Freitag, 19. September 2008
DIE GUTE NACHRICHT – IN GOLD
Die gute Nachricht
the great gate, 14:27h
Richtig weh tut die konzertierte Abschreibungsorgie unserer masters of the universe erst, wenn die internationalen Zahlungsströme irgendwo austrocknen – und sei es im klapprigen Exel-Programm der Bilanzbuchhaltung einer Filiale irgendeiner Spar- und Darlehenskasse Kleinhinterideaho, Xianhufo, Hauzenberg oder San Perefino, die daraufhin automatisch alle Konten sperren, Überweisungen stornieren und den Kassenbereich abschließen muss, weil sie aufgrund zu spät modifizierter AGBs nicht mal mehr die Wechsel der Regierung diskontieren darf, die den in Geldnot geratenen Bürgern aus Armee-Hubschraubern zugeworfen werden, nachdem die Postdienstleister in solchen strukturschwachen Gegenden keine Briefe mehr zustellen, weil sich das seit Jahren nicht mehr rechnet.

Aber solange Aliatalia noch pünktlich in die Luft geht und die Koksdealer der Wallstreet den alten Dollar noch ohne Aufschlag akzeptieren ist das aktuelle Krisengeheul nur die passende Begleitmusik zum Krisen-Management.

Blöd ist nur, dass ich mich ab jetzt wahrscheinlich wieder selbst um meine Rente werde kümmern müssen, weil die Allianz AG, die mir bis gestern noch einen per anno mit 5% verzinsten Koupon für meine monatlich eingezahlten – aber stop. Die Sache mit den Pensionsfonds und der kapitalgedeckten Rente ist natürlich ein ganz anderes Fass – ohne Boden.

Und das wird aus Rücksicht auf die Demokratie sicher nicht vor Abwicklung der anstehenden Wahlen aufgemacht.

Und überhaupt: Solche Unterbrechungen der Zahlungsströme sind seit Jahren auf der Tagesordnung. Zig Tausend Kindersoldaten verdanken ihre Karriere dem Umstand, dass es in der Nähe ihres Geburtsortes wenigstens einen Führer gab, der ihren Eltern immerhin mit Cash aushelfen konnte, nachdem die dortige Bank – warum auch immer – erst den Geldhahn zu und dann sich selbst weggedreht hat. Also in den sogenannten weiten Teilen Afrikas ist der sogenannte Zusammenbruch des Finanzsystems – also unterbrochene Zahlungsströme mit katastrophalen Folgen für die Zivilgesellschaft (Hoho) schon jahrelang – wie sagt man –: Realität.

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Wer kann sich so viel Geld denn überhaupt vorstellen? Geldströme - so was habe ich noch nie gesehen. Meine monatlichen 360 Doppelmark in einzelnen Münzen. Mann, das ist viel Geld. Und schwer.

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Wer sich so viel Geld
vorstellen kann?
Offenbar du und ich, Einbrecher. Sonst würdest du nicht mit deiner Konsumentenrente angeben.

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Leser- Info
Für alle, die den Krampf hier lesen und zeitgleich mitkriegen was in Washington, New York und Tokio wg Finanzkrisenlösung gerade entschieden wird: Regierung und asset-holder sitzen in einem Boot. Was ihr in der Schule und der Universität gelernt habt – die Trennung von ökonomischem und politischem System – könnt ihr euch abschminken, oder vergessen. Diese Differenzen sind gerade alle dabei im großen Nachrechnen, wem was gehört zu verdampfen.

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Äähm,
in welcher Schule ham`S denn das gelernt mit der Trennung von Politik und Wirtschaft? Verwechseln`S das nicht jetzt mit der Gewaltenteilung?

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No Sir, überhaupt nicht
Aber um die bekannten Missverständnisse hier erst gar nicht aufkommen zu lassen:

Ökonomie und Politik werden in allen mir bekannten bürgerlichen Theorien, die verbindliche Aussagen über die Natur der Gesellschaft, ihre Geschichte etc treffen, grundsätzlich getrennt.

Dass, und ob die Politik, also eine Regierung beispielsweise den Vorrang (Primat) gegenüber der Ökonomie, also beispielsweise den Interessensvertretern aus Industrie und Handel behauptet oder in entsprechenden Auseinandersetzungen den Kürzeren zieht, ist sogar der diskursive Dauerbrenner, mit dem demokratische Wahlen, Parteitage, Uniseminare und auch die Club-Abende der Elite sowie entsprechende Stammtischdiskussionen der Subprimes immer wieder gerne bestritten werden.

Und imgrunde ist da auch was drann und die Behauptung Staat und Gesellschaft seien grundsätzlich voneinander getrennt auch richtig, denn der moderne, entwickelte Nationalstaat geht ja selbst davon aus, dass er – also die jeweils amtierende Regierung – ein von der Gesellschaft ausgesondertes Gremium darstellt und eben nicht mit ihr identisch sein will, wie zum Beispiel eine Reichsregierung, die das Verhältnis von Staat und Gesellschaft eher in dem slogan "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" stimmig und richtig ausgedrückt haben wollte. Und er funktioniert auch in der Praxis genau so: Die Politik teilt sich in drei sich respektierende Gewalten auf, nämlich die gesetzgebende Legislative, die das daraus ableitbare Recht durchsetzende Exekutive und die im Sinne des Gesetzes Recht sprechende Judikative und die Gesellschaft akzeptiert die damit eingerichtete Ordnung eines Rechtsstaates auch wenn und gerade weil sie nach den Bedürfnissen von Leuten geschneidert ist, die in der glücklichen Lage sind Eigentum an Produktionsmitteln zu be bla bla bla

Das ist hier alles viel zu lang. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass von Locke bis Luhmann, von den ersten noch mit Blut geschriebenen treaties of governement bis zu den feinsinnigst ausdifferenzierten Theorien sozialer Systeme oder meinetwegen foucaulisticher Dispositive der Macht, die grundsätzliche Trennung von Politik und Macht konstitutiv ist, um nicht zu sagen paradigmatisch.

Und aber in so wirklichen echten akuten Krisenprozessen der Kapitalismus sogar die allerheiligsten Kühe schlachtet, wenn damit auch nur eine vom Bankrott bedrohte cashcow vom Eis geholt werden kann.

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Hintergrund und Anlass
meiner von Ihnen monierten Bemerkung sind natürlich der Maßnahmenkatalog des US-Finanzministers zur Rettung der arg vom Verfall bedrohten "assets" und das erstaunliche Echo, das er diesseits des Atlantiks aus der Brust der Frau Bundeskanzlerin z. B. und ihrem blöden Steinbrück hervorgerufen hat (hoho, was für ein schräges Bild!)

Aber den Zusammenhang und eine ausführliche Analyse erspare ich mir hier, weil ich mir damit an anderer Stelle mein Geld verdienen muss. Das könnte ich Ihnen aber bei Gelegenheit bei einem Bier unter vier Augen erzählen. Hier im Internet ist ja alles umsonst und in den Wind gepisst.

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Gern,
sofern ich nicht bezahlen muss für die Auführungen. Trotzdem glaube ich, dass es eher um die Gewaltenteilung geht, also die Trennung von Politik und Macht (Exekutive, Legislative). Die Art der Ökonomie, die ein Land hat, steht dagegen gelegentlich sogar in der jeweiligen Verfassung. Aber gut, bis bald.

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God Bless Your Weltbild und Amerika,
Miss Leuwerik. Schalten Sie heute mal Ihren Fernseher ein. Womöglich erleben Sie live, wie sich der Präsident mit einer Truppe Ministern und Geschäftsleuten, die führende US-Banken vertreten zu einer Exekutive neuen Typs aufschwingt, die Legislative links liegen lässt und Ihnen, mir, dem Kongress, und einer verblüfften Öffentlichkeit einen dringlichst zu behebenden Notstand erklärt, der nur noch mit einem mit sofortiger Wirkung in Kraft tretenden Sondervollmachtsgesetz zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit von Geldinstituten zu beheben sei.

Womöglich fragt ihn dann sogar jemand, ob das mit der Verfassung im Einklang stehe, worauf der Präsident antworten könnte, keine Ahnung, das zu prüfen, sei angesichts der angespannten Lage der falsche Moment, und könnte ja später, wenn dieser Notstand behoben sei in Ruhe von den dafür zuständigen Gerichten entschieden werden.

Dann könnte er an fangen die Nationalhymne zu summen und gleich darauf summt Paulson mit, dann Bernanke, Pelosi und dann singt der ganze Konferenzsaal.
Sogar Obama, der die ganze Zeit nur dumm in den Boden gestiert hat, singt, nachdem ihm einer in die Seite haut, erst leise, dann mit voller Stimme mit.

Okay, das ist finsterer Kitsch. Aber irgendwie habe ich das schlechte Gefühl, dass wenn es vor den Wahlen noch einen Schwarzen Freitag gibt, der diesen Namen verdient, dann heute. Und zwar ganz schwarz, tiefschwarz.

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