Freitag, 24. Oktober 2008
Marijuana
Wer den Schaden hat, braucht sich um Spott nicht zu sorgen. Stimmt. Geht sogar inzwischen soweit, dass wer den Dachschaden immer schon weg hatte, weil er von den fundamentals seiner christlich-abendländisch kapitalistisch-demokratischen Weltordnung felsenfest überzeugt ist, sich um seine lächerliche Vorstellung, dass ihm der Himmel auf den Kopf fallen könnte, weil ihm seine „Wirtschaft“ und sein „Staat“ unterm Arsch wegbrechen, seit heute auch keine Sorgen mehr machen muss.

Denn heute ist wieder mal Weltuntergang.
Es herrscht wieder mal nackte Panik, dass der ganze Schrott, an den man geglaubt hat, nichts wert ist und einem schon in der nächsten Stunde keiner mehr abkaufen wird, was man heute früh um neun noch geglaubt hat, einem Bank-Analysten abnehmen zu müssen, weil doch die Charts und die Informationen und das Maßnahmenpaket der Regierung und überhaupt die Anzeichen, dass sich die Märkte doch endlich auch mal stabilisieren oder wenigstens ein bisschen stabilisieren äh müssen, müssten, äh sollten, sollen... Ach du Scheiße – rette sich wer kann...

Von Frankfurt über London bis nach New York gellt also in diesen Stunden wieder mal der verzweifelter Schrei: „Wohin bloß mit dem ganzen Scheiß?“ und gerade die mit der Materie der kapitalistischen Wertvermehrung vertrautesten Insider denken nur noch ans „Raus hier!“ und werden buchstäblich stocknarrisch, weil sie heute nicht mal mehr einen Ausgang in irgendeinen scheißsicheren Hafen für sich und ihre eigentlich doch so überzeugend wirkenden Wertanlagen sehen.

Neu daran ist, dass sich der heutige Crash wohl auf die Psyche der ihren Dachschaden für normal haltenden Damen und Herren Bürger und Bürgerinnen aller Bildungsmilieus und Einkommensschichten schlagen und sicher bemerkenswerte Spuren hinterlassen wird. Nachdem viele schon arg ins Grübeln gekommen sind in den vergangenen Monaten, werden die ersten jetzt wirklich Angst bekommen bei der Vorstellung, wie denn das jetzt so weitergeht, wenn es so weitergeht. Und bei nicht wenigen, insbesondere angeblich gebildeten Leuten wird man auch „erste Anzeichen von Verrücktheit“ feststellen müssen, wie sie der Thomas Bernhard in seiner kleinen Prosa „Gehen“ seinerzeit absolut großartig beschrieben hat.

Und das sind nun wirklich keine schönen Aussichten, wenn die in ihren Berufen und Stellungen über Jahre und Jahrzehnte verblödeten und ums Denken gebrachten nun auch noch richtig verrückt werden, weil sie dem guten alten einfachen Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate nur noch mit dem blanken Wahnsinn begegnen können, dass dieses Gesetz doch nicht stimmen darf, da sie doch so fest daran glauben und immer wieder in ständigen Variationen wiederholt haben, dass es nicht stimmen kann!

Nein, schöne Aussichten sind das nicht. Auch wenn es zu sehr vielen, sehr lustigen Szenen und Kapriolen kommen wird in den Parlamenten und nicht nur in den Parlamenten.

Und wirklich helfen wird man den zu Deppen gemachten Helden und Heldinnen der freien und sozialen Marktwirtschaft auch nicht können, denn es ist ja ihr Spiel, das ihnen nun also so übel mitspielt und sie bis an ihr gemeinsames bittere Ende treiben wird, solange sie es nicht kapieren.

Also das einzige, was mir auf Anhieb einfiele, um sie wenigstens vor den ganz groben, ganz überraschend über sie hereinbrechenden Psychosen zu bewahren, wäre, ihnen ein wenig Marijuana zu empfehlen. Nicht viel. Nur gerade so viel, dass sie an und erst mal nur für sich merken, dass und wie relativ dieses komische Ding ist, von dem sie glauben es wäre ihr gesunder, von der Erfahrung geschulter und je nach Bedarf konstruktiv, kritisch oder sonst wie eingestellter Verstand.***


Wer kapieren will, was an den Börsen und nicht nur an den Börsen los ist, und noch weiß, dass Begriffe nicht nur was zum Werbetexte basteln sind, kann sich, aber das ist ja nun auch nichts Neues und wird enem Deppen in seiner Not auch nicht wirklich weiter helfen, auf folgender Website informieren: www.gegenstandpunkt.de Aktuelle Empfehlung: Die Diskussions-Protokolle der jours fixes

Das wäre dann mein vernünftiger Vorschlag zum heutigen Schwarzen Freitag. Dem wievielten eigentlich inzwischen?

***Dies soll nicht als Plädoyer genommen werden, durch Kiffen eventuell das kleine bürgerliche Bewusstsein zu erweitern, sondern ganz im Gegenteil dazu auffordern, sich ohne Selbsterfahrungsgruppe, religiöses Erweckungserlebnis, Voodoo, Techno-Disco-Trance oder irgendeinem anderen marktgängigen Hirnweichspüler mit eingebauter Wirkt-sofort-und-sorglos-Garantie, den sogenannten Positivismus auch des eigenen Bewusstsein als eine wirkliche Schranke im Denken des Denkens beim Denken klar zu machen durch einfaches kennen lernen. Aber Obacht! Marijuana ist nix für Kinder und wirkt natürlich bei jedem anders. Und nur ein bisserl zuviel THC oder zu wenig – und schon ist die Konzentration perdu und alles was du siehst, hörst und sonst wie mitkriegst erscheint nur noch echt komisch und eigenartig und so unglaublich interessant – und Booom, schon geht er ab, der Laberflash, der dann nicht nur den Freunden und Bekannten, die einem zuhören müssen, sofort auf die Nerven geht.
Gez. Dr. House

... link (15 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 23. Oktober 2008
How to read an SZ-Interview
Seit elf Jahren kontrolliert Helmut Perlet, 61, die Finanzen des europaweit größten privaten Versicherers Allianz mit Sitz in München. Im ersten Interview seit der Finanzkrise lobt der Oberbayer das Krisenmanagement der Bundesregierung. Für die Kritik an den Managern hat er Verständnis: Es seien viele Fehler gemacht worden. Die Allianz stehe weiter gut da. Sie habe "ausreichend Kapital und ein kerngesundes Versicherungsgeschäft". Der Verkauf der Dresdner an die Commerzbank sei nicht gefährdet: "Alles läuft planmäßig."

SZ: Herr Perlet, das Rettungspaket der Bundesregierung ist unter Dach und Fach. Zufrieden mit dem Ergebnis?

Perlet: Das Ergebnis ist grundsätzlich sehr positiv. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Auch die Geschwindigkeit, mit der das gemacht wurde, ist beeindruckend. Ich finde es nur schade, dass wir jetzt eine Diskussion haben, die eine gewisse stigmatisierende Wirkung hat. Also die Frage, wer das Paket in Anspruch nimmt. Da wird der Eindruck erweckt, es wäre jetzt ein Problem, dort mitzumachen. Das kann nicht zum Gelingen des Ganzen beitragen.


Mit anderen Worten: Oh oh! Ist es jetzt soweit? Ist jetzt sogar der Allianz das Geld ausgegangen? Oder warum sonst, beschleimt der Herr Perlet mit seinem Assi aus der SZ die Regierung?

SZ: Wie ist denn dieser Eindruck entstanden?

Perlet: Das ist nicht Schuld des Staates, sondern es liegt an verschiedenen Diskussionsbeiträgen, die landauf, landab geleistet werden.


Mit anderen Worten: Meine Güte. Der Herr Perlet beschleimt ja wirklich die Regierung! Steht es so schlimm um die Allianz?

SZ: Einer der Diskussionsbeiträge stammt von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, der gesagt haben soll: "Ich würde mich schämen, wenn wir in der Krise Staatsgeld annehmen würden."

Perlet: Das möchte ich nicht kommentieren. Ich sage nur so viel: Jedes Institut hat die Möglichkeit, das Maßnahmenpaket zu nutzen. Deswegen sollten sich alle hinsetzen und verantwortungsvoll prüfen, ob das für sie die beste Lösung ist.


Mit anderen Worten: Scheiße! Es ist so schlimm! Jetzt ist es soweit. Die Allianz braucht Geld vom Staat!

SZ: Sie fänden es nicht ehrenrührig, Geld anzunehmen, wenn es sein muss?

Perlet: Nein, absolut nicht. Es geht doch nicht um die Eitelkeiten von Banken und Managern, es geht doch vor allem um die Einlagen von Kunden. Und in deren Interesse muss man die besten Entscheidungen treffen.

Mit anderen Worten: Oh mei, oh mei! So schlimm! Geht’s´der Allianz jetzt schon ans Eingemachte! Oh mei, oh mei! Peinlich!

SZ: Wenn alle mitmachen müssten, wäre es für keinen peinlich?

Perlet: In den USA hat man in der Tat daraus eine Zwangsveranstaltung gemacht. Allerdings sind in Folge dessen nun einzelne Institute mit 20 Prozent Kernkapitalquote ausgestattet, die uns als Wettbewerber entgegentreten. Das wird schwierig. Während der Grundgedanke in Deutschland ist, nur Problemfälle zu refinanzieren, nutzen andere Länder die Gelegenheit, um die Konkurrenzfähigkeit ihrer Institute zu stärken.

Mit anderen Worten: Wie? Die Allianz hat schon die ersten Übernahmeangebote auf dem Tisch? Der Laden steht kurz davor, vescherbelt zu werden?

SZ: Wäre es nicht schon aus diesem Grunde für die Allianz sinnvoll, am Programm teilzunehmen?

Perlet: Grundsätzlich gilt für Versicherer das Gleiche, was für Banken gilt. Auch wir müssen uns hinsetzen und sehen, zu welchem Ergebnis wir kommen. Ich möchte aber hinzufügen, dass wir als Allianz ausreichend Kapital und ein kerngesundes Versicherungsgeschäft haben. Die Versicherer scheinen weitaus besser durch die Krise zu kommen als die Banken. Nach allem, was man weiß, sind von diesen kritischen Wertpapieren nicht allzu viele in den Bilanzen der Versicherer vorhanden.


Mit anderen Worten: Nicht nur kurz davor! Denen geht’s miserabel. Wenn die Allianz ihren guten Ruf nicht hätte, wär der Laden schon längst fertig, aus und vorbei. Die sind jetzt offenbar genau so kaputt wie dieser Ami-Versicherer, der im Sommer den Löffel abgeben musste.

SZ: Die Milliarden-Krise des US-Versicherers AIG ist nicht der Anfang einer großen Krise im Versicherungssektor?

Perlet: Nein, auf keinen Fall. Auch die AIG hatte sich nicht im Versicherungsgeschäft, sondern in einem speziellen Geschäftsbereich mit strukturierten Finanzprodukten ihre Probleme hausgemacht. Das können Sie nicht verallgemeinern.


Mit anderen Worten: Noch kaputter! Die Amis hatten nur Schrott abzuschreiben. Bei der Allianz geht das ganze Geschäft den Bach runter. Offenbar nehmen die jetzt weniger ein als sie an ihre Kunden auszahlen müssen. Hilfe! Ich bin bei der Allianz lebensversichert!

Lesen Sie weiter, warum deutsche Banken wettbewerbsfähig bleiben müssen. Mit anderen Worten: Allianz in Existenznot! Alarmi! Alarmi!


SZ: Es gibt Gerüchte, auch die Allianz habe noch eine Menge solcher Schrottpapiere im Keller.

Perlet: Das kann ich mit aller Schärfe zurückweisen. Wir sind da sehr sauber.
Mit anderen Worten: Ach so, wenn´s nur der subprime-Schrott wäre, wär´s nicht so schlimm. Aber es sind alle Aktiva! Das ganze Geschäft mit den Depositen und commercial papers wirft nicht mehr genug ab? Es geht ans Eigenkapital! Die Allianz braucht dringend Eigenkapital vom Staat! Oh mei! Oh mei! Oh mei! Hoffentlich erfährt das nie ein Aktionär. Sonst prügeln die den Kurs noch vollständig in den Keller!

SZ: Die Berliner Verordnung ist an einigen Stellen äußerst restriktiv. Beispiel: Übernimmt der Rettungsfonds Risikopapiere von Unternehmen, soll die Dividendenausschüttung an andere Gesellschafter als den Fonds gestoppt werden. Wie erkläre ich das den Aktionären? Provoziere ich damit nicht eine gigantische Aktionärsflucht?

Perlet: Da sehe ich in der Tat Nachbesserungsbedarf. Es muss ja in unserem Interesse sein, dass die deutschen Banken wettbewerbsfähig bleiben. Man sollte daher von einem Dividendenverbot absehen. Denn der Staat will sich ja irgendwann wieder mit Gewinn aus einer Bank zurückziehen. Nun ist aber die Dividende einer der Hauptgründe, warum Anleger Aktien kaufen und somit auch den Aktienkurs eines Unternehmens positiv beeinflussen. Davon profitiert dann auch der Steuerzahler.

Mit anderen Worten: Oh mei, oh mei! Darum geht’s! Die Allianz hat höllische Angst, dass der Kurs noch tiefer runtergeprügelt wird, wenn die Aktionäre auch nur daran denken könnten, dass die Firma Geld vom Staat braucht.

SZ: Sie rechnen also damit, dass Investoren zuhauf aus deutschen Werten flüchten, wenn diese Regelung nicht zurückgezogen wird?

Perlet: Es ist das falsche Signal. Auch in Großbritannien hat man erkannt, dass eine Dividendenbeschränkung eine Fehlsteuerung darstellt, weil dann der Markt als ergänzende Finanzquelle wegfällt.


Mit anderen Worten: Höllische Angst! Die Allianz braucht die Staatsknete so dringend wie die englischen Pleitebanken. Warum eigentlich?


SZ: Haben deutsche Institute damit Wettbewerbsnachteile?

Perlet: Das schließe ich nicht aus.


Mit anderen Worten: Wettbewerbsnachteile ist ein passendes Wort, wenn es ums nackte Überleben geht.


SZ: Es ist wohl kein Zufall, dass mit der BayernLB ausgerechnet eine Landesbank die erste Bank war, die Interesse für das Rettungspaket bekundet hat.

Perlet: Das ist zumindest keine Überraschung. Und es wäre zu überlegen, ob man jetzt nicht eine grundsätzliche Diskussion über die Zukunft des Landesbankensektors und die Geschäftsmodelle dieser Banken führen sollte.

Mit anderen Worten: Aha! So stellt sich die Allianz ihre Kapital-Spritze aus dem „Rettungs-Paket“ vor. Sie will das Kapital abholen, das nach der Liquidierung ihrer treuen Freundin Landesbank übrig bleibt. Tolle Idee! Wenn man das gescheit anstellt, würde auch keiner was merken, von der Not der Allianz.


SZ: Das heißt, der Staat könnte bei den Landesbanken jetzt endlich Reformen durchdrücken, die sonst schwieriger zu bekommen wären?

Perlet: Natürlich. Das ist eine gute Gelegenheit, um wichtige Zukunftsfragen zu beantworten.


Mit anderen Worten: Aha! Es gibt schon entsprechende Pläne!

SZ: Wie viele Landesbanken bräuchten wir denn? Zurzeit haben wir sieben.

Perlet: Weniger.

Mit anderen Worten: Aber keine genauen Pläne, weil leider fraglich ist, ob von der Bayer. Landesbank überhaupt noch was zu abzuholen ist, außer Schulden, wenn sie die nicht schleunigst per Fusion mit den Baden-Würrtembergern, der Westl LB oder sonst einer maroden Klitsche durch eine Umschuldungs-Gesellschaft teilt !


SZ: Wieviel genau?

Perlet: Zwei würden genügen.

Mit anderen Worten: Daher weht der Wind! So eine „bad bank“ aus alten Landesbank- Schulden muss her, damit sich die Allianz mit dem Rest an übrig gebliebenen Vermögenswerten dann offiziell selber retten kann.

SZ: Gehälter von Bankern, deren Institute unter den Rettungsschirm des Bundes fallen, sollen auf 500.000 Euro gedeckelt werden. Ist das realistisch?

Perlet: Ich kann die Diskussion, die zu dieser Entscheidung geführt hat, nachvollziehen. Ich halte sie aber im Ergebnis für falsch. Denn ich bezweifle, dass man mit einer festgelegten Gehaltssumme die besten Manager bekommt, die man braucht, um die Aufräumarbeiten zu machen.


Mit anderen Worten: Auch wenn das klappen würde, sich bei der Konkursmasse der Bayern LB zu bedienen. Die Allianz muss unter den staatlichen Schirm. Ohne die Garantie und Bürgschaft vom Staat läuft gar nichts mehr. Oh mei. Oh mei! Was ist bloß mit der Allianz passiert? Wie ist die nur so auf den Hund gekommen?

SZ: Ein viel diskutiertes Thema sind die Bilanzierungsregeln. Viele Finanzkonzerne hätten ihre Probleme aus der Finanzmarktkrise nie bekommen, wenn sie nicht nach dem sogenannten "Fair Value Accounting" bilanziert hätten - also nicht jeden Tag ihre kritischen Wertpapiere aufs Neue hätten bewerten. Sollte man nicht gleich ganz zur guten alten Bilanzierung nach dem Handelsgesetzbuch zrückgehen?

Perlet: Eine sklavische Anwendung des Fair-Value-Prinzips führt zu Fehlern und hat die Finanzkrise weiter beschleunigt. Das haben wir nun gesehen: In einem nicht funktionierenden Markt bestimmten die Preise von wenigen Notverkäufen die Bewertung von ganzen Wertpapierportfolien. Jetzt gibt es angemessene Möglichkeiten, solchen Ausnahmesituationen besser gerecht zu werden; das begrüße ich. Außerdem können Wertpapiere umklassifiziert werden: Was bisher im Handelsbestand war, aber gar nicht gehandelt werden konnte, muss nicht mehr auf unrealistische Tageswerte abgeschrieben werden, sondern kann mit dem erwarteten Rückzahlungsbetrag bei Fälligkeit bewertet werden.

Mit anderen Worten: Aha! Tatsächlich! Allianz ist am Arsch, weil sie nicht nur ihre faulen supprimes abschreiben musste, sondern auch die besseren Aktiva bloß noch Verluste einfahren, nachdem das Zeug sogar jetzt keiner mehr kauft, obwohl die Regierungen für den wertlosen Plunder unanständig hohe Grundpreise festgelegt haben und auf Anfrage auch bezahlen.

SZ: Was heißt das?

Perlet: Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Bei der Dresdner Bank sitzen wir seit 18 Monaten auf einigen Wertpapieren, für die es längst keinen funktionierenden Markt mehr gibt. Die müssen wir trotzdem bewerten, als ob wir morgen verkaufen würden. Das kann nicht richtig sein.


Mit anderen Worten: Die Allianz will, dass die Bundesregierung, der Freistaat oder eben irgendein Funktionär der Landesbank von sich aus an die Allianz herantritt und ihr vorschlägt wertlosen Plunder aus dem Dresdner Bank-Depot gegen noch vorhandene echte Depositen und Properties der insolventen BayernLB oder ihrer Nachfolge-Gesellschaft zu tauschen. Warum eigentlich ausgerechnet aus dem Dresdner Bank-Depot?


SZ: Sie wollen ja die ganze Dresdner Bank verkaufen, an die Commerzbank. Könnten Sie jetzt nicht die Gunst der Stunde nutzen und sich im Versicherungsgeschäft verstärken - zum Beispiel, indem Sie große Teile von AIG übernehmen?

Perlet: Natürlich schauen wir uns immer an, was auf den Markt kommt. Der Verkauf der Dresdner macht uns flexibler, was die Kapitalausstattung betrifft, gar keine Frage. Aber in diesen Zeiten ist es auch wichtig, sein eigenes Kapital zu schützen und nicht irgendwo auf große Jagd zu gehen. Cash is king.


Mit anderen Worten: Kein Kommentar! Die Allianz wird den Teufel tun und hier durch blöde Antworten ihre Bonität auf den internationalen Finanzmärkten aufs Spiel setzen. Auch wir können alles – und noch dazu besser als das Großmaul Ackermann! Hähä!

SZ: Das klingt sehr konservativ. Aber wahr ist doch auch, dass Sie vorläufig nicht mehr so günstig an Zukäufe kommen wie zurzeit.

Perlet: Das ist richtig. Aber egal was wir machen - es muss sich rechnen und darf nicht zu Lasten unserer Kapitalausstattung gehen. Wir wissen nicht, wie die Welt in vier Wochen aussieht.

Mit anderen Worten: Wie gesagt: Es geht ans Eingemachte! Wenn es scheiße läuft und das mit der von der Regierung gedeckten Kapital-Injektion aus dem LB-Keller schief geht, sind wir in vier Wochen weg vom Fenster.

SZ: Bekommen Sie die Folgen der Finanzkrise bei der Allianz zu spüren?

Perlet: Ja, auch wir können uns den Folgen der Finanzkrise nicht voll entziehen. Wir spüren das zum Beispiel beim Umsatz im Lebensversicherungsgeschäft. Und wir sehen verstärkte Abschreibungen auf unsere Aktienbestände, das wird sich auf den Gewinn niederschlagen. Andererseits gilt aber auch: Wenn draußen Krise ist, suchen die Leute ein sicheres Schiff. Das kommt uns dann wiederum zugute.

Mit anderen Worten: Ein guter Witz am Schluss optimiert jedes anständige Interview und gibt einem Herrn Perlet Gelegenheit nicht nur „Vertrauen“ zu produzieren, sondern in einem versteckten kleinen Hinweis über das „Spüren“ in vier Wochen nicht wie ein Herr Huber nur noch dumm aus der Wäsche kucken zu können. Da stehts doch: „verstärkte Abschreibungen... Aktienbestände... Gewinn niederschlagen.“ Würde er mehr sagen, hieße das Untreue und Verletzung des Betriebs- und Bankgeheimnisses. Nicht wahr

Lesen Sie weiter, warum die Allianz kein Sparprogramm plant.Mit anderen Worten: Wie sieht eigentlich das Sparprogramm der Allianz aus?

SZ: Für das kommenden Jahr kursieren bereits horrende Konjunkturszenarien. Müssen Allianz-Mitarbeiter Angst vor Kürzungen haben?

Perlet: Wir müssen uns auf eine Stagnation, vielleicht sogar eine Rezession einstellen. Was die Allianz betrifft: Nein, wir haben kein Sparprogramm geplant. Natürlich werden wir hier oder da ein paar Dinge machen müssen, aber im Großen und Ganzen haben wir unsere Hausaufgaben schon in den vergangenen Jahren gemacht. Wir sind solide und wetterfest aufgestellt.


Mit anderen Worten: Leute auszustellen bringt der Allianz nichts! Es geht nicht um ein paar Promill weniger laufende Kosten, sondern um die Refinanzierung von ein paar Prozent unseres gesamten Kapitalbestandes, also um Milliarden!

SZ: Sie sind dabei, die Dresdner Bank an die Commerzbank zu verkaufen. Ein Großteil wird über Aktien geregelt. Läuft hier alles nach Plan - trotz der Finanzkrise?

Perlet: Alles läuft planmäßig. Da werden Sie keine Änderung sehen, der Verkauf der Dresdner findet statt.


Mit anderen Worten: Es geht um sehr viele Milliarden! Und zwar pronto! Sonst kann die Allianz nicht mal mehr wie geplant den Schleuderpreis für ihren Hauptverlust-Bringer erlösen

SZ: Braucht die Dresdner Geld aus dem Rettungspaket?

Perlet: Wie gesagt - jeder muss sich die Hilfen zumindest anschauen.


Mit anderen Worten: Wie gesagt: Es ist echt schlimm. Schlimm! Schlimm! Schlimm! Die internationale Konkurrenz ist tödlich! Und es ist höchste Zeit, dass nun auch die Allianz handelt!

SZ: Welche Lehren sollen wir denn nun aus der Finanzkrise ziehen, damit so etwas nicht wieder passiert?

Perlet: Wir brauchen eine internationale Vereinheitlichung der Aufsichtsregeln. Fußball ist auch nur interessant, weil die Regeln überall auf der Welt gleich sind. Wir müssen schrittweise zu internationalen Aufsichtsbehörden kommen. Es hat keinen Sinn mehr, solche Dinge national zu regeln.

Mit anderen Worten: Schönen Gruß an die Bundesregierung! Machen Sie es wie die US-Regierung! Sorgen Sie dafür, dass die Allianz und andere deutsche Finantunternehmen dem Wettbewerbsdruck durch noch mehr staatliche Subventionen gewachsen sind; der Euro muss gestützt werden! Übernahmen wie die oben beschriebene müssen erleichtert werden; das muss auch für ganz Europa gelten; wenn es sein muss, müssen wir auch italienische, östereichische oder englische Investments repartiieren dürfen, sonst haben wir ehrbaren deutschen Versicherungskonzerne gegen Paulson und Bernankes Hitmen keine Chance

SZ: Ist das denn realistisch?

Perlet: Für diese Forderung bin ich schon vor fünf Jahren ausgelacht worden. Es wird lange dauern, so viel steht fest. Deshalb ist es wichtig, dass die EU jetzt vorangeht: Wir brauchen die Gruppenaufsicht für grenzüberschreitend tätige Finanzdienstleister.

Mit anderen Worten: Keine Chance! Es ist nicht nur wichtig! Es ist überlebenswchtig! Die Regierng muss der Allianz helfen! Und zwar sofort!

SZ: Das Image von Bankmanagern ist nie so schlecht gewesen wie heute. Gerechtfertigt?

Perlet: Ja, das Image ist beschädigt. Es gibt eine Finanzkrise von gigantischem Ausmaß, und es sind Fehler gemacht worden. Das muss man akzeptieren. Aber manchmal schießt die Kritik auch übers Ziel hinaus.

Mit anderen Worten: Nochmal! Staatshilfe sofort! Jedes Gerede, warum und wieso kostet nur Zeit, die die Allianz nicht mehr hat.

SZ: Viele Bankkunden sind von ihren Instituten maßlos enttäuscht. Wie nachhaltig ist der Vertrauensverlust?


Perlet: Groß, aber das Vertrauen wird wiederkommen. Eines muss auch mal gesagt werden: Der Privatanleger hat sich sehr besonnen verhalten und das war richtig. Zukünftig werden die Kunden ihre Anbieter und Produkte stärker nach Qualität und Sicherheit auswählen.


Mit anderen Worten: Die Allianz ist am Arsch. Nur wenn sie die Regierung raushaut, wird es mit dem Privatkundengeschäft weiter gehen. Es weiß zwar im Moment keiner wie, aber irgendwie muss es ja weiter gehen.


SZ: Herr Perlet, was ist denn? Warum weinen Sie denn jetzt?

Perlet: Ach, es ist doch so furchtbar. Haben Sie ein Taschentuch?

SZ: Immer dabei

Perlet: Geben Sie mir bitte Ihr Taschentuch

SZ: Aber nur, wenn Sie mir garantieren, dass Sie mich nach der Verstaatlichung der Allianz zu Ihrem ganz persönlichen Pressereferenten berufen und ich höchsten einen Rang unter Ihnen zu meinem Beamtenstatus komme. Wir von der Zeitung pfeifen nämlich auch auf dem letzten Loch, wissen´S.

Perlet: Versprochen!

Quelle: SZ, München, 23. 10. 08 Bearbeitung AO

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 21. Oktober 2008
Retardierende Momente
Grandmaster!

Können Sie mir mal kurz helfen. In der hiesigen Presse explodiert gerade ein komischer neuer Terminus. Sagt Ihnen in der Hewivewung das Wort WIRTSCHAFTSREGIERUNG was?
Laut Presseberichten hat ihn der bekanntlich zuletzt ein wenig größenwahnsinnig geratene Zwerg-Konservative, der gerade Frankreich regiert heute mittag erfunden und offenbar will er, dass das sofort in ganz Europa eingeführt wird, also eine WIRTSCHAFTSREGIERUNG.

Wissen Sie, was der Westentaschen-Angeber damit meinen könnte?

In Le Monde, einer seiner Hauspostillen, ist ein entsprechender Artikel mit dem tollen Satz Nicolas Sarkozy veut un gouvernement économique pour la zone euro überschrieben, was einen zwar sofort an den alten Bonaparte erinnert oder eben an irgend einen Irren, der sich für Napoleon hält und sein hospitale mit einer Grande Nation verwechselt, die den Fürstenhäusern Europas gerade den Code Civile beibringt, was jetzt aber auch nicht wirklich erklärt, was uns das Wort WIRTSCHAFTSREGIERUNG sagen soll, abgesehen davon, dass der deutsche Journalismus offenbar noch schlechter Französisch kann als ich, der ich seit fünfzehn Jahren nicht mehr in Frankreich war und dort auch nur bonmots ausgetauscht und dünnes, warmes Bier getrunken habe.

Wenn schon dumpf wörtlich übersetzen, dann bitte Wirtschaftsregime, Damen und Herren, oder eben halt gleich zentralistische Planwirtschaft durch staatliche EU-Preispolitik wie es der französischen Regierung, die weder Landesbanken noch föderalistisch geregelte Sonderinteressen und –Vermögen kennt, gerade in den Kram passt – wenn ihr dem Sire Sarkozy schon ans Bein pissen wollt, weil er die Bundesregierung am Nasenring auf den Tanzboden der polit-ökonomischen Tatsachen zieht, die nicht nur ihm von den Herren Paulson und Bernanke vorgegeben werden.

Oder wissen Sie, Grandmaster, oder sonst ein Experte aus der Herrschaftswissensverwaltung was ich unter einer WIRTSCHAFTSREGIERUNG zu verstehen habe?

... link (16 Kommentare)   ... comment


Samstag, 18. Oktober 2008
IN MEMORIAM DR. H. AND THE BUBERL-PARTIE HISTORICAL RELOAD
Aus gegebenem Anlass – zig Tausend Österreicher begraben heute ihr Idol – ein Beitrag zur Erhellung dieses komischen Gedenktags. Während die Alpen-Republik gerade vor ihren Fernsehschirmen in stummer Trauer kondoliert, kann hier auch interaktiv mitkondoliert werden. Gedenken Sie also! Nehmen Sie teil! Es geht um Alkohol, um Männerfreundschaft und um die Tragik deutscher Limousinen. Alles weitere erfahren Sie nach einem kleinen Klick zur Einleitung der guten alten
ALTENREGATTA

... link (16 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 16. Oktober 2008
Politik
Was passiert hier eigentlich seit Monaten?

Versuch, sich mit diesem Krampf, der da ständig im Fernsehen kommt in unfrisierten und ungeordnet hingezirkelten Gedanken auseinanderzusetzen

Gegeben/Ereignisse/Folgen:
Lehman-Pleite – massiver Abschreibungsbedarf bringt weltweit Banken an den Rand der Insolvenz – irische Banken stehen vor dem Bankrott – Staat übernimmt Einlagen-Garantie und bürgt für 400 Milliarden – britische Investoren insbesonders Kleinanleger verlagern daraufhin ihr Kapital fluchtartig nach Irland – englische Regierung reagiert sofort: mit radikalem Interventionsprogramm, Teilverstaatlichung, Bürgschaft und Kapitalinjektionen sollen die nationalen Institute vor dem akuten Kollaps retten – die übrigen europäischen Regierungen müssen ebenfalls reagieren und spannen ihrerseits Kapitalschutzschirme über ihre nationalen Finanzsektoren, da mit der Wettbewerbsverzerrung ein Abfluss von Kapital aus dem Euro-Raum droht – auch US-Regierung muss entsprechend nachziehen und erklärt praktisch über Nacht, jetzt also auch nicht nur die assets der US-Banken, sondern die Banken selbst unter staatliche Verwaltung und den Dollar-Schirm der FED zu stellen. (Damit ist Staatsverschuldung, Währungsstabilität, sind auch Handelsbilanzen zwischen den Staaten nur noch Makulatur, Maastricht, US-Devisen-Reserven Chinas, Indiens, Russlands – drauf geschissen!, solange nur nicht noch mehr Kapital aus in Euro, Dollar oder Pfund notierten Anleihen, Bonds, Aktien etc. in Cash-Vermögen flieht.)

Nächstes Problem wird sein, dass nach den Verstaatlichungs- und Liquiditätsinjektions-Schocks sowohl die Institute als auch der Staat oder investierende Geld-Fonds bis runter zum kleinen privaten Daytrader und Stockpicker nicht mehr zwischen Aktiva, Passiva, dem Eigenkapital der Banken und dem Kapital ihrer Kunden unterscheiden können.
Wieviel Staat steckt denn inzwischen in einem von MS gehandelten GM-Anteilsschein oder in GM selbst? Beide Firmen existieren nur noch weil die US-Regierung vertreten vom US-Finanzministerium für den Wert der auf den Geschäftserfolg dieser Firma ausgegebenen Wertpapiere mit einer Garantie in Höhe von max. 700 Milliarden US-Dollar bürgt. Kompletter Irrsinn. Aber genau das hat der Kongress verabschiedet!

Zurück zur Chronik:
Eineinhalb Tage rauschen die Kurse hoch. Dann wird klar, dass diese Rettungs-Pakete reine Verzweiflungstaten sind, die Null Komma nichts an dem Desaster ändern, abgesehen davon, dass die Finanz-Krise jetzt offiziell Rezession genannt wird.

Zwischenbemerkung. Was und warum muss eigentlich ständig auf Regierungsebene verhandelt werden? Worüber streiten eigentlich Frau Merkel und Sarkozy? Und warum springt der eigentlich längst abgehalfterte Weltwährungsfonds plötzlich wieder aus der Kiste und präsentiert sich als jemand, der endlich wieder für Ruhe im sogenannten Weltfinanzsystem sorgen kann?
Antwort des Politologen in mir:
Die Regierungen werden bei den fälligen Rettungsoperationen von ihren ideologischen Prämissen behindert. Anstatt die Banken durch Kapital-Injektionen in Kombination mit der Verstaatlichung der vom Deleveraging belasteten Unternehmenssparten vor dem Fallieren zu bewahren, müssen die ökonomischen und politischen Fassaden aufrecht erhalten werden, hinter denen freilich die im Sommer 07 in Gang gesetzte Abwicklung der sich als unwiederbringlich erweisenden „Forderungen“ täglich weitere und härtere Schockwellen auf den internationalen Geld- und Kreditmärkten auslöst.
Und um diese Kulisse, ihren Zirkus und sich selbst als Problem-Löser zu inszenieren brauchen die nationalen Regierungen eine neutral wirkende, von allen anerkannte Instanz, eben die alten Pfeifen des IWF.

Soweit die Theorie. Zurück in die Chronik der Ereignisse, Stand Ende vergangener Woche, also 12. 10. bis jetzt:
Nach der Staatsbank von Island sind nun die Notenbanken Ungarns und der Ukraine gezwungen, den akut drohenden Ausfall ihrer Währungen als Zahlungsmittel zur Deckung der von ihnen refinanzierten staatlichen und privaten Geldinstitute bekannt zu geben und entsprechende Rettungsmaßnahmen seitens der EU-Regierungen, ihrer Zentralbank und dem IWF zu fordern.

Als Reaktion erfolgen wieder nur die üblichen Maßnahmen: Es wird Liquidität zur Finanzierung des akuten Abschreibungsbedarfes bereitgestellt. Dies erfolgt durch direkte Kredite der EZB, flankiert von einer befristeten Ausdehnung der Kreditlinien, die von den Notenbanken zur Refinanzierung genutzt werden und aufgrund der Währungsschwäche vollständig ausgeschöpft werden mussten.

In der Praxis könnte sich der mit der Abwicklung der sukzessive fälligen Kontrakte zeigende Einbruch des Kredit-Geschäfts, (das jetzt allseits proklamierte Deleveraging) tatsächlich als Beeinträchtigung des internationalen Zahlungsverkehrs bemerkbar machen. Obwohl sie über ihre staatlichen Bürgschaften verfügen, werden Institute aus dem enger und kleiner werdenden Kreis der handelnden Banken ausgeschlossen und können die Kontenbewegungen ihrer Kunden nicht mehr aus eigener Kraft decken. Beispiel dafür wäre wieder: Ungarn.

Ungarn ist nämlich faktisch genauso so zahlungsunfähig wie die DB und will in die Verstaatlichung Nur: Wie lässt sich ein Staat verstaatlichen? Eigentlich unmöglich. Aber heute geht alles. Ungarn wird klammheimlich über EZB-Refinanzierungsmaßnahmen assoziiertes Mitglied der Europäischen Währungsunion. Warum eigentlich?
Warum ist Ungarn faktisch pleite?

Im theoretischen Modell zeigt sich die existenzielle Notlage, in der sich die Ungarn, die Ukraine und die drei baltischen Staaten befinden wie folgt:

Die jeweilige Staatsbank muss ihren Handelspartnern melden, dass sie die Summen und Beträge, die zur Deckung der gegenüber ihren Banken fälligen Forderungen aufgebracht werden müssen, nicht mehr mit dem Zahlungsmittel ihrer Landeswährung darstellen kann.
Der Grund: Der in den Quartals-Bilanzen absehbare Bedarf an Abschreibungen und Verlusten, die ungarische Banken zu verbuchen haben, ist größer als der Bestand an in Forint auf den Finanzmärkten zirkulierenden geldwerten Zahlungsmittel.

Das nennt der Fachmann Staatsbankrott und der Laie wundert sich, warum er dem Publikum nicht erklärt wird. Schließlich wird mit dem tagesaktuellen Wert des Forint und übrigens auch der Währung der Ukraine oder Lettlands, die nicht viel besser da stehen, nicht nur heute und morgen an der Budapester Börse, Kiewer Börse und z. B. eben auch der Stockholmer Börse eben nicht nur wie wild blind spekuliert, sondern eben auch ganz seriös gerechnet und abgerechnet. Und in Forint wird in Budapest eben auch der halbe Liter Milch gehandelt und muss mit Forint bezahlt werden.
Das finanztechnische Chaos, das den Weltbörsen aus der politischen Verschleppung des mit der kollabierenden Währung angezeigten Staatsbankrotts zum Beispiel Ungarns blüht, ist einschließlich aller sich daraus ergebender Folgen für Unternehmen, Kommunen und Bürger, die bekanntlich alle auf diese Währungen angewiesen sind, weil sie über kein anderes Zahlungsmittel verfügen, also vorprogrammiert!

Was folgt daraus? Meine Meinung:
Dieser Strauss-Khan gehört wie Juncker und Trichet zusammen mit den hiesigen Regierungs-Clowns umgehend aus dem Verkehr gezogen und eingesperrt! Verglichen mit ihren Rettungspaketen wirkt die Fahrlässigkeit eines Dr. Jörg Haider nämlich geradezu harmlos und durchaus verantwortungsbewusst im Sinne staatsbürgerlicher Pflichterfüllung, denn dieser Landeshauptmann hat sich schließlich wenigstens selbst in den Wagen gesetzt, den er im Vollrausch in die Katastrophe gesteuert hat.
Typen wie dieser schmierige Juncker werden leider nicht an ihren Entscheidungen krepieren, sondern lediglich zu Protokoll geben, dass sie es als persönliche Katastrophe empfinden, dass ihre gut gemeinten Maßnahmen unglücklicherweise nichts bewirken konnten, wenn in der Puszta diesen Winter also wieder der Verteilungskampf um Lebensmittel und Heizöl ausbricht ...

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 12. Oktober 2008
HELIX AUSTRIA – unfertige Ruine kaputte Fassung
Helix Austria


Die Bundesrepublik Österreich, Heimstatt der Größten und Populärsten unserer jetzt auch schon weit über 250 Jahre alten bürgerlichen Kulturalala Europalala, Erbsachwalterin ihrer kostbarsten Klassiker von den in Butterschmalz gebackenen Hendeln, dem im Gewürzsud gekochten ganzen Rindfleischmuskel, dem Zweispänner, der Mozartkugel, der Quintenharmonik sowie allerlei davon abgeleiteter Synfonik incl. Kunstlied, Zwölftonmusik, vielerlei Opernwerk und Operetten, ferner Hofreitschule, Sängerknaben, Weltliteraten, Wiener Aktionisten, Linzer&Sacher Torten, Weltschauspielern à la Werner, Quasi und Hans Hölzl – und darüberhinaus zuletzt auch noch jüngster und erfolgreichster emerging market für auf Pump finanzierte Finanzierungen zahlloser Eigentumswohnungen, Reihenhaussiedlungen und Auto- sowie Drogengeldwaschanlagen aller Art südlich und nördlich der Alpen, von München bis Tirana, hatte gestern echt Grund zu trauern.

Ihre Fußballnationalmannschaft schaffte in einem Qualifikationsspiel um die Teilnahme an der 2010 in Afrika auszutragenden Endrunde der Weltmeisterschaft (WM) obwohl hoch favorisiert lediglich ein dürftiges Unentschieden gegen eine Auswahl von in ihrer Freizeit kickenden Nebenberufsfischereiwirten, Polizisten und Friseuren, die als das Nationalteam der Faröer Inseln auf den Faröer Inseln wegen besagter Weltmeisterschaftsendrundenzurnierzulassung gegen sie angetreten war. Und als ob das klägliche Unentschieden nicht schlimm und allein schon traurig genug gewesen wäre, konnten die Österreicherinnen und Österreicher das erschütternde Abschneiden ihrer Mannschaft noch nicht mal wie gewohnt live in ihrem ORF mitverfolgen, da die Übertragung des Spiels nach dem Bankrott des in Island ansässigen ORF-Vertrags-Partnersenders wenige Stunden vor dem Anpfiff der Begegnung abgesagt werden musste und also ausfiel. Erst Stunden später konnte sich das österreichische Publikum von einer im ORF gesendeten Aufzeichnung der sogenannten Höhepunkte der Begegnung davon überzeugen lassen, dass sich die Elf, die ihren Namen trägt (frei nach DJ Ötzi) nun also zum zweiten Mal auf den Faröer Inseln gegen elf Friseure, Sportstudenten und Feuerwehrleute von den Faröer Inseln tatsächlich blamiert hat und dieses in den Nachrichten gemeldete Unentschieden at the end of the day leider doch kein schlechter Schmäh sie eventuell pflanzen haben wollender ModeratorInnen (syntaktisches special, dazu später) gewesen war, wie viele Fußballinteressierte glaubten, sondern die echte, die bittere Wahrheit.

Und dabei hatte dieser gestrige für den österreichischen Fußball und für den ORF so böse verlaufende Samstag gleich ganz unerhört böse angefangen. Schon in den frühen Morgenstunden mussten die Bürgerinnen und Bürger aus ihren Radios und Fernsehern erfahren, dass einer ihrer erfolgreichsten und populärsten Berufspolitiker völlig unerwartet soeben, d. h. um kurz nach eins in der Nacht auf tragische Weise ums Leben gekommen war.

Dr. Jörg Haider, nämlich, 58, und der Landeshauptmann des Bundeslandes Kärnten hatte sich nämlich gegen etwa ein Uhr früh auf dem Weg von einer politischen Veranstaltung zu seinem Geburtsort, wo er mit seiner Mutter ihren 90en Geburtstag feiern wollte, mit seinem Phaeton darennd. Es had ihn gstangld, aufgestelld und hoamdrahd, wie man in der Sprache der Grillparzers und Gusenbauers sagd.

Noch weiß tout Österreich nichts Genaueres über den Hergang dieses tödlich geendet habenden Verkehrsunfalls (syntaktisches spezial, siehe gleich unten), nimmt aber an und geht vorsichtshalber mal davon aus, dass Dr. Haider während und im Zuge seines wie immer unermüdlichen, ja eben doch selbstaufopfernden Einsatzes als Landeshauptmann Kärntens für Kärnten verunglückt sein muss.

Ein Sprecher der Österreichischen Volkspartei kommentierte jedenfalls die Nachricht vom Unfalltod Haiders mit dem Satz, er sei, Zitat – schockiert und zutiefst bewegt von den sich plötzlich wieder einmal überschlagen habenden Ereignissen – Zitat Ende. Und ein politischer Vertrauter des toten Landeshauptmannes gab an, in Kärtnen sei die Sonne vom Himmel gefallen und es wären die Uhren stehen geblieben heute Nacht.


Die Sonne, die in Kärnten vom Himmel fiel. Sich plötzlich wieder einmal überschlagen habende Ereignisse. Große, ganz große Worte bzw. syntaktische Geschöpfe

Nun aber wieder zurück und zur Sache.

Dr. Jörg Haider, wie gesagt Landeshauptmann des Bundeslandes Kärnten verstarb sozusagen in Ausübung seines Amtes, als er das Modell Phaeton der innovativen Produkt-Reihe "Sportpremiumlimousinen" der Volkwagen Werke AG auf seine Tauglichkeit als Dienstfahrzeug der Kärtner Landesregierung einem praktischen Stresstest unterzog. Mit einer Geschwindigkeit von ca. 142 km/h auf eine geschlossene Ortschaft zusteuernd versuchte Dr. Haider einem Hindernis durch ein klassisches Überholmanöver auszuweichen, was offenbar misslang.

Nach Angaben der Behörden hatte Dr. Haider dem Hindernis mit dem Phaeton zwar durch sein schnelles Überholen ausweichen können, nur gelang es ihm nicht den Phaeton wieder zurück in die gerade Spur zu steuern. Vielmehr geriet der Phaeton dem Landeshauptmann wohl mit dem rechten Vorderrad auf kiesiges Bankett und dann auch sofort außer Kontrolle, sodass der Phaeton dann führerlos erst eine Schneise durch die Gebüsche und Rabatten am Fahrbahnrand riss bis er schließlich wahrscheinlich eh nur Bruchteile einer Sekunde später seitlich eine betonierte Grundstücksgrenzmarkierung touchierte, was das Schicksal des Dr. Haider sozusagen endgültig besiegelte.

Der Phaeton wurde bei einer Geschwindigkeit von wahrscheinlich immer noch mindestens 120 km/h durch die seitliche Stoßwirkung des Betonpfeilers ruckartig quer zur Fahrtrichtung gedreht und in dieser Lage zurück auf die Fahrbahn geschleudert, wo er dann auch sich mehrmals überschlagend schließlich auf den Rädern zu liegen kam.


Der nach der Drehung hilflos im Wagen sitzende Landeshauptmann wurde während die Druckluft in die Airbags schoss und der Phaeton sich überschlagend mindestens einmal – sagen Sie, wollen Sie das jetzt wirklich so genau wissen? – mit dem Dach frontal auf die Fahrbahn geprallte – das hat ja schon beinah was Nekro – von dem durch den Aufprall nach innen gedrückten Chassis – gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen – in Kopf- und Brusthöhe gleichsam zerquetscht. Na Servas.


Landeshauptmann Dr. Jörg Haider erlag dann auch kurz nach dem Eintreffen der „Rettung“ ( „Sanka“) seinen schweren inneren und äußeren Verletzungen.

Die halbe für ihre enorme Begeisterung für den Automobilrennsport bekannte Bevölkerung Österreichs steht jetzt natürlich vor der Frage, wie man einen Phaeton verkaufen kann – ohne serienmäßig eingebauten Überrollbügel! Das ist ja fast Mord!


Jörg Haider entstammt einer auch nach der bedingungslosen Kapitulation des sogenannten Dritten Reiches von den politischen Idealen der SS überzeugten und sich Zeit ihres Lebens offen zum Nationalsozialismus bekennenden Kleinfamilie. Er wuchs unter kleinbürgerlichen Verhältnissen an der Ostgrenze Österreichs zur damals noch bestehenden Bundesrepublik Jugoslawien, dem heutigen Slowenien auf. Nach seiner Promotion zum Doktor jur im Jahre 1974 gelang ihm eine Bilderbuch-Karriere. Gefördert von renommierten Honoratioren der juristischen Fakultät der Wiener Universität und protegiert von eben so renommierten Erben von 1933 bis 1945 zu Reichtum und und Ruhm gelangter Adelshäuser und Industriedynastien wurde er schon als junger Mann zum Führer der Freiheitlichen Partei Österreichs delegiert und kurze Zeit später dann zum Kärntner Landeshauptmann gewählt.

In seiner Funktion als Führer der FPÖ und Chef der Kärtner Landesregierung verschaffte der Dr. Haider zahlreichen Funktionären der vielen von ihm persönlich ins Leben gerufenen Jugend-Organisationen und Clubs seiner Partei Posten und Ämter in halbstaatlichen und auch staatlichen Betrieben und Verwaltungen. So wurden aus Bacherlor-Studenten der Universität Klagenfurt Staatssekretäre und Minister, die neben ihrer Parteimitgliedschaft und einem Gewerbeschein bestenfalls ein Auslands-Praktikum als persönlicher PR-Assistent eines österreichischen Industriellen vrweisen konnten, wie Karl-Heinz Grasser zum Beispiel.
Der ging dann auch als jüngster Finanzminister in die Geschichte Österreichs ein ein, obwohl oder womöglich gerade weil er während seiner nur wenige Monate dauernden Amtszeit innovative Begriffe wie ein theoretisches Null-Defizit erfand, um den Erfolg der von ihm getroffenen Entscheidung zu erklären, praktisch den gesamten Bestand an Vermögenswerten der Republik Österreich an private Unternehmen zu veräußern und im Gegenzug kredit-basierte Inhaberschuldverschreibungen dieser Unternehmen gegenüber dem Fiskus als Zahlungsmittel zu akzeptieren, die, wie sich in diesen Tagen und Wochen zeigt, sich als nicht nur nicht erbringlich erweisen, sondern seinen Nachfolger im Amt dazu zwingen Kapital nachzuschießen

... link (5 Kommentare)   ... comment


Freitag, 10. Oktober 2008
Paar Nebenbemerkungen
In Internetplattformen wie Blogs und Foren werden entweder simultan oder mit lediglich fünf bis zehn minütiger Zeitverzögerung Nachrichten zum jeweils aktuellen Stand der Ereignisse ausgetauscht.

Radio und Fernsehen brauchen im Schnitt mindestens drei Stunden, um aus Fakten und Werturteilen durch redaktionelle Bearbeitung ihr Bild der "Finanzkrise" auf dem für sie jeweils neuesten Stand zu justieren.

Und die Zeitungen von morgen sollten sie heute nach Redaktionsschluss eigentlich gar nicht mehr in Druck geben, weil ihre Nachrichten, Reportagen und Hintergrundberichte morgen früh, wenn dann der Schmarrn gelesen werden soll, nur noch als ein Haufen angefaulter Witze Sinn macht.

Zweitens: Valide zeitnahe Informationen zur Entwicklung der ökonomischen und politischen Lagen finden sich ausschließlich im Netz.
Wenn es keine Blogs geben würde, wüsste wahrscheinlich kein Mensch, was in diesen Wochen an den Märkten, Börsen und in den politischen Gremien passiert und verhandelt wird.


Denn Öffentlich-Rechtliche Medien und die von der Privatwirtschaft geführten Verlage agieren in dieser Finanz-Krise ganz offen und eben auch ganz offensichtlich dumm und dämlich nach Maßgabe der spezifischen Interessen ihrer Eigner.

Der Rundfunk schafft mit seinen Plasbergs "Vertrauen", auch wenn das den Restverstand des Publikums kostet.

Und Leitartikler und Angestellte der Politik- und Wirtschaftsseiten sind vorwiegend damit beschäftigt, ihr Gesicht zu wahren/waren oder ihren Arsch zu retten und folglich keinen einzigen Gedanken, noch nicht mal eine Meinung zu verbreiten, die von den Erklärungen der Regierung und den von der Industrie bezahlten "Forschungs-Instituten" abweicht.


Das alles ist zwar – verglichen mit den Ereignissen, die sich da draußen momentan abspielen – nicht wirklich wichtig, aber eben doch auch mal – – – bemerkenswert.

Vive la revolution technique!

... link (1 Kommentar)   ... comment


PETITION – Aktenzeichen "DUBAI"
An die gewählten Abgeordneten des deutschen Bundestages. Ich weise Sie darauf hin, dass angesichts der Lage auf den Arbeitsmärkten des tertiären Sektors eine unverzügliche Novellierung des Gesetzes zur Regelung der Bezüge des Arbeitslosengeldes I dringend geboten ist. Die Berechtigung zum Erhalt von Arbeitslosengeld muss für alle Einkommensgruppen über einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 100 000 Euro mit sofortiger Wirkung von einem Jahr auf maximal zwei Tage nach Meldung der Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses verkürzt werden. Andernfalls ist die Finanzierung der Bundesagentur für Arbeit einer existenziellen Gefährdung ausgesetzt. Wie aktuelle Umfragen ergeben, sehen mehr als die Hälfte der Beschäftigten in den mittleren und höheren Führungsebenen des Finanzdienstleistungs- und Mediengewerbes zur kurz- und mittelfristigen Sicherung ihres Lebensstandards folgende Existenzerhaltungsstrategie als „optimal“: „ Ich meld mich arbeitslos, nehm ein Jahr 60 Prozent von den 20 000 mit, die sie mir zuletzt bezahlt haben und mach in der Zeit irgendwas freiberufliches mit Coaching, Vorträge, Schreiben nach dem Motto „Erfolgreich durch die Krise“ oder „Mehr Eigenverantwortung in der Krise“ oder so. Wie der Ulf.

gez. Der Jäger der Spesenritter

... link (7 Kommentare)   ... comment