Mittwoch, 5. November 2014
Womit man in der guten alten Zeit noch gutes Geld verdienen konnte – Vol. I
"München, 06. September 2001

Hi Stefania,

vorab gute Besserung. Das ist wohl dumm gelaufen, das Traben durch den Taunus, zu zweit, wenn es regnet wie aus Eimern und wie sonst nur im November.

Ich geb ja gerne zu: So ein Schnupfen kann bisweilen scheussliche*(siehe unten *) Ausmasse annehmen. Aber derart tödlich wie Du in der gestrigen (link E-Mail,#11038)** meintest, wird der Katarrh mit Sicherheit nicht werden. Schlaf Dich aus, schlürf ein paar Teller Hühnersuppe und Du wirst sehen, in ein paar Tagen bist Du wieder auf dem Damm.

Bis dahin kann ich Dir ein kleines Forscherspiel mit dem (link Internet,#11044) für den Fall empfehlen, dass Du Dich in Deinem Krankenbett etwas langweilen solltest.

Tauch doch mal hinunter in die Anfänge unserer Zivilisationsgeschichte!
Doch, doch. Das geht. Das geht heutzutage sogar viel einfacher, als man gemeinhin denkt. Und man braucht dafür nicht mal einen (link account,#11002) für eine Uni, oder ein historisches Museum. Ja nicht mal ein Lexikon oder einen Professor. Man braucht nur die Kiste einzuschalten und eine erste Frage, mit der man sich auf die Reise machen kann.

Ich bin zum Beispiel neulich beim (link surfen,#11076> auf die auch und gerade im Zeitalter der (link EDV,#11038> doch ganz aktuelle Frage gestossen, wie denn nun eigentlich das Wissen der Menschheit seit - sagen wir - der Antike überliefert wurde und bis heute durch die zig Jahrhunderte hindurch bis dato überliefert wird?

Genauer gesagt: Was wurde denn eigentlich aus dieser berühmten Bibliothek von Alexandria, in der auf angeblich etwa 200 000 Schriftrollen der gesamte Erfahrungsschatz der hellenistischen und vorhellenistischen Welt von Anaxemander, Aristoteles, Archimedes, Hypokrates und allen anderen bekannten und unbekannten Geistesgrössen der Antike aufbewahrt worden war - und die auf Befehl Julius Cäsars 48 v. Christus offiziell niedergebrannt wurde?

Wenn Dich die Antwort interessiert und Du mit Deinem Schnupfen nichts besseres zu tun hast, kannst Du ja mal folgende Begriffe in die berühmte google- (link Suchmaschine,#11076> eingeben und schauen was herauskommt:

Ibn Al Haitham
Amr Ibn al-As
Cassiodorus
Khosrow
Eumenes II
Benediktiner Orden

Das klingt zwar etwas kryptisch, aber glaub mir. Das sind schon ganz ergiebige Schlüsselworte. Noch ein Tipp: Es ist egal, ob Du die Namen einzeln, oder in willkürlichen Kombinationen ausprobierst. Du wirst in jedem Fall lange Listen von (link homepages,#11043> herausbekommen, auf denen Du Texte findest, die Dich automatisch weiter führen und Dir langsam aber sicher einen guten Blick auf die historische Entwicklung eröffnen. Leider sind nur wenige (link sites,#11076> in Deutsch, weil die meisten Quellen englische und amerikanische Unis sind. Aber klink Dich halt mal durch die Begriffe und ich kann Dir garantieren, dass Dir ein paar echt interessante Zusammenhänge auffallen werden.

So Steff, ich hoffe, dass Dir das Forscherspiel über Deinen schlimmen Katarrh hinweg hilft. (Vergiss die Hühnersuppe nicht!) Ich weiss ja, dass Hypochonder immer doppelt leiden. Bis demnächst, Gesundheit!
Dein Z.
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aus: Zapporama (Herbst 2000 bis Frühjahr 2002), Internet-Kolumne für ein Intra-Netportal eines I-Tech-Unternehmens, das unter dem tollen Namen Freedomland firmierte und von dem ich heute noch nicht weiß, ob die Eigentümer damals bloß Rechnungen für Verlustvorträge, Abschreibungen o. Ä. generieren wollten, oder echte originalitalienische Mafiosi waren, die einfach hier das Geld gewaschen haben, nachdem das in bella italia ab Mitte der 90er die damalige Regierung nicht mehr so gern gesehen hat. Wie auch immer: Die alte Regel nach der gute Mafia auch gut zahlt, hätte jedenfalls gestimmt, und Spaß hat die damals zwei bis dreimal wöchentlich fällige Schreiberei rundum die damals noch neuen keywords dessen, was heute als Big Data mit moralinsaurem Feuilletonistenschwachsinn Marke Schirrmacher& Co. dämonisiert wird, irgendwie auch gemacht. Retrospektiv betrachtet, denn damals hatte ich ja auch schon eigentlich was besseres zu tun als so gemeine Lohnschreiberei; und so richtig lustig ist ja die Produktion von industrietauglicher Gebrauchslyrik nie und auch nie gewesen, sondern eigentlich immer etwas Zeitverschwendung und in zu hohen Dosen einfach nur ungesund, auch wenn es sich die Deppen damals noch nicht voller Deppenstolz gegenseitig ganz feierlich ganz anders mit "Wir nennen es Arbeit" unterjubeln wollten. Na ja.

* damals hatte ich noch Null Combatt-Experience als Korrekturleser und also keinen Sinn für die Regeln des Scharfen Ss

** Im Original waren das Links, die zu einem Glossar führten, in dem ich dann damals so neue Zauberworte wie E-Mail Leuten erklären sollte, die noch nicht mal wussten, dass sie in diesem komischen "interaktiven" Internet nur noch als user was zu sagen haben. Das <-Zeichen im Link-Code musste ich beim hierher Copy/Pasten streichen bzw. mit einer ( decodieren, denn die blogger.de-software hätte sonst alles zwischen < und > einfach aus dem Text geschluckt als hätte es das alles nie gegeben.

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