Dienstag, 7. Oktober 2014
Am Rand
Vorgestern, Sonntag, war ich dann doch noch mal abends auf ein paar Mass draußen und hinterher noch im alten baader, wo kurz nach mir noch der alte GMD Bob Waggoner aufgeschlagen ist, der zufällig auch draußen war, jedoch auf dieser sogenannten "Alten" Bio-Wiesn, während ich lieber auf die echte ehrliche Original-19-Euro-1/2Hendl-Life-Is-Live-Oktoberfest-Dingens, jedenfalls: Nachdem ich vom GMD wissen wollte, ob er womöglich den alten Höhne mit seiner bildhübschen Ex-Assistentin in diesem sogenannten Herzkasperlzelt getroffen oder gesehen habe, wohin ich ihm nämlich so gegen neune per sms kurz migetteilt hatte, dass ich nach dem Ammer-Hendl noch zur Fischervroni rüberschaun wollte, wo wir uns dann eventuell treffen hätten können sollen, wenn die den Einlass ins Zelt nicht schon um Viertel nach Zehne geschlossen und meine Begleitung ihr halbes Hendl, aber ich mach´s kurz: Nein, sagt der GMD also im Baader, den Höhne habe er vor lauter Attwenger und Co. nicht gesehen, sondern bloß den Tino und den Süßmayr und die anderen Indi-Vips, die halt so am Indi-Vip-Tisch im Herzkasperlzelt beim obligatorischen Frei-Biermarken-Verzehr-Termin am letzten Wiesn-Sonntag zusammenhocken, aber eines würde ihn jetzt, nachdem er acht Jahre lang nicht mehr auf der Wiesn geswesen ist, nachdem er eben vor acht Jahren nach so einem Wiesnbesuch schwer abgestürzt und erst vier Tage später in irgendeinem fremden Bett aufgewacht sei ohne zu wissen, warum und wie er dorthingekommen und was in diesen vier Tagen alles passiert sein musste, jedenfalls: Also ihn würde schon interessieren, seit wann auf der Wiesn so unglaublich viele Bedienungen rumlaufen würden. Und das nicht nur in den Zelten, sondern auch draußen, und warum? Worauf mir bloß einfiel, dass das ja jetzt schon viel länger als acht Jahre so üblich und anscheinend Mode sei – und zwar in ganz Deutschland – freiwillig als Bierzelt-Bedienung rumzulaufen und das dann offenbar gezwungenermaßen total subba zu finden. Und ob ihm denn diese eigentlich noch lächerlicheren Horden von Sepplhosenträgern nicht auch aufgefallen wären, die ja noch viel nutzloser, danebener und sinnfreier auschauen würden als diese Massen von alten Weibern und jungen Dirndln in so Konfektions-Schützenlisl-Kostümerln. Und wie unglaublich fett und grob, aber gut: Über Geschmack braucht man da auch nicht mehr streiten. Es ist halt so scheißeschlecht wie es halt scheißeschlecht ausschaut. Und eben nicht nur diese Angestelltenseppenmode. Sondern alles! Passiert nur noch geisteskranke Scheiße zur Zeit! Braucht man gar nicht drüber reden! Iss so!
Und außerdem ist der Schmarrn ja jetzt auch Geschichte und bis zum nächsten vorletzten Septemberwochenende erst mal erledigt aus und vorbei und der GMD hoffentlich heuer wenigstens spätestens jetzt fehlerfrei daheim physisch und psychisch unversehrt angekommen. Zuletzt gesehen habe ich ihn Montag früh so gegen halbe sechse auf der Fraunhoferstr. Ecke Reichenbach, als diese drei (angeblichen) Wiener Kunst-Musiker, die uns im Flaschenöffner aufgegabelt hatten – nach dem total besoffenen Ami, der felsenfest behauptet hatte, er wäre Schotte und dabei kaum mehr gerade ausschauend stehen konnte – noch unbedingt in die Müllerstraße weiterziehen wollten, ich aber kurzentschlossen nach etwa 3 Sekunden Bedenkzeit plötzlich einfach sagte, na dann, gutnacht, mir langts, ich muss jetzt sofort ins Bett und ohne mich nochmal umzudrehen und nach dem GMD zu sehen schnurstracks heimgedackelt bin, bevor dieser Montag so richtig mit dem dämmern anfangen konnte.
Daheim am Schreibtisch hats dann gegraut und das hat sich dann den gesamten Tag über hingezogen. Aber das hebe ich mir für irgendwann später auf oder vergesse es besser lieber gleich und halte hier einfach den Rand.

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Tipp
Obwohl ich mir den Streifen erst heute abend anschauen werde, finde ich jetzt schon, dass Gone Girl ein absolut empfehlenswerter Hollywoodschinken ist, den sich jede und jeder unbedingt reinziehen sollte, weil schon die Romanvorlage so erschreckend wasserdicht gut ausgedacht und geschrieben wurde, dass ihr selbst eine noch so verpfuschte Verfilmung sicher nichts anhaben kann, was den enormen Unterhaltungswert, die große Komik und die umwerfenden Erkenntnisse schmälern könnte, die diese brillante Gillian Flynn da rausgehauen hat. Also, dass das gutes Kino ist, ist vollkommen klar. Unklar und beinah mysteriös ist eigentlich nur, wie so ein tolles Buch bis jetzt glatte 7 Millionen mal über den globalen Ladentisch gehen konnte und es sogar hier zum Bestseller gebracht hat. Meine Vermutung: Die deutschen Käufer haben es entweder gar nicht gelesen (sondern bloß verschenkt) oder halt nicht verstanden... – wie auch immer: Gone Girl – Must see!

PS Ohne spoilern zu wollen: die richtig perfide Pointe des Romans – und ich meine richtig perfide Pointe, bei der ich dachte, dass es diese really amazing Gillian nicht nur echt drauf hat, sondern gemeingefährlich, ach was richtig beängstigend gut drauf hat – steht ganz hinten in dem Wälzer, nachdem eigentlich alles erklärt, erzählt und gesagt ist und bloß noch die credits – aber stop stop; diesen ganz großen Witz dieser ganz großen zeitgenöss. Lit. mag ich hier wirklich nicht verraten, den sollte sich tatsächlich jeder selber gönnen können.

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Hi, hi,
sehr lustig die Idee vom Herrn Wagner, die Damen in den Dirndln auf der Wiesn könnten alle Bedienungen sein.
Den Film hab ich schon gesehen. Sehr super.
Leider kann ich in letzter Zeit gar nicht mehr in Ruhe schreiben, weil sie in unserem Büro eine Mauer eingerissen haben (ausgerechnet am 2. Oktober, wirklich wahr) und wir jetzt ein sogenanntes Großraumbüro bilden. Eine Katastrophe. 20 Mann in einem Zimmer, mindestens fünf davon kann ich auf den Tod nicht ausstehen, allesamt telefonieren oder quatschen sonst wie rum als hätten sie irre viel zu tun. Unglaubliche Lärmentwicklung, von den inhaltlichen akustischen Belästigungen gar nicht zu reden.
Ich hab natürlich sofort den Hausmeister bestellt und zwei mannshohe Schränke aufstellen lassen, obendrauf noch alles an Pflanzen, was aufzutreiben war. Hilft wenigstens als Sichtschutz. Aber mit der Gemütlichkeit in unserem Stüberl ist es aus und vorbei. Ich weiß nicht, warum die moderne Arbeitswelt jetzt ausgerechnet auch noch bei uns Einzug halten muss. Aber wir werden uns schon wieder einrichten. Ich gehe jetzt mindestens vier Mal am Tag Kaffee-Trinken, zusätzlich rauche ich so fünf Zigaretten in unserem Raucherraum. Wär ja noch schöner.

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Ebenfalls hey hey
Mme Leuwerik und Danke schön für Ihren kleinen arbeitsweltlichen Durchblick in die jetzt also in einem Großraumbüro inszenierten Leistungen von euch Sparkassenhäuslerinnen. (Aber sagen Sie: Großraumbüro? Klingt, das nicht – mal ganz abgesehen, dass das natürlich in jedem Fall nichts anderes als eine Katastrophe ist – geradezu beängstigend realistisch nach 70ies, Ölkrise, Ende finanzblasengenerierter Wachstumsphantasie?!? Fällt euren Cheffys jetzt echt nur noch Schwachmatenhirntotalausfall extended reloaded ein?)
Eigentlich wollte und sollte ich Ihnen natürlich subito für Ihre Sichtschutzmaßnahmen gratulieren, aber da ja auch heute das Wetter draußen einfach zu goldener-oktoberhaft daherkommt, um sich irgendwo drinnen vor einem Terminal die Zeit totschlagen zu lassen, sag ich jetzt einfach nur "Gratuliere!" und ganz kurz "Genau!" hinsichtlich des auch im Kino echt flashenden Gone Girls und geh anschließend gleich raus, freilich nicht ohne vorher noch schnell fix und festzuhalten, dass dieser gestrige Sonnentag über tout München ein so was von au ßer ge wöhö nlich strahlend schönes Licht geschüttet, ach was, gezaubert hat, dass es, okay – wer´s mitgekriegt hat, weiß was ich meine, und wer halt nicht, mei, was soll man solchen Unglücksraben sagen außer: wahrscheinlich Pech gehabt bei der Standortentscheidung...

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Meine Rede,
völlig unzeitgemäßer Schwachsinn a la Lou Grant, wenn sich an den noch wer erinnert (US-Serie aus den 70er/80er-Jahren, Stichwort: Los Angeles Tribune). Auch eine ästhetische Katastrophe, ich meine, Zimmerpflanzen sind ja an sich eine Geschmacklosigkeit ersten Ranges. Da muss man echt hart abwägen, ob das wirklich besser ist als die Rüben der Kollegen (Ergebnis: es ist!)
Wir stellen immer mehr Zeugs auf, unter anderem haben wir ein kleineres Mäuerchen aus unseren Umzugskartons gebaut, das aber wahrscheinlich demnächst die Hausverwaltung wegen Brandschutz abräumt. Aber auch ohne Kartons sieht es inzwischen aus wie in einer Rumpelkammer. Ich denke zum Beispiel ernsthaft über eine große Häkeldecke nach, die man mit Reißzwecken an die Rückseite meiner zwei Schränke pappen könnte, auf dass noch mehr Palaver weggeschluckt werde. Eine andere Kollegin hat an ihren Zugang sogar ein Plakat geklebt, wo "Wir sind mit der Gesamtsituation unzufrieden" draufsteht. Bin gespannt, wann die Chefs eingreifen. Vermutlich, wenn ich meinen schwarz-roten, doppelverkapselten Kopfhörer aufsetze, den ich demnächst per Post erwarte. Telefon hör ich dann natürlich keins mehr. Rufen eh nur Kunden an, denen wieder irgendwas nicht passt.

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Yeah! Weiter so. Bin auch
gespannt, wann Ihre Chefs eingreifen. Und vor allem wie! Ich hätte ja echt Angst als Chef. Auch noch drei sichere Leistungsträgerebenen über Ihnen hätte ich Angst, Ihnen in Ihrem Großraumbüro-Sichtschutzschützengrabenverhau, (in dem Sie inzwischen wahrscheinlich auch schon Spanische Reiter, Sprengfallen und sich selber als menschliche Tretminen eingegraben haben) auch nur auf Handgranatenwurfentfernung nahe zu kommen, geschweige denn, Ihnen zu erklären, wie Sie laut Arbeitsvertrag Ihre Kunden regelkonform zu verarschen und Ihren Kaffee- und Zigarettenkonsum auf das gesamtwirtschaftlich gerade noch erträgliche Maß zu beschränken haben, denn mit Ihnen ist ja schon in Normalform nicht zu spaßen, sondern eigentlich ständig Vorsicht und Obacht geboten und jetzt, wo für Sie offenbar Ernstfall angesagt ist und Sie also den schwarz-roten doppeltverkapselten Kopfhörer aufhaben – uaah, Sie sitzen echt mit so einem riesen Helikopterkampfkopfhörer in Ihrem Arbeitsfrontabschnitt und häkeln in den Gefechtspausen Kollegenlärmabwehrdecken? Hurra! Bzw. Wahnsinn!) – also echt: bin schwer beeindruckt! Und glücklich, Ihnen chefmäßig nix zu melden zu haben, sondern aus sicherer Distanz (oder haben Sie inzwischen fernlenkbare Waffen? Drohnen? Steuerleitsysteme für fluga – ach Quatsch, das dürfen Sie ja gar nicht haben; das dürfen ja nicht mal Bundeswehrgeneralstabsseppen ohne vorherigen Genehmigung eines NATO-Oberen zum Einsatz bringen, andererseits...) wo war ich? Ach so: sondern aus sicherer Entfernung sagen, dass Sie mich sehr fatal an diese March erinnern, diese – pardon – ältere protopostkommunistische Freundin dieser auch nicht mehr ganz blutjungen Maxine, die in Bleeding Edge diesem ominösen Ice konspiravestigativ durch seine New Yorker Datennetz- und Geldtransferkabelkanalisation hinterhertaxit, was – und zwar ganz unabhängig von Ihnen und meiner Erinnerung – großartig zu lesen ist, unglaublich schnell, cool und trotzdem mit echt neuen kifferwitzigen Tech-Insidern wie eine mitten durch die Gegenwart platzende IT-Finanz-Bubble erzählt. Kurzum: Wenn Sie noch eine Waffe brauchen können. Gegen den Schwachsinn Ihrer Kollegen. Gegen das Deppenpalaver. Überhaupt! Einmal mehr: der alte Pynchon! Haut voll rein!

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Machen Sie
nur Ihre Späße. Es ist nicht lustig.
Mir ist natürlich auch klar, dass es nicht ganz unproblematisch ist, was wir, ja meinetwegen ich federführend, hier mache. Genaugenommen ziehe ich seit Tagen auch durch andere, befreundete Abteilungen des Hauses, um meinem Unmut Luft zu machen. Daraufhin pilgern immer wieder Gruppen aus dem 1., 2. oder 3. Stock durch unseren Großraum, um sich vor Ort ein bisschen zu gruseln. Ich mache nach Absprache auch kleine Führungen mit Live-Demonstrationen (Flüstern schwieriger Wörter an einem Ende des Raums, tadelloses Verstehen derselben am anderen Ende). Natürlich ist das genaugenommen nicht die Art von Arbeit, für die sie mich hier bezahlen. Andererseits. Ich wollte ja das Großraumbüro nicht.

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Doch!
Es ist lustig. Vertrauen Sie mir. Solange Sie und Ihre Selbstverteidigungskräfte im Sparkassenhäuserl nicht als Separatistinnen angezeigt und Ihre absolut legitimen, um nicht zu sagen naturrechtsgemäß bis hin zu vertragstheoretisch, mithin humangesellschaftlich absolut ehrenwerten Lärmschutzmaßnahmen gegen die Ihnen – nota bene ohne Ihr Einverständnis – vor die Nase gesetzten Großraumbürokratiefanatiker als Annektion Ihres Sparkassendepartements denunziert und propagandistisch gegen Sie verwendet wird, ist Ihr – ich zitiere einen der schweinedummen Kampfbegriffe der ebenso schweinedummen Kriegshetzerfraktion der hiesigen Sozial- und Geistespseudowissenschaft – "hybrider Krieg" für Sie zwar zugegeben nicht witzig, aber von außen betrachtet eben doch genau so saukomisch wie Ihre sich im neuen Großraum aufmanndelnden Kontrahenten eben schweineblöde sind; troubles in paradise sozusagen. Aber bevor ich´s vergess und mich dem echt ungesunden Bürowahnsinn in den ja auch heute – und vermutlich heuer auch zum letzten Mal wieder so richtig supersonic sunny day entziehe, noch eine Anmerkung zur Bleeding Edge, falls Sie die noch nicht gelesen haben sollten. Wird – wenn die zweite Hälfte hält, was die erste so alles vorstellt – wahrscheinlich mit Vineland mein Lieblingsgroman vom alten Pynchon werden, den ich sogar eher und öfter jedem und jeder als Pflichtlektüre weiterempfehlen werde als Vineland, obwohl ich mir eigentlich gar keinen Grund vorstellen kann, warum es einen besseren Einstieg in die Pynchon-Romane geben sollte als eben Vineland, nein eben doch: Wo Vineland erklärt, wie die Californication Kaliforniens passiert ist, erklärt die Bleeding Edge wie es dann weiterging in der Vorkriegszeit, als es dann darum ging die Californication in New York City auszutragen. Oder so... – Hab keine Lust, das jetzt durchzucodieren. Wetter ´s einfach zu schön. Ciao bella

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Muss ich auch lesen.
Wenn ich mit meiner aktuellen Lektüre fertig bin, die eher lustig ist. Es geht da um ein Rudel vagabundierender amerikanischer Journalisten Ende der 50er-Jahre, die auf irgendwelchen Karibik-Inseln herumhängen, schwitzen und Rum trinken. Ich weiß zwar noch nicht, wo das hinführen soll, aber liest sich gut. Mein bisheriger Lieblingssatz: "Die meisten Mädchen mögen keine Männer, die alte Menschen terrorisieren." Wobei es gar nicht wirklich um Terror gegenüber Senioren ging, sondern nur um kleinere Rangeleien im Kampf um einen Sitz im Flugzeug. Wahrscheinlich war sogar der Senior schuld. Wie leider auch so häufig im wirklichen Leben.

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Sehr wahr!
Es gibt keinen dümmeren Spruch, als den vom zu ehrenden Alter. Als ob einer oder eine, der oder die sich das ganze Leben lang als rücksichtsloses Arschloch verhalten und sich wie das sprichwörtliche Dreckschwein aufgeführt hat, auch nur den geringsten Respekt, Achtung oder irgendeine Würde verdient hätte, bloß weil sie sechzig, siebzig, achtzig Jahre lang und länger mit ihrer beschissenen Arschlochexistenz – und in der Regel auf Kosten anderer – einfach so durchgekommen und also eben alt geworden sind! Ähnlich bzw. verwandt bescheuert ist dieser Generation nach Generation verblödende Volksaberglaube, nach dem sogenannter Kinder Vater und Mutter, also sogenannten Eltern irgendwie per se Dank schuldig wären. Wofür? Den fatalen Irrtum Kinder erziehen zu wollen, ohne es zu können?
Einfach still schämen und für ihre verpfuschte Existenz entschuldigen sollen sie sich, diese Alten, die einem – weil sie halt sonst nichts Würdiges zu bieten haben – am Ende auch noch einfach das schiere erfolgreiche Altgewordensein als ehrenwerte Leistung andrehen wollen.

Morgen oder Übermorgen dann: warum das so ist sowie hoffentlich etwas interessantere Fragen.

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Hmm,
ich vermute, das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihren sogenannten Eltern ist nicht das allerharmonischste, richtig?
Aber vielleicht tut man ja auch den Alten manchmal Unrecht. Mir gehen sie oft furchtbar auf die Nerven, weil sie an der Kasse so umständlich ihr Geld sortieren, so langsam gehen oder blöd rumstehen. Aber womöglich sind sie nur verunsichert, haben Angst umgerannt zu werden, verstehen nicht mehr, wovon die Leute in der U-Bahn reden oder warum die 19er-Tram nicht mehr den Nockherberg runterfährt. Wer weiß schon, was in so einem alten Menschen vorgeht?

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Wie jetzt? Die
19er fährt nicht mehr den Nockherberg runter? Und rauf? Und wie kommen jetzt so alte Giesingerinnen wie Sie zu uns in die alte Stadt München rüber. Nehmts am Alpenplatz Anlauf und kugelts abwärts in der Hoffnung, dass der jugendliche Schwung auch über die Reichenbachbrückn langt?
Das Verhältnis zu meinen Eltern ist übrigens ausgesprochen harmonisch nachdem die Grundsatzfragen wechselseitiger Erwartungen vor ein paar Jahren mal von der Pieke auf geklärt wurden. Punkt. Die reden mir nicht drein und ich ihnen auch nicht, abgesehen von ein paar Essentials, die Kocherei betreffend, insbesonders den übertriebenen Einsatz von Sahne bei der Rehbratensauce oder den eigentlich verboten sein sollenden von Maggi im Kartoffelsalat. Beides wird dieses sture Weiberts, das es ja glücklicherweise auch lieber anständig lustig als allzuharmonisch haben will, auch auf ihre alten Tage nicht mehr lernen. Und letzteres streitet sie inzwischen sogar ganz frech einfach ab, entweder aus jetzt auch noch altersstarrsinniger Sturheit, oder weil sie einfach vergessen hat, dass sie mir seinerzeit eben beigebracht hat, wie was sowie was wie gut schmeckt und jetzt also meint mir weißmachen zu können, dass sie keinen Spritzer in Maggi in den Kartoffelsalat getan hat, obwohl sie natürlich ihren Spritzer Maggi in den Kartoffelsalat getan hat. Und desöfteren schon musste ich fast mit der streiten und sie fragen ob sie spinnt oder meinen würde ich würde spinnen, bis sie es endlich zugibt, freilich nicht ohne die völlig paradoxe Entschuldigung, dass ich mich nicht so anstellen soll, weil man doch das bisserl Maggi eigentlich doch eh gar nicht herausschmecken könne, was mich dann regelmäßig auf die Frage bringt, "Ja warum schüttest diesen Maggischmarrn dann überhaupt nei, wenn´s eh keiner rausschmeckt!?!" worauf sie dann ebenso regelmäßig mit dem Kalauer kommt " Weil du des nicht verstehst, weil du ja vom Kochen überhaupt keine Ahnung hast", als ob ich vom Kochen keine Ahnung hätte. Also wenn ich mir das jetzt so überlege und darüber nachdenke, also ich glaube, wenn dir mir beim nächsten mal in der Ist-schon-wieder-Maggi-im-Kartoffelsalat-Frage wieder so blöd kommt, dann kündige ich der die Freundschaft und sage ihr, dass es ab jetzt aus ist mit dem per Du und wir uns in Zukunft besser Siezen. Andererseits: Die wenigen Gelegenheiten, so alle paar Jahre, anlässlich derer sich diese Frage stellt, sind jetzt auch kein Grund ein grundsätzlich doch ganz entspanntes lustiges Verhältnis irgendwie in Frage zu stellen, nur weil halt meine Mutter mich, ihren Sohn rotzfrech belügt. Denn das tun ja alle, bekanntlich. Sogenannte Mütter nota bene

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Was los?
Ist es jetzt soweit? Sind die Chefs eingeschritten? Hat man Sie wegen ostentativ zur Schau gestellter "Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation" Ihres neuen Großraumbüroleistungscenters (Helikopterkampfkopfhörer) sowie "federführenden" Anstiftung zur Meuterei gegen die für die "Katastrophen"-Innovation verantwortliche Dummkopf-Fraktion der Sparkassenhäuserl-HochleisterInnen inzwischen unerehrenhaft beurlaubt, in die Kaffeekombüse zwangsversetzt oder eben anderweitig vom Sparkassenhäuserl-Backoffice-Dienst in eine für Ihre Chefs und Gegner halbwegs ungefährliche Working-Area ohne Kontakt zur Außenwelt suspendiert, womöglich einfach vom Sicherheitsdienst in den Heizungskeller verfrachten lassen und dort an den Bio-Stromzähler gefesselt? Oder warum melden Sie sich nicht? Müssen wie uns Sorgen machen?

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Wir machen uns Sorgen
Sollten Sie sich binnen der nächsten 24 h hier nicht gemeldet haben, werden wir die Human Right Watchers von der Pilotenvereinigung oder eine Truppe arbeitskampftrainierter Eisenbahnfahrer alarmieren und denen sagen, dass die sich um Sie kümmern sollen.
Wenn Sie tatsächlich im Heizungskeller liegen, nehmen Sie Ihren Kampfhubschrauberkopfhörer ab und geben Klopfzeichen. (Am besten alle 15 Minuten drei mal drei mal kurz dreimal weniger kurz hintereinander mit dem Ding gegen den Bio-Stromzählerkasten schlagen). Keine Angst! Wir holen Sie da schon raus.

Ihr THE GREAT GATE united workers rescue team

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Wirklich nett
von Ihnen, dass Sie sich sorgen. Freilich, wer sollte mich hören, für den Fall, dass ich am Bio-Stromzähler hängen würde und klopfen? Sie haben ja keine Ahnung, wie tief die Sparkassen-Keller sind.
Ich war die letzten Tage aber wirklich in beängstigenden Situationen. Wohl weil sie mich loswerden wollten im Büro, vielleicht tatsächlich wegen des Verdachts der Aufwiegelei, haben sie mich auf ein sogenanntes Finanzseminar geschickt. Als Vertreterin des Sparkassenwesens sozusagen. Da waren ansonsten nur sogenannte Vermögensverwalter. Ich saß zum Beispiel neben einer Blackrock-Fraktion (rechts von mir) und einem Professor einer Sigmund-Freud-Universität irgendwo im Münsterland (linkerhand). Er hielt ein kleines Referat namens Key-Note. Sein Hauptproblem, soweit ich das verstanden habe, war, dass reiche Menschen nicht nur wegen ihres Reichtums, sondern auch als Menschen geschätzt werden möchten. Darüber hat er Studien verfasst, deswegen ist er wahrscheinlich Professor geworden. Der Anführer der Vermögensverwalter hatte noch schlimmere Sorgen. Nämlich dass ja nur zehn Prozent der Bevölkerung wirklich reich und gebildet sind. Folglich diese Gruppe von der Politik wegen ihres Minderheiten-Status völlig vernachlässigt wird, weil sich alle nur um die armen Deppen kümmern. Die Politik will auch nicht, dass die Menschen mehr ökonomische Bildung bekommen, weil die Kanzlerin ihnen ja dann keinen Scheiß mehr erzählen könnte, so von wegen, sie sorge dafür, dass die Bankeinlagen sicher sind. Schlimm, was reiche Durchblicker so alles durchmachen müssen.
Da geh ich doch lieber ins Großraum-Büro.
Ansonsten möchte ich mich noch ausdrücklich über das Wetter beschweren. Geben Sie das an irgendjemanden weiter.

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Noch ein Wort
zum Kartoffelsalat. Natürlich hat Ihre Mutter vollkommen Recht. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass in einen Kartoffelsalat sogar das noch intensivere Maggi-Kraut gehört. Das Rezept: Kartoffeln kochen, derzweil Zwiebeln anschwitzen und etwas Brühe auftauen (die man zuvor selbst gemacht und eingefroren hat), Kartoffeln heiß pellen, Zwiebeln mit Essig ablöschen, mit der Brühe zu den Kartoffeln (die man vorher in nicht zu dicke und nicht zu dünne Scheiben geschnitten hat. Ordentlich salzen und pfeffern, eventuell noch mehr Essig und dann nicht zu sparsam Öl. Und dann natürlich Maggi-Kraut. Man kann auch noch einen Hauch Muskat darüberreiben.
Genau.

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Frau Leuwerik! Bin schwer enttäuscht von Ihnen
Am liebsten würde ich ab jetzt bloß noch Mme Liebstöckl zu Ihnen sagen. Oder überhaupt gar nichts mehr, denn einem so wie Sie in den Rücken zu fallen ist das eine. Das andere ist die Art und Weise und eigentlich noch schlimmer! Genau! Ich meine diese sture, sich von nichts aus der Ruhe bringen lassende, die Grenze zur Überheblichkeit fast in jedem Satz überschreitende, ja praktisch gar nicht kennende Art und Weise, mich ins Unrecht versetzen zu wollen mit Hilfe eines Rezepts, das ja schon total veraltet, um nicht zu sagen weltkulinarhistorisch so was von vollständig überholt war, als es diese sture Person, die sich nach wie vor meine Mutter nennt, obwohl wir uns eigentlich längst wegen unüberbrückbarer weltanschaulicher Differenzen in Sachen Mode, Sahne und Brühwürfel Siezen sollten, wahrscheinlich anno 1950 herum wahrscheinlich aus einem damals aktuellen Kochbuch für die moderne Hausfrau (erste Auflage wahrscheinl. 1939 – dem Jahr als die Fa. Maggi mit ihrer Suppenallzweckwaffe von der Großküchenversorgung in die industrielle Massenproduktion für den Konsumentenmarkt überging) gelesen und wahrscheinlich auswendig gelernt hat, um damit angeben zu können, dass sie ganz genau und als Einzige richtig wüsste, wie ein richtiger Kartoffelsalat geht. Leider hat sie – und haben auch Sie, Frau Liebstöckl – ihre Rechnung bzw. ihre Rezepthybris ohne den Wirt gemacht, bzw ohne meine Oma väterlicherseits, die nämlich auch und zum Leidwesen ihrer Schwiegertochter sogar besser wusste, wie ein richtiger Kartoffelsalat geht, nämlich auf jeden Fall ohne Maggi, Maggikraut, Brühwürfel oder womit auch immer diese Kriegswirtschaftsgulaschkanonenküchen Gewürze ersetzen und Geschmack verstärken, weil die das eben besser wusste, denn die hat als Küchenmadel und später dann Zofe einer Gräfin von den Köchen der damals sogenannten Herrschaften gelernt, dass was in diesen Kochanleitungen für die moderne deutsche Hausfrau steht überwiegend dummes Zeug ist und man einen Katoffelsalat entweder mit Majonaise verfeinert, zerriebenen Kapern, ganz klein gewürfelten Essiggurken und wenn man unbedingt Kräuter oder was kräuterähnliches dabeihaben will etwas Schnittlauch oder eben mit ausgelassenen Speckwürfeln, klein geschnitten. Oder eben gar nicht verfeinert, sondern eben nur Öl, Essig, Salz und Pfeffer nimmt und eben keine Zwiebel, sondern Schalotten, die man zwar anschwitzen kann, aber eben nicht muss, weil die bekanntlich nicht so penetrant wirken im Salat wie so eine rohe scharfe Zwiebel. So! Soviel dazu!
Ich gebe ja gern zu, dass meine Mutter ganz gut kochen kann, und will auch gar nicht behaupten, dass Sie vom Kochen gar keine Ahnung haben, aber meine Oma konnte eben mindestens zwei Sachen definitiv besser, nämlich den hier in Frage stehenden Kartoffelsalat und Apfelstrudel. Beim Apfelstrudel war die Sache so klar, dass meine Mutter sich von vornherein geschlagen gegeben hat und nie auch nur den Versuch unternahm, einen nach "ihrem" Rezept zu machen. (Deshalb habe ich im sogenannten Elternhaus seit Mitte der 80er keinen Apfelstrudel mehr gekriegt) Beim Kartoffelsalat hingegen lebt sie heute noch in dem Wahn, dass sie ihn mindestens gleich gut, wenn nicht besser hinbekommen würde als ihre Schwiegermutter, was zwar immer schon völlig abwegig war und ist, aber eben auch menschlich verständlich und irgendwie nachvollziehbar (ich mach´s´kurz, weil eh viel zu lang) Denn wissen Sie warum die sich so sicher ist und worauf einzig und allein ihre Kartoffelsalat-Hybris beruht? Weil ihr ihr sogenannter Mann (Bayerisch: Ihr Mo) einerseits wahrscheinlich aus jugendlicher Renitenz der Mutter gegenüber, andererseits aus falsch verstandener Solidarität mit der angetrauten Lebensgefährtin und womöglich auch aus schierer Angst vor möglichen Repressalien auch schon zu Lebzeiten meiner Großmutter recht gegeben hat! So einfach ist das. Genau!

PS Ich kann Ihnen gerne zeigen wie so ein richtiger Kartoffelsalat gemacht wird. Und worauf Sie bei der Zubereitung einer Majonaise achten müssen, wenn Sie kein Problem bzw. ein Problem mit Majonaise haben.

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Oh mei,
so eine Angeberei. Als ob Sie den Unterschied zwischen Schalotte und Zwiebel kennen würden. Oder in Ihrem Leben schon mal eine Mayonnaise zubereitet hätten - geschweigen denn, dass Sie wissen, wie man das Wort schreibt. Aber gut, Einbildung ist auch eine Bildung.
In Sachen Unverschämtheit war heute auch wieder was in meiner Mail, und zwar Folgendes:

"lch hoffe du hast dies schnell erhalten, ich bin nach Cyprus, Nicosia, , verreist und habe meine Tasche verloren samt Reispass und kreditkarte. Die botschaft ist bereit, mich ohne meinen Pass fliegen zu lassen. Ich muss nur noch für mein ticket und die hotelrechnungen zahlen. Leider habe ich kein Geld dabei, meine kredit karte könnte helfen aber die ist auch in der Tasche. Ich habe schon kontakt mit meiner Bank aufgenommen, aber sie brauchen mehr zeit, um mir eine neue zu schicken. Ich wollte dich fragen ob du mir 1700euro so schnell wie möglich leihen kannst, Ich gebe es dir zurück sobald ich da bin. Ich muss unbedingt den nächsten Flug bekommen. Das Geld durch Western Union ist die beste möglichkeit.
Ich warte auf deine Antwort
Vielen Dank im Voraus!
Mit freundlichen Grüßen
Veronika Dorn"

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Na und?
HabenS Ihrer Süßen die 1700.- wenigstens gleich überwiesen? Was Unverschämtheit, Einbildung, Angeberei und allgemeine Dreistigkeit angeht, scheinen sich mit Ihnen und der Vroni ja zwei gefunden zu haben. Im übrigen finde ich es einerseits natürlich schon schön, andererseits aber auch irgendwie nicht richtig, dass Sie uns hier nicht nur Ihre Lebensabschnittspartnerin öffentlich mit Namen und Vornamen vorstellen, sondern sich auch noch an ihren momentanen finanziellen Kalamitäten sozusagen coram publico weiden. Wenn ich Ihre Liebste bzw. Freundin wäre, ich weiß nicht, ob ich das gut finden könnte
Mit freundlichen Grüßen (auch an Ihre Süße)

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