Freitag, 22. Juni 2007
DER BAYERISCHE STAATSANZEIGER

foto: stern

Eigentlich kann das jetzt als Menetekel für die hier mitlesende Journaille einfach so stehen bleiben. Wer den Presse-Haufen kennt weiß zwar, dass die Damen und Herren Schwierigkeiten haben eins und eins zusammenzuzählen und das Denken in der Regel lieber den Pferden (ihrer Verlagsoberen) überlassen, hallo DER SPIEGEL, denn die haben bekanntlich die größeren Eigentumswohnungen. – – – Weil aber auch heute wieder positives Denken angesagt ist, wird dieser Beitrag nicht erklärt, sondern nur geraten das einleitende Wort Eigentlich durch Hoffentlich zu ersetzen.

Oder ist das zuviel verlangt, gedanklich, ihr investigativen Schnarchzapfen?

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Dienstag, 19. Juni 2007
ATLANTIK BRÜCKE
Aus einer gut vesteckten Randnotiz der SZ zum Auftakt der heißen Phase kurz vor Beginn des letzten Aktes der deutschen Gerichtsposse "Wie geht ein Gerichtsverfahren gegen einen erfolgreichen deutschen Waffenhändler ohne den Waffenhandel zu gefährden?"

Bitte nicht lachen:

"Augsburg – Der ehemalige CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep hat nach eigenen Angaben keine Erinnerung an geschäftliche Beziehungen zwischen dem Waffenhändler Karlheinz Schreiber und dem Politikersohn Max Strauß. Der 81-Jährige sagte am Montag vor dem Landgericht Augsburg als Zeuge im Prozess gegen den der Steuerhinterziehung angeklagten Sohn des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chefs Franz Josef Strauß aus. Ihm sei nicht bekannt, dass Schreiber bei der Anbahnung von Geschäften die Hilfe von Strauß in Anspruch genommen habe oder ihm Provisionen gezahlt habe, versicherte Kiep. Auch er selbst habe keine geschäftlichen Beziehungen zu Schreiber gepflegt. (sic! d. Verf.)
Als Vorsitzenden des Vereins "Atlantik Brücke" habe Schreiber ihn in Briefen um Unterstützung für Geschäfte (Kursivsetzung d. Verf.) gebeten. Er habe diese Briefe dann gegebenenfalls an die politisch Verantwortlichen weitergeleitet, sagte Kiep. Sowohl Schreiber als auch Strauß seien Mitglieder des Vereins "Atlantik Brücke" gewesen, der sich um gute deutsch-amerikanische Beziehungen bemüht. Er könne sich aber nicht an ein Treffen mit den beiden gemeinsam erinnern, erklärte der ehemalige CDU-Schatzmeister weiter. Nach Unterlagen des Vereins, aus denen Richter Martin Prexel zitierte, hatte der Waffenlobbyist Schreiber Strauß für die Mitgliedschaft in dem exklusiven Kreis der "Atlantik Brücke" vorgeschlagen.(sic! sic! sic!, d. Verf.) AP"

Soweit die in der heutigen SZ wie gesagt gut im Bayern-Teil versteckt abgedruckte Agenturmeldung

Immerhin haben sie sie nicht unterschlagen wie die Nachricht, dass Karlheinz Schreiber nun "Am Ende des Rechtsweges" angekommen ist.

Unter dieser schönen headline hat nämlich die FAZ gestern ihre Leser darüber informiert – fast hätte ich gesagt gewarnt – dass es nun tatsächlich ernst zu werden scheint, mit dem nun fast zehn Jahre verschleppten Verfahren wg. – ja worum gehts da eigentlich?

Ich schätze, das wird noch ein sehr spannender Sommer.

Und ich freue mich jetzt schon auf die langen Gesichter der Herren Prantel (Katholik) und Leyendecker (Ex-Spiegel-Reporter), die von Herbst 99 bis in das Frühjahr 2001 so sehr darum bemüht waren, dass es bitte bitte bitte nicht wirklich zu einer sachlichen Klärung der Hintergründe jener ominösen Spenden und Geschäfte kommt, deretwegen der Karlheinz in Toronto inzwischen geschätzte paar Hunderttausend Dollar, womöglich mehr, für Anwälte ausgegeben haben muss und deren investigativer Verschleierung diese so genannten Herren Redakteure ihren Ruf als journalistische Saubermänner der Nation verdanken.

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Sonntag, 17. Juni 2007
THE GREAT GATE
wünscht am ersten Wochenende der documenta 12 allen Gästen einen schönen Sonntag.

Wer von Kassels Fußgängerzonenkünstlerei die Schnauze voll hat, mag sich vielleicht fragen, warum, um Himmels Willen das Bild hier


Wasserfarbe Zeichenkarton Vdeishot iPhoto


MORD IN DER S-KLASSE heißt.




Oder was der komisch klingende Titel

stilleben mit segelboot und karabiner


schon wieder soll, wo doch auf diesem Bild ganz klar ein Tier ohne Kopf im Vordergrund herumsteht.


Wasserfarbe Zeichenkarton Videoshot iPhoto

stilleben mit segelboot und karabiner



Wem freilich die documenta 12, solche Bilder und die alte Frage, was das denn soll, egal sind, dem seien zur Abwechslung auch mal drei andere Weblogs empfohlen.


Lesen Sie also bitte heute die netbitch, denn sie macht großes internet, auch für Mädchen.
Auch cool, der trinker, weil auch einer ganz allein nicht nur seine Geschichte erzählen kann.
Dritte Empfehlung, weil auch gut: der king, cause friends have to stay.


Das waren jetzt fünf auchs in einem Absatz. Eleganter lässt sich Werbung zur Zeit textlich gar nicht penetrieren.

Schönen Sonntag noch.

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Samstag, 16. Juni 2007
SELBSTPORTRÄT DES AUTORS ALS ALTE FRAU
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Freitag, 15. Juni 2007
ALTENREGATTA
KOMÖDIE/ERSTER AKT

Schock

Geschlossener Vorhang. Aufheulender, sich nähernder Motorenlärm, dramatische Orchestermusik. Vier Männerstimmen skandieren ausgelassen Die Fäulnis triumphiert! Die Fäulnis triumphiert! Die Fäulnis triumphiert! Dann ein jäher Schrei, ein lautes Krachen, Aufprallgeräusche, zersplitterndes Glas. Stille. Der Vorhang öffnet sich. Eine sommerliche Landschaft in glühender Nachmittagshitze. Jumfs, Oellers, Kronacher und Waldheim – weit über siebzig Jahre alte Männer in gedeckten Herrenanzügen – am Straßenrand.
Neben den Alten, unter einer Linde, das rauchende Wrack einer deutschen Limousine. Im Hintergrund erstreckt sich der Tegernsee. Die Männer verharren bewegungslos im Schatten des Baumes inmitten eines Haufens leerer Bierflaschen. Waldheim und Oellers sitzen, Kronacher steht neben dem Autowrack. Die drei sind nur leicht lädiert. Etwas abseits, in der prallen Sonne, lang ausgestreckt auf dem Rücken liegend, der schwer verletzte Jumfs. Er röchelt leise.
----Bühnenbild Aquarellskizze Videoshot iPhoto ----
Nachdem die Alten etwa zwanzig Sekunden in ihren Positonen verharren, beobachtet der am Boden kauernde Waldheim den neben ihm hockenden Oellers, der eine leere Bierflasche gegen das Licht hält. Dann dreht sich Waldheim nach dem neben ihm stehenden Kronacher um, der kopfschüttelnd in das Innere des Autowracks schaut. Dabei bemerkt Waldheim den röchelnden Jumfs.


Waldheim
Wir sollten, denke ich doch, umgehend den Sicherheitsdienst verständigen.

Oellers
Ich habe getrunken.

Kronacher sich an Waldheim wendend
Ich lehne es ab, für bestimmte, mit dem Einsatz der Behörde in die Wege geleiteten Eventualitäten, auch nur die geringste Verantwortung zu übernehmen.

Oellers lässt die leere Bierflasche fallen
Wie gesagt, ich habe getrunken, aber ich habe keine Erklärung.

Kronacher
Das ist ja sehr interessant

Waldheim den röchelnden Jumfs betrachtend
Jumfs?
Können Sie mich hören? Haben Sie vielleicht eine Erklärung?

Jumfs hustend
Wie bitte?

Waldheim
Erinnern Sie sich? Artur?

Jumfs hustend
Wie bitte? Mein Kopf

Waldheim erhebt sich und schaut mit Kronacher in den Fond des Autowracks
Diese Hitze!

Kronacher
Was sagen Sie, Waldheim?

Waldheim
Jumfs, im Wagen, nicht wahr? Auf dem Weg zum Tegernsee: „Diese Hitze!“ Erinnern Sie sich?
(...)


Drittes Bild des Stücks ALTENREGATTA hier

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Mittwoch, 13. Juni 2007
Aus dem Juni 2000
Montag, 19. Juni 2000 17:31h an Weigl/Köln

PIZZA ´S COMING HOME

Lieber Weigl,

ganz kurz, weil ich mit dem Schreiben etwas im Verzug bin und am abend noch in die Scheißoper muss. Also:

Was gute Werbung kennzeichnet? Titten.
Mein Lieblingspot/claim? Die Palmers-Plakate an den Trambahnhäuschen mit den Unterwäschemodels (machen gute Laune), dicht gefolgt von diesen "Wir-sind-auf-dem-rechten-Auge-blind-aber-ihr-seid-noch-dazu-blöd-weil-ihr-uns-den-Scheiß-abkauft"-Plakaten des ZDF, weil weiter lässt sich der offensichtliche Totallapsus, der diese Bagage im Griff hat, eigentlich nicht mehr treiben.
Die pfiffigen Antworten spar ich mir. Lieber erzähle ich dir eine wahre Geschichte, die mit Sicherheit lustiger und pfiffiger ist, als es die lustigste und pfiffigste Idee in der Werbung je sein könnte. Und die superlustige, superpfiffige Geschichte geht so:
Du erinnerst dich an das Spiel Slowenien gegen Jugoslawien letzte Woche? (Edit 2007: im Juni 2000 war Fußball-EM) Nicht? Dann hör zu. Also Slowenien-Jugoslawien, historische Begegnung. Ein – nein – DER europäische Schurkenstaat gegen einen braven Anwärter auf eine EU-Mitgliedschaft, und nach gut zwei Dritteln der regulären Spielzeit steht es Drei zu Null für Slowenien, was imgrunde unglaublich ist, weil bei den Jugos mit Stoikowic, Mihajlowic, Jugowic und wie die ices alle heißen, wirklich europäische Weltklasse gegen balkanische Provinzkicker angetreten war.

Okay. Drei Null. Jeder denkt: Scheißjugoslawien. Das ham se jetzt davon, den Milosevic immer noch nicht ceaucescomäßig abserviert zu haben, sind halt sture serbische Betonköpfe, schurkische... da foult der jugoslawische Superstar Mihajlowic in gewohnter serbischer Brutalität einen armen unschuldigen Slowenenbuben, führt sich vor dem Schiri auch noch auf, sieht dafür selbstverständlich Gelb-Rot und fliegt vom Platz. Und dann – und jetzt springe ich aus der Liveberichterstattung in die Nachbetrachtung, die am Donnerstag abend naturgemäß im Baader stattfand und gebe ab an den Experten Frühauf, der da sagte, dass es göttliche Fügung oder eine neue Balkanpolitik der Bundesregierung gewesen sein muss, die dafür sorgte, dass eine Minute nach dem Rauswurf von Mihajlowic die bis dahin blass wirkende hängende Spitze Milosevic die zwei Anschlusstore schoss, die die zehn Jugos gegen elf Slowenen in eigentlich hoffnunglsoser Lage zurück ins Spiel brachten und am Ende Jugoslawien sogar ein 3:3 Unentschieden bescherten, worauf der dritte Mann unserer Expertenrunde, nämlich der legendäre Türsteher und Biergott Ladislaus Pirker mit erhobenem Zeigefinger dem Frühauf Einhalt gebot und nicht ohne Pathos erklärte: Junger Freund, vergiss den Scheiß mit Milosevic und den politischen Intrigen, sondern denke daran – theatralische Pause – strenger Blick – : Wenn der Centurio fällt, zeigt die Legion, was in ihr steckt!
Sprach also Ladi Pirker und machte in diesem Moment wieder klar, worum es bei Fußball in wirklichkeit geht - nämlich wirklich um ALLES, um die Totalität der Welt, wie wir sie kennen. Und falls du jetzt nicht weißt, was gemeint ist. Der Centurio war der vom Platz gestellte Mihajlowic, immerhin einer der teuersten Spieler der italienischen Liga. Und eine Legion war seinerzeit im alten Rom – was ich sagen will ist, ich meine: solche Geschichten, wie diese dezidiert ins Mythische der Politik abgehobene Begegnung zwischen SL und YU, noch dazu kommentiert mit einem der fünf brillanten Sätze aus dem großen dreibändigen Handbuch der Histoire Europainne, zeigen doch neben der ihnen eigenen Erhabenheit und Größe auch die ganze Erbärmlichkeit, die in der Beschäftigung mit Werbung an und für sich und insbesondere Werbeslogans liegt.

Aber weil ich nicht so bin, fällt mir doch noch ein guter claim ein, der eigentlich vom H. S. ist und den er letzten Freitag nach der Beerdigung von Ralf Wolter erfunden hat. Wir hockten an den von Ralfs Musikerfreunden aufgestellten Biertischen im Isarkiesbett am Deutschen Museum und es ging um einen passenden Namen für ein modernes Lokal. Der S. würde es Hausverbot nennen – die Bar für alle mit Hausverbot.

Gut: Zu dialektisch für unsere ins Ganglienwesen zurückgezüchteten Zielgruppenhirne und selbstredend nicht so genialisch wie die Idee einer Kunstausstellung mit dem Titel KINSKI OHNE KINSKI – the dark patterns of the world as we know it, aber immerhin.

Übrigens. Die Idee Kinski ohne Kinski ist bis auf Weiteres top secret, weil sie Phil machen will – und zwar in Köln!

Gott sei Dank hab ich den Flyer von dieser Galerie 68elf seit Köln neben mir an der Wand hängen. Denn da kann ich ja jetzt selber bei denen anrufen und mich in die Warteliste eintragen lassen.

Und mit dieser letzten, ebenso bissigen, wie anspielungsreichen Bemerkung bezüglich deiner Kooperationsfähigkeit in allen Fragen der großen Kunst lasse ich´s für heute bewenden und den Satz einfach so hochliterarisch stehen.
Beste Wünsche und freundliche Grüße
A O

ps Der Titel – du wirst es längst erraten haben – ist der aktuell zur EM erfundene Call A Pizza-Werbegag und irgendwie auch ganz pfiffig. Und das einzige Geheimnis, das die Werbung wirklich in sich trägt ist zugleich das offensichtlichste Wirkungsmoment, das es überhaupt gibt in unserer Welt und lautet "Penetration", also immer mit demselben Ding immer wieder in die selbe Stelle stoßen, immer wieder.
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Montag, 11. Juni 2007
Zweiter hauptamtlicher Witz aus der Bayerischen Staatsoper – Edit Nachtrag: Vorsicht! ALT!
Deutsche Nachwuchskünstlerin kommt zum Arzt.
„Herr Doktor, Herr Doktor, helfen Sie mir! (drückt mit dem Finger auf die linke Brustwarze) Da tuts weh. Und da (drückt mit dem Finger auf das rechte Knie) tuts auch weh. Und da (drückt mit dem Finger auf die Stirnplatte) tuts am allermeimeisten weh.“
Sagt der Arzt (nimmt ihre Hand): "Zeigen Se mir mal Ihren Finger Fräulein. – Ach, Kindchen, der is ja gebrochen!“

Der Kenner hat´s geahnt. Eigentlich muss der Witz gespielt werden und ist die deutsche Nachwuchskünstlerin naturgemäß die sprichwörtliche Blondine. Aber hey! ´S ist Biennale, La Dokümenta ante portas und deutsche Nachwuchskünstler sind die neuen Blondis. For sure!

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