen auch ihren sogenannten Kultdeppen braucht, muss man die Gattin nicht gleich in den 7. Himmel loben.
Und weil ihre Nachfolgerinnen an der Seite unseres Großen Demokraten, der nebenbei die Berufsverbote erfunden hat, und nicht nur die, um das mal nicht zu vergessen...
Also nur weil die späteren Willimammels immer offensichtlicher dümmer wurden bis hin zu der tatsächlich auch optisch wirklich ganz schwer zu ertragenden früher nur Bandt- jetzt Brandt-Kopper-Seebacher (als nächstes müsste sie sich den Köhler schnappen, dann wäre die Galerie komplett), muss aus der Ruth nur weil sie die erste in der Reihe war nicht gleich eine Ikone werden. Da fielen mir ganz andere Damen ein, die an der Seite ihres Gatten viel Ärgeres – und ich meine nicht nur im Ehebruchsbereich – auszuhalten hatten – die Marianne Strauß zum Beispiel.
Was die SCHWEIGEND ertragen und mitgemacht hat, bis ihr Leben damals im Merzedes auf der berühmten winterlich vereisten Landstraße das bekannte tödliche Ende nahm, möchte ich nicht wissen – und wissen wahrscheinlich nicht mal die Tochter Monika und der Max, obwohl die zwei schon genug wissen, um – wie die Monika letzten Sommer in der legendären Krisensitzung gemeint hat – jeden aus der CSU-Führung wenn es sein muss auch vor Gericht zu bringen.
Was hat dann alles erst die Mutter Marianne mit sich rumgeschleppt an Geheimnisen, Affären, nicht nur des geliebten Franz-Josef, sondern der Partei, Kanzlei, des Freistaats, der Bundesrepublik Deutschland, der NATO.
Und noch was, um das Verhältnis von Ruth und Marianne ins richtige Licht zu rücken.
Der Mann von der Ruth hat in seinem Job als Kanzler doch auch nur durchgesetzt, was der Mann von der Marianne ihm in seinen zwei jobs als Atom- und Verteidigngsminister vorher entschieden und ihm mit auf den Weg gegeben hatte: Kernkraftwerke zum Beispiel oder die neue Ostpolitik des sogenannten Wandels durch Annäherung. Das hat alles noch der alte Franz-Josef federfühend mit ausgeheckt und bis zur gesetzlichen Vorlagenreife durchadministriert. Der hat über seine Amigos aus der bayerischen Fleisch- und Wurstwarenindustrie plus ihrer Banken schon mit den Genossen in Ost-Berlin Geschäfte gemacht, als ein Brandt von seinem Bürgermeistersessel für den SFB noch die übelsten Hasstiraden wider die teuflische SED-Tyrannei in seine Reden an das Berliner Volk diktieren lassen musste, um auch von den Springer-Zeitungen als das etwas andere Darling der Deutschen hochgeschrieben werden zu können. (Tu doch jetzt mal eher mehr Demokratie wagen, Schatz! – Das war der Stimmungssong seinerzeit. Und das 20 Jahre immerhin nachdem offiziell die Demokratie in der BRD eingeführt worden war. So schauts doch erstmal aus, ganz banal ohne den ganzen SPD-Kitsch, mit dem sich die stramm bürgerliche Rechte ihre "Geschichte der Linken" zusammenlügt)

Oh, weh (Fischer, hätte ich jetzt beinah gesagt, aber das nehme ich zurück, denn dann säßen wir jetzt noch stundenlang da. Denn zu diesem anderen sauberen Herrn Minister führte schlussendlich dieser Streifzug durch die Geschichte der großen Politikerfrauen, schließlich der Affären, die sie so belasten, oder eben offenbar nicht wirklich belasten, denn man kann sich schließlich auch scheiden lassen, nicht wahr)

Aber wie gesagt oh, weh, das wird hier viel zu lang. Die Geschichte der Frau in der deutschen Nachkriegspolitik muss ich ein ander mal weiter erzählen. Klarer und ausführlicher. Erinnern Sie mich bitte bei Gelegenheit daran, und fragen Sie auch nach, wenn ihnen was unverständlich sein sollte, denn es handelt sich um ein sehr interessantes Thema.

Gnädige Frau, ich muss hier leider mal Schluss machen. Meine Verehrung Madame, küss die Hände.
Bis denne

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strauß
Wissen Sie eigentlich, dass ich den Mann kenne, der seinerzeit die Fotos vom alten Strauß und dem alten Zwick gemacht hat? Das war in Südfrankreich, ein alkoholseliger Abend, Tandler war auch dabei, der heute schön lebt von seinem Hotel am Stadtplatz von Altötting (da, wo der Papst seine Messen liest und wahnsinnige Wallfahrer aus aller Welt auf Knien mit Kreuzen um die Gnadenkapelle robben). Den Prozess hat er so gut überstanden wie die meisten seiner Kollegen.
Strauß und Zwick jedenfalls haben viele Reisen miteinander gemacht, zum Beispiel zu Idi Amin, als der noch kein Kinoheld, sondern ein echter Diktator war. Auch da gibt es schöne Fotos mit den kleinwüchsigen Schwarzen und Maschinengewehren.
Und Anekdoten, von der alten Frau Zwick (Angelika heißt sie), die immer nicht wollte, dass der Dalli-Dalli-Mann (wie heißt er doch gleich?) bei ihnen im Kurzentrum badet, weil er doch Jude ist.

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Frau Leuwerik,
jetzt wirds spannend. Das müssen Sie mir genauer erzählen. Aber – wenn ich Sie darum bitten darf – an anderem Ort und zu einer anderen Zeit, weil ich muss Ihnen gestehen, ich bin momentan verhindert. War ehrlich gesagt noch nicht mal aus dem Haus und muss erst was Essen, bevor ich mit Ihnen jetzt hier die Intimitäten der bayerischen Spitzenpolitik von Strauß bis – ja wohin reicht eigentlich ihr wissen? Kennen Sie womöglich auch die Karin, die sogenannte Muschi Stoiber? Wahrscheinlich schon, oder? Wer die Angelikas kennt, kennt auch die Karins, würde ich jetzt einfach behaupten. Habe ich recht?

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Dalli Dalli
Hans Rosenthal, genau!

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Ja wie Dalli Dalli?
ein alter Mann ist kein Schnellzug. Ich hab auch nur zwei Finger zum Tippen. Nicht hetzen, bitte. Und wie gesagt. Heben wir uns diese Unterhaltung über die bayerische Innenpolitik und meinetwegen auch ihr besonderes Verhältnis zu, wie heißt es im Amtsdeutsch "jüdischen Minderheit" (?) für später auf. Denn das Thema wäre mir wirklich einen eigenen Beitrag wert. Ach was. Wenn ich ehrlich bin, habe ich ein fast fertiges Script über den alten Strauß-Intimus Karl-Heinz-Schreiber und wie er es schafft seit jetzt beinah zehn Jahren sicher in Kanada zu hocken, bei mir herumliegen. Und wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich da meine Geschichte mit Ihren Kommentaren gemeinsam sozusagen präsentieren. Was sagen Sie dazu? Wie schauts aus?

Aber warten Sie mal kurz, mir fällt da gerade was ein, Momenterl noch. Und dann schaun Sie mal auf die Startseite – oder schauen in der Suchfunktion nach THE GREAT GATE präsentiert Ruth Leuwerik.

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