Samstag, 21. Juli 2007
ALTENREGATTA
the great gate, 19:29h
Drittes Bild ABSENZ
Ein geteerter Feldweg am Seeufer. Im Tegernsee spiegelt sich in gleißendem Orange das Licht der untergehenden Sonne. Kronacher und Oellers erreichen einen großen Granitblock, in den in goldener Antiqua DEN BLUTZEUGEN VON BAD WIESSEE eingraviert ist. Kronacher trägt einen blauen Kanister mit der Aufschrift IG-Farben Natur-H2O, biologisch geklärt, GK a 1.
Oellers auf einen Stock gestützt, einige Schritte hinter ihm. Die beiden tragen weiße Hemden, Flanellhosen mit dünnen Hosenträgern aus schwarzem Gummi. Oellers trägt dazu ein Pistolenhalfter.
Kronacher bleibt stehen, schraubt den Verschluss des Kanisters auf und trinkt.
Oellers
Warten Sie Kronacher, geben Sie mir auch einen Schluck. Warten Sie einen Moment. Lassen Sie uns einen Augenblick rasten, Kronacher
Kronacher
Wie Sie meinen Oellers. Hier, nehmen Sie einen Schluck
Reicht dem heranhumpelnden Oellers den Kanister. Während Oellers trinkt, setzt sich Kronacher auf den großen Granitstein. Nachdem ers getrunken hat, gibt Oellers den Kanister zurück und versucht dann mühsam, sich neben Kronacher auf den Boden zu setzen.
Kronacher macht Anstalten Oellers auf dem Stein Platz zu machen
Wollen Sie sich nicht lieber hierhin setzen, Oellers?
Oellers
Danke, nein. Es geht schon. Behalten Sie ruhig Platz. Das Wasser tut einem gut. Gottlob ist der Kofferraum ja weitgehend unbeschädigt geblieben.
Kronacher den Kanister musternd
Sehen Sie Oellers, und Sie sagten noch gestern, die neuen Richtlinien des Ordnungsamtes hätten keinen Sinn. Stellen Sie sich vor, Oellers, wir hätten den Kanister nicht vorschriftsgemäß im Kofferraum verstaut?
Oellers
Mir persönlich ist ein Schluck deutsches Bier ebenso lieb, wie ein Schluck Wasser. Aber Sie haben schon recht. Gott sei Dank, ist wenigstens dem Kanister nichts passiert. Von den Flaschen, sind ja alle, bis auf eine einzige zu Bruch gegangen. Bis auf die eine einzige Flasche, die Jumfs im Arm hatte, sind ja alle Flaschen zu Bruch gegangen. Und ohne den Kanister hätten wir jetzt überhaupt nichts zu trinken.
Kronacher
Ja Oellers. Wir müssen wohl von einem Totalschaden ausgehen.
Oellers nickt kurz aber heftig mit dem Kopf
Ich stehe Ihnen selbstverständlich für jede Schadensersatzforderung
gegenüber der Versicherungskammer zur Verfügung.
Kronacher drückt Oellers den Kanister gegen die Brust, der wie auf Befehl einen Schluck Wasser nimmt.
Nichts anderes Oellers, habe ich von Ihnen erwartet.
Oellers reicht Kronacher den Kanister
Sagen Sie ist das Wasser?
Kronacher
Klares deutsches Wasser, Oellers. So gesund und kräftigend wie Obst.
Oellers
Wie? – Obstwasser? – Mir ist natürlich auch bewusst, dass ich im Falle einer Falschaussage meine Altersversorgung aufs Spiel setze.
Kronacher nimmt den Kanister und stellt ihn ab
Machen Sie sich keine Sorgen, Oellers. Sie werden sich nicht vor morgen früh den Behörden stellen. Bis dahin werden auch die letzten Spuren Ihres Restalkohols verschwunden sein. Nehmen Sie sich ruhig noch einen Schluck von diesem Wasser, Oellers. Das hilft. Das hilft Ihnen in dieser Hitze wieder auf die Beine.
Oellers in die pralle Sonne starrend
Danke Kronacher. Aber ich brauche im Moment kein Wasser. Im Moment fühle ich mich eher etwas untervitaminiert. Ich sollte mir in den nächsten Tagen wieder meine Spritze holen.
Ein junges Paar in uniformartigen Freizeitsportanzügen – Mann und Frau schieben jeweils ein teures mountain bike – geht an den beiden vorüber und mustert sie. Oellers versucht vergeblich, sich zu erheben. Die junge Frau lacht. Beide ab.
Kronacher Oellers misslungene Bewegungsversuche betrachtend
Sind Sie eigentlich permanent medikamentiert?
Oellers
Was meinen Sie, Kronacher?
Kronacher
Nehmen Sie Mittel ein? Irgendwelche Medikamente, die Ihre Reaktionsfähigkeit eventuell beeinträchtigen könnten?
Oellers zu Kronacher und also in die Sonne schauend
Ich habe getrunken, wenn Sie das meinen.
Kronacher
Ich weiß, dass Sie getrunken haben, Oellers. Die Frage ist doch, ob Sie darüber hinaus irgend ein Mittel, ein Medikament zu sich genommen haben? Ein Kreislaufmittel vielleicht. Oder Tabletten. Vielleicht zur Beruhigung.
Oellers zu Boden blickend, sich ein Bein massierend
Nein, nein, oh nein. Ich nehme keine Tabletten. Keine Tabletten und auch keine Pillen. Ich habe noch nie Pillen genommen.
Kronacher
Keine Tabletten! So so, Oellers. Nicht einmal ein Mittel gegen die Hitze. In Ihrem Alter, Respekt!
Oellers schlägt mit dem Stock prüfend gegen sein Bein
Selbst in Alamein, wo sie alle ihre Tabletten genommen haben, habe ich gesagt, nein, ich nehme keine Tabletten, nicht mal die Kohletabletten gegen Durchfall nehme ich, habe ich gesagt und habe die Tabletten nicht genommen.
Kronacher klopft Oellers anerkennend auf die Schulter
Alamein. Ach ja. Oellers. Sie waren ja in Alamein dabei. Richtig
Nimmt die Hand von der Schulter.
Kronacher
Aber das ist lange her, Oellers. Alamein ist zig Jahre her. Und wir werden nicht jünger.
Oellers bedächtig mit dem Kopf nickend
Neunzehnhundertfünfundvierzig. Juli Neunzehnhundertfünfundvierzig. Durchbruch in Alamein. Ich sage Ihnen, da hat jeder seine Tabletten genommen. Nur ich habe gesagt, Nein Danke! Für mich keine Tabletten.
Kronacher nimmt den Kanister in die Hand
So so, Oellers. Aber sagen Sie, wenn Sie schon davon sprechen: Das war Rommels Plan, damals nicht wahr, Oellers? Alamein? Unternehmen Hydrant? Das war doch typisch Rommel, Oellers, nicht wahr?
Oellers während Kronacher trinkt
Hm. Ich glaube, nein, nein, ich denke, nein, nein, es war nicht Rommel, es war der Generalstab. Die Entscheidung, doch noch ein viertes Mal anzugreifen, die kam aus Berlin, denke ich. Also wenn Sie mich fragen, das Unternehmen Hydrant, das ist nicht auf Rommels Mist gewachsen.
Aber ich bin mir nicht ganz sicher. Sie, Sie müßten das doch wissen! Sie waren doch in Berlin im Stab, Sie waren doch Stabsoffizier.
Kronacher setzt den Kanister ab
In Berlin? – – – Ja richtig. Das ist richtig, Oellers. Bei Keitel, ja. Juli 1945 war ich Keitel unterstellt. Aber wir hatten damit nichts zu tun. Nein mit dem Unternehmen Hydrant hatten wir nichts zu tun im Juli 45. Das war ja eine völlig andere Front. Wir mussten ja die Russen zurücktreiben.
Oellers den vor ihm stehenden Kanister betrachtend
Also je länger ich darüber nachdenke, Kronacher, ich sage Ihnen, das kam nicht von Rommel. Das kam aus Berlin. Das kann nur direkt aus Berlin gekommen sein.
Kronacher sich streckend
Juli 45, warten Sie mal. – – – Oder war ich da schon wieder in Peenemünde?
Oellers
Rommel hätte nie verlangt, dass jeder seine Tabletten nehmen muss.
Kronacher
Peenemünde. Juli 45, da war ich doch in Peenemünde, unter von Braun.
Oellers
Das ist nicht sein Stil gewesen. Der Fuchs hätte doch nie einen solchen Tagesbefehl herausgegeben.
Kronacher sich vom Stein erhebend
Lassen Sie mich überlegen Oellers. Juli 45. Alamein. Ja doch. Doch, da war ich unter Keitel in Berlin.
Oellers zu dem nun neben ihm stehenden Kronacher aufschauend
Dass jeder – ausnahmslos – seine Tabletten einzunehmen hat. Nein, nein, das hat sich nicht der Rommel ausgedacht. Nicht der Fuchs. Das ist eher die Handschrift von ganz oben.
Kronacher sich wieder setzend und sich mit seinem Tuch das Gesicht abwischend
Ja. Ganz sicher Berlin. Ganz sicher. Doch, jetzt bin ich mir ganz sicher, Alamein, jetzt erinnere ich mich, Alamein, der Durchbruch, das habe ich doch von Keitel persönlich gehört, wie Keitel vom Kartentisch aufblickt und schweigt, und auf einmal sagt, dieser Rommel, der alte Wüstenfuchs hat Alamein. Das ist der Durchbruch. Das muss Juli 45, so um den 20. Juli 45 gewesen sein. Ein ungemein heißer Tag in Berlin, ja ja.
Oellers auf den Kanister starrend, bedächtig mit dem Kopf nickend
Wahrscheinlich war es er selbst.
Kronacher
Was meinen Sie?
Oellers
Unternehmen Hydrant. Vielleicht hat er den Plan ja selbst entworfen?
Kronacher zuerst Oellers dann den Kanister anstarrend
Unternehmen Hydrant? Er selbst? Ich weiß es nicht, Oellers. Es kann natürlich sein. Wie gesagt. Ich war im Juli 45 Keitel unterstellt. Zuerst Ardennenoffensive, dann Peenemünde, dann Kampf um Berlin, dann zurück nach Peenemünde, von Braun, und dann zu Keitel in den Stab.
Ja und dann war ja der Krieg auch bald zu Ende. Mit Unternehmen Hydrant hatte ich eigentlich direkt nichts zu tun. Und Keitel war ja seit April, seit er untergetaucht ist im April, praktisch ganz auf sich gestellt.
Oellers den Kanister anstarrend, dann den Stein mit der goldenen Inschrift
Wissen Sie, was mir gerade einfällt, Kronacher? Ich glaube es hieß gar nicht Unternehmen Hydrant. Es hieß Unternehmen Hydra. Nicht Hydrant, Unternehmen Hydra!
Kronacher immer noch den Kanister anstarrend ihn dann in die Hand nehmend
Das kann sein Oellers. Da könnten Sie recht haben. Unternehmen Hydra, nicht Hydrant. Das müssen Sie besser wissen als ich. Sie waren ja dabei. In Alamein.
trinkt
Oellers erhebt sich mühsam und klopft mit seinem Stock gegen die goldene Inschrift
Unternehmen Hydra, freilich! Hydra, nicht Hydrant! Diese Hitze macht einen noch ganz verrückt.
Kronacher steht auf und stellt de nun leeren Kanister auf den Stein
Ja ja, Alamein. Doch, doch das war kriegsentscheidend. Das war sozusagen der Anfang vom Endsieg, Oellers.
Oellers folgt dem aus dem Bild gehenden Kronacher.
Kronacher
Sagen Sie Oellers, in Bad Wiessee damals, Sommer 34, da waren Sie aber nicht dabei?
Oellers
Bad Wiessee? Sie meinen die Tragödie um Röhm? Gott bewahre nein! Kronacher. Ich für meinen Teil, ich habe mir, was diese Seiten unserer Geschichte anbelangt nicht das geringste vorzuwerfen. Ich bin Jahrgang 1922. Ich war im Jesuitenkolleg. Die Ideale des Nationalsozialismus habe ich ehrlich gesagt, erst mit Eintritt in die Wehrmacht kennen und schätzen gelernt.
Kronacher
So so. Das ist mir neu, Oellers. Ein Spätberufener sozusagen
Oellers
Nun ja. Ich war 19 als ich mich zur Wehrmacht meldete. Ich sollte ja Priester werden, Kronacher, ursprünglich. Ich komme doch aus einem erzkatholischen Elternhaus.
Kronacher
Ein Katholik! Noch dazu Jesuit! Aber Oellers. Seien Sie doch stolz. Für den Katholizismus muss sich niemand schämen. Einige unserer größten Parteimänner waren Katholiken. Der Nationalsozialismus, wie er sich uns heute zeigt, ist ohne diesen geistigen Humus doch praktisch gar nicht vorstellbar.
Beide ab
Vorhang
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Ein geteerter Feldweg am Seeufer. Im Tegernsee spiegelt sich in gleißendem Orange das Licht der untergehenden Sonne. Kronacher und Oellers erreichen einen großen Granitblock, in den in goldener Antiqua DEN BLUTZEUGEN VON BAD WIESSEE eingraviert ist. Kronacher trägt einen blauen Kanister mit der Aufschrift IG-Farben Natur-H2O, biologisch geklärt, GK a 1.
Oellers auf einen Stock gestützt, einige Schritte hinter ihm. Die beiden tragen weiße Hemden, Flanellhosen mit dünnen Hosenträgern aus schwarzem Gummi. Oellers trägt dazu ein Pistolenhalfter.
Kronacher bleibt stehen, schraubt den Verschluss des Kanisters auf und trinkt.
Oellers
Warten Sie Kronacher, geben Sie mir auch einen Schluck. Warten Sie einen Moment. Lassen Sie uns einen Augenblick rasten, Kronacher
Kronacher
Wie Sie meinen Oellers. Hier, nehmen Sie einen Schluck
Reicht dem heranhumpelnden Oellers den Kanister. Während Oellers trinkt, setzt sich Kronacher auf den großen Granitstein. Nachdem ers getrunken hat, gibt Oellers den Kanister zurück und versucht dann mühsam, sich neben Kronacher auf den Boden zu setzen.
Kronacher macht Anstalten Oellers auf dem Stein Platz zu machen
Wollen Sie sich nicht lieber hierhin setzen, Oellers?
Oellers
Danke, nein. Es geht schon. Behalten Sie ruhig Platz. Das Wasser tut einem gut. Gottlob ist der Kofferraum ja weitgehend unbeschädigt geblieben.
Kronacher den Kanister musternd
Sehen Sie Oellers, und Sie sagten noch gestern, die neuen Richtlinien des Ordnungsamtes hätten keinen Sinn. Stellen Sie sich vor, Oellers, wir hätten den Kanister nicht vorschriftsgemäß im Kofferraum verstaut?
Oellers
Mir persönlich ist ein Schluck deutsches Bier ebenso lieb, wie ein Schluck Wasser. Aber Sie haben schon recht. Gott sei Dank, ist wenigstens dem Kanister nichts passiert. Von den Flaschen, sind ja alle, bis auf eine einzige zu Bruch gegangen. Bis auf die eine einzige Flasche, die Jumfs im Arm hatte, sind ja alle Flaschen zu Bruch gegangen. Und ohne den Kanister hätten wir jetzt überhaupt nichts zu trinken.
Kronacher
Ja Oellers. Wir müssen wohl von einem Totalschaden ausgehen.
Oellers nickt kurz aber heftig mit dem Kopf
Ich stehe Ihnen selbstverständlich für jede Schadensersatzforderung
gegenüber der Versicherungskammer zur Verfügung.
Kronacher drückt Oellers den Kanister gegen die Brust, der wie auf Befehl einen Schluck Wasser nimmt.
Nichts anderes Oellers, habe ich von Ihnen erwartet.
Oellers reicht Kronacher den Kanister
Sagen Sie ist das Wasser?
Kronacher
Klares deutsches Wasser, Oellers. So gesund und kräftigend wie Obst.
Oellers
Wie? – Obstwasser? – Mir ist natürlich auch bewusst, dass ich im Falle einer Falschaussage meine Altersversorgung aufs Spiel setze.
Kronacher nimmt den Kanister und stellt ihn ab
Machen Sie sich keine Sorgen, Oellers. Sie werden sich nicht vor morgen früh den Behörden stellen. Bis dahin werden auch die letzten Spuren Ihres Restalkohols verschwunden sein. Nehmen Sie sich ruhig noch einen Schluck von diesem Wasser, Oellers. Das hilft. Das hilft Ihnen in dieser Hitze wieder auf die Beine.
Oellers in die pralle Sonne starrend
Danke Kronacher. Aber ich brauche im Moment kein Wasser. Im Moment fühle ich mich eher etwas untervitaminiert. Ich sollte mir in den nächsten Tagen wieder meine Spritze holen.
Ein junges Paar in uniformartigen Freizeitsportanzügen – Mann und Frau schieben jeweils ein teures mountain bike – geht an den beiden vorüber und mustert sie. Oellers versucht vergeblich, sich zu erheben. Die junge Frau lacht. Beide ab.
Kronacher Oellers misslungene Bewegungsversuche betrachtend
Sind Sie eigentlich permanent medikamentiert?
Oellers
Was meinen Sie, Kronacher?
Kronacher
Nehmen Sie Mittel ein? Irgendwelche Medikamente, die Ihre Reaktionsfähigkeit eventuell beeinträchtigen könnten?
Oellers zu Kronacher und also in die Sonne schauend
Ich habe getrunken, wenn Sie das meinen.
Kronacher
Ich weiß, dass Sie getrunken haben, Oellers. Die Frage ist doch, ob Sie darüber hinaus irgend ein Mittel, ein Medikament zu sich genommen haben? Ein Kreislaufmittel vielleicht. Oder Tabletten. Vielleicht zur Beruhigung.
Oellers zu Boden blickend, sich ein Bein massierend
Nein, nein, oh nein. Ich nehme keine Tabletten. Keine Tabletten und auch keine Pillen. Ich habe noch nie Pillen genommen.
Kronacher
Keine Tabletten! So so, Oellers. Nicht einmal ein Mittel gegen die Hitze. In Ihrem Alter, Respekt!
Oellers schlägt mit dem Stock prüfend gegen sein Bein
Selbst in Alamein, wo sie alle ihre Tabletten genommen haben, habe ich gesagt, nein, ich nehme keine Tabletten, nicht mal die Kohletabletten gegen Durchfall nehme ich, habe ich gesagt und habe die Tabletten nicht genommen.
Kronacher klopft Oellers anerkennend auf die Schulter
Alamein. Ach ja. Oellers. Sie waren ja in Alamein dabei. Richtig
Nimmt die Hand von der Schulter.
Kronacher
Aber das ist lange her, Oellers. Alamein ist zig Jahre her. Und wir werden nicht jünger.
Oellers bedächtig mit dem Kopf nickend
Neunzehnhundertfünfundvierzig. Juli Neunzehnhundertfünfundvierzig. Durchbruch in Alamein. Ich sage Ihnen, da hat jeder seine Tabletten genommen. Nur ich habe gesagt, Nein Danke! Für mich keine Tabletten.
Kronacher nimmt den Kanister in die Hand
So so, Oellers. Aber sagen Sie, wenn Sie schon davon sprechen: Das war Rommels Plan, damals nicht wahr, Oellers? Alamein? Unternehmen Hydrant? Das war doch typisch Rommel, Oellers, nicht wahr?
Oellers während Kronacher trinkt
Hm. Ich glaube, nein, nein, ich denke, nein, nein, es war nicht Rommel, es war der Generalstab. Die Entscheidung, doch noch ein viertes Mal anzugreifen, die kam aus Berlin, denke ich. Also wenn Sie mich fragen, das Unternehmen Hydrant, das ist nicht auf Rommels Mist gewachsen.
Aber ich bin mir nicht ganz sicher. Sie, Sie müßten das doch wissen! Sie waren doch in Berlin im Stab, Sie waren doch Stabsoffizier.
Kronacher setzt den Kanister ab
In Berlin? – – – Ja richtig. Das ist richtig, Oellers. Bei Keitel, ja. Juli 1945 war ich Keitel unterstellt. Aber wir hatten damit nichts zu tun. Nein mit dem Unternehmen Hydrant hatten wir nichts zu tun im Juli 45. Das war ja eine völlig andere Front. Wir mussten ja die Russen zurücktreiben.
Oellers den vor ihm stehenden Kanister betrachtend
Also je länger ich darüber nachdenke, Kronacher, ich sage Ihnen, das kam nicht von Rommel. Das kam aus Berlin. Das kann nur direkt aus Berlin gekommen sein.
Kronacher sich streckend
Juli 45, warten Sie mal. – – – Oder war ich da schon wieder in Peenemünde?
Oellers
Rommel hätte nie verlangt, dass jeder seine Tabletten nehmen muss.
Kronacher
Peenemünde. Juli 45, da war ich doch in Peenemünde, unter von Braun.
Oellers
Das ist nicht sein Stil gewesen. Der Fuchs hätte doch nie einen solchen Tagesbefehl herausgegeben.
Kronacher sich vom Stein erhebend
Lassen Sie mich überlegen Oellers. Juli 45. Alamein. Ja doch. Doch, da war ich unter Keitel in Berlin.
Oellers zu dem nun neben ihm stehenden Kronacher aufschauend
Dass jeder – ausnahmslos – seine Tabletten einzunehmen hat. Nein, nein, das hat sich nicht der Rommel ausgedacht. Nicht der Fuchs. Das ist eher die Handschrift von ganz oben.
Kronacher sich wieder setzend und sich mit seinem Tuch das Gesicht abwischend
Ja. Ganz sicher Berlin. Ganz sicher. Doch, jetzt bin ich mir ganz sicher, Alamein, jetzt erinnere ich mich, Alamein, der Durchbruch, das habe ich doch von Keitel persönlich gehört, wie Keitel vom Kartentisch aufblickt und schweigt, und auf einmal sagt, dieser Rommel, der alte Wüstenfuchs hat Alamein. Das ist der Durchbruch. Das muss Juli 45, so um den 20. Juli 45 gewesen sein. Ein ungemein heißer Tag in Berlin, ja ja.
Oellers auf den Kanister starrend, bedächtig mit dem Kopf nickend
Wahrscheinlich war es er selbst.
Kronacher
Was meinen Sie?
Oellers
Unternehmen Hydrant. Vielleicht hat er den Plan ja selbst entworfen?
Kronacher zuerst Oellers dann den Kanister anstarrend
Unternehmen Hydrant? Er selbst? Ich weiß es nicht, Oellers. Es kann natürlich sein. Wie gesagt. Ich war im Juli 45 Keitel unterstellt. Zuerst Ardennenoffensive, dann Peenemünde, dann Kampf um Berlin, dann zurück nach Peenemünde, von Braun, und dann zu Keitel in den Stab.
Ja und dann war ja der Krieg auch bald zu Ende. Mit Unternehmen Hydrant hatte ich eigentlich direkt nichts zu tun. Und Keitel war ja seit April, seit er untergetaucht ist im April, praktisch ganz auf sich gestellt.
Oellers den Kanister anstarrend, dann den Stein mit der goldenen Inschrift
Wissen Sie, was mir gerade einfällt, Kronacher? Ich glaube es hieß gar nicht Unternehmen Hydrant. Es hieß Unternehmen Hydra. Nicht Hydrant, Unternehmen Hydra!
Kronacher immer noch den Kanister anstarrend ihn dann in die Hand nehmend
Das kann sein Oellers. Da könnten Sie recht haben. Unternehmen Hydra, nicht Hydrant. Das müssen Sie besser wissen als ich. Sie waren ja dabei. In Alamein.
trinkt
Oellers erhebt sich mühsam und klopft mit seinem Stock gegen die goldene Inschrift
Unternehmen Hydra, freilich! Hydra, nicht Hydrant! Diese Hitze macht einen noch ganz verrückt.
Kronacher steht auf und stellt de nun leeren Kanister auf den Stein
Ja ja, Alamein. Doch, doch das war kriegsentscheidend. Das war sozusagen der Anfang vom Endsieg, Oellers.
Oellers folgt dem aus dem Bild gehenden Kronacher.
Kronacher
Sagen Sie Oellers, in Bad Wiessee damals, Sommer 34, da waren Sie aber nicht dabei?
Oellers
Bad Wiessee? Sie meinen die Tragödie um Röhm? Gott bewahre nein! Kronacher. Ich für meinen Teil, ich habe mir, was diese Seiten unserer Geschichte anbelangt nicht das geringste vorzuwerfen. Ich bin Jahrgang 1922. Ich war im Jesuitenkolleg. Die Ideale des Nationalsozialismus habe ich ehrlich gesagt, erst mit Eintritt in die Wehrmacht kennen und schätzen gelernt.
Kronacher
So so. Das ist mir neu, Oellers. Ein Spätberufener sozusagen
Oellers
Nun ja. Ich war 19 als ich mich zur Wehrmacht meldete. Ich sollte ja Priester werden, Kronacher, ursprünglich. Ich komme doch aus einem erzkatholischen Elternhaus.
Kronacher
Ein Katholik! Noch dazu Jesuit! Aber Oellers. Seien Sie doch stolz. Für den Katholizismus muss sich niemand schämen. Einige unserer größten Parteimänner waren Katholiken. Der Nationalsozialismus, wie er sich uns heute zeigt, ist ohne diesen geistigen Humus doch praktisch gar nicht vorstellbar.
Beide ab
Vorhang
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... comment
the great gate,
Montag, 23. Juli 2007, 12:09
Morgen, GM
hoffe, Sie hatten ein angenehmes Wochenende, und die Brände in der Hewivefung sind inzwischen alle gelöscht.
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the great gate,
Montag, 30. Juli 2007, 21:10
Schönen Feierabend
Grandmaster. Wann ist das Unternehmen Sommergrippe abgeschlossen? Es gibt Nachfragen. Sie werden vermisst.
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stephanel,
Dienstag, 31. Juli 2007, 14:03
Mahlzeit, MG!
Unternehmen Sommergrippe wird schätzative Morgen/Übermorgen abgeschlossen sein. Gesund bin ich ja wieder halbwegs. Jetzt nimmt mich halt erst mal die Hewivefung in Anspruch. Bis denne.
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the great gate,
Dienstag, 31. Juli 2007, 14:47
Bin ich froh,
Sie wieder an Bord zu wissen! Kam mir schon ganz einsam vor. Außerdem haben wir seit gestern einen Haufen neuer Gäste, wenn Sie mal einen Blick in die Statistik werfen. Jemand, der noch weiß wie richtiger Humor geht, hat den alten MG-Cartoon über die gedankliche Beschränktheit des Positivismus in seinem Blog publik gemacht, wofür ich mich an dieser Stelle übrigens ausdrücklich bedanke – und uns paar Dutzend neue Premium-Leser beschert.
Bin also echt froh, dass das einsame Herumhampeln bald wieder vorbei ist, denn die gute alte Dialektik lässt sich im Monolog doch eher schwer praktisch vermitteln. Kommt man ja sofort ins Grübeln.
Andere Sache: Keine Ahnung, ob Sie rekonvaleszenztechnisch und überhaupt zu so was in der Lage sind, aber heute ab 23 Uhr findet das hier schon mal angekündigte Opernabschlussdingens im Hinterhof der Resi/Opernkantine statt. Wenn Sie mit der U4/U5 fahren können Sie Odeonsplatz aussteigen, durch den Residenzhof richtung Marstall laufen und vorm Cuvi, spätestens am Brunnen neben der aufgelassenen Kirche müssten sie eh hören, wo es lang geht.
Vielleicht bis heut abend oder eben demnächst,
cheerio
Bin also echt froh, dass das einsame Herumhampeln bald wieder vorbei ist, denn die gute alte Dialektik lässt sich im Monolog doch eher schwer praktisch vermitteln. Kommt man ja sofort ins Grübeln.
Andere Sache: Keine Ahnung, ob Sie rekonvaleszenztechnisch und überhaupt zu so was in der Lage sind, aber heute ab 23 Uhr findet das hier schon mal angekündigte Opernabschlussdingens im Hinterhof der Resi/Opernkantine statt. Wenn Sie mit der U4/U5 fahren können Sie Odeonsplatz aussteigen, durch den Residenzhof richtung Marstall laufen und vorm Cuvi, spätestens am Brunnen neben der aufgelassenen Kirche müssten sie eh hören, wo es lang geht.
Vielleicht bis heut abend oder eben demnächst,
cheerio
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stephanel,
Dienstag, 31. Juli 2007, 17:21
Bin auch froh, wieder hier zu sein.
War langweilig ohne Sie, MG. Zum Opernabschlussdingens werde ich es leider nicht schaffen, muss morgen früh raus und so 100%ig fit bin ich auch noch nicht. Frage: Wer ist der Positivismus-Caroon-Publizierer, bzw. wo ist er im Netz zu fienden? So jemand interessiert mich natürlich.
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the great gate,
Dienstag, 31. Juli 2007, 17:57
Schade
wg. heut abend, wird sicher ein lustiger Abend, Wetter scheint ja mitzuspielen. Den Freund des marxistischen Cartoons finden Sie unter http://ascetonym.blogsport.de/, was immer das heißen mag.
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stephanel,
Dienstag, 31. Juli 2007, 18:05
Ja, wirklich schade. Aber schaunS mal
... was ich gefunden habe:
Karl Held bei einem Konkret-Kongress. Zunächst Pohrt, dann Held.
Ein sehr interessanter Blog übrigens, der ascetonym-Blog. Sehr interessant.
Karl Held bei einem Konkret-Kongress. Zunächst Pohrt, dann Held.
Ein sehr interessanter Blog übrigens, der ascetonym-Blog. Sehr interessant.
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the great gate,
Dienstag, 31. Juli 2007, 18:33
Da bringen Sie mich auf was:
Mit Christoph. Mit Schütz. Mit Antje. Dann kam irgendwann auch der Ernst dazu. Dem haben wir erzählt, wo der Spaß aufhört. Warum der Held jederzeit in Hamburg das Wort Asylantenanzündler sagen kann. Asylantenanzündler hat nämlich der Held zum Gremliza gesagt, sagt der Ernst total aufgeregt. Asylantenanzündler. Judengschichtn habe ich gesagt, hat er gesagt, habe ich gehört. Von Jan. Und daß sie sich alle nicht mehr auskennen. Mit dem Dr. Türcke hätten sie ein Interview machen sollen. Dann hätte ich nicht fragen brauchen, ob ihm denn nicht aufgefallen ist, daß der rassistische Dreck, mit dem der Dr. Türcke auf diesem großen Linkenkongress in Hamburg zum Star gemacht wurde, nur ein von konkret gefäikter Dreck war. Denn das hatte ich mir sofort gedacht, als ich von diesem Auftritt dieses Dr. Türcke hörte: ein Fake von konkret, um die deutschen Leser aus ihrer depperten Lethargie aufzuschrecken. Aber K. geht auf Nummer sicher. Denkt, wo ich bin ist links, und wenn links unten ist, bin ich oben. Es war doch gut, nicht nach Hamburg gefahren zu sein. Ernst schaut komisch aus in letzter Zeit. Trägt einen fusseligen Bart und kurze Hosen. Und hat hinten einen Zopf. Der geht ihm bis zum Arsch...
So etwa habe ich diesen berühmten Kongress im Sommer 93 seinerzeit mitbekommen. Szene spielt im Stadtmuseum, draußen, bekiffte Julinacht, die im frisch gestrichenen Baader beginnt und Stunden später mit dem Entwenden des Tapedecks aus dem Biergarten endet.
Zitat ist aus dem opus magnum, aus dem auch die hier schon an anderer Stelle präsentierte ENGLISCHE GARTEN Passage stammt.
Toller Einspieler GM. Noch ein Orden!
So etwa habe ich diesen berühmten Kongress im Sommer 93 seinerzeit mitbekommen. Szene spielt im Stadtmuseum, draußen, bekiffte Julinacht, die im frisch gestrichenen Baader beginnt und Stunden später mit dem Entwenden des Tapedecks aus dem Biergarten endet.
Zitat ist aus dem opus magnum, aus dem auch die hier schon an anderer Stelle präsentierte ENGLISCHE GARTEN Passage stammt.
Toller Einspieler GM. Noch ein Orden!
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the great gate,
Dienstag, 31. Juli 2007, 19:47
Merken
Sie sich doch bitte, was es gestern und heute zu essen gab, GM.
(Vielleicht finden Sie ja auch die Speisenfolge der vergangenen Woche im Hewivefung-Archiv. – Ja! Ich gebe es offen zu. Ich bin sozusagen süchtig nach diesen junk-news. Grüßen Sie ihn mir auch recht herzlich, Ihren Freund, den Kantinenwirt)
(Vielleicht finden Sie ja auch die Speisenfolge der vergangenen Woche im Hewivefung-Archiv. – Ja! Ich gebe es offen zu. Ich bin sozusagen süchtig nach diesen junk-news. Grüßen Sie ihn mir auch recht herzlich, Ihren Freund, den Kantinenwirt)
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stephanel,
Dienstag, 31. Juli 2007, 19:51
Gestern: Gefüllte Paprikaschote
Heute: Fleischklößchen " Romanesco "
Immer Hackfleisch ...
Heute: Fleischklößchen " Romanesco "
Immer Hackfleisch ...
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the great gate,
Dienstag, 31. Juli 2007, 19:53
ER
lässt halt nichts verkommen, sozusagen, und sorgt vor. "Romanesco" – wie putzig!
Muss jetzt aber los, bis denne
Muss jetzt aber los, bis denne
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stephanel,
Dienstag, 31. Juli 2007, 20:06
Ja, ja ... ut desint vires, tamen est laudanda voluntas!
Schönen Abend!
Schönen Abend!
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the great gate,
Dienstag, 31. Juli 2007, 21:13
Wie, auch noch Ovid zitieren,
wenn ich weg bin!
Also, ich hatte zwar nie wirklich Latein, aber so einen alten Spruch, der für Sie passt UND Ihren unfähigen Kantinenwirt, kenn ich auch noch: flet victus, victor interiit, oder?
Also, ich hatte zwar nie wirklich Latein, aber so einen alten Spruch, der für Sie passt UND Ihren unfähigen Kantinenwirt, kenn ich auch noch: flet victus, victor interiit, oder?
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stephanel,
Mittwoch, 1. August 2007, 13:32
Tja, was F.J.S. konnte, kann
ich auch: Gutta cavat lapidem non vi sed saepe cadendo.
Wie war den die Festivität gestern? Hoffentlich nicht zu feuchtfröhlich, denn Sie wissen ja: steter Tropfen höhlt den Stein.
Wie war den die Festivität gestern? Hoffentlich nicht zu feuchtfröhlich, denn Sie wissen ja: steter Tropfen höhlt den Stein.
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 15:26
Ach, der stete Tropfen
ist schuld. Gut, dass Sie das sagen. Ich dachte schon mein Kopfweh heut käme vom Bier.
Wie´s war?
Ging so. War schon sehr kühl. Kam aber dann doch nicht vor sechse, halbe siebene in die Heia. Warum, weiß ich jetzt auch nicht so genau. Muss mich erst sammeln. Später mehr.
Und bei Ihnen? Gabs was besonderes?
Wie´s war?
Ging so. War schon sehr kühl. Kam aber dann doch nicht vor sechse, halbe siebene in die Heia. Warum, weiß ich jetzt auch nicht so genau. Muss mich erst sammeln. Später mehr.
Und bei Ihnen? Gabs was besonderes?
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stephanel,
Mittwoch, 1. August 2007, 15:33
Nichts besonderes.
Bin allerdings zufällig über einen Blogbeitrag gestolpert, in dem endlich einmal unserem Lieblingsdauergrinser die Hosen runtergezogen werden und im Anschluss der A.sch gründlich versohlt.
Kantine: Schweinsbraten mit etwas wassrigen Semmelnknödeln.
Kantine: Schweinsbraten mit etwas wassrigen Semmelnknödeln.
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 15:59
Informativer
Beitrag. Wird aber auch nichts helfen. Der Volksvergrinser wird ja zurzeit einmal mehr durch alle Kanäle gereicht und sozusagen noch populärer gemacht. Er ist der Arsch auf der Schüssel der großen Schweinemistfabrik und hockt dort selbstgefälliger denn je. Aufklärung perlt an dem einfach ab. Das einzige, was solche Typen aus der Fassung brächte, wäre, wenn sein Privat-Dealer auffliegt oder ein paar Stricher auspacken.
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stephanel,
Mittwoch, 1. August 2007, 16:07
Respektive
missbrauchte minderjährige Mädchen. Mit Homosexualität hats der tibetanische Buddhismus scheints nicht so. Dafür aber mit Kindesmissbrauch. Oder mit Händeabhacken und ähnlichen humanen Strafen für Ungehorsam den "friedfertigen" Mönchen gegenüber.
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 16:21
Mit Homosexualität
hats der tibetanische Buddhismus scheints nicht so. Wo habens denn die Weisheit her? Ich dachte in jeder sogenannten "Gesellschaft" laufen durchschnittlich acht bis zehn Prozent Popovitschis rum, das sei halt so.
Aber wurscht. Was anderes, Witz:
Wissen Sie, warum Männer keine Orangenhaut kriegen?
Aber wurscht. Was anderes, Witz:
Wissen Sie, warum Männer keine Orangenhaut kriegen?
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 16:26
Weil´s
ned scheh is.
Und wissenS, warum Frauen Orangenhaut kriegen?
Weil´s es verdient ham.
Neuerster amtlicher Witz aus der Staatsoper. Obwohl eigentlich auch schon alt.
Und wissenS, warum Frauen Orangenhaut kriegen?
Weil´s es verdient ham.
Neuerster amtlicher Witz aus der Staatsoper. Obwohl eigentlich auch schon alt.
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chris king,
Mittwoch, 1. August 2007, 16:33
Herr Great Gate,
schieben Sie doch bitte nicht Ihr schlechtes Wohlbefinden auf die arme Frauenwelt.
Nein, war net so gemeint. War dann irgendwann weg? Hab aber super heimgefunden. Schon die AZ Titelstory gesehen? Schmierfinken, Idioten.
Deswegen ist am Eisbach jetzt das Wasser weniger. Die schaffen es noch eine komplette Kultur zu zerstören. Mehr bei meinem Blog.
Hab auch an Schädel, uff. War allerdings ganz nett.
Bis nachad, der
KING
Nein, war net so gemeint. War dann irgendwann weg? Hab aber super heimgefunden. Schon die AZ Titelstory gesehen? Schmierfinken, Idioten.
Deswegen ist am Eisbach jetzt das Wasser weniger. Die schaffen es noch eine komplette Kultur zu zerstören. Mehr bei meinem Blog.
Hab auch an Schädel, uff. War allerdings ganz nett.
Bis nachad, der
KING
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 16:33
Irgendwie
krieg ich langsam Hunger.
Was sagen Sie, GM. Saures Lüngerl könnt nicht schaden. Oder hättens eine andere Idee, womit ich mir nach der ausgehöhlten Nacht sozusagen die Wadel wieder nach vorn drehn kann.
@ KING
Nä, AZ hab ich noch nicht gesehen, war noch gar nicht draußen, ehrlich gesagt. Aber das mach ich jetzt mal.
Zu gestern. War halt schon arschkühl, hab mich aber schon ganz gut amüsiert. Später mehr. Jetzt schau ich mal,was bei dir los ist.
Was sagen Sie, GM. Saures Lüngerl könnt nicht schaden. Oder hättens eine andere Idee, womit ich mir nach der ausgehöhlten Nacht sozusagen die Wadel wieder nach vorn drehn kann.
@ KING
Nä, AZ hab ich noch nicht gesehen, war noch gar nicht draußen, ehrlich gesagt. Aber das mach ich jetzt mal.
Zu gestern. War halt schon arschkühl, hab mich aber schon ganz gut amüsiert. Später mehr. Jetzt schau ich mal,was bei dir los ist.
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stephanel,
Mittwoch, 1. August 2007, 16:33
Ziemlich alt.
Kenne ich auch in folgender Variante:
F: Warum müssen Frauen einmal im Monat bluten?
A: Weil sie es verdient haben.
... mei wenn des jetzt wieder jemand falsches sieht ...
Antwort auf Ihre Frage:
Fisch, natürlich. Fisch. Z.B. Brathering oder Matjesfilet.
F: Warum müssen Frauen einmal im Monat bluten?
A: Weil sie es verdient haben.
... mei wenn des jetzt wieder jemand falsches sieht ...
Antwort auf Ihre Frage:
Fisch, natürlich. Fisch. Z.B. Brathering oder Matjesfilet.
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 16:43
Das mit dem bluten
ist ja total geschmacklos, voll frauenfeindlich und ein ganz anderer Witz!
Mein Witz ist dagegen
1. charmant
2. super
3. menschenfreundlich
4. aufklärerisch
5. sexy
6. neu
7. fresh
8. funky
9. großartig
10.total witzig
um hier mal die Liste der 10 eindeutigen Merkmale des Großen Witzes zum Beweis anzuführen.
Und Sie haben wahrscheinlich recht. Fisch wäre auch nicht schlecht und vielleicht doch alt – aber in umgekehrter Reihenfolge.
Mein Witz ist dagegen
1. charmant
2. super
3. menschenfreundlich
4. aufklärerisch
5. sexy
6. neu
7. fresh
8. funky
9. großartig
10.total witzig
um hier mal die Liste der 10 eindeutigen Merkmale des Großen Witzes zum Beweis anzuführen.
Und Sie haben wahrscheinlich recht. Fisch wäre auch nicht schlecht und vielleicht doch alt – aber in umgekehrter Reihenfolge.
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stephanel,
Mittwoch, 1. August 2007, 17:08
Ja ich bin auch traurig, wütend und ein Stück weit betroffen, dass solche Witze über Frauen gemacht werden. Ich wollte das hier selbstvertändlich nur in kritischer Weise "ausstellen", besser "anprangern" und distanziere mich entschieden von jeglicher (Frauen-)Diskriminierung. Wo kommen wir denn da hin?!?
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 17:25
So ist es recht, geißeln Sie sich nur, seien Sie wütend über sich, traurig und betroffen!
Und wo Sie hinkommen ist auch sonnenklar: schnurstraks in den achten Himmel für bereuende Frauenzuwenigkuschler.
Bin jetzt paar Minuten weg wg. Verpflegung, Zeitung, Zigaretten. (à propos Zigis: läuft jetzt doch auf ein Lüngerl raus, danach vielleicht noch den Brathering, obwohls mich momentan eher nach was Süßem glangert, irgendwas vanilliges, quarkiges, mit Äpfeln vielleicht oder Kirschen, Holländer Schnitten?
Mal schaun, was es gibt aufm Markt.
Bis denne
Bin jetzt paar Minuten weg wg. Verpflegung, Zeitung, Zigaretten. (à propos Zigis: läuft jetzt doch auf ein Lüngerl raus, danach vielleicht noch den Brathering, obwohls mich momentan eher nach was Süßem glangert, irgendwas vanilliges, quarkiges, mit Äpfeln vielleicht oder Kirschen, Holländer Schnitten?
Mal schaun, was es gibt aufm Markt.
Bis denne
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 18:37
Danke,
Lüngerl war ausgezeichnet, genau das richtige. Hinterher noch einen großes Glas frisch gepresste Karotte-Orange am Saftstand gegenüber, und es passt wieder.
Wenn nicht da der Nachbar wäre. Der will offenbar allein mit seinem kleinen Bosch-Presslufthammer seit heute morgen das Haus gegenüber im Hinterhof abreißen. Hämmert und rattert jetzt schon stundenlang lautstark vor sich hin, unterbrochen nur von kleinen Pausen, in denen er wie wild Gott, die Welt und den Betonsockel verflucht, bei dem er sich offenbar schwer tut. Jetzt schon wieder, kann man gar nicht wiederholen wie der so dahinschimpft, (bluadiga hehnerdreg...) und schon gehts wieder weiter, tocktocktock, KHKHKHKK, DRDRDRDR.
Wenn nicht da der Nachbar wäre. Der will offenbar allein mit seinem kleinen Bosch-Presslufthammer seit heute morgen das Haus gegenüber im Hinterhof abreißen. Hämmert und rattert jetzt schon stundenlang lautstark vor sich hin, unterbrochen nur von kleinen Pausen, in denen er wie wild Gott, die Welt und den Betonsockel verflucht, bei dem er sich offenbar schwer tut. Jetzt schon wieder, kann man gar nicht wiederholen wie der so dahinschimpft, (bluadiga hehnerdreg...) und schon gehts wieder weiter, tocktocktock, KHKHKHKK, DRDRDRDR.
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 18:41
Zu dem
Auftritt vom Dr. Held in Hamburg sollten wir noch ein paar Sätze verlieren. Wem von den Streitenden würden denn Sie jetzt recht geben – so aus 15-jähriger Entfernung?
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stephanel,
Mittwoch, 1. August 2007, 19:14
Mein Mitleid ist Ihnen sicher.
Solche als Hobbyhandwerker verkappten Lärmterroristen sind eine Geißel der Menschheit.
@Dr. Held:
Tendziell eher dem Held als Pohrt und Gremliza. Zum einen finde ich es vom Dr. Held vollkommen richtig beobachtet, dass die Dichterei dem Gegenstande unangemessen ist und in 1. Linie der Selbstdarstellung der Dichter dient. Zum anderen hat Gremliza die Ausführungen Helds zur "Ausländeranzündlerei" die eben nicht bloß das Resultat eines "Webfehlers" oder einer "Manipulation" ist, sondern schon ganz bewusst von den Tätern gewollt wird. Helds Wortwahl ist sicher provokativ. Da gefällt sich der Gremliza mal wieder in der Rolle des Sprachkritikers. Aber situationsunangemessen. Es entgeht ihm völlig, dass das Phänomen vom Standpunkt des nationalen Interesses, also der Volkswirtschaft, des Kapitals, tatsächlich lästig ist. Beim Geschäftemachen stört. Nicht mehr und nicht weniger. Die Opfer interessieren keinen nur das die Geschäfte störende negative nationale Image. Der Ausdruck "Zündlerei" entlarvt diesen zynischen Standpunkt.
Was mich bei Held & Co im Zuge meiner wertkritischen Lektüre immer mehr stört, dass da oft der Fetischcharakter des "sich selbst verwertenden Werts" als der wahre "Systemfehler" verkannt wird und gerne der alte arbeiterbewegungsmarxistische Standpunkt eingenommen wird, nachdem es reicht, das Privateigentum abzuschaffen, um "die Welt zu retten".
Das ist mir oft zu subjektivistisch, "die Kapitalisten" als Subjekte sind schuld. Es wird ausgeblendet, dass es Prozesse gibt, die sich mittlerweile verselbstständigt haben.
Aber das ist mir immer noch lieber, als das moralinsaure "Herz-Jesu-Linkentum", das hier von Pohrt, Gremliza & Co an den Tag gelegt wird.
Nachtrag: Den Held als "Linksfaschisten" zu bezeichnen ist schlicht dummfrech.
@Dr. Held:
Tendziell eher dem Held als Pohrt und Gremliza. Zum einen finde ich es vom Dr. Held vollkommen richtig beobachtet, dass die Dichterei dem Gegenstande unangemessen ist und in 1. Linie der Selbstdarstellung der Dichter dient. Zum anderen hat Gremliza die Ausführungen Helds zur "Ausländeranzündlerei" die eben nicht bloß das Resultat eines "Webfehlers" oder einer "Manipulation" ist, sondern schon ganz bewusst von den Tätern gewollt wird. Helds Wortwahl ist sicher provokativ. Da gefällt sich der Gremliza mal wieder in der Rolle des Sprachkritikers. Aber situationsunangemessen. Es entgeht ihm völlig, dass das Phänomen vom Standpunkt des nationalen Interesses, also der Volkswirtschaft, des Kapitals, tatsächlich lästig ist. Beim Geschäftemachen stört. Nicht mehr und nicht weniger. Die Opfer interessieren keinen nur das die Geschäfte störende negative nationale Image. Der Ausdruck "Zündlerei" entlarvt diesen zynischen Standpunkt.
Was mich bei Held & Co im Zuge meiner wertkritischen Lektüre immer mehr stört, dass da oft der Fetischcharakter des "sich selbst verwertenden Werts" als der wahre "Systemfehler" verkannt wird und gerne der alte arbeiterbewegungsmarxistische Standpunkt eingenommen wird, nachdem es reicht, das Privateigentum abzuschaffen, um "die Welt zu retten".
Das ist mir oft zu subjektivistisch, "die Kapitalisten" als Subjekte sind schuld. Es wird ausgeblendet, dass es Prozesse gibt, die sich mittlerweile verselbstständigt haben.
Aber das ist mir immer noch lieber, als das moralinsaure "Herz-Jesu-Linkentum", das hier von Pohrt, Gremliza & Co an den Tag gelegt wird.
Nachtrag: Den Held als "Linksfaschisten" zu bezeichnen ist schlicht dummfrech.
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 19:51
Sehe ich auch so
Inhaltlich gibts an den Ausführungen, die der Held zur Sache, also konkret den Brandanschlägen auf Asylantenheime u. Ä. macht nichts auszusetzen. Und er hat natürlich vollkommen recht, wenn er dem Pohrt und dem Gremliza vorwirft, dass sich beide lieber ihren historischen Reim machen, anstatt zu fragen, was da genau passiert. Gremliza will in der Verfolgung der Asylanten nur einen Grund mehr sehen, um seine Behauptung, Antisemitismus sei der Hauptantrieb deutscher Innenpolitik, mit noch einem Leitartikel belegen zu können. Und Pohrt geht noch einen Schritt weiter und schreibt als Politpsychologe ein ganzes Buch über einen so genannten Nationalcharakter "Der Deutschen", gerade so, als ob die deutsche Regierung damals, also 92 nicht schon längst richtung Maastricht, EU und Somalia unterwegs gewesen wäre und den von Pohrt aufgespürten "Hass auf alle Anderen, insbesonders natürlich Ausländer" den Verwaltern der Außenbezirke der Festung Europa überlassen hätte, also Italienern und Franzosen, die von Marseille bis Palermo das sogenannte "Flüchtlingsproblem"zu lösen haben.
Aber der Held musste mit seiner Sachlichkeit damals natürlich auf Granit beißen, denn die deutsche Zeitungslinke war ja auf ihre Art genau so im nationalen Taumel wie die gemeine Zonenäinschi, der man eingeredet hat, mit der Banane in der Hand wird alles Toyota und alles möglich.
Andererseits: Der Ton macht natürlich schon auch die Musik. Wenn der Held drei vier gute Witze über "das neue deutsche Wesen" gemacht hätte, anstatt den Gastgebern einfach an den Kopf zu werfen, dass sie nicht richtig denken können und schlechte Gedichte machen, wer weiß, wie die Geschichte dann verlaufen wäre.
Womit ich nun endlich beim Beitrag bin, also der Szene Absenz, die unerwähnt zu lassen mir meine dichterische Eitelkeit naturgemäß verbietet. SagenS GM, können Sie mit so einer Szene was anfangen? Hat Sie Ihnen gefallen?
Angefangen zu schreiben hab ich die bläde ALTENREGATTA nämlich etwa zur selben Zeit, also so 92, 93, sozusagen als Reaktion auf diese so genannte Wende.
Aber der Held musste mit seiner Sachlichkeit damals natürlich auf Granit beißen, denn die deutsche Zeitungslinke war ja auf ihre Art genau so im nationalen Taumel wie die gemeine Zonenäinschi, der man eingeredet hat, mit der Banane in der Hand wird alles Toyota und alles möglich.
Andererseits: Der Ton macht natürlich schon auch die Musik. Wenn der Held drei vier gute Witze über "das neue deutsche Wesen" gemacht hätte, anstatt den Gastgebern einfach an den Kopf zu werfen, dass sie nicht richtig denken können und schlechte Gedichte machen, wer weiß, wie die Geschichte dann verlaufen wäre.
Womit ich nun endlich beim Beitrag bin, also der Szene Absenz, die unerwähnt zu lassen mir meine dichterische Eitelkeit naturgemäß verbietet. SagenS GM, können Sie mit so einer Szene was anfangen? Hat Sie Ihnen gefallen?
Angefangen zu schreiben hab ich die bläde ALTENREGATTA nämlich etwa zur selben Zeit, also so 92, 93, sozusagen als Reaktion auf diese so genannte Wende.
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stephanel,
Mittwoch, 1. August 2007, 19:59
Der Beitrag
(samt Bildern) gefällt mir sogar sehr gut. Insbesondere die Kanister mit der Aufschrift "IG-Farben Natur-H2O, biologisch geklärt, GK a 1." und das Unternehmen "Hydrant". Das ist richtig schön böse.
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 20:10
Ihrem Einwand bezüglich
Wertkritik stimme ich nicht zu. Ich finde erstens das entsprechende Konzept zu filosofisch, insofern da immer noch, besser wieder einmal, versucht wird, ein ganzes "System" begreiflich zu machen, wo es doch schlicht und einfach Verhältnisse, Beziehungen und wechselseitige Abhängigkeiten sind, die einem das Leben schwer bzw. eben leichter machen könnten.
Und der MG ging es ja nie – wie den "Wertkritikern" – um eben die Generallösung zur "Rettung der Welt", sondern doch ganz im Gegenteil nur darum, den Leuten begreiflich zu machen, dass man sich beim Denken eben nicht immer nur den System-Kopf zerbrechen sollte, gerade so als wäre man selbser der Herr Gott oder der Herr Bundeskanzler oder Ackermann und für ALLES verantwortlich.
Es reicht doch völlig aus, wenn die Leute mal anfangen würden, nicht ständig erklärtermaßen völlig falsche Gedanken wieder und wieder mit sich herumzuschleppen und auch noch gut zu finden.
Aber das ist eine lange Geschichte. Das ist mir heut zu schwer, die jetzt weiterzuführen. Ein andernmal.
Und der MG ging es ja nie – wie den "Wertkritikern" – um eben die Generallösung zur "Rettung der Welt", sondern doch ganz im Gegenteil nur darum, den Leuten begreiflich zu machen, dass man sich beim Denken eben nicht immer nur den System-Kopf zerbrechen sollte, gerade so als wäre man selbser der Herr Gott oder der Herr Bundeskanzler oder Ackermann und für ALLES verantwortlich.
Es reicht doch völlig aus, wenn die Leute mal anfangen würden, nicht ständig erklärtermaßen völlig falsche Gedanken wieder und wieder mit sich herumzuschleppen und auch noch gut zu finden.
Aber das ist eine lange Geschichte. Das ist mir heut zu schwer, die jetzt weiterzuführen. Ein andernmal.
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 20:13
Und zum Beitrag
Dass das Stück in einem sonderbaren historischen Kontext spielt und die Alten komische Vorstellungen vom Ausgang des Zweiten Weltkriegs haben kommt schon raus?
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 20:15
Nachtrag
Die abgebildeten zwei Kanister sind übrigens Original-Aufnahmen aus dem sogenannten Schlachtfeld um El Alamein aus den frühen 50er Jahren. Foto ist im Original Schwarzweiß, hab es nur per Bildbearbeitung ins Gelbe und Kontrastreiche gezogen. Deshalb wirkt der Wüstensand so frisch
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stephanel,
Mittwoch, 1. August 2007, 20:21
Eine lange Geschichte
in der Tat. Nur kurz, bevor ich gehe: Der Wertkritk gehts genau nicht darum, dass sich die Leute "den System-Kopf" zerbrechen sollen, als wären sie für ein ganzes System zuständig. Das sind sie als Individuen gemäss der Wertkritik noch weniger wie Ackermann und Konsorten. Natürlich sind es "schlicht und einfach Verhältnisse, Beziehungen und wechselseitige Abhängigkeiten [...], die einem das Leben schwer bzw. eben leichter machen könnten", die vermeintlich den Alltag bestimmen. So ein Denken greift aber m.E. zu kurz.
Aber das muss für jetzt und heute reichen, weil, werter MG, "wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät? Kann es sein es ist so weit? Mit" GM "ist Schluss für heut. Aber: Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage..."
Servus, bis Moing, MG! Und einen schönen Feierabend!
@Beitrag und Nachtrag:
Kommt schon raus, wie könnten Sie sonst von "kurz vor dem Endsieg" faseln, die alten Knacker.
Die Kanister haben Sie super hingekriegt, die wirken irreal, das passt zu der Szene.
So jetzt muss ich aber wirklich. Schönen Abend!
Aber das muss für jetzt und heute reichen, weil, werter MG, "wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät? Kann es sein es ist so weit? Mit" GM "ist Schluss für heut. Aber: Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage..."
Servus, bis Moing, MG! Und einen schönen Feierabend!
@Beitrag und Nachtrag:
Kommt schon raus, wie könnten Sie sonst von "kurz vor dem Endsieg" faseln, die alten Knacker.
Die Kanister haben Sie super hingekriegt, die wirken irreal, das passt zu der Szene.
So jetzt muss ich aber wirklich. Schönen Abend!
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the great gate,
Mittwoch, 1. August 2007, 20:23
Yep, Pinky Panther
schönen Feierabend Ihnen auch.
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the great gate,
Donnerstag, 2. August 2007, 00:28
Und weil auch dieser thread nicht ohne Clip auskommt:
The Beat(en) Generation von THE THE
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the great gate,
Samstag, 12. Juli 2008, 16:01
Nachtrag Material
12. Juli 2008, Neue Zürcher Zeitung
Dünkirchen – Was wäre gewesen wenn?
Von IAN KERSHAW
Nach dem schnellen Vorstoss der deutschen Armee durch Belgien und Frankreich waren im Mai 1940 Hunderttausende britischer, französischer und belgischer Soldaten beim Hafen von Dünkirchen an der nordfranzösischen Küste eingekesselt. Am 24. Mai liess Hitler den Angriff abbrechen. Die Briten nutzten die Zeit, um mit Hilfe der Flotte und sämtlicher verfügbaren zivilen Schiffe die Massenevakuation der 198 000 britischen und 140 000 französischen und belgischen Soldaten ins Werk zu setzen. Die gelungene Aktion stärkte die Moral der britischen Bevölkerung und ihre Entschlossenheit weiterzukämpfen. Aber was wäre geschehen, wenn Hitler den Befehl zur Vernichtung der alliierten Streitkräfte gegeben hätte? Wie hätte sich solch ein Entscheid auf den Kriegsverlauf und die fernere Zukunft ausgewirkt?
Am Morgen des 24. Mai 1940 war Adolf Hitler heiter und bestens aufgelegt. Seine Panzerdivisionen standen keine 25 Kilometer mehr vom Überrest der besiegten englischen Armee entfernt, die beim Hafen von Dünkirchen in der Falle sass. Der endgültige Sieg schien in greifbarer Nähe. Aber in Charleville, dem Hauptquartier der Heeresgruppe A, die den Vorstoss durch die Ardennen getragen hatte, vernahm er zu seinem Erstaunen, dass deren Oberkommandant, Generaloberst Gerd von Rundstedt, den Angriff abbrechen wollte. Rundstedt ging davon aus, dass den Briten alle Fluchtwege abgeschnitten waren und dass die Bombardements der Luftwaffe sie binnen kurzem zur Kapitulation zwingen würden. Er wollte seine Panzerverbände möglichst unversehrt nach Süden gegen die französische Armee führen können.
Hitler zauderte einen Moment. Er beschloss, den Oberkommandanten des Heeres, Walther von Brauchitsch, und den Generalstabschef Franz Halder zu konsultieren, die beide anderer Ansicht als Rundstedt waren. Sie rieten Hitler, die britischen Streitkräfte sofort und endgültig zu zerschlagen. Hermann Göring, Oberbefehlshaber der Luftwaffe und Hitlers designierter Nachfolger, stimmte dem ebenfalls bei. Hitler, seiner Sache gewiss, schob Rundstedts Argumente beiseite und befahl den Angriff auf Dünkirchen. Es war ein ungleicher Kampf. Die Briten und ihre Alliierten hatten praktisch alle schweren Waffen bei ihrem überstürzten Rückzug zurückgelassen; sie hatten kaum Munition und wenig Lebensmittel, keine Hoffnung auf Hilfe und keine Chance durchzuhalten.
Ruhe an der Westfront
Am 28. Mai ersuchte Lord Gort, der Oberbefehlshaber der British Expeditionary Force, bei dem kleinen, vom neuen Premierminister Winston Churchill einberufenen Kriegskabinett um Erlaubnis zur Kapitulation. Widerwillig stimmte Churchill zu. Gleichentags ergab sich Belgien; Frankreich, ohne Alliierte und mit einer zusehends aufgeriebenen Armee, folgte binnen kurzem nach. Als es am 28. Mai Mitternacht schlug, verstummten die Kanonen an der Westfront, und ein befristeter Waffenstillstand wurde ausgerufen. Diejenigen alliierten Soldaten, die bei Dünkirchen nicht gefallen oder schwer verletzt worden waren, wurden zu langen, elenden Marschkolonnen zusammengetrieben und in deutsche Gefangenschaft geführt. Nie zuvor hatte Grossbritannien eine derartige Niederlage erlebt.
In London tagte derweil das Kriegskabinett fast ununterbrochen; in hitzigen Debatten verhandelte man über das weitere Vorgehen. Allem Geschehenen zum Trotz wollte Churchill die Fahne hochhalten – ein ehrenvoller Untergang schien ihm besser als feige Kapitulation. Die anderen Kabinettsmitglieder stellten sich geschlossen gegen den Premierminister: Neville Chamberlain, der vormalige Premierminister und Parteiführer der Konservativen; Lord Halifax, der Aussenminister; Clement Attlee und Arthur Greenwood, Chef und Vizechef der Labourpartei. Churchills Haltung schien ihnen sinnlos und übertrieben emotional, während sich anderweitig ein Ausweg abzuzeichnen schien: Drei Tage zuvor, am 25. Mai, hatte Signor Bastianini, der italienische Botschafter in London, mit Lord Halifax Verbindung aufgenommen und ihm – der hoffnungslosen Lage der eingekesselten britischen Armee wohl bewusst – die Möglichkeit eines durch Benito Mussolini vermittelten Friedensschlusses in Aussicht gestellt.
Churchill sträubte sich, doch die anderen Kabinettsmitglieder liessen sich von Lord Halifax überzeugen. Die Armee war verloren, die Luftwaffe noch immer schwach. Von den Vereinigten Staaten war keine Hilfe zu erwarten. Setzte man den Kampf fort, würde man sich sicher nur weitere sinnlose Zerstörungen und mit einiger Wahrscheinlichkeit eine deutsche Invasion Englands einhandeln. Ein Abkommen zur Beendigung der Kampfhandlungen würde den dauernden Bombardements britischer Städte ein Ende setzen und das Land vor einer möglichen deutschen Besetzung bewahren. Ein gewichtiges Argument schien Lord Halifax auch die Möglichkeit, dass auf diese Weise das britische Empire noch gerettet werden könnte. Chamberlain stellte sich entschieden hinter Halifax. Attlee und Greenwood, erst unlängst zur Regierungsspitze gestossen, schlossen sich ihnen an. Churchill stand isoliert und erwog, sein Amt niederzulegen; aber er wollte eine sichtbare Spaltung der Regierung vermeiden und stimmte Halifax' Vorschlag mit denkbar schwerem Herzen zu. Er wusste, dass dies den Abschied von all dem bedeutete, wofür er eingestanden war, zudem das Ende seiner politischen Laufbahn und, mit aller Wahrscheinlichkeit, eine Katastrophe für sein Land.
Ungesäumt berief Mussolini auf den 2. und 3. Juni eine Konferenz in Brüssel ein. Die vier Grossmächte hatten sich Ende September 1938 in München getroffen, als England und Frankreich in die Annexion des Sudetenlandes durch das Deutsche Reich einwilligten, statt sich gegen Hitler zu stellen; nun kehrten sie an den Verhandlungstisch zurück. Während sich Mussolini selbstgefällig in der Rolle des Vermittlers sonnte, betrachtete er die möglichen Konsequenzen des Abkommens im Stillen mit gemischten Gefühlen. Er war sicher, dass Italien im Mittelmeerraum einiges Territorium auf Kosten der Briten gewinnen würde – doch verdankte er diese Gewinne deutscher Schlagkraft, nicht den italienischen Siegen in einem europaweiten Krieg, die er sich erhofft hatte. Der Lorbeer gehörte Hitler allein. Und der hochfahrende Sieger liess bei der Brüsseler Konferenz denn auch niemanden – am allerwenigsten Mussolini – im Zweifel über seine Grosstat und seine absolute Vorherrschaft über West- und Mitteleuropa.
Hitlers Bedingungen
Vor der Brüsseler Konferenz hatte Hitler drei Bedingungen für seine Verhandlungsbereitschaft aufgestellt. Erstens musste Churchill sein Amt als Premierminister abgeben und durfte nicht an den Friedensgesprächen teilnehmen. Zur Demission gezwungen, flüchteten Churchill und seine nächsten Angehörigen tags darauf nach Kanada ins Exil. Zweitens durften sich weder die britische noch die französische Flotte von ihrem derzeitigen Standort entfernen. Drittens schliesslich sollte das Friedensabkommen an zwei Orten unterzeichnet werden. Die Briten würden ihre Unterschrift beim Kriegsdenkmal an der Somme unter das Dokument setzen – an dem Ort, wo Hitler 1916 gekämpft hatte und verwundet wurde –, die Franzosen dagegen in dem Eisenbahnwagen im Wald von Compiègne, wo 1918 der Waffenstillstand beschlossen worden war, der den Ersten Weltkrieg beendete und den Hitler als äusserste Demütigung für Deutschland betrachtete. Im Gegenzug war der deutsche Diktator bereit, den Fortbestand der britischen und französischen Kolonialreiche in weitgehend unveränderten Grenzen zuzusichern.
Hitler holte das Maximum aus dem Abkommen heraus. Entgegen Lord Halifax' Versicherungen gab es für die Briten keinen Weg zurück, nachdem sie sich einmal auf Verhandlungen eingelassen hatten. Nach Dünkirchen war die englische Kampfmoral am Boden zerstört. Halifax und der soeben eingesetzte Premierminister Chamberlain, die Grossbritannien in Brüssel vertraten, beugten sich dem Unvermeidlichen. Bedeutende territoriale Verluste mussten in Kauf genommen werden; sogar die Kanalinseln und die Shetlandinseln gingen in deutschen Besitz über. Der irische Freistaat, nominell noch immer neutral, willigte in die Stationierung deutscher Truppen in Dublin ein und gestattete der Luftwaffe die Benutzung irischer Flugplätze, womit Grossbritannien zu militärischer Abwehr ausserstande war.
Obwohl Hitler das britische Empire weiterbestehen liess, reduzierte er es zu einer blossen Hülse dessen, was es einst gewesen war. Die britischen Rechte an den Ölfeldern im Mittleren Osten gingen an Deutschland, ebenso die Mandatsverwaltung in jener Region und die Kontrolle über den Suezkanal. Sekundiert von seinem bullenbeisserischen Aussenminister Ribbentrop, forderte Hitler einen beträchtlichen Anteil an den britischen, französischen und belgischen Kolonien in Afrika ein und sicherte Deutschland damit beträchtliche Machtansprüche auf dem Schwarzen Kontinent. Malta, Gibraltar, Algerien und Tunesien waren bei der Brüsseler Konferenz Mussolini zugefallen; damit dominierten die Achsenmächte den gesamten Mittelmeerraum.
Gebrochene Grossmächte
Die totale Unterwerfung der besiegten westlichen Demokratien war mit der Auflösung der französischen und der britischen Flotte besiegelt. Frankreich wurde in zwei Zonen aufgeteilt, wobei der Norden des Landes direkt deutscher Aufsicht unterstand, während der Süden nominell unabhängig war und von einer Marionettenregierung in Vichy verwaltet wurde. Die Franzosen hatten ursprünglich der Brüsseler Konferenz empört den Rücken gekehrt und versucht, ihre ramponierten Streitkräfte erneut ins Feld zu führen; doch die deutschen Truppen hatten den aufflackernden Widerstand rasch gebrochen und Paris besetzt. Danach kapitulierten die Franzosen endgültig.
Hitler behauptete, dass er England – ein Land, das er laut eigenem Bekunden sehr bewunderte – grosszügiger behandelt hätte. England sollte nicht besetzt werden; zumindest nominell würde es unabhängig bleiben und sein (wenn auch verstümmeltes) Empire bewahren können. Aber er bestand auf einer Regierung, welche die deutschen Interessen vertrat. Unmittelbar nach der Brüsseler Konferenz machte Chamberlain gesundheitliche Gründe geltend, um von seinem Amt zurückzutreten – tatsächlich starb er noch im selben Jahr an Krebs. Der vormalige Premierminister David Lloyd George, der England im Ersten Weltkrieg zum Sieg geführt hatte, liess sich zur Bildung einer Marionettenregierung überreden. (Lloyd George hatte sich nach seiner ersten Begegnung mit Hitler im Jahr 1936 bewundernd über ihn geäussert.) Halifax blieb Aussenminister; Oswald Mosley, der erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassene britische Faschistenführer, nahm den neugeschaffenen Posten des Innenministers an. Ribbentrop plädierte dafür, dass König Georg VI. zur Abdankung gezwungen werden und dessen Bruder Edward VIII. – der Deutschland wohlgesinnt war – auf den Thron zurückkehren solle. Die Zeremonie fand Ende Juni statt, George VI. wurde in Balmoral unter Hausarrest gestellt. Als 1940 der Herbst anbrach, war Grossbritannien ein Satellitenstaat des Deutschen Reiches geworden.
Diese gewaltigen Umbrüche zeitigten entsprechende Folgen im globalen Kräfteverhältnis. Churchill versuchte vergeblich, in Kanada eine Exilregierung aufzubauen; denn um dieses Vorhaben erfolgreich zu realisieren, hätte er nicht nur der Unterstützung durch Kanada, sondern auch durch die Vereinigten Staaten bedurft. Die Regierung Roosevelt aber wurde von einer rasch anwachsenden isolationistischen Lobby unter Druck gesetzt und signalisierte Ottawa, dass man nicht bereit sei, Churchill zu unterstützen. Bald einmal war offensichtlich, dass sich die amerikanischen Interessen auf die eigene Hemisphäre beschränken würden; es galt, sich um jeden Preis aus dem Krieg herauszuhalten.
Die Vereinigten Staaten rüsteten weiter auf, um einen allfälligen Angriff durch das von Deutschland dominierte Europa abzuwehren; doch wollte man Hitler in keiner Weise provozieren oder sich auf einen Konflikt im Atlantik einlassen. Roosevelt tendierte vielmehr auf ein Abkommen mit Hitler, das den westlichen Atlantik zur demilitarisierten Zone erklären sollte, damit sich die amerikanische Flotte auf die von Japan her drohende Gefahr im Pazifik konzentrieren konnte. Diese war umso bedrohlicher geworden, als die japanische Regierung den Kollaps französischer und britischer Macht in Europa dazu genutzt hatte, einen Militärschlag gegen Süden zu führen, und dabei binnen nur sechs Wochen Indochina, Thailand und Holländisch-Ostindien unter ihre Kontrolle brachte. Japan verfügte damit über wertvolle Ölressourcen und hatte England ausserstande gesetzt, die Handelswege nach Indien zu schützen.
Siege im Osten
Hitler ruhte unterdessen nicht auf seinen Lorbeeren aus. Nachdem er die westliche Flanke des Reichs gesichert hatte, wandte er sich einem Plan zu, den er seit bald zwanzig Jahren mit sich herumgetragen hatte: der Zerstörung der Sowjetunion und damit dessen, was er als Urquell des «jüdischen Bolschewismus» zu bezeichnen pflegte. Die Armeeführung riet ihm von einem sofortigen Angriff ab: Eine Invasion im August und September erschien nur schon angesichts der Möglichkeit eines verfrühten Wintereinbruchs riskant, und ohnehin würde die Mobilmachung der Armee zu viel Zeit in Anspruch nehmen; nach der Offensive im Westen mussten erst einmal die motorisierten Einheiten wieder kampftüchtig gemacht werden. Man setzte die Offensive also auf den nächsten Frühling an.
Die deutschen Strategen befürchteten auch, dass Widerstand im Balkan den bereits als «Unternehmen Barbarossa» bekannten Militärschlag gegen Russland verzögern könnte. Aber im Herbst 1940 waren Bulgarien, Rumänien, Griechenland, Jugoslawien und die Türkei fest in der Hand der Achsenmächte; und als die deutsche Armee im Mai 1941 in die Sowjetunion einfiel, eroberte sie binnen kurzem Leningrad, die Ukraine und die Industrieregion im Donezbecken. Anfang August stand die Wehrmacht vor den Toren Moskaus. Stalin flüchtete aus der Stadt und liess eine völlig demoralisierte Bevölkerung zurück, die zudem soeben vernommen hatte, dass sich japanische Einheiten durch die Mongolei bis nach Sibirien vorgekämpft und die Rote Armee an der Ostfront Hals über Kopf in die Flucht geschlagen hätten.
Stalins Regime, auf die zentralasiatischen Republiken zurückgedrängt, hatte keine andere Wahl mehr, als mit Deutschland ein Abkommen auszuhandeln. Im Vergleich mit den daraus resultierenden Gebietsverlusten erschienen die peinvollen Konzessionen, die Russland 1918 im Rahmen des Friedensvertrags von Brest-Litowsk aufgenötigt wurden, nachgerade gnädig. Die gesamten Ölreserven des Kaukasus fielen an Deutschland, ebenso die Kornkammer der Ukraine. Nachdem Deutschland bereits die enormen Ressourcen Westeuropas unter seine Kontrolle gebracht und rücksichtslos ausgebeutet hatte, bedeuteten die Kriegsgewinne in Russland, dass nun die Wirtschaft des ganzen europäischen Kontinents in seinen Händen lag.
Auch Japan hatte durch die brutale Besetzung weiter Teile Südostasiens seine materiellen Ressourcen beträchtlich vergrössert. Der nationalistische chinesische Führer Tschiang Kai-schek konnte nicht mehr auf Unterstützung durch die Alliierten rechnen und musste sich den harschen Bedingungen unterziehen, die ihm die Japaner diktierten. Das bedeutete unter anderem, dass China der grossostasiatischen Wohlstandssphäre einverleibt wurde – mit diesem Euphemismus bezeichnete Japan den gewaltigen «Lebensraum», den es sich neu erobert hatte.
Zu diesem Zeitpunkt – im Frühling 1942 – hatten die Vereinigten Staaten ihr Aufrüstungsprogramm beträchtlich beschleunigt. Aber obwohl Roosevelt sich bewusst war, dass es früher oder später zur Konfrontation mit den Achsenmächten kommen musste, bemühte er sich nach Kräften, Friktionen im atlantischen wie im pazifischen Raum zu vermeiden. Der Präsident musste die Schlagkraft der Nation sicherstellen und eine isolationistisch gesinnte Öffentlichkeit davon überzeugen, dass der Krieg irgendwann auch die Vereinigten Staaten heimsuchen würde. Amerikas Wissenschafter arbeiteten derweil fieberhaft an einem Projekt, das die Strategen als letztlich entscheidend für den Verlauf des drohenden Krieges ansahen – sofern die Amerikaner sich dabei nicht von den Deutschen überholen liessen. Aber diese machten dank ihren neu gewonnenen Ressourcen gewaltige Fortschritte bei der Entwicklung nuklearer Sprengköpfe wie auch der Langstrecken-Trägerraketen, die jene an ihr Ziel bringen sollten. Bald schon würden New York und Washington im Schatten des deutschen Atombombenarsenals stehen.
Unter dem Joch
Mai 1945. Fünf Jahre ist es her, dass sich Hitler über Generaloberst Gerd von Rundstedts Rat hinweggesetzt hat. In Germania (vormals Berlin) haben Mitglieder der britischen Regierung zusammen mit Würdenträgern aus ganz Europa unlängst, am 20. April, Hitlers 56. Geburtstag gefeiert und dabei die grösste Militärparade zu sehen bekommen, die je über die Charlottenburger Chaussee marschierte. In Tokio heissen Kaiser Hirohito und Premierminister Matsuoka Yosuke – der Chefstratege hinter den grossen Eroberungen von 1940 und 1941 – Wang Ching-wei willkommen, das Oberhaupt der willfährigen Regierung, die seit vier Jahren in China amtiert. Ein paar Operettenfürsten aus Indien – Statthalter japanischer Macht im vormaligen Herzen des British Empire – sind als Ehrengäste mit eingeladen.
In Südostasien wie auch in ganz Europa sind Millionen einst freier Menschen zur Sklaverei im Dienst ihrer deutschen und japanischen Herren verdammt. Das Elend der gedemütigten Chinesen spottet jeder Beschreibung; in Europa sind Zehntausende Slawen in Viehwagen in gigantische Arbeitslager nahe dem Polarkreis und an der sibirischen Grenze verschleppt worden. Unklar ist, was mit den Juden geschah. Sie sind wie vom Erdboden verschwunden, nachdem sie von den Deutschen und ihren Kollaborateuren in den besetzten Gebieten Westeuropas zusammengetrieben und nach Osten verfrachtet worden waren – höchstwahrscheinlich in den äussersten Norden der vormaligen Sowjetunion. Niemand weiss über ihr Schicksal Bescheid.
Manchmal fängt der amerikanische Geheimdienst etwas von den schrecklichen Gerüchten auf, die von Widerstandsbewegungen im Untergrund weitergereicht werden und die behaupten, dass bis zu elf Millionen Juden vernichtet worden sind. Bemerkenswert sind etwa Berichte, laut denen die Menschen in speziell zu diesem Zweck entwickelten Gaskammern ermordet und ihre Leichen nachher in der Region von Minsk, Kowno, Riga und in den um Moskau gelegenen Wäldern in gleichfalls eigens erbauten gigantischen Verbrennungsanlagen eingeäschert worden seien. Aber diesen Geschichten schenkt niemand Glauben. Sie sind zu irrsinnig, um wahr zu sein.
(Quelle: nzz, 12. 07. 08)
Dünkirchen – Was wäre gewesen wenn?
Von IAN KERSHAW
Nach dem schnellen Vorstoss der deutschen Armee durch Belgien und Frankreich waren im Mai 1940 Hunderttausende britischer, französischer und belgischer Soldaten beim Hafen von Dünkirchen an der nordfranzösischen Küste eingekesselt. Am 24. Mai liess Hitler den Angriff abbrechen. Die Briten nutzten die Zeit, um mit Hilfe der Flotte und sämtlicher verfügbaren zivilen Schiffe die Massenevakuation der 198 000 britischen und 140 000 französischen und belgischen Soldaten ins Werk zu setzen. Die gelungene Aktion stärkte die Moral der britischen Bevölkerung und ihre Entschlossenheit weiterzukämpfen. Aber was wäre geschehen, wenn Hitler den Befehl zur Vernichtung der alliierten Streitkräfte gegeben hätte? Wie hätte sich solch ein Entscheid auf den Kriegsverlauf und die fernere Zukunft ausgewirkt?
Am Morgen des 24. Mai 1940 war Adolf Hitler heiter und bestens aufgelegt. Seine Panzerdivisionen standen keine 25 Kilometer mehr vom Überrest der besiegten englischen Armee entfernt, die beim Hafen von Dünkirchen in der Falle sass. Der endgültige Sieg schien in greifbarer Nähe. Aber in Charleville, dem Hauptquartier der Heeresgruppe A, die den Vorstoss durch die Ardennen getragen hatte, vernahm er zu seinem Erstaunen, dass deren Oberkommandant, Generaloberst Gerd von Rundstedt, den Angriff abbrechen wollte. Rundstedt ging davon aus, dass den Briten alle Fluchtwege abgeschnitten waren und dass die Bombardements der Luftwaffe sie binnen kurzem zur Kapitulation zwingen würden. Er wollte seine Panzerverbände möglichst unversehrt nach Süden gegen die französische Armee führen können.
Hitler zauderte einen Moment. Er beschloss, den Oberkommandanten des Heeres, Walther von Brauchitsch, und den Generalstabschef Franz Halder zu konsultieren, die beide anderer Ansicht als Rundstedt waren. Sie rieten Hitler, die britischen Streitkräfte sofort und endgültig zu zerschlagen. Hermann Göring, Oberbefehlshaber der Luftwaffe und Hitlers designierter Nachfolger, stimmte dem ebenfalls bei. Hitler, seiner Sache gewiss, schob Rundstedts Argumente beiseite und befahl den Angriff auf Dünkirchen. Es war ein ungleicher Kampf. Die Briten und ihre Alliierten hatten praktisch alle schweren Waffen bei ihrem überstürzten Rückzug zurückgelassen; sie hatten kaum Munition und wenig Lebensmittel, keine Hoffnung auf Hilfe und keine Chance durchzuhalten.
Ruhe an der Westfront
Am 28. Mai ersuchte Lord Gort, der Oberbefehlshaber der British Expeditionary Force, bei dem kleinen, vom neuen Premierminister Winston Churchill einberufenen Kriegskabinett um Erlaubnis zur Kapitulation. Widerwillig stimmte Churchill zu. Gleichentags ergab sich Belgien; Frankreich, ohne Alliierte und mit einer zusehends aufgeriebenen Armee, folgte binnen kurzem nach. Als es am 28. Mai Mitternacht schlug, verstummten die Kanonen an der Westfront, und ein befristeter Waffenstillstand wurde ausgerufen. Diejenigen alliierten Soldaten, die bei Dünkirchen nicht gefallen oder schwer verletzt worden waren, wurden zu langen, elenden Marschkolonnen zusammengetrieben und in deutsche Gefangenschaft geführt. Nie zuvor hatte Grossbritannien eine derartige Niederlage erlebt.
In London tagte derweil das Kriegskabinett fast ununterbrochen; in hitzigen Debatten verhandelte man über das weitere Vorgehen. Allem Geschehenen zum Trotz wollte Churchill die Fahne hochhalten – ein ehrenvoller Untergang schien ihm besser als feige Kapitulation. Die anderen Kabinettsmitglieder stellten sich geschlossen gegen den Premierminister: Neville Chamberlain, der vormalige Premierminister und Parteiführer der Konservativen; Lord Halifax, der Aussenminister; Clement Attlee und Arthur Greenwood, Chef und Vizechef der Labourpartei. Churchills Haltung schien ihnen sinnlos und übertrieben emotional, während sich anderweitig ein Ausweg abzuzeichnen schien: Drei Tage zuvor, am 25. Mai, hatte Signor Bastianini, der italienische Botschafter in London, mit Lord Halifax Verbindung aufgenommen und ihm – der hoffnungslosen Lage der eingekesselten britischen Armee wohl bewusst – die Möglichkeit eines durch Benito Mussolini vermittelten Friedensschlusses in Aussicht gestellt.
Churchill sträubte sich, doch die anderen Kabinettsmitglieder liessen sich von Lord Halifax überzeugen. Die Armee war verloren, die Luftwaffe noch immer schwach. Von den Vereinigten Staaten war keine Hilfe zu erwarten. Setzte man den Kampf fort, würde man sich sicher nur weitere sinnlose Zerstörungen und mit einiger Wahrscheinlichkeit eine deutsche Invasion Englands einhandeln. Ein Abkommen zur Beendigung der Kampfhandlungen würde den dauernden Bombardements britischer Städte ein Ende setzen und das Land vor einer möglichen deutschen Besetzung bewahren. Ein gewichtiges Argument schien Lord Halifax auch die Möglichkeit, dass auf diese Weise das britische Empire noch gerettet werden könnte. Chamberlain stellte sich entschieden hinter Halifax. Attlee und Greenwood, erst unlängst zur Regierungsspitze gestossen, schlossen sich ihnen an. Churchill stand isoliert und erwog, sein Amt niederzulegen; aber er wollte eine sichtbare Spaltung der Regierung vermeiden und stimmte Halifax' Vorschlag mit denkbar schwerem Herzen zu. Er wusste, dass dies den Abschied von all dem bedeutete, wofür er eingestanden war, zudem das Ende seiner politischen Laufbahn und, mit aller Wahrscheinlichkeit, eine Katastrophe für sein Land.
Ungesäumt berief Mussolini auf den 2. und 3. Juni eine Konferenz in Brüssel ein. Die vier Grossmächte hatten sich Ende September 1938 in München getroffen, als England und Frankreich in die Annexion des Sudetenlandes durch das Deutsche Reich einwilligten, statt sich gegen Hitler zu stellen; nun kehrten sie an den Verhandlungstisch zurück. Während sich Mussolini selbstgefällig in der Rolle des Vermittlers sonnte, betrachtete er die möglichen Konsequenzen des Abkommens im Stillen mit gemischten Gefühlen. Er war sicher, dass Italien im Mittelmeerraum einiges Territorium auf Kosten der Briten gewinnen würde – doch verdankte er diese Gewinne deutscher Schlagkraft, nicht den italienischen Siegen in einem europaweiten Krieg, die er sich erhofft hatte. Der Lorbeer gehörte Hitler allein. Und der hochfahrende Sieger liess bei der Brüsseler Konferenz denn auch niemanden – am allerwenigsten Mussolini – im Zweifel über seine Grosstat und seine absolute Vorherrschaft über West- und Mitteleuropa.
Hitlers Bedingungen
Vor der Brüsseler Konferenz hatte Hitler drei Bedingungen für seine Verhandlungsbereitschaft aufgestellt. Erstens musste Churchill sein Amt als Premierminister abgeben und durfte nicht an den Friedensgesprächen teilnehmen. Zur Demission gezwungen, flüchteten Churchill und seine nächsten Angehörigen tags darauf nach Kanada ins Exil. Zweitens durften sich weder die britische noch die französische Flotte von ihrem derzeitigen Standort entfernen. Drittens schliesslich sollte das Friedensabkommen an zwei Orten unterzeichnet werden. Die Briten würden ihre Unterschrift beim Kriegsdenkmal an der Somme unter das Dokument setzen – an dem Ort, wo Hitler 1916 gekämpft hatte und verwundet wurde –, die Franzosen dagegen in dem Eisenbahnwagen im Wald von Compiègne, wo 1918 der Waffenstillstand beschlossen worden war, der den Ersten Weltkrieg beendete und den Hitler als äusserste Demütigung für Deutschland betrachtete. Im Gegenzug war der deutsche Diktator bereit, den Fortbestand der britischen und französischen Kolonialreiche in weitgehend unveränderten Grenzen zuzusichern.
Hitler holte das Maximum aus dem Abkommen heraus. Entgegen Lord Halifax' Versicherungen gab es für die Briten keinen Weg zurück, nachdem sie sich einmal auf Verhandlungen eingelassen hatten. Nach Dünkirchen war die englische Kampfmoral am Boden zerstört. Halifax und der soeben eingesetzte Premierminister Chamberlain, die Grossbritannien in Brüssel vertraten, beugten sich dem Unvermeidlichen. Bedeutende territoriale Verluste mussten in Kauf genommen werden; sogar die Kanalinseln und die Shetlandinseln gingen in deutschen Besitz über. Der irische Freistaat, nominell noch immer neutral, willigte in die Stationierung deutscher Truppen in Dublin ein und gestattete der Luftwaffe die Benutzung irischer Flugplätze, womit Grossbritannien zu militärischer Abwehr ausserstande war.
Obwohl Hitler das britische Empire weiterbestehen liess, reduzierte er es zu einer blossen Hülse dessen, was es einst gewesen war. Die britischen Rechte an den Ölfeldern im Mittleren Osten gingen an Deutschland, ebenso die Mandatsverwaltung in jener Region und die Kontrolle über den Suezkanal. Sekundiert von seinem bullenbeisserischen Aussenminister Ribbentrop, forderte Hitler einen beträchtlichen Anteil an den britischen, französischen und belgischen Kolonien in Afrika ein und sicherte Deutschland damit beträchtliche Machtansprüche auf dem Schwarzen Kontinent. Malta, Gibraltar, Algerien und Tunesien waren bei der Brüsseler Konferenz Mussolini zugefallen; damit dominierten die Achsenmächte den gesamten Mittelmeerraum.
Gebrochene Grossmächte
Die totale Unterwerfung der besiegten westlichen Demokratien war mit der Auflösung der französischen und der britischen Flotte besiegelt. Frankreich wurde in zwei Zonen aufgeteilt, wobei der Norden des Landes direkt deutscher Aufsicht unterstand, während der Süden nominell unabhängig war und von einer Marionettenregierung in Vichy verwaltet wurde. Die Franzosen hatten ursprünglich der Brüsseler Konferenz empört den Rücken gekehrt und versucht, ihre ramponierten Streitkräfte erneut ins Feld zu führen; doch die deutschen Truppen hatten den aufflackernden Widerstand rasch gebrochen und Paris besetzt. Danach kapitulierten die Franzosen endgültig.
Hitler behauptete, dass er England – ein Land, das er laut eigenem Bekunden sehr bewunderte – grosszügiger behandelt hätte. England sollte nicht besetzt werden; zumindest nominell würde es unabhängig bleiben und sein (wenn auch verstümmeltes) Empire bewahren können. Aber er bestand auf einer Regierung, welche die deutschen Interessen vertrat. Unmittelbar nach der Brüsseler Konferenz machte Chamberlain gesundheitliche Gründe geltend, um von seinem Amt zurückzutreten – tatsächlich starb er noch im selben Jahr an Krebs. Der vormalige Premierminister David Lloyd George, der England im Ersten Weltkrieg zum Sieg geführt hatte, liess sich zur Bildung einer Marionettenregierung überreden. (Lloyd George hatte sich nach seiner ersten Begegnung mit Hitler im Jahr 1936 bewundernd über ihn geäussert.) Halifax blieb Aussenminister; Oswald Mosley, der erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassene britische Faschistenführer, nahm den neugeschaffenen Posten des Innenministers an. Ribbentrop plädierte dafür, dass König Georg VI. zur Abdankung gezwungen werden und dessen Bruder Edward VIII. – der Deutschland wohlgesinnt war – auf den Thron zurückkehren solle. Die Zeremonie fand Ende Juni statt, George VI. wurde in Balmoral unter Hausarrest gestellt. Als 1940 der Herbst anbrach, war Grossbritannien ein Satellitenstaat des Deutschen Reiches geworden.
Diese gewaltigen Umbrüche zeitigten entsprechende Folgen im globalen Kräfteverhältnis. Churchill versuchte vergeblich, in Kanada eine Exilregierung aufzubauen; denn um dieses Vorhaben erfolgreich zu realisieren, hätte er nicht nur der Unterstützung durch Kanada, sondern auch durch die Vereinigten Staaten bedurft. Die Regierung Roosevelt aber wurde von einer rasch anwachsenden isolationistischen Lobby unter Druck gesetzt und signalisierte Ottawa, dass man nicht bereit sei, Churchill zu unterstützen. Bald einmal war offensichtlich, dass sich die amerikanischen Interessen auf die eigene Hemisphäre beschränken würden; es galt, sich um jeden Preis aus dem Krieg herauszuhalten.
Die Vereinigten Staaten rüsteten weiter auf, um einen allfälligen Angriff durch das von Deutschland dominierte Europa abzuwehren; doch wollte man Hitler in keiner Weise provozieren oder sich auf einen Konflikt im Atlantik einlassen. Roosevelt tendierte vielmehr auf ein Abkommen mit Hitler, das den westlichen Atlantik zur demilitarisierten Zone erklären sollte, damit sich die amerikanische Flotte auf die von Japan her drohende Gefahr im Pazifik konzentrieren konnte. Diese war umso bedrohlicher geworden, als die japanische Regierung den Kollaps französischer und britischer Macht in Europa dazu genutzt hatte, einen Militärschlag gegen Süden zu führen, und dabei binnen nur sechs Wochen Indochina, Thailand und Holländisch-Ostindien unter ihre Kontrolle brachte. Japan verfügte damit über wertvolle Ölressourcen und hatte England ausserstande gesetzt, die Handelswege nach Indien zu schützen.
Siege im Osten
Hitler ruhte unterdessen nicht auf seinen Lorbeeren aus. Nachdem er die westliche Flanke des Reichs gesichert hatte, wandte er sich einem Plan zu, den er seit bald zwanzig Jahren mit sich herumgetragen hatte: der Zerstörung der Sowjetunion und damit dessen, was er als Urquell des «jüdischen Bolschewismus» zu bezeichnen pflegte. Die Armeeführung riet ihm von einem sofortigen Angriff ab: Eine Invasion im August und September erschien nur schon angesichts der Möglichkeit eines verfrühten Wintereinbruchs riskant, und ohnehin würde die Mobilmachung der Armee zu viel Zeit in Anspruch nehmen; nach der Offensive im Westen mussten erst einmal die motorisierten Einheiten wieder kampftüchtig gemacht werden. Man setzte die Offensive also auf den nächsten Frühling an.
Die deutschen Strategen befürchteten auch, dass Widerstand im Balkan den bereits als «Unternehmen Barbarossa» bekannten Militärschlag gegen Russland verzögern könnte. Aber im Herbst 1940 waren Bulgarien, Rumänien, Griechenland, Jugoslawien und die Türkei fest in der Hand der Achsenmächte; und als die deutsche Armee im Mai 1941 in die Sowjetunion einfiel, eroberte sie binnen kurzem Leningrad, die Ukraine und die Industrieregion im Donezbecken. Anfang August stand die Wehrmacht vor den Toren Moskaus. Stalin flüchtete aus der Stadt und liess eine völlig demoralisierte Bevölkerung zurück, die zudem soeben vernommen hatte, dass sich japanische Einheiten durch die Mongolei bis nach Sibirien vorgekämpft und die Rote Armee an der Ostfront Hals über Kopf in die Flucht geschlagen hätten.
Stalins Regime, auf die zentralasiatischen Republiken zurückgedrängt, hatte keine andere Wahl mehr, als mit Deutschland ein Abkommen auszuhandeln. Im Vergleich mit den daraus resultierenden Gebietsverlusten erschienen die peinvollen Konzessionen, die Russland 1918 im Rahmen des Friedensvertrags von Brest-Litowsk aufgenötigt wurden, nachgerade gnädig. Die gesamten Ölreserven des Kaukasus fielen an Deutschland, ebenso die Kornkammer der Ukraine. Nachdem Deutschland bereits die enormen Ressourcen Westeuropas unter seine Kontrolle gebracht und rücksichtslos ausgebeutet hatte, bedeuteten die Kriegsgewinne in Russland, dass nun die Wirtschaft des ganzen europäischen Kontinents in seinen Händen lag.
Auch Japan hatte durch die brutale Besetzung weiter Teile Südostasiens seine materiellen Ressourcen beträchtlich vergrössert. Der nationalistische chinesische Führer Tschiang Kai-schek konnte nicht mehr auf Unterstützung durch die Alliierten rechnen und musste sich den harschen Bedingungen unterziehen, die ihm die Japaner diktierten. Das bedeutete unter anderem, dass China der grossostasiatischen Wohlstandssphäre einverleibt wurde – mit diesem Euphemismus bezeichnete Japan den gewaltigen «Lebensraum», den es sich neu erobert hatte.
Zu diesem Zeitpunkt – im Frühling 1942 – hatten die Vereinigten Staaten ihr Aufrüstungsprogramm beträchtlich beschleunigt. Aber obwohl Roosevelt sich bewusst war, dass es früher oder später zur Konfrontation mit den Achsenmächten kommen musste, bemühte er sich nach Kräften, Friktionen im atlantischen wie im pazifischen Raum zu vermeiden. Der Präsident musste die Schlagkraft der Nation sicherstellen und eine isolationistisch gesinnte Öffentlichkeit davon überzeugen, dass der Krieg irgendwann auch die Vereinigten Staaten heimsuchen würde. Amerikas Wissenschafter arbeiteten derweil fieberhaft an einem Projekt, das die Strategen als letztlich entscheidend für den Verlauf des drohenden Krieges ansahen – sofern die Amerikaner sich dabei nicht von den Deutschen überholen liessen. Aber diese machten dank ihren neu gewonnenen Ressourcen gewaltige Fortschritte bei der Entwicklung nuklearer Sprengköpfe wie auch der Langstrecken-Trägerraketen, die jene an ihr Ziel bringen sollten. Bald schon würden New York und Washington im Schatten des deutschen Atombombenarsenals stehen.
Unter dem Joch
Mai 1945. Fünf Jahre ist es her, dass sich Hitler über Generaloberst Gerd von Rundstedts Rat hinweggesetzt hat. In Germania (vormals Berlin) haben Mitglieder der britischen Regierung zusammen mit Würdenträgern aus ganz Europa unlängst, am 20. April, Hitlers 56. Geburtstag gefeiert und dabei die grösste Militärparade zu sehen bekommen, die je über die Charlottenburger Chaussee marschierte. In Tokio heissen Kaiser Hirohito und Premierminister Matsuoka Yosuke – der Chefstratege hinter den grossen Eroberungen von 1940 und 1941 – Wang Ching-wei willkommen, das Oberhaupt der willfährigen Regierung, die seit vier Jahren in China amtiert. Ein paar Operettenfürsten aus Indien – Statthalter japanischer Macht im vormaligen Herzen des British Empire – sind als Ehrengäste mit eingeladen.
In Südostasien wie auch in ganz Europa sind Millionen einst freier Menschen zur Sklaverei im Dienst ihrer deutschen und japanischen Herren verdammt. Das Elend der gedemütigten Chinesen spottet jeder Beschreibung; in Europa sind Zehntausende Slawen in Viehwagen in gigantische Arbeitslager nahe dem Polarkreis und an der sibirischen Grenze verschleppt worden. Unklar ist, was mit den Juden geschah. Sie sind wie vom Erdboden verschwunden, nachdem sie von den Deutschen und ihren Kollaborateuren in den besetzten Gebieten Westeuropas zusammengetrieben und nach Osten verfrachtet worden waren – höchstwahrscheinlich in den äussersten Norden der vormaligen Sowjetunion. Niemand weiss über ihr Schicksal Bescheid.
Manchmal fängt der amerikanische Geheimdienst etwas von den schrecklichen Gerüchten auf, die von Widerstandsbewegungen im Untergrund weitergereicht werden und die behaupten, dass bis zu elf Millionen Juden vernichtet worden sind. Bemerkenswert sind etwa Berichte, laut denen die Menschen in speziell zu diesem Zweck entwickelten Gaskammern ermordet und ihre Leichen nachher in der Region von Minsk, Kowno, Riga und in den um Moskau gelegenen Wäldern in gleichfalls eigens erbauten gigantischen Verbrennungsanlagen eingeäschert worden seien. Aber diesen Geschichten schenkt niemand Glauben. Sie sind zu irrsinnig, um wahr zu sein.
(Quelle: nzz, 12. 07. 08)
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