Montag, 27. April 2020
Gravity´s Rainbow Beyond The Sea Of Culturalstudie´s Bullshit All Along The Frontlines Of A Pandemic Moral Hazard Made By the Fucked Up Howling Dogs Called Germany´s Next Intelligenzia United
the great gate, 15:25h
PYNCHON – ENDEN DER PARABEL – 54books-hörspielkritik 27.04
"Irgendwann, ungefähr am Ende des ersten Drittels im Hörspiel Gravity’s Rainbow – Die Enden der Parabel von Klaus Buhlert, hört man das Klick-Klick eines Tischtennisballs. Das ist seltsam, denn in der Szene geht es um Croquet. Tyrone Slothrop, die Hauptfigur des Hörspiels (wenn auch vielleicht nicht die der Romanvorlage) fällt, nur mit einem purpurroten Vorhang bekleidet, in eine Croquet-Partie ein, die gerade von einem namenlosen britischen General, seinen Offizieren und deren Damen in den Außenanlagen eines Casino-Hotels an der Côte d’Azur absolviert wird. Croquet spielte man 1945, da spielen Hörspiel und Roman, mit einem Ball aus Holz. Im Roman wird das Geräusch von hölzernem Schläger, der auf hölzernen Ball trifft, nachgeahmt: „In the silence, before he (d. i. Slothrop) can even register pain, comes the loud thock of wood hitting wood.“ In wenigen Sekunden werden sich der General und seine Entourage über Slothrop beugen. Aus einer temporeichen Verfolgungsjagd, die als Zusammenschnitt lustig-brutaler Szenen aus einem Hollywood-Slapstick- oder Zeichentrick-Film geschildert wird, fällt Slothrop in eine Szene, die aus einem Gilbert und Sullivan-Musical stammen könnte – oder aus den Alice-Romanen des Mathematikers Lewis Caroll, wo man ebenso unversehens in Situationen gerät, in denen man um sein Leben spielen muss. Am Ende dieser Episode im Roman „Gravity’s Rainbow“ hat Slothrop zwar nicht seinen Kopf verloren, dafür aber seine Identität. Als er zurück in sein Hotelzimmer kommt, ist dort alles spurlos verschwunden, was ihn bisher definierte: seine amerikanische Uniform, seine militärischen Ausweispapiere – und die junge Frau, Katje Borgesius, die er erst vor wenigen Tagen aus den Tentakeln eines Oktopus gerettet hat, der auf den Kosenamen Grischa hört.
Dem Hörspiel das Klicklick eines Plastikballs, statt des hölzernen thock im Roman, als Fehler anzukreiden, klingt nach kleinlicher Nerdkritik. Nach den zahllosen Fan-Kritikern, die in akribischer Kleinarbeit die Anschlussfehler in Filmen und Serien aufspüren oder den Machern der Lord of the Rings Filmreihe oder von Game of Thrones nachweisen, dass ein Detail an der Kurzwaffe des dritten Thronwächters von rechts nicht exakt den Angaben der Romanvorlage entspricht. Bloß gibt es in Thomas Pynchons Gravity’s Rainbow keine unwichtigen Details. Der Roman und sein Autor sind berühmt-berüchtigt für ihre Detailversessenheit – und für deren historisch korrekte Genauigkeit. Von Schnitt und Farbe der Kleidung der Protagonist*innen bis hin zu ihren Idio- und Soziolekten; von der korrekten Schilderung irgendwelcher historischer Stadtfassaden Nordhausens bis zum Grundriss eines Corporate Headquarters in Chicago. Und natürlich den technischen Details der A4/V2-Rakete und ihrer Zündungssequenz
Der Effekt dieser Detailanhäufungen auf die Leserin sind genauso delirant und paranoisch wie sie es für Tyrone Slothrop und die anderen Protagonist*innen des Romans sind: Aus der „Realität“ wird ein Dickicht aus Realitäten, Zeichen, Hinweisen, Symbolen, Codes, die etwas bedeuten oder vielleicht doch nicht. Oder schon etwas, aber nicht das, was man aus ihnen liest. Oder alles das, was man aus ihnen lesen kann, und deswegen gleichzeitig eben auch gar nichts. Das Croquet-Spiel mit seinen Assoziationen an Lewis Carolls Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln ist bei Pynchon eben nicht nur ein kleiner Gag, den man dann in einen netten Gag für die Ohren umwandelt: Jeder, der die Alice-Romane gelesen hat, weiß, dass hier hinter der spielerischen Fassade eines Märchens sprachphilosophische und erkenntnistheoretische Grundfragen diskutiert werden – von einer 12jährigen, von Spielkarten, von allerlei sprechenden Tieren und Fabelwesen sowie einer gruselig-freundlichen Katze, deren wahre Motive im Unklaren bleiben.
Lewis Caroll und die Alice-Romane sind, genauso wie Nabokov und sein Roman Lolita, wichtige Referenzen und erzählerische Vorbilder für Pynchon. Dazu gehört auch die Sexualisierung und Erotisierung von Mädchen und sehr junger Frauen, aber auch von Jungen: Gravity’s Rainbow ist nicht nur eine Master Class in der Narrativierung von Zeichen- und Erkenntnistheorien, es breitet auch in oft schwer zu ertragender Kälte der Beobachterhaltung das ganze Panorama dessen aus, was wir heute „toxic masculinities“ nennen: Hier werden an verschiedenen Typen die historisch und kulturell unterschiedlichen Mechanismen durchexerziert und rekonstruiert, mit denen der patriarchal organisierte militärisch-industrielle Komplex (der mehr und etwas deutlich Dunkleres ist als „der Kapitalismus“) sich Protagonisten erschafft, für die Sexualität, Macht, Gewalt sowie Glück und sogar Erlösung unlösbar ineinander verschränkt sind. Und für Figuren wie den SS-Offizier Weißmann aka Blicero sogar ein und dasselbe. Was Blicero, im Gegensatz zu den hochgradig materiell denkenden US-Offizieren im Roman, zu einer mythischen Figur macht. Die neuen amerikanischen Eliten dagegen sind entweder a-moralische Technokraten und Wissenschaftler oder schlicht brutale sexistische und rassistische Sadisten, die an der Drecksarbeit, die sie für die gesellschaftliche Ordnung verrichten, vor allem mal Spaß haben. Gravity’s Rainbow ist auch die Schilderung der Translatio Imperii von den alten europäischen Mächten und Nazi-Deutschland auf die USA . Die Differenzen zu den Nazis, die High Tech-Forschung und KZ zu einem Produktionszusammenhang machten, sind nur graduell. Eine der beeindruckendsten und niederschmetterndsten Szenen des Romans ist dann auch die Jagd, die der üble Rassist Major Marvy in den Gängen von Mittelbau Dora auf Slothorp veranstaltet, unter anderem weil der die Herero-Gruppe deckt, die sich selbst „Schwarzkommando“ nennt, während sich dort gleichzeitig die Geister der geschundenen KZ-Sklavenarbeiter materialisieren.
Von allem dem bekommt die Hörerin des 14-stündigen Hörspiels, das Klaus Buhlert im Auftrag von SWR und Deutschlandfunk aus Gravity’s Rainbow gemacht hat, nur am Rande etwas mit. Buhlert macht aus Pynchons Romanmonster, in dem man vorwarnungslos von der Erörterung der philosophischen Implikationen der Poisson-Verteilung in lustig-obszöne Soldatenlieder zur Sterbeszene einer in Mittelbau Dora für die Wunderwaffe zu Tode gearbeiteten Zwangsarbeiterin getrieben wird, ein „Paranoia-Drug-Sex Road Movie-Hörspiel“. So beschreibt es die Website, die der SWR 2 dem Mammutprojekt eingerichtet hat. Und das trifft es ganz gut: Buhlert streicht den Text sehr konsequent zusammen: auf die Geschichte der Jagd Tyrone Slothrops durch das vom Krieg verwüstete Europa, „die Zone“, auf der Suche nach dem „Schwarzgerät“, dem Herz und Gehirn der A4/V2. Damit erspart er sich das Problem, für Pynchons barock-BusterKeatonesken Erzählen eine adäquate Hörspielform finden zu müssen. Allerdings handelt er sich dadurch ein anderes Problem ein: Pynchons metaphysisches Monster schrumpft auf eine Art „Born to be Wild – Easy Rider“-Hippie-Spionage-Roman zusammen.
Gegen die Komplexitätsreduktion des Ursprungtextes ist an sich nichts einzuwenden; dass Buhlert andere Priorität setzt als es die Pynchon-Fan würde, die diese Rezension schreibt, liegt in der Natur der Sache, aber: Buhlert reproduziert einen der ärgerlichsten Aspekte der Rezeption(sgeschichte) des Romans (nicht nur) in Deutschland – Gravity’s Rainbow als affirmativer Entwicklungsroman eines Weißen Mannes, der durch allerlei Irrungen und Prüfungen die Wahrheit über Politik und Gesellschaft als großen Corporate-Verschwörungszusammenhang erfährt. Im Prinzip Wilhelm Meister, nur mit deutlich mehr Drogen, Sex und Rock’nRoll. Und mehr von dem, was sich mancher im Feuilleton auch heute noch als subversiv und radikal transgressiv schön redet. Unter anderem Sado-Maso-Sex mit zwölfjährigen Mädchen. Besonders unangenehm zeigt sich das in zwei ästhetischen Entscheidungen Buhlerts: in der von ihm selbst komponierten und mit seinem Ensemble eingespielten Musik und bei der Auswahl der Sprecher*innen, hier vor allem die der männlichen Figuren.
Musik spielt im Roman eine zentrale Rolle. Slothrop ist begeisterter Mundharmonika- und Ukulele-Spieler; an entscheidenden Stellen des Textes brechen die Figuren oder die Erzählinstanz in Songtexte aus, die auf bekannte zeitgenössische Melodien zu singen sind; ständig werden Schlager, Swing und vor allem Schwarze populäre Musik der Zeit, aber auch klassische Musikstücke referenziert. Von all dem kommt im Hörspiel fast nichts vor, stattdessen dominiert eine diffuser 70er Jahre-JazzRock-Synthesizer-Gitarren-Sound den Hörraum. Was möglicherweise als Verfremdungseffekt gedacht war, passt in seiner Musikfrickelheros-Seligkeit leider nur zu gut in die Weiße-Männlichkeitsromantik der von Buhlert gebotenen Handlung. Die sehr konkrete historische Situierung des Romans, die im Zusammenspiel mit den mythisch-sagenhaften Elementen des Textes den seltsamen Zeitraum „der Zone“ auch für die Leserin erzeugt, verschwindet damit: Zweiter Weltkrieg wird zu einer mittels Rauschen und altertümlichen Kinoprojektor-Geräuschen aufgerufenen Kulisse. Die Paranoia des Romans, die auch die Leserin schnell befällt, bleibt im Hörspiel eher Behauptung, denn Erfahrung.
Buhlerts Vorliebe für einen ganz bestimmten Typ deutscher Theaterschauspieler-Stimme ist das Äquivalent des Frickel-Sounds auf Sprecherseite: Die meisten Männerstimmen sind sich alle viel zu ähnlich in der Tonlage und im Sprachduktus. Sehr viel raue, rauchige, ausgestellte Körnigkeit und Regie-Theaterdiktion, wodurch die problematischen Aspekte der deutschen Übersetzung von Elfriede Jelinek und Thomas Piltz forciert werden – zu wenig Flow, zu langsam im Rhythmus und zu wenig sprachliche und stilistische Varianz der Register. Ob jetzt der Erzähler Frank Pätzold spricht oder der zum zweiten Haupterzähler beförderte „Pirate“ Prentice (Felix Goeser), ist schon am Anfang der 14 Stunden Hörzeit schwer zu unterscheiden und wird nach sieben Stunden nicht einfacher.
Und Bibiana Beglau als Katje Borgesius, in der Hörspielversion die weibliche Hauptrolle, ist leider eine Fehlbesetzung: Sie ist stimmlich zu alt. Der Projektionscharakter der Figur beziehungsweise ihre Fähigkeit, jedem Mann etwas anderes zu sein, bleibt in der Inszenierung uneingelöst. Stattdessen scheint Buhlert sich eine deutsche Version einer Film Noir-Heldin zusammenbasteln zu wollen. Corinna Harfouch als Ex-UFA-Diva und kinderverschlingende Grimm’sche Hexe dagegen ist fantastisch. Bedauerlicherweise setzt Buhlert Golo Euler, der Tyrone Slothrop mit einer jungen, zwischen Naivität und Gerissenheit changierende Stimme als eine Art Parsifal mit Can-Do-Attitüde spricht, viel zu selten ein
Überhaupt keine Gedanken scheinen sich Buhlert und sein Team rätselhafterweise darüber gemacht zu haben, wie sie die von Pynchon akribisch registrierten Unterschiede im Englischen auf Deutsch hörbar machen wollen. Dass man sich ständig missversteht, weil man die gleiche Sprache spricht, nur anders, ist eines der immer wieder variierten Motive des Romans. Von der Funktion der verschiedenen englischen Sprachen als sozialer Marker ganz zu schweigen. Davon bleibt im Hörspiel nichts. Im Gegenteil: Man hat des Öfteren den Eindruck, als wüssten die Sprecher*innen nicht immer, wie man einen englischen Namen oder eine Bezeichnung korrekt ausspricht.
Der SWR und der Deutschlandfunk, vor allem aber das Team um den Chefdramaturgen der Produktion, Manfred Hess, und Klaus Buhlert, sind für ihre Wagemut, ihre Sturheit und das schiere Durchhaltevermögen, sich und den Zuhörer*innen so eine Mammutproduktion zumuten zu wollen, zu feiern und zu loben. Und ja, wahrscheinlich ist Gravity’s Rainbow – Die Enden der Parabel. Das Hörspiel der Hörspiel-, vielleicht sogar der Radio-Höhepunkt dieses Jahres, als den es viele Kritiker preisen. Ein Denkmal dessen, zu was öffentlich-rechtlicher Rundfunk immer noch fähig ist, wenn er das selbstverordnete Format-Einerlei und die Überzeugung, Hörer*innen seien anspruchslose intellektuelle Einzeller, beherzt hinter sich lässt, ist das Projekt ohnehin. Dass man an einer Hörspielfassung dieses Jahrhundertromans, hier mal wirklich keine Phrase, nur scheitern kann, war allen Beteiligten sicher klar. Aber man hätte ästhetisch und konzeptionell deutlich ambitionierter und differenzierter scheitern wollen müssen. Dass das nicht gelungen ist, ist ein bisschen schade." ZITAT ENDE
Und nein, es ist nicht nur ein bisschen schade, sondern eigentlich ein guter Grund, den für die Vertonung des Romans Verantwortlichen vllt auch mal so richtig sachlich vor Augen zu führen, woran sie denn da so gescheitert sind. Aber diese kleine Beckmesserei ist mit Blick auf den insgesamt großartigen, selten guten Text und die enormen Qualitäten, die diese Rezension tatsächlich so besonders macht und aus dem üblichen Feuilletonistendreck so wohltuend herausragen lässt, tatsächlich nicht besonders bemerkenswert und eigentlich gar nicht so wichtig, denn dass der Autor am Schluss seiner wie gesagt selten guten, ausgesprochen lobenswerten Kritik am Ende eben doch mit seinem "...differenzierter scheitern wollen müssen.." und dem "...ein bisschen schade" schließlich eben doch noch auch etwas unsachlich wird, liegt vielleicht einfach daran, dass er als intelligenter Mensch, der auch noch intelligent schreiben kann eben auch auf die in der Branche übliche Weise professionell persönlich werden kann, anstatt an der Stelle richtig persönlich werden zu müssen und zu den zwar sachlich beurteilt trifftigeren, aber eben doch auch böse klingenden Worten zu greifen. Worten wie mentale Verelendung, Selbstiditiotisierung einer auf Socializing getrimmten Bewusstseinsindustrie und Regression als Deformation professionelle, um nur die harmloseren der in diesem Zusammenhang relevanten als erklärendes Beispiel zum guten bzw als besseren Schluss nur mal so vorzuschlagen.
Quelle:https://www.54books.de/besser-scheitern-das-hoerspiel-gravitys-rainbow/
Dedicated in deep respect and sympathy to the people and institutions of the Volksrepublik China for fighting the power of the SARS-2-Outbreak instead of just mention it to keep the faith in business as usual as terms of trade keeping running the world as we know it by any means necessary whatever that means.
"Irgendwann, ungefähr am Ende des ersten Drittels im Hörspiel Gravity’s Rainbow – Die Enden der Parabel von Klaus Buhlert, hört man das Klick-Klick eines Tischtennisballs. Das ist seltsam, denn in der Szene geht es um Croquet. Tyrone Slothrop, die Hauptfigur des Hörspiels (wenn auch vielleicht nicht die der Romanvorlage) fällt, nur mit einem purpurroten Vorhang bekleidet, in eine Croquet-Partie ein, die gerade von einem namenlosen britischen General, seinen Offizieren und deren Damen in den Außenanlagen eines Casino-Hotels an der Côte d’Azur absolviert wird. Croquet spielte man 1945, da spielen Hörspiel und Roman, mit einem Ball aus Holz. Im Roman wird das Geräusch von hölzernem Schläger, der auf hölzernen Ball trifft, nachgeahmt: „In the silence, before he (d. i. Slothrop) can even register pain, comes the loud thock of wood hitting wood.“ In wenigen Sekunden werden sich der General und seine Entourage über Slothrop beugen. Aus einer temporeichen Verfolgungsjagd, die als Zusammenschnitt lustig-brutaler Szenen aus einem Hollywood-Slapstick- oder Zeichentrick-Film geschildert wird, fällt Slothrop in eine Szene, die aus einem Gilbert und Sullivan-Musical stammen könnte – oder aus den Alice-Romanen des Mathematikers Lewis Caroll, wo man ebenso unversehens in Situationen gerät, in denen man um sein Leben spielen muss. Am Ende dieser Episode im Roman „Gravity’s Rainbow“ hat Slothrop zwar nicht seinen Kopf verloren, dafür aber seine Identität. Als er zurück in sein Hotelzimmer kommt, ist dort alles spurlos verschwunden, was ihn bisher definierte: seine amerikanische Uniform, seine militärischen Ausweispapiere – und die junge Frau, Katje Borgesius, die er erst vor wenigen Tagen aus den Tentakeln eines Oktopus gerettet hat, der auf den Kosenamen Grischa hört.
Dem Hörspiel das Klicklick eines Plastikballs, statt des hölzernen thock im Roman, als Fehler anzukreiden, klingt nach kleinlicher Nerdkritik. Nach den zahllosen Fan-Kritikern, die in akribischer Kleinarbeit die Anschlussfehler in Filmen und Serien aufspüren oder den Machern der Lord of the Rings Filmreihe oder von Game of Thrones nachweisen, dass ein Detail an der Kurzwaffe des dritten Thronwächters von rechts nicht exakt den Angaben der Romanvorlage entspricht. Bloß gibt es in Thomas Pynchons Gravity’s Rainbow keine unwichtigen Details. Der Roman und sein Autor sind berühmt-berüchtigt für ihre Detailversessenheit – und für deren historisch korrekte Genauigkeit. Von Schnitt und Farbe der Kleidung der Protagonist*innen bis hin zu ihren Idio- und Soziolekten; von der korrekten Schilderung irgendwelcher historischer Stadtfassaden Nordhausens bis zum Grundriss eines Corporate Headquarters in Chicago. Und natürlich den technischen Details der A4/V2-Rakete und ihrer Zündungssequenz
Der Effekt dieser Detailanhäufungen auf die Leserin sind genauso delirant und paranoisch wie sie es für Tyrone Slothrop und die anderen Protagonist*innen des Romans sind: Aus der „Realität“ wird ein Dickicht aus Realitäten, Zeichen, Hinweisen, Symbolen, Codes, die etwas bedeuten oder vielleicht doch nicht. Oder schon etwas, aber nicht das, was man aus ihnen liest. Oder alles das, was man aus ihnen lesen kann, und deswegen gleichzeitig eben auch gar nichts. Das Croquet-Spiel mit seinen Assoziationen an Lewis Carolls Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln ist bei Pynchon eben nicht nur ein kleiner Gag, den man dann in einen netten Gag für die Ohren umwandelt: Jeder, der die Alice-Romane gelesen hat, weiß, dass hier hinter der spielerischen Fassade eines Märchens sprachphilosophische und erkenntnistheoretische Grundfragen diskutiert werden – von einer 12jährigen, von Spielkarten, von allerlei sprechenden Tieren und Fabelwesen sowie einer gruselig-freundlichen Katze, deren wahre Motive im Unklaren bleiben.
Lewis Caroll und die Alice-Romane sind, genauso wie Nabokov und sein Roman Lolita, wichtige Referenzen und erzählerische Vorbilder für Pynchon. Dazu gehört auch die Sexualisierung und Erotisierung von Mädchen und sehr junger Frauen, aber auch von Jungen: Gravity’s Rainbow ist nicht nur eine Master Class in der Narrativierung von Zeichen- und Erkenntnistheorien, es breitet auch in oft schwer zu ertragender Kälte der Beobachterhaltung das ganze Panorama dessen aus, was wir heute „toxic masculinities“ nennen: Hier werden an verschiedenen Typen die historisch und kulturell unterschiedlichen Mechanismen durchexerziert und rekonstruiert, mit denen der patriarchal organisierte militärisch-industrielle Komplex (der mehr und etwas deutlich Dunkleres ist als „der Kapitalismus“) sich Protagonisten erschafft, für die Sexualität, Macht, Gewalt sowie Glück und sogar Erlösung unlösbar ineinander verschränkt sind. Und für Figuren wie den SS-Offizier Weißmann aka Blicero sogar ein und dasselbe. Was Blicero, im Gegensatz zu den hochgradig materiell denkenden US-Offizieren im Roman, zu einer mythischen Figur macht. Die neuen amerikanischen Eliten dagegen sind entweder a-moralische Technokraten und Wissenschaftler oder schlicht brutale sexistische und rassistische Sadisten, die an der Drecksarbeit, die sie für die gesellschaftliche Ordnung verrichten, vor allem mal Spaß haben. Gravity’s Rainbow ist auch die Schilderung der Translatio Imperii von den alten europäischen Mächten und Nazi-Deutschland auf die USA . Die Differenzen zu den Nazis, die High Tech-Forschung und KZ zu einem Produktionszusammenhang machten, sind nur graduell. Eine der beeindruckendsten und niederschmetterndsten Szenen des Romans ist dann auch die Jagd, die der üble Rassist Major Marvy in den Gängen von Mittelbau Dora auf Slothorp veranstaltet, unter anderem weil der die Herero-Gruppe deckt, die sich selbst „Schwarzkommando“ nennt, während sich dort gleichzeitig die Geister der geschundenen KZ-Sklavenarbeiter materialisieren.
Von allem dem bekommt die Hörerin des 14-stündigen Hörspiels, das Klaus Buhlert im Auftrag von SWR und Deutschlandfunk aus Gravity’s Rainbow gemacht hat, nur am Rande etwas mit. Buhlert macht aus Pynchons Romanmonster, in dem man vorwarnungslos von der Erörterung der philosophischen Implikationen der Poisson-Verteilung in lustig-obszöne Soldatenlieder zur Sterbeszene einer in Mittelbau Dora für die Wunderwaffe zu Tode gearbeiteten Zwangsarbeiterin getrieben wird, ein „Paranoia-Drug-Sex Road Movie-Hörspiel“. So beschreibt es die Website, die der SWR 2 dem Mammutprojekt eingerichtet hat. Und das trifft es ganz gut: Buhlert streicht den Text sehr konsequent zusammen: auf die Geschichte der Jagd Tyrone Slothrops durch das vom Krieg verwüstete Europa, „die Zone“, auf der Suche nach dem „Schwarzgerät“, dem Herz und Gehirn der A4/V2. Damit erspart er sich das Problem, für Pynchons barock-BusterKeatonesken Erzählen eine adäquate Hörspielform finden zu müssen. Allerdings handelt er sich dadurch ein anderes Problem ein: Pynchons metaphysisches Monster schrumpft auf eine Art „Born to be Wild – Easy Rider“-Hippie-Spionage-Roman zusammen.
Gegen die Komplexitätsreduktion des Ursprungtextes ist an sich nichts einzuwenden; dass Buhlert andere Priorität setzt als es die Pynchon-Fan würde, die diese Rezension schreibt, liegt in der Natur der Sache, aber: Buhlert reproduziert einen der ärgerlichsten Aspekte der Rezeption(sgeschichte) des Romans (nicht nur) in Deutschland – Gravity’s Rainbow als affirmativer Entwicklungsroman eines Weißen Mannes, der durch allerlei Irrungen und Prüfungen die Wahrheit über Politik und Gesellschaft als großen Corporate-Verschwörungszusammenhang erfährt. Im Prinzip Wilhelm Meister, nur mit deutlich mehr Drogen, Sex und Rock’nRoll. Und mehr von dem, was sich mancher im Feuilleton auch heute noch als subversiv und radikal transgressiv schön redet. Unter anderem Sado-Maso-Sex mit zwölfjährigen Mädchen. Besonders unangenehm zeigt sich das in zwei ästhetischen Entscheidungen Buhlerts: in der von ihm selbst komponierten und mit seinem Ensemble eingespielten Musik und bei der Auswahl der Sprecher*innen, hier vor allem die der männlichen Figuren.
Musik spielt im Roman eine zentrale Rolle. Slothrop ist begeisterter Mundharmonika- und Ukulele-Spieler; an entscheidenden Stellen des Textes brechen die Figuren oder die Erzählinstanz in Songtexte aus, die auf bekannte zeitgenössische Melodien zu singen sind; ständig werden Schlager, Swing und vor allem Schwarze populäre Musik der Zeit, aber auch klassische Musikstücke referenziert. Von all dem kommt im Hörspiel fast nichts vor, stattdessen dominiert eine diffuser 70er Jahre-JazzRock-Synthesizer-Gitarren-Sound den Hörraum. Was möglicherweise als Verfremdungseffekt gedacht war, passt in seiner Musikfrickelheros-Seligkeit leider nur zu gut in die Weiße-Männlichkeitsromantik der von Buhlert gebotenen Handlung. Die sehr konkrete historische Situierung des Romans, die im Zusammenspiel mit den mythisch-sagenhaften Elementen des Textes den seltsamen Zeitraum „der Zone“ auch für die Leserin erzeugt, verschwindet damit: Zweiter Weltkrieg wird zu einer mittels Rauschen und altertümlichen Kinoprojektor-Geräuschen aufgerufenen Kulisse. Die Paranoia des Romans, die auch die Leserin schnell befällt, bleibt im Hörspiel eher Behauptung, denn Erfahrung.
Buhlerts Vorliebe für einen ganz bestimmten Typ deutscher Theaterschauspieler-Stimme ist das Äquivalent des Frickel-Sounds auf Sprecherseite: Die meisten Männerstimmen sind sich alle viel zu ähnlich in der Tonlage und im Sprachduktus. Sehr viel raue, rauchige, ausgestellte Körnigkeit und Regie-Theaterdiktion, wodurch die problematischen Aspekte der deutschen Übersetzung von Elfriede Jelinek und Thomas Piltz forciert werden – zu wenig Flow, zu langsam im Rhythmus und zu wenig sprachliche und stilistische Varianz der Register. Ob jetzt der Erzähler Frank Pätzold spricht oder der zum zweiten Haupterzähler beförderte „Pirate“ Prentice (Felix Goeser), ist schon am Anfang der 14 Stunden Hörzeit schwer zu unterscheiden und wird nach sieben Stunden nicht einfacher.
Und Bibiana Beglau als Katje Borgesius, in der Hörspielversion die weibliche Hauptrolle, ist leider eine Fehlbesetzung: Sie ist stimmlich zu alt. Der Projektionscharakter der Figur beziehungsweise ihre Fähigkeit, jedem Mann etwas anderes zu sein, bleibt in der Inszenierung uneingelöst. Stattdessen scheint Buhlert sich eine deutsche Version einer Film Noir-Heldin zusammenbasteln zu wollen. Corinna Harfouch als Ex-UFA-Diva und kinderverschlingende Grimm’sche Hexe dagegen ist fantastisch. Bedauerlicherweise setzt Buhlert Golo Euler, der Tyrone Slothrop mit einer jungen, zwischen Naivität und Gerissenheit changierende Stimme als eine Art Parsifal mit Can-Do-Attitüde spricht, viel zu selten ein
Überhaupt keine Gedanken scheinen sich Buhlert und sein Team rätselhafterweise darüber gemacht zu haben, wie sie die von Pynchon akribisch registrierten Unterschiede im Englischen auf Deutsch hörbar machen wollen. Dass man sich ständig missversteht, weil man die gleiche Sprache spricht, nur anders, ist eines der immer wieder variierten Motive des Romans. Von der Funktion der verschiedenen englischen Sprachen als sozialer Marker ganz zu schweigen. Davon bleibt im Hörspiel nichts. Im Gegenteil: Man hat des Öfteren den Eindruck, als wüssten die Sprecher*innen nicht immer, wie man einen englischen Namen oder eine Bezeichnung korrekt ausspricht.
Der SWR und der Deutschlandfunk, vor allem aber das Team um den Chefdramaturgen der Produktion, Manfred Hess, und Klaus Buhlert, sind für ihre Wagemut, ihre Sturheit und das schiere Durchhaltevermögen, sich und den Zuhörer*innen so eine Mammutproduktion zumuten zu wollen, zu feiern und zu loben. Und ja, wahrscheinlich ist Gravity’s Rainbow – Die Enden der Parabel. Das Hörspiel der Hörspiel-, vielleicht sogar der Radio-Höhepunkt dieses Jahres, als den es viele Kritiker preisen. Ein Denkmal dessen, zu was öffentlich-rechtlicher Rundfunk immer noch fähig ist, wenn er das selbstverordnete Format-Einerlei und die Überzeugung, Hörer*innen seien anspruchslose intellektuelle Einzeller, beherzt hinter sich lässt, ist das Projekt ohnehin. Dass man an einer Hörspielfassung dieses Jahrhundertromans, hier mal wirklich keine Phrase, nur scheitern kann, war allen Beteiligten sicher klar. Aber man hätte ästhetisch und konzeptionell deutlich ambitionierter und differenzierter scheitern wollen müssen. Dass das nicht gelungen ist, ist ein bisschen schade." ZITAT ENDE
Und nein, es ist nicht nur ein bisschen schade, sondern eigentlich ein guter Grund, den für die Vertonung des Romans Verantwortlichen vllt auch mal so richtig sachlich vor Augen zu führen, woran sie denn da so gescheitert sind. Aber diese kleine Beckmesserei ist mit Blick auf den insgesamt großartigen, selten guten Text und die enormen Qualitäten, die diese Rezension tatsächlich so besonders macht und aus dem üblichen Feuilletonistendreck so wohltuend herausragen lässt, tatsächlich nicht besonders bemerkenswert und eigentlich gar nicht so wichtig, denn dass der Autor am Schluss seiner wie gesagt selten guten, ausgesprochen lobenswerten Kritik am Ende eben doch mit seinem "...differenzierter scheitern wollen müssen.." und dem "...ein bisschen schade" schließlich eben doch noch auch etwas unsachlich wird, liegt vielleicht einfach daran, dass er als intelligenter Mensch, der auch noch intelligent schreiben kann eben auch auf die in der Branche übliche Weise professionell persönlich werden kann, anstatt an der Stelle richtig persönlich werden zu müssen und zu den zwar sachlich beurteilt trifftigeren, aber eben doch auch böse klingenden Worten zu greifen. Worten wie mentale Verelendung, Selbstiditiotisierung einer auf Socializing getrimmten Bewusstseinsindustrie und Regression als Deformation professionelle, um nur die harmloseren der in diesem Zusammenhang relevanten als erklärendes Beispiel zum guten bzw als besseren Schluss nur mal so vorzuschlagen.
Quelle:https://www.54books.de/besser-scheitern-das-hoerspiel-gravitys-rainbow/
Dedicated in deep respect and sympathy to the people and institutions of the Volksrepublik China for fighting the power of the SARS-2-Outbreak instead of just mention it to keep the faith in business as usual as terms of trade keeping running the world as we know it by any means necessary whatever that means.
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Sonntag, 13. November 2011
Total Recall
the great gate, 06:23h
9. August 2011
THE GREAT GATE
Hallo! – Hallo! – Hallo!
the great gate, 10:57h
Kann mal jemand den Herrn Bernanke aus dem Bett klingeln! Die Billionen US-Dollars, die seine FED seit vier Jahren in die Welt geblasen hat verpuffen in den Börsensaalwetten der Eurozone gerade im Sekundentakt. QE 3 muss her! Und zwar subito, pronto und ohne "wenn und aber" oder wie geplant erst am frühen Abend zur New Yorker Primetime! Sonst brennen ab heute mittag nicht nur die Billigshoppingmeilen Londons!
Nein, nix Panik, nix Barroso, nix Klima und so weiter.
Die Buchhalter an den Handelssystemen wollen keinen dummen Bofinger über die Psychologie des Gleichgewichts von volatilen Märkten oder ein frisiertes Foto vom Trichet, sondern reale Zahlen sehen. Wenn nicht ab sofort frische Papiere im Wert von noch mal drei Billionen US-Dollar aus den Staaten bereit gestellt werden, die ihren laufenden Exposures als neue Sicherheiten ohne Aufpreis unterlegt werden können, werden sie ihre Positionen in good old Europe ab sofort auflösen und ihren Bürochefs zur eigenen Entlastung melden, dass es schlicht keinen Sinn mehr hat die Stellung hier zu halten; soll der Bürochef doch seinem Chef verklickern, dass den verlorenen Posten (Kapitalverlust in Aktien und Indizes der Eurozone inkl Anleihen seit Donnerstag sagenhafte 15 Prozent oder eben um- und aufs Quartal hochgerechnet tödliche zehn Basispunkte pro Tag) ab jetzt aus dem Eingemachten nachgeschossen werden muss, was immer das heißen soll, das Eingemachte, nach diesen neuen Eigenkapitalvorschriften in Basel III, die so einem armen akut krisengeschüttelten Schwein von Buchhalter, Chefbuchhalter und Chef vom Chefbuchhalter doch bitteschön der amtierende Wirtschaftsminister Dr. Rösler erklären soll, damit sie wenigstens was zu lachen haben, beim geschäftsmäßigen Bilanzieren der Lage so einer Industrienation.
Wie? Herr Bernanke lässt ausrichten: Erstens, ES sei nicht sein Problem (Rache für 2008 als die Dumpfbacke Steinbrück ausrichten ließ, die Illiquidität kreditfinanzierter US-Hypothekenmärkte sei doch nicht sein, sondern ein amerikanisches Problem) verbunden mit einem schönen Gruß nach Frankfurt, dass doch die EZB versuchen soll, "den Markt" durch frisches Geld zu stützen, und zweitens:
Versucht es doch trotzdem mit dem Bofinger oder einem anderen Penner, der den Buchhaltern erklärt, ab Kursstand 5500 wären die Märkte deutlich unterkauft, der Preis der Aktien verglichen mit den "fundamentals kein hypertropher akademischer Witz, sondern "günstig" und überhaupt, ach was, denkt euch doch die Propaganda der billigen Parole selber aus, jedenfalls: Schäppchenjäger an die Euro-Front! Auf zum Verheizen und Verheiztwerden im letzten Gefecht – erst dann kommt QE 3. Vielleicht. Haha!
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Inzwischen: 13. November 2011 sind auch die Anleihen des italienischen Staates nichts mehr wert, und die Damen und Herren Renten-und Vermögensverwalter, die seit 60 Jahren ihren Lohnsklaven eintrichtern, dass sie keine Arbeiterklasse sind, müssen sich die versprochenen Zahlungen jetzt schnitzen – was immer das heißen mag
THE GREAT GATE
Hallo! – Hallo! – Hallo!
the great gate, 10:57h
Kann mal jemand den Herrn Bernanke aus dem Bett klingeln! Die Billionen US-Dollars, die seine FED seit vier Jahren in die Welt geblasen hat verpuffen in den Börsensaalwetten der Eurozone gerade im Sekundentakt. QE 3 muss her! Und zwar subito, pronto und ohne "wenn und aber" oder wie geplant erst am frühen Abend zur New Yorker Primetime! Sonst brennen ab heute mittag nicht nur die Billigshoppingmeilen Londons!
Nein, nix Panik, nix Barroso, nix Klima und so weiter.
Die Buchhalter an den Handelssystemen wollen keinen dummen Bofinger über die Psychologie des Gleichgewichts von volatilen Märkten oder ein frisiertes Foto vom Trichet, sondern reale Zahlen sehen. Wenn nicht ab sofort frische Papiere im Wert von noch mal drei Billionen US-Dollar aus den Staaten bereit gestellt werden, die ihren laufenden Exposures als neue Sicherheiten ohne Aufpreis unterlegt werden können, werden sie ihre Positionen in good old Europe ab sofort auflösen und ihren Bürochefs zur eigenen Entlastung melden, dass es schlicht keinen Sinn mehr hat die Stellung hier zu halten; soll der Bürochef doch seinem Chef verklickern, dass den verlorenen Posten (Kapitalverlust in Aktien und Indizes der Eurozone inkl Anleihen seit Donnerstag sagenhafte 15 Prozent oder eben um- und aufs Quartal hochgerechnet tödliche zehn Basispunkte pro Tag) ab jetzt aus dem Eingemachten nachgeschossen werden muss, was immer das heißen soll, das Eingemachte, nach diesen neuen Eigenkapitalvorschriften in Basel III, die so einem armen akut krisengeschüttelten Schwein von Buchhalter, Chefbuchhalter und Chef vom Chefbuchhalter doch bitteschön der amtierende Wirtschaftsminister Dr. Rösler erklären soll, damit sie wenigstens was zu lachen haben, beim geschäftsmäßigen Bilanzieren der Lage so einer Industrienation.
Wie? Herr Bernanke lässt ausrichten: Erstens, ES sei nicht sein Problem (Rache für 2008 als die Dumpfbacke Steinbrück ausrichten ließ, die Illiquidität kreditfinanzierter US-Hypothekenmärkte sei doch nicht sein, sondern ein amerikanisches Problem) verbunden mit einem schönen Gruß nach Frankfurt, dass doch die EZB versuchen soll, "den Markt" durch frisches Geld zu stützen, und zweitens:
Versucht es doch trotzdem mit dem Bofinger oder einem anderen Penner, der den Buchhaltern erklärt, ab Kursstand 5500 wären die Märkte deutlich unterkauft, der Preis der Aktien verglichen mit den "fundamentals kein hypertropher akademischer Witz, sondern "günstig" und überhaupt, ach was, denkt euch doch die Propaganda der billigen Parole selber aus, jedenfalls: Schäppchenjäger an die Euro-Front! Auf zum Verheizen und Verheiztwerden im letzten Gefecht – erst dann kommt QE 3. Vielleicht. Haha!
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Inzwischen: 13. November 2011 sind auch die Anleihen des italienischen Staates nichts mehr wert, und die Damen und Herren Renten-und Vermögensverwalter, die seit 60 Jahren ihren Lohnsklaven eintrichtern, dass sie keine Arbeiterklasse sind, müssen sich die versprochenen Zahlungen jetzt schnitzen – was immer das heißen mag
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Montag, 18. Januar 2010
Die Sache Schreiber – eine Erinnerung
the great gate, 10:55h
14. Februar 2000 23:53 an H´s/Thailand
Gruß plus der Geschichte von der Katze, der Maus und der Kuh
Hallo D., Hallo Herr H.,
habt ihr meine (...) Seid doch so gut, und gebt mir bei Gelegenheit Bescheid. Den Brief aus Bangkok - ihr wart doch in Bangkok? (...), auf die man in meinem Alter doch wohl berechtigten Anspruch hat, ganz zu schweigen. Na denn. So erzähle ich also nicht, dass (...) Wenn ja, so habe ich mich geirrt. Die FDP-Hessen optiert gegen sowohl den FDP-Bundesvorstand als auch gegen jede Form des gesunden Menschenverstandes für ein Verbleiben in der Regierungskoaltion mit der CDU unter Koch. Offenbar will diese hessische Regierungsfraktion der FDP auch so schnell wie möglich in den Knast - wahrscheinlich haben die Angst, wie der in den späten 80ern (...) FDP-Schatzmeister Karry zu enden. Ich spar mir weitere Erklärungen dieses kleinen Aspekts jener großen Sauerei.
Dafür zitiere ich den STERN von letzter Woche – das heißt – den letzten Abschnitt des darin abgedruckten Schreiber-Interviews:
stern: Wer sind die Zeugen?
Schreiber: Das möchte ich jetzt nicht sagen. Kennen Sie übrigens die Geschichte von der Katze und der Maus?
stern: Nein, erzählen Sie.
Schreiber: Die Katze verfolgt die Maus in den Kuhstall. Die Maus bittet die Kuh um Hilfe: "Die Katze will mich fressen." Die Kuh sagt: "Setz dich mal hinter mich". Dann deckt die Kuh die Maus mit einem riesigen Kuhfladen zu. Die Katze kommt und sieht aus dem dampfenden Kuhfladen heraus den Schwanz der Maus. Die Katze packt den Schwanz, zieht die Maus heraus und frisst sie. Die Geschichte hat eine dreifache Moral: Nicht jeder, der dich bescheißt, ist dein Feind. Nicht jeder, der dich aus der Scheiße rausholt ist ein Freund. Aber wenn du in der Scheiße sitzt, dann zieh gefälligst den Schwanz ein. Das wäre meine Empfehlung an Herrn Schäuble.
Soweit der stern, den Herr Schäuble offenbar nicht gelesen hat, denn wenige Tage nach Erscheinen hat er sozusagen an Eides statt eben genau das Gegenteil dessen versichert, was Herr Schreiber sowie die CDU-Schatzmeisterin Baumeister erklären und auf Schäubles Schwur nun sozusagen ebenfalls an Eides statt versichern. Du siehst: Die Geschichte bleibt auch menschlich äußerst bizarr. Spannend ist sie ja ohnehin genug.
Soweit so gut. Jetzt geh ich ins Baader Cafe.
Bis demnächst
Ich hoffe, es geht euch gut.
Beste Wünsche und schöne Grüße
AO
Gruß plus der Geschichte von der Katze, der Maus und der Kuh
Hallo D., Hallo Herr H.,
habt ihr meine (...) Seid doch so gut, und gebt mir bei Gelegenheit Bescheid. Den Brief aus Bangkok - ihr wart doch in Bangkok? (...), auf die man in meinem Alter doch wohl berechtigten Anspruch hat, ganz zu schweigen. Na denn. So erzähle ich also nicht, dass (...) Wenn ja, so habe ich mich geirrt. Die FDP-Hessen optiert gegen sowohl den FDP-Bundesvorstand als auch gegen jede Form des gesunden Menschenverstandes für ein Verbleiben in der Regierungskoaltion mit der CDU unter Koch. Offenbar will diese hessische Regierungsfraktion der FDP auch so schnell wie möglich in den Knast - wahrscheinlich haben die Angst, wie der in den späten 80ern (...) FDP-Schatzmeister Karry zu enden. Ich spar mir weitere Erklärungen dieses kleinen Aspekts jener großen Sauerei.
Dafür zitiere ich den STERN von letzter Woche – das heißt – den letzten Abschnitt des darin abgedruckten Schreiber-Interviews:
stern: Wer sind die Zeugen?
Schreiber: Das möchte ich jetzt nicht sagen. Kennen Sie übrigens die Geschichte von der Katze und der Maus?
stern: Nein, erzählen Sie.
Schreiber: Die Katze verfolgt die Maus in den Kuhstall. Die Maus bittet die Kuh um Hilfe: "Die Katze will mich fressen." Die Kuh sagt: "Setz dich mal hinter mich". Dann deckt die Kuh die Maus mit einem riesigen Kuhfladen zu. Die Katze kommt und sieht aus dem dampfenden Kuhfladen heraus den Schwanz der Maus. Die Katze packt den Schwanz, zieht die Maus heraus und frisst sie. Die Geschichte hat eine dreifache Moral: Nicht jeder, der dich bescheißt, ist dein Feind. Nicht jeder, der dich aus der Scheiße rausholt ist ein Freund. Aber wenn du in der Scheiße sitzt, dann zieh gefälligst den Schwanz ein. Das wäre meine Empfehlung an Herrn Schäuble.
Soweit der stern, den Herr Schäuble offenbar nicht gelesen hat, denn wenige Tage nach Erscheinen hat er sozusagen an Eides statt eben genau das Gegenteil dessen versichert, was Herr Schreiber sowie die CDU-Schatzmeisterin Baumeister erklären und auf Schäubles Schwur nun sozusagen ebenfalls an Eides statt versichern. Du siehst: Die Geschichte bleibt auch menschlich äußerst bizarr. Spannend ist sie ja ohnehin genug.
Soweit so gut. Jetzt geh ich ins Baader Cafe.
Bis demnächst
Ich hoffe, es geht euch gut.
Beste Wünsche und schöne Grüße
AO
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Donnerstag, 10. Dezember 2009
Momentaufnahme akut gelebter Staatskriminalität
the great gate, 14:45h
Kurzer Blick in die Unternehmensgeschichte dieser „wahren Perle“ der europäischen Bankenwelt, die wg. absoluter Narrenfreiheit offenbar völlig verrückt gewordene, aber zuverlässige Vollpfosten-Amigos um H. Schmidt und T. Berlin im Sommer 2007 mit einem Gewinn von rund 400 Millionen Euro in ihre privaten Schattullen der Bayerischen Landesbank angedreht haben – unter der wie bei solchen „Geschäften“ wie üblich großzügigen Obhut um nicht zu sagen im wohl verstandenen Auftrag der einschlägig bekannten Politprominenz aus dem Führungsgremium der Staatskanzlei und selbstverständlich beraten sowie „gestaltend begleitet“ von ebenfalls einschlägig talentierten Herren wie einem angeblichen Kreditrisiko-Experten Dr. Kemmer and last not least naturalmente ohne, dass ihre hausgemachten Dotterköpfe in der SZ Wirtschafts-, Bayern oder Politik-Redaktion auch nur ein ungutes Wort darüber verloren hätten.
Man lese und staune, um welchen zig milliardenschweren Scheißhaufen da zur Zeit in München, Klagenfurt und Wien "gerungen wird" :
Seit 2004 wird über Finanzaffären bei der Hypo Alpe-Adria berichtet. Im April 2004 meldeten die österreichische Wochenzeitschrift Format[4] und das österreichische WirtschaftsBlatt[5] dass der bekannte US-amerikanische Anwalt Ed Fagan eine Klage gegen die Bank vorbereitet. Ein New Yorker Gericht wies die Schadenersatzklage in Höhe von 100 Mill. Dollar jedoch ab.[6]
Im März 2006 schlug die BAWAG-Affäre in der österreichischen Öffentlichkeit hohe Wellen. Wenig später wurde bekannt, dass auch die Hypo Alpe-Adria-Bank durch Risikospekulationsgeschäfte einen für die Bank erheblichen Verlust in der Höhe von zirka 328 Millionen Euro in den Bilanzen berücksichtigen muss, was aber nicht zeitgerecht im Jahre 2004 erfolgt war. Auch in diesem Fall ermittelt die Finanzmarktaufsichtsbehörde. Ende März zog der Wirtschaftsprüfer Deloitte das Testat für die Bilanz 2004 zurück. Die FMA erstattete im April 2006 Anzeige gegen das Management der Hypo Alpe-Adria-Bank wegen Bilanzfälschung.
Um einer Amtsenthebung seitens der FMA zu entgehen, ist der bisherige Vorstandsvorsitzende Wolfgang Kulterer zurückgetreten und wechselte auf die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden der Bank. Diesbezüglich gab es aber ein Problem, da ein solcher Wechsel nach der Satzung der Bank ausgeschlossen war. Er wäre erst nach einer Wartezeit von drei Jahren möglich gewesen.[7] Am 18. August 2006 beschloss daraufhin der Aufsichtsrat der Kärntner Landesholding mit den Stimmen von BZÖ- und ÖVP-Vertretern eine Änderung der Satzung. Der entsprechende Corporate-Governance-Codex-Passus wurde aus der Banksatzung gestrichen und damit wurde der Wechsel von Kulterer in den Aufsichtsrat möglich.[8]
Im Juni 2007 wurden durch einen Rohbericht der österreichischen Nationalbank neue Ungereimtheiten bei der Hypo Group Alpe Adria bekannt. Diese reichen von mangelnder Einhaltung von Sorgfaltspflichten, dubiosen Liegenschaftsverkäufen, bis hin zum Verdacht der Geldwäsche.[9] Ein Sprecher des Kärntner Landeshauptmanns äußerte sich in einer ersten Stellungnahme am 18. Juni 2007 erleichtert, dass das Land Kärnten die Verantwortung für die Bank rechtzeitig losgeworden ist.
Affäre der Liechtensteiner Tochtergesellschaft [Bearbeiten]
Wie The Vancouver Sun,[10], das österreichische Nachrichtenmagazin Profil,[11] die Süddeutsche Zeitung,[12] und die Financial Times Deutschland[1] berichten, wurde die Hypo Alpe Liechtenstein AG, die bis Ende 2007 eine hundertprozentige Tochter der Hypo Group Alpe Adria gewesen war, in der kanadischen Provinz British Columbia vom Aktienhandel ausgeschlossen. Bereits im August 2007 berichtete The Vancouver Sun, dass die Finanzaufsichtsbehörde von British Columbia die Hypo Alpe Liechtenstein AG zeitweilig vom Handel ausgeschlossen habe.[13] Den Berichten zu Folge hat die Hypo Alpe Liechtenstein AG zwischen dem 1. November 2006 und dem 31. August 2007 mit „Spam-Aktien“ (so die Süddeutsche Zeitung) gehandelt. Die betreffenden Penny-Stocks waren in Spam-E-Mails zum Kauf angepriesen worden. Da die Hypo Alpe Liechtenstein AG auf Nachfrage der Finanzbehörden - und mit Verweis auf das Bankgeheimnis in Liechtenstein - nicht angeben wollte, in wessen Auftrag sie mit diesen Aktien gehandelt hatte, schloss die Finanzaufsichtsbehörde die Liechtensteiner Bank am 20. Mai 2008 „für alle Zeiten“ vom Wertpapier- und Devisengeschäft in British Columbia aus. Mittlerweile hält die HGAA nur noch einen Minderheitsanteil von 49 Prozent an der Liechtensteiner Tochtergesellschaft.
Das Magazin Profil wird dahingehend zitiert, dass es „in zivilisierten Teilen der Welt“ vermutlich einmalig sei, „dass einer Bank von einer Finanzaufsicht auf immer und ewig Wertpapiergeschäfte untersagt werden.“
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hypo_Group_Alpe_Adria
Man lese und staune, um welchen zig milliardenschweren Scheißhaufen da zur Zeit in München, Klagenfurt und Wien "gerungen wird" :
Seit 2004 wird über Finanzaffären bei der Hypo Alpe-Adria berichtet. Im April 2004 meldeten die österreichische Wochenzeitschrift Format[4] und das österreichische WirtschaftsBlatt[5] dass der bekannte US-amerikanische Anwalt Ed Fagan eine Klage gegen die Bank vorbereitet. Ein New Yorker Gericht wies die Schadenersatzklage in Höhe von 100 Mill. Dollar jedoch ab.[6]
Im März 2006 schlug die BAWAG-Affäre in der österreichischen Öffentlichkeit hohe Wellen. Wenig später wurde bekannt, dass auch die Hypo Alpe-Adria-Bank durch Risikospekulationsgeschäfte einen für die Bank erheblichen Verlust in der Höhe von zirka 328 Millionen Euro in den Bilanzen berücksichtigen muss, was aber nicht zeitgerecht im Jahre 2004 erfolgt war. Auch in diesem Fall ermittelt die Finanzmarktaufsichtsbehörde. Ende März zog der Wirtschaftsprüfer Deloitte das Testat für die Bilanz 2004 zurück. Die FMA erstattete im April 2006 Anzeige gegen das Management der Hypo Alpe-Adria-Bank wegen Bilanzfälschung.
Um einer Amtsenthebung seitens der FMA zu entgehen, ist der bisherige Vorstandsvorsitzende Wolfgang Kulterer zurückgetreten und wechselte auf die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden der Bank. Diesbezüglich gab es aber ein Problem, da ein solcher Wechsel nach der Satzung der Bank ausgeschlossen war. Er wäre erst nach einer Wartezeit von drei Jahren möglich gewesen.[7] Am 18. August 2006 beschloss daraufhin der Aufsichtsrat der Kärntner Landesholding mit den Stimmen von BZÖ- und ÖVP-Vertretern eine Änderung der Satzung. Der entsprechende Corporate-Governance-Codex-Passus wurde aus der Banksatzung gestrichen und damit wurde der Wechsel von Kulterer in den Aufsichtsrat möglich.[8]
Im Juni 2007 wurden durch einen Rohbericht der österreichischen Nationalbank neue Ungereimtheiten bei der Hypo Group Alpe Adria bekannt. Diese reichen von mangelnder Einhaltung von Sorgfaltspflichten, dubiosen Liegenschaftsverkäufen, bis hin zum Verdacht der Geldwäsche.[9] Ein Sprecher des Kärntner Landeshauptmanns äußerte sich in einer ersten Stellungnahme am 18. Juni 2007 erleichtert, dass das Land Kärnten die Verantwortung für die Bank rechtzeitig losgeworden ist.
Affäre der Liechtensteiner Tochtergesellschaft [Bearbeiten]
Wie The Vancouver Sun,[10], das österreichische Nachrichtenmagazin Profil,[11] die Süddeutsche Zeitung,[12] und die Financial Times Deutschland[1] berichten, wurde die Hypo Alpe Liechtenstein AG, die bis Ende 2007 eine hundertprozentige Tochter der Hypo Group Alpe Adria gewesen war, in der kanadischen Provinz British Columbia vom Aktienhandel ausgeschlossen. Bereits im August 2007 berichtete The Vancouver Sun, dass die Finanzaufsichtsbehörde von British Columbia die Hypo Alpe Liechtenstein AG zeitweilig vom Handel ausgeschlossen habe.[13] Den Berichten zu Folge hat die Hypo Alpe Liechtenstein AG zwischen dem 1. November 2006 und dem 31. August 2007 mit „Spam-Aktien“ (so die Süddeutsche Zeitung) gehandelt. Die betreffenden Penny-Stocks waren in Spam-E-Mails zum Kauf angepriesen worden. Da die Hypo Alpe Liechtenstein AG auf Nachfrage der Finanzbehörden - und mit Verweis auf das Bankgeheimnis in Liechtenstein - nicht angeben wollte, in wessen Auftrag sie mit diesen Aktien gehandelt hatte, schloss die Finanzaufsichtsbehörde die Liechtensteiner Bank am 20. Mai 2008 „für alle Zeiten“ vom Wertpapier- und Devisengeschäft in British Columbia aus. Mittlerweile hält die HGAA nur noch einen Minderheitsanteil von 49 Prozent an der Liechtensteiner Tochtergesellschaft.
Das Magazin Profil wird dahingehend zitiert, dass es „in zivilisierten Teilen der Welt“ vermutlich einmalig sei, „dass einer Bank von einer Finanzaufsicht auf immer und ewig Wertpapiergeschäfte untersagt werden.“
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hypo_Group_Alpe_Adria
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Donnerstag, 26. November 2009
The Witz vom Ölscheich oder – Clash of Civilizations and the Remaking of World Order(-Ridiculousness, d.V.)
the great gate, 10:43h
Sagt das Supreme Fiscal Committee (”SFC”) auf die Frage der Anleger, warum the Dubai Financial Support Fund (”DESE”) die Forderungen aus der berühmten Dubai World nicht mehr bedient: „Stellt euch nicht so an. Es ist doch bloß Geld, stupids!"
Und auf die Frage, womit denn ein Daimler ohne die versprochenen Dollars aus der Dubai World jetzt seine laufenden Rechnungen begleicht um über die Runden zu kommen:
"Soll er halt unseren Sand nehmen, der Daimler. Der schmeckt genau so gut und ist dazu noch ökologisch, GreenTech-Natur pur, you know."
Und auf die Frage, womit denn ein Daimler ohne die versprochenen Dollars aus der Dubai World jetzt seine laufenden Rechnungen begleicht um über die Runden zu kommen:
"Soll er halt unseren Sand nehmen, der Daimler. Der schmeckt genau so gut und ist dazu noch ökologisch, GreenTech-Natur pur, you know."
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Montag, 2. November 2009
Chronik der laufenden Ereignisse – Halloween!
the great gate, 13:27h
Mit der CIT GROUP haben sich gestern an die 60 Prozent der liquiden Mittel des US-amerikanischen Handelsgewerbes (von der Traditions- Schuhfabrik über die weltberühmte Imbiss-Kette bis zum blutjungen Start-Up für CAD-gestützte Bezahlsysteme) vom Markt verabschiedet und wollen in Zukunft auch nur noch als „mit staatlicher Rückzahlungs-Garantie“ besicherte Schulden be- und gehandelt werden – und die Fachwelt kann die Meldung nur noch müde abnicken und mit den Achseln zucken.
Sehr besorgniserregend, wenn inzwischen nicht mal mehr so veritable Weltuntergänge das zählen was sie einmal wert waren.
Wer jetzt keine Hausse hat – Frau Merkel – baut sich keine mehr.
Wer jetzt am Arsch ist, der wird es lange bleiben...
Brrrrh!
Sehr besorgniserregend, wenn inzwischen nicht mal mehr so veritable Weltuntergänge das zählen was sie einmal wert waren.
Wer jetzt keine Hausse hat – Frau Merkel – baut sich keine mehr.
Wer jetzt am Arsch ist, der wird es lange bleiben...
Brrrrh!
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Freitag, 11. September 2009
ZYNISMUS
the great gate, 12:46h
Gestern ist in einer Berliner Müllfabrik ein Gerüst umgefallen und hat drei Lohnabhängige unter sich begraben. Laut offizieller Angaben war das Gerüst mangelhaft gesichert.
Frage an die Herren Scholz vom Ministerium und Westerwelle, der dem Scholz die Vorgaben der deutschen Industrie in Gesetzesform gießt: Seid ihr jetzt zufrieden?
Die ausführende Firma hat sicher alles unternommen, was ihr euch unter einer freien und sozialen Marktwirtschaft vorstellt.
Gerüste sind unproduktiv und teuer. Die labilen Gewerke auch noch nach allen Regeln der Kunst unfallsicher zu montieren kostet erst recht Zeit und Geld. Nur wenn so ein Ding mal umfällt oder zusammenbricht, weil tragende Teile alt und morsch geworden sind, bringt es auch was für „eure“ Wirtschaft, Scholz & friend Schwesterwelle. Dann muss nämlich ein neues Gerät her, das das kaputte ersetzt. Und das ist dann „produktiv“ und ein Beitrag zu dem, was ihr „Wachstum“ nennt, nicht wahr.
Freut euch also, Herr Scholz, Herr Westerwelle. Was besseres als der gestrige „Unfall“ kann euch und eurem Aufschwung gar nicht passieren.
Das umgefallene Gerüst, das offenbar zu alt war, um es vernünftig abzusichern, ist jetzt Schrott und kann durch ein neues ersetzt werden, in dem solche Sicherungen dann schon als innovatives „System-Modul“ im technischen Design integriert sind, damit der ausführende Unternehmer und sein Auftraggeber an solche zeitraubenden Handgriffe zur Gerüstsicherung gar nicht erst denken müssen bei der Kalkulation ihrer Kostenvoranschläge, und eben an solche Unfälle die eben passieren, wenn so lohnabhängige Leutchen so Sicherungsmaßnahmen unterlassen – weil sie entweder lebensmüde, dumm, besoffen oder eben dazu aufgefordert sind, die Wartung, die sie eben nur auf dem Gerüst durchführen können, nicht nur so schnell wie möglich, sondern im Rahmen einer vorgegebenen Zeit zu erledigen. Was sehr wahrscheinlich und also anzunehmen ist.
Scholz, Westerwelle, klar. Ihr zwei Süßen kennt das nicht. Das gibt es in eurer Welt nicht. Wenn es vom Chef heißt:
„Ihr müsst morgen noch mal rauf und nachsehen, ob die Schutzfilter über den Sensoren der Feuermelder noch der Norm entsprechen, der Kunde hat gerade angerufen und mir die Pistole auf die Brust gesetzt. Diese „Prüfungen“ macht inzwischen doch nicht mehr das Gewerbeaufsichtsamt, sondern wir. Also Gas geben, Freunde!, spätestens morgen Mittag müsst ihr mit dem Abbau fertig sein und das komplette Zeug verladen haben. Hebebühne nach Friedrichshain, geht nach Polen. Den Rest stapelt ihr am Tor, den holt die Spedition ab, die den Schrott zum Hafen karrt. Die schweren Platten werft ihr einfach drauf. Geht alles nach Leipzig zur Verschrottung."
"In Ordnung, Chef", sagt der Älteste der Drei. Und wenn ihn der Jüngste fragt, warum er dem Chef nicht gesagt hat, dass sie die Decken-Sicherung doch schon abmontiert haben und es mindestens einen halben Tag braucht, die Fixierung für die Haken wieder einzuziehen, so verschmiert und verrostet wie die sind, erklärt ihm der Chef, dass ihn nichts angeht, was er mit dem Chef bespricht und was nicht. Und dann kommt die berühmte Gegenfrage, ob er denn blöd sei. Sei ja völlig klar, dass die Decken-Haken da oben nicht mehr dran sind. Und für die eine Stunde, die sie brauchen, die Kennzeichen der Drecksfilter mit den Zahlen auf der Liste abzugleichen, werden auch sicher nicht mehr neu hingebohrt.
"Oder wollt ihr in die Überstunden, wegen der zwei blöden Haken? Meinetwegen, aber die zahlt ihr euch selber. Sind ja nicht auf dem Ponyhof, hier. Also Gas. Fürs Herumstehen und blöde Fragen stellen werden wir nicht bezahlt. Oder sind wir Rumänen?"
Und so kommt´s wie´s kommt, Herr Scholz, Fräulein Westerwelle.
Die drei von der Wartungsstelle klettern auf ihr Gerüst. Ganz rauf, oberste Plattform. Während die zwei Älteren schon mal die nicht tragenden Teile abmontieren, schaut der Junge noch die Luftfilter nach, weil er die besseren Augen hat und sich mit den Einheiten auskennt, jenseits von Festkörperphysik und DIN.
Warum so ein Gerüst dann umfällt?
Tja Scholz&Friend. Wahrscheinlich, weil es aus dem Gleichgewicht geraten ist nach einer falschen Bewegung.
Höhere Gewalt? Schicksal? Pech? Kann man so sagen, Herr Scholz.
Verstoß gegen die Vorschriften, den sich die Arbeitnehmer nicht hätten leisten dürfen und der natürlich praktisch ausgeschlossen gewesen wäre, wenn sie mehr Verantwortungsbewusstsein für sich, die Gesellschaft und ganz Deutschland gezeigt hätten? Auch richtig, Westerwelle.
Nur würde ich das an Ihrer Stelle nicht laut sagen, sonst spendiere ich persönlich den Strichern, die in München vom Schwanzlutschen leben, einen Kasten Bier für einmal „Arschaufreißen!, aber bis rauf zu den Pickeln!“, wenn Sie verstehen, was ich meine, Herr FDP-Vorsitzender.
Ich brech hier ab, weil mir immer schlecht wird, wenn ich zu lange an Leistungsträger wie diesen Westerwelle denken muss. Oder mir vorstelle, was in einem Herrn Scholz vorgeht, wenn er sich über die Vorteile der Leiharbeit für den deutschen Arbeitsmarkt so seine Gedanken macht.
Was an Zynismus noch fehlt, wären die vom Gesetzgeber unter Rot-Grün und der Großen Koalition geschaffenen Möglichkeiten der steuerlichen Abschreibung der Kosten, die sowohl bei der Entsorgung als auch der Ersetzung des Gerüsts durch das neue, mit dem oben erwähnten "Arbeitsschutz-Integral"ausgestatteten "Gerüst-System" anfallen. Und die komplementär dazu aufzustellende Rechnung, was die drei Toten für die „deutsche Wirtschaft“ effektiv geleistet haben und leisten, Stichwort Kostensenkungsprogramme, Konsolidierung der Sozialkassen, Erhöhung der Nachfrage an ausgedachten Dummheiten wie „Investitionskapital“ (WEISSGARNIX), Entlastung des Arbeitsmarkts.
Wie bitte?
Klar, Schwesterwelle. Das ist richtig. Mit einer Allianz-Vertragsgewährleistungs-Versicherung wäre das nicht passiert, da wären alle Verluste wegen zwei fehlender Haken in den Policen abgedeckt, du aufgeblasener Lutscher!
Was bitte?
Was das alles soll? Wo der Zynismus bleibt?
Ach so.
Was früher ein Gerüst war heißt inzwischen „Arbeitsbühne“.
ARBEITS BÜHNE
Also, wenn das nicht ein bisschen zynisch ist.
Ende
Frage an die Herren Scholz vom Ministerium und Westerwelle, der dem Scholz die Vorgaben der deutschen Industrie in Gesetzesform gießt: Seid ihr jetzt zufrieden?
Die ausführende Firma hat sicher alles unternommen, was ihr euch unter einer freien und sozialen Marktwirtschaft vorstellt.
Gerüste sind unproduktiv und teuer. Die labilen Gewerke auch noch nach allen Regeln der Kunst unfallsicher zu montieren kostet erst recht Zeit und Geld. Nur wenn so ein Ding mal umfällt oder zusammenbricht, weil tragende Teile alt und morsch geworden sind, bringt es auch was für „eure“ Wirtschaft, Scholz & friend Schwesterwelle. Dann muss nämlich ein neues Gerät her, das das kaputte ersetzt. Und das ist dann „produktiv“ und ein Beitrag zu dem, was ihr „Wachstum“ nennt, nicht wahr.
Freut euch also, Herr Scholz, Herr Westerwelle. Was besseres als der gestrige „Unfall“ kann euch und eurem Aufschwung gar nicht passieren.
Das umgefallene Gerüst, das offenbar zu alt war, um es vernünftig abzusichern, ist jetzt Schrott und kann durch ein neues ersetzt werden, in dem solche Sicherungen dann schon als innovatives „System-Modul“ im technischen Design integriert sind, damit der ausführende Unternehmer und sein Auftraggeber an solche zeitraubenden Handgriffe zur Gerüstsicherung gar nicht erst denken müssen bei der Kalkulation ihrer Kostenvoranschläge, und eben an solche Unfälle die eben passieren, wenn so lohnabhängige Leutchen so Sicherungsmaßnahmen unterlassen – weil sie entweder lebensmüde, dumm, besoffen oder eben dazu aufgefordert sind, die Wartung, die sie eben nur auf dem Gerüst durchführen können, nicht nur so schnell wie möglich, sondern im Rahmen einer vorgegebenen Zeit zu erledigen. Was sehr wahrscheinlich und also anzunehmen ist.
Scholz, Westerwelle, klar. Ihr zwei Süßen kennt das nicht. Das gibt es in eurer Welt nicht. Wenn es vom Chef heißt:
„Ihr müsst morgen noch mal rauf und nachsehen, ob die Schutzfilter über den Sensoren der Feuermelder noch der Norm entsprechen, der Kunde hat gerade angerufen und mir die Pistole auf die Brust gesetzt. Diese „Prüfungen“ macht inzwischen doch nicht mehr das Gewerbeaufsichtsamt, sondern wir. Also Gas geben, Freunde!, spätestens morgen Mittag müsst ihr mit dem Abbau fertig sein und das komplette Zeug verladen haben. Hebebühne nach Friedrichshain, geht nach Polen. Den Rest stapelt ihr am Tor, den holt die Spedition ab, die den Schrott zum Hafen karrt. Die schweren Platten werft ihr einfach drauf. Geht alles nach Leipzig zur Verschrottung."
"In Ordnung, Chef", sagt der Älteste der Drei. Und wenn ihn der Jüngste fragt, warum er dem Chef nicht gesagt hat, dass sie die Decken-Sicherung doch schon abmontiert haben und es mindestens einen halben Tag braucht, die Fixierung für die Haken wieder einzuziehen, so verschmiert und verrostet wie die sind, erklärt ihm der Chef, dass ihn nichts angeht, was er mit dem Chef bespricht und was nicht. Und dann kommt die berühmte Gegenfrage, ob er denn blöd sei. Sei ja völlig klar, dass die Decken-Haken da oben nicht mehr dran sind. Und für die eine Stunde, die sie brauchen, die Kennzeichen der Drecksfilter mit den Zahlen auf der Liste abzugleichen, werden auch sicher nicht mehr neu hingebohrt.
"Oder wollt ihr in die Überstunden, wegen der zwei blöden Haken? Meinetwegen, aber die zahlt ihr euch selber. Sind ja nicht auf dem Ponyhof, hier. Also Gas. Fürs Herumstehen und blöde Fragen stellen werden wir nicht bezahlt. Oder sind wir Rumänen?"
Und so kommt´s wie´s kommt, Herr Scholz, Fräulein Westerwelle.
Die drei von der Wartungsstelle klettern auf ihr Gerüst. Ganz rauf, oberste Plattform. Während die zwei Älteren schon mal die nicht tragenden Teile abmontieren, schaut der Junge noch die Luftfilter nach, weil er die besseren Augen hat und sich mit den Einheiten auskennt, jenseits von Festkörperphysik und DIN.
Warum so ein Gerüst dann umfällt?
Tja Scholz&Friend. Wahrscheinlich, weil es aus dem Gleichgewicht geraten ist nach einer falschen Bewegung.
Höhere Gewalt? Schicksal? Pech? Kann man so sagen, Herr Scholz.
Verstoß gegen die Vorschriften, den sich die Arbeitnehmer nicht hätten leisten dürfen und der natürlich praktisch ausgeschlossen gewesen wäre, wenn sie mehr Verantwortungsbewusstsein für sich, die Gesellschaft und ganz Deutschland gezeigt hätten? Auch richtig, Westerwelle.
Nur würde ich das an Ihrer Stelle nicht laut sagen, sonst spendiere ich persönlich den Strichern, die in München vom Schwanzlutschen leben, einen Kasten Bier für einmal „Arschaufreißen!, aber bis rauf zu den Pickeln!“, wenn Sie verstehen, was ich meine, Herr FDP-Vorsitzender.
Ich brech hier ab, weil mir immer schlecht wird, wenn ich zu lange an Leistungsträger wie diesen Westerwelle denken muss. Oder mir vorstelle, was in einem Herrn Scholz vorgeht, wenn er sich über die Vorteile der Leiharbeit für den deutschen Arbeitsmarkt so seine Gedanken macht.
Was an Zynismus noch fehlt, wären die vom Gesetzgeber unter Rot-Grün und der Großen Koalition geschaffenen Möglichkeiten der steuerlichen Abschreibung der Kosten, die sowohl bei der Entsorgung als auch der Ersetzung des Gerüsts durch das neue, mit dem oben erwähnten "Arbeitsschutz-Integral"ausgestatteten "Gerüst-System" anfallen. Und die komplementär dazu aufzustellende Rechnung, was die drei Toten für die „deutsche Wirtschaft“ effektiv geleistet haben und leisten, Stichwort Kostensenkungsprogramme, Konsolidierung der Sozialkassen, Erhöhung der Nachfrage an ausgedachten Dummheiten wie „Investitionskapital“ (WEISSGARNIX), Entlastung des Arbeitsmarkts.
Wie bitte?
Klar, Schwesterwelle. Das ist richtig. Mit einer Allianz-Vertragsgewährleistungs-Versicherung wäre das nicht passiert, da wären alle Verluste wegen zwei fehlender Haken in den Policen abgedeckt, du aufgeblasener Lutscher!
Was bitte?
Was das alles soll? Wo der Zynismus bleibt?
Ach so.
Was früher ein Gerüst war heißt inzwischen „Arbeitsbühne“.
ARBEITS BÜHNE
Also, wenn das nicht ein bisschen zynisch ist.
Ende
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Mittwoch, 29. Oktober 2008
Demokratische Republik Kongo photos homelands and no story
the great gate, 15:00h
Wien/Goma. Dass im Jänner im Ostkongo ein Waffenstillstand geschlossen wurde, scheint nicht neun Monate her zu sein, sondern eine Ewigkeit: Seit August sind die Kämpfe zwischen Rebellen und Armee in der Provinz Nordkivu wieder voll entbrannt, zwischen den Fronten 18.000 UN-Blauhelme.
KATANGA
Bedrohte Arten
Reich an Bodenschätzen
UN preloaded
Nation Building
Ärztin Ohne Grenzen
After The Coltan Rush
KATANGA
Bedrohte Arten
Reich an Bodenschätzen
UN preloaded
Nation Building
Ärztin Ohne Grenzen
After The Coltan Rush
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Montag, 1. Oktober 2007
Am Freitag stehn die Räder still
the great gate, 17:42h
weil die GDL das will. Historischer Moment.
In Deutschland wird seit langer langer langer Zeit wieder mal ein Streik angesagt, der diesen Namen auch verdient. Und jetzt kann man mal gespannt sein, zu welchen Kopfständen die Republik fähig ist, um ihre Eisenbahner wieder zur Raison zu bringen.
Foto: Ingelmann
In Deutschland wird seit langer langer langer Zeit wieder mal ein Streik angesagt, der diesen Namen auch verdient. Und jetzt kann man mal gespannt sein, zu welchen Kopfständen die Republik fähig ist, um ihre Eisenbahner wieder zur Raison zu bringen.
Foto: Ingelmann
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Mittwoch, 18. Juli 2007
KRIEG UND FRIEDEN
the great gate, 17:15h
Auszug einer gestern und heute auf Der dunklen Seite geführten Unterhaltung, ausgehend vom Nachteil und Nutzen des Freibades für das Leben sozusagen, und geschrieben unter dem Eindruck der Meldung, dass heute Nachmittag die Royal Air Force in Alarmbereitschaft versetzt wurde, nachdem russische Langstreckenbomber entlang der schottischen Grenze Großbritannniens patrouillierten.
the great gate, Dienstag, 17. Juli 2007, 15:09
Öffentliches Freibad
ist nie verkehrt. Und gehört als sich selbst steuernder Freizeitpark für Kinder von sechs bis – keine Ahnung – 12(?) sozusagen zum Weltkulturerbe. Das Freibad as we know it geht übrigens zurück auf die preussischen Heeresreformen nach den napoleonischen Kriegen. Lustigste Anekdote, die ich im Zusammenhang mit Freibädern kenne, steht in Kafkas Tagebüchern. Dort notiert er am 14. August 1914 in gewohnt kafkaesker Klarsicht: Deutschland erklärt Russland den Krieg, nachmittags Schwimmschule
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mark793, Dienstag, 17. Juli 2007, 22:10
Preussisch –
hätte mir denken können, dass dahinter so ein Ertüchtigungsgedanke Pate gestanden haben mag. Man wird sich gesagt haben, wenn Deutschland sich mit Hilfe der kaiserlichen Marine seinen Platz ander Sonne erkämpft, dann wird man auch Kampfschwimmer brauchen. Heidewitzka...
Tja, und wenn Kafka mehr Katzencontent in seinen Tagebüchern gehabt hätte, hätt man ihn sicher schon zum Schutzpatron der Blogger ernannt. Diese Verquickung von Welthistorischem und Persönlich-Banalem, das ist wahrhaft epochal. Wie wollte man das heute noch toppen? Die Zwillingstürme in N.Y. sind eingestürzt. Nachmittags den Katz kastrieren lassen.
Wie
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the great gate, Mittwoch, 18. Juli 2007, 00:41
Die Motivlage war ein wenig anders:
Nicht der Ausbildung mariner Elitetruppen, sondern dem
in und nach den napoleonischen Kriegen auch abseits der Grande Nation erstmals aufgekommene Konzept der Volksbewaffnung sollte die Einrichtung der Bäder dienen. Das Schwimmen wie auch das von dem einschlägig bekannten Freiherrn von (?) Jahn propagierte Turnen unter Aufsicht sollte das bekanntlich als unzuverlässig geltende und im Ernstfall eher zur Renitenz neigende Gesindel (Volk) darauf vorbereiten mit Waffen "richtig" umzugehen.
Das preussische Offizierschorps hatte damals noch Angst, dass die Herren Untertanen womöglich in die falsche Richtung zielen könnten, wenn es heißt "Helm auf zum Heldentod“.
Diese Angst war unbegründet, wie sich spätesens am 14. Juli 1914 herausstellte. Inwieweit „Turn“- und „Schwimmübungen“ der hiesigen Landsmannschaften dazu beitrugen, weiß zwar der Teufel, Kafkas Eintrag scheint mir jedoch gerade wegen der unklaren Sachlage bei näherer Betrachtung irgendwie dann doch nicht ganz banal.
Übertragen auf den Tag mit den zwei Türmen, könnte sein Blog-Eintrag lauten:
„15 Uhr GEZ. Flugzeuge krachen in New Yorker Türme. Abends dritten Fernseher angeschafft, Sondersendungen“
Militärische Elite- im Sinne von Sondereinsatz-Truppen wie z.B. Kampfschwimmer sind übrigens eine relativ junge Erfindung. Federführend bei der Konzeption und Organisation waren freilich auch sozusagen preussische Offiziere, freilich als Teile der Wehrmacht und der SS.
Erstmals öffentlich in Erscheinung getreten ist so ein "SEK" bei der sogenannten Befreiung Mussolinis 1943 oder 44 (?). Die Besonderheit dabei: Die Falschirmjägereinheit operierte ohne einzuhaltende direkte Befehlskette zur militärischen Führung, die nur eine Zielvorgabe anordnete, die Operation selbst dem taktischen Ermessen des eingesetzten Truppenteils überließ.
Der "Erfolg" (Mussolinis Raushole) machte damals insbesondere im US-amerikanischen Generalstab Furore, die den Duce damals in Gewahrsam hatten. Die der Raushole zugrunde liegende Konzeption sowie ehrenwerte Herren wie die "Techniker" um Wernher von Braun gaben der politischen Führung der US-Armee wesentliche Impulse, sich nach den Erfordernissen zeitgemäßer Kriegsführung entsprechend um- und neu zu strukturieren.
Und nur, um den Eindruck zu vermeiden, ich sei ein dumpfer Komisskopf oder Waffennarr. Die Freibad-Story inkl. Jahn, Kafka und Volksbewaffnung gehören ins Arsenal der wenigen tatsächlich interessanten Infos, die ich dem Nebenfachsstudium NDL zu verdanken habe. Thema damals in den screaming 80ies war Kleist, der sozusagen als der Poet unter den preuss. Heeresreformern wirkte und unter anderem eine Novelle schrieb, in der er den seines Erachtens optimalen Soldaten als eine gelungene Mischung aus einer Marionette und einem Tanzbären beschrieb, dessen "Menschlichkeit" darin bestehen sollte, nur die in deutscher Sprache gebrüllten Befehle des preussischen Offizierscorps ausführen zu können. "In gehorsamer Selbstständigkeit" war glaube ich das Schlüsselwort, auf das es dem Herrn von Kleist seinerzeit ankam. Aus Gram, dass ihm seine Vision einer deutschen New Model Armee keiner abnehmen wollte, ging der glühende Patriot Heinrich dann mit seiner Henriette Vogl in den Wannsee, der Rest ist Literatur-Geschichte und bekannt – – – Hieß es jedenfalls damals im Seminar vom Wolfgang Kittler, dem jüngeren Bruder des einschlägig berühmten und ungleich populäreren "Medien"-Kittler (Friedrich).
Aber das nur nebenbei. Was ich eigentlich sagen wollte: Man sollte "Schwimmschulen" nicht unterschätzen.
Oder: Vielleicht gehört auch Katzen-Content zum Krieg zur Zeit.
Bekanntlich und leider weiß man auch "da" (Ernstfall) erst nachher immer mehr. (Freilich, wenn es soweit kommt, ist man oder es ohnehin wurst)
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mark793, Mittwoch, 18. Juli 2007, 09:44
Schon klar,
dass es den alten Preussen nicht um Kampfschwimmer ging. Soviel von der militärhistorischen Materie versteht auch eine luftwaffen-gediente Landratte wie ich. Aber gleichwohl finde ich Ihre Ausführungen sehr lehrreich und überzeugend, wo es darum geht, die obrigkeitlich geförderte Leibesertüchtigung zu Wasser und zu Lande in den richtigen Kontext einzupassen. Der militärische Stallgeruch des Turnens, so wie es damals propagiert wurde, stinkt ja drei Meilen gegen den Wind. Einer steht da mit der Trillerpfeife, der Rest reagiert auf die Kommandos und bewegt sich im Gleichtakt. Ich frage mich grade, ob nicht auch dem vermeintlich harmlosen Step-Aerobic das unselige geistige Erbe von Jahn und Konsorten anhaftet.
Die Sondereinsatzkommandos sind ein interessantes Feld, von dem ich leider zu wenig Ahnung habe. Ich meine, die Aliierten hätten auch diverse Kommandos am Start gehabt, und zwar nicht nur solche, welche die zu Filmruhm gekommenen "Kanonen von Navarone" ausschalteten.
Im Übrigen erzeugt das Spannungsfeld zwischen dem militärischen Prinzip Befehl-und-Gehorsam und dem Dasein als mündiger Staatsbürger auch in den Richtlinien zur inneren Führung der Bundeswehr immer noch ganz schöne Verrenkungen...
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the great gate, Mittwoch, 18. Juli 2007, 13:34
Bundeswehr kenn ich nicht,
war ich nicht dabei, sozusagen.
Der Ausflug in die Militärhistorie erfolgte ohnehin ohne Gewähr, weil ich als Zeugen nur deutsche Professoren angeben könnte, die im Zweifel bekanntlich lügen wie die Pfarrer (außerdem wars auch noch im Fach Dichtung und Wahrheit, aka NdL).
Aber alles in allem erscheint mir der skizzierte Zusammenhang zwischen vermeintlich harmlosem Freizeitvergnügen und militärpolitischen Zweck- und Zielvorstellungen durchaus plausibel.
Zu den SEKs nur noch eins, weil mir das damals im Seminar tatsächlich neu war: Das entscheidende Novum war offenbar, Truppenteile für bestimmte Einsätze zu entwickeln und auszubilden, bei deren Steuerung ganz bewusst auf die Einhaltung der klassischen Befehlstruktur und Weisungsbefugnisse verzichtet wurde.
Soweit ich weiß, gab und gibt es diese Art von partieller Autonomie innerhalb der Armee in der Bundeswehr nicht mehr; sie wurde erst wieder in Gestalt einer Grenzschutztruppe (auf Polizei- und also Länderebene) wieder eingeführt, you name them. (Obwohl, die Burschen nennen sich seit dem Einigungsvertrag anders, ich glaube sogar, dass sie auch gar kein S mehr im Kürzel haben.)
Interessant ist der bewusste Verzicht auf das unter Militärs bis dahin (1943) ja sakrosankte Prinzip des Befehlens und Gehorchens, weil paar Monate vorher ein Herr Paulus sozusagen dagegen verstoßen hatte, und den im Generalstab am grünen Tisch ausgeknobelten Befehl zum Ausbruch der ihm unterstellten so genannten 6. Armee aus ihrem gerade zurückeroberten, freilich unter schwerem Beschuss stehenden Winterquartier mit dem Hinweis verweigerte, dass es keinen Sinn habe, ein paar Hundertausend (?) Leute ohne Rückendeckung durch gepanzerte Verbände und Luftwaffe in offenes Geschützfeuer und Bombenhagel laufen zu lassen, die Führung sollte lieber sehen, dass sie bis ins kommende Frühjahr genug frische Verbände (vor allem neue Panzerwaffen, schnellere Bomber und Jagdflieger sowie Sprit) an die Frontlinie brächten, er würde seine Stellung bis dahin schon halten, dann erst wollte der Herr Paulus wie befohlen ausbrechen.
Bekanntlich kam es anders. Der Herr General hielt seine Stellung nicht, er kapitulierte, aber erst als die Rote Armee sich im Häuserkampf zuletzt bis zu 50 Meter an seinen Befehlsstand durchgekämpft hatte – und in Berlin hieß es tags darauf im Radio, eine deutsche Armee hätte sich im heldenhaften Widerstand gegen bolschewistische Horden für Führer, Volk und Vaterland geopfert. Paar Tage vorher hatte Paulus auch den so genannten Führerbefehl verweigert, sich demonstrativ die Kugel zu geben, um so der peinlichen Unterschrift mit einem wahrscheinlichen russischen Füllfederhalter zu entgehen, und wurde deshalb postwendend wegen Befehlsverweigerung unehrenhaft aus seinem Dienstverhältnis entlassen und dazu wegen Hochverrats angeklagt (und ich glaube auch im darauf folgenden Telegramm zum Tode verurteilt, damit die Historiker des Herrn Goebbels nachträglich was zu erforschen haben...) – aber kurzum: Nur Monate nach „Stalingrad“ scheint es, als sei die von Herrn Paulus an den Tag gelegte "Eigenwilligkeit" wie der Präzedenzfall eines neuen taktischen Truppenteils. Es ist zwar keine Armee gewesen, sondern nur eine Abteilung (Bataillon?) Fallschirmjäger, die mit der Anweisung befehlsunabhängig, das heißt nach eigener Einschätzung der Lage und ohne verbindliche Rücksprache (und Rückendeckung) zu operieren, an den Start gingen – aber immerhin. In Militärkreisen galt so ein Manöver als Novum, mithin against all odds, denn wo käme man denn hin als General, wenn sich rumspricht, dass nicht auf dem Kartentisch, sondern vor Ort entschieden wird, wann wer warum wohin marschieren bzw. abgeknallt werden soll/darf.
Die SEK-Burschen zur Befreiung Mussolinis hatten übrigens alle ihre Blausäure-Kapseln dabei, für den Fall, dass was schief gehen sollte, auch waren sie keinem offiziellen Verband der Wehrmacht, sondern einem inoffiziellen der Waffen-SS zugeordnet, wahrscheinlich hatten sie sogar falsche Ausweise dabei, für den Fall, dass sich die zuständigen italienischen Befehlshaber wundern sollten, warum ihre deutschen Waffenbrüder ohne vorherige Absprache in ihrem Frontabschnitt diesen Überraschungscoup starteten, was natürlich nur dann ein Problem geworden wäre, wenn die Operation nicht geklappt hätte.
Aber ich komme ins Plaudern, und wahrscheinlich haben Sie sogar recht mit Ihrem Hinweis auf die Kanonen von Navarone. Gerade fällt mir nämlich Das Dreckige Dutzend ein, wahrscheinlich gehts da genau auch darum.
Und wie gesagt, bin ja kein Kommisskopf, aber erhellend sind so kleine Ausflüge in die Vorgeschichte unserer so genannten neuen deutschen Zivilgesellschaft schon.
Denn ohne Zivilisten keine Verteidigung deutscher Interessen am Hindukusch – und sei es nur, dass sie am richtigen Platz stehen, wenn hinter den eigenen Linien die Rohr-Bombe hochgeht, um das alte Thema jetzt mal mit einem dumpfen Witz ausklingen zu lassen.
Credits: mark793 / Blog: http://www.mark793.blogger.de .
the great gate, Dienstag, 17. Juli 2007, 15:09
Öffentliches Freibad
ist nie verkehrt. Und gehört als sich selbst steuernder Freizeitpark für Kinder von sechs bis – keine Ahnung – 12(?) sozusagen zum Weltkulturerbe. Das Freibad as we know it geht übrigens zurück auf die preussischen Heeresreformen nach den napoleonischen Kriegen. Lustigste Anekdote, die ich im Zusammenhang mit Freibädern kenne, steht in Kafkas Tagebüchern. Dort notiert er am 14. August 1914 in gewohnt kafkaesker Klarsicht: Deutschland erklärt Russland den Krieg, nachmittags Schwimmschule
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mark793, Dienstag, 17. Juli 2007, 22:10
Preussisch –
hätte mir denken können, dass dahinter so ein Ertüchtigungsgedanke Pate gestanden haben mag. Man wird sich gesagt haben, wenn Deutschland sich mit Hilfe der kaiserlichen Marine seinen Platz ander Sonne erkämpft, dann wird man auch Kampfschwimmer brauchen. Heidewitzka...
Tja, und wenn Kafka mehr Katzencontent in seinen Tagebüchern gehabt hätte, hätt man ihn sicher schon zum Schutzpatron der Blogger ernannt. Diese Verquickung von Welthistorischem und Persönlich-Banalem, das ist wahrhaft epochal. Wie wollte man das heute noch toppen? Die Zwillingstürme in N.Y. sind eingestürzt. Nachmittags den Katz kastrieren lassen.
Wie
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the great gate, Mittwoch, 18. Juli 2007, 00:41
Die Motivlage war ein wenig anders:
Nicht der Ausbildung mariner Elitetruppen, sondern dem
in und nach den napoleonischen Kriegen auch abseits der Grande Nation erstmals aufgekommene Konzept der Volksbewaffnung sollte die Einrichtung der Bäder dienen. Das Schwimmen wie auch das von dem einschlägig bekannten Freiherrn von (?) Jahn propagierte Turnen unter Aufsicht sollte das bekanntlich als unzuverlässig geltende und im Ernstfall eher zur Renitenz neigende Gesindel (Volk) darauf vorbereiten mit Waffen "richtig" umzugehen.
Das preussische Offizierschorps hatte damals noch Angst, dass die Herren Untertanen womöglich in die falsche Richtung zielen könnten, wenn es heißt "Helm auf zum Heldentod“.
Diese Angst war unbegründet, wie sich spätesens am 14. Juli 1914 herausstellte. Inwieweit „Turn“- und „Schwimmübungen“ der hiesigen Landsmannschaften dazu beitrugen, weiß zwar der Teufel, Kafkas Eintrag scheint mir jedoch gerade wegen der unklaren Sachlage bei näherer Betrachtung irgendwie dann doch nicht ganz banal.
Übertragen auf den Tag mit den zwei Türmen, könnte sein Blog-Eintrag lauten:
„15 Uhr GEZ. Flugzeuge krachen in New Yorker Türme. Abends dritten Fernseher angeschafft, Sondersendungen“
Militärische Elite- im Sinne von Sondereinsatz-Truppen wie z.B. Kampfschwimmer sind übrigens eine relativ junge Erfindung. Federführend bei der Konzeption und Organisation waren freilich auch sozusagen preussische Offiziere, freilich als Teile der Wehrmacht und der SS.
Erstmals öffentlich in Erscheinung getreten ist so ein "SEK" bei der sogenannten Befreiung Mussolinis 1943 oder 44 (?). Die Besonderheit dabei: Die Falschirmjägereinheit operierte ohne einzuhaltende direkte Befehlskette zur militärischen Führung, die nur eine Zielvorgabe anordnete, die Operation selbst dem taktischen Ermessen des eingesetzten Truppenteils überließ.
Der "Erfolg" (Mussolinis Raushole) machte damals insbesondere im US-amerikanischen Generalstab Furore, die den Duce damals in Gewahrsam hatten. Die der Raushole zugrunde liegende Konzeption sowie ehrenwerte Herren wie die "Techniker" um Wernher von Braun gaben der politischen Führung der US-Armee wesentliche Impulse, sich nach den Erfordernissen zeitgemäßer Kriegsführung entsprechend um- und neu zu strukturieren.
Und nur, um den Eindruck zu vermeiden, ich sei ein dumpfer Komisskopf oder Waffennarr. Die Freibad-Story inkl. Jahn, Kafka und Volksbewaffnung gehören ins Arsenal der wenigen tatsächlich interessanten Infos, die ich dem Nebenfachsstudium NDL zu verdanken habe. Thema damals in den screaming 80ies war Kleist, der sozusagen als der Poet unter den preuss. Heeresreformern wirkte und unter anderem eine Novelle schrieb, in der er den seines Erachtens optimalen Soldaten als eine gelungene Mischung aus einer Marionette und einem Tanzbären beschrieb, dessen "Menschlichkeit" darin bestehen sollte, nur die in deutscher Sprache gebrüllten Befehle des preussischen Offizierscorps ausführen zu können. "In gehorsamer Selbstständigkeit" war glaube ich das Schlüsselwort, auf das es dem Herrn von Kleist seinerzeit ankam. Aus Gram, dass ihm seine Vision einer deutschen New Model Armee keiner abnehmen wollte, ging der glühende Patriot Heinrich dann mit seiner Henriette Vogl in den Wannsee, der Rest ist Literatur-Geschichte und bekannt – – – Hieß es jedenfalls damals im Seminar vom Wolfgang Kittler, dem jüngeren Bruder des einschlägig berühmten und ungleich populäreren "Medien"-Kittler (Friedrich).
Aber das nur nebenbei. Was ich eigentlich sagen wollte: Man sollte "Schwimmschulen" nicht unterschätzen.
Oder: Vielleicht gehört auch Katzen-Content zum Krieg zur Zeit.
Bekanntlich und leider weiß man auch "da" (Ernstfall) erst nachher immer mehr. (Freilich, wenn es soweit kommt, ist man oder es ohnehin wurst)
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mark793, Mittwoch, 18. Juli 2007, 09:44
Schon klar,
dass es den alten Preussen nicht um Kampfschwimmer ging. Soviel von der militärhistorischen Materie versteht auch eine luftwaffen-gediente Landratte wie ich. Aber gleichwohl finde ich Ihre Ausführungen sehr lehrreich und überzeugend, wo es darum geht, die obrigkeitlich geförderte Leibesertüchtigung zu Wasser und zu Lande in den richtigen Kontext einzupassen. Der militärische Stallgeruch des Turnens, so wie es damals propagiert wurde, stinkt ja drei Meilen gegen den Wind. Einer steht da mit der Trillerpfeife, der Rest reagiert auf die Kommandos und bewegt sich im Gleichtakt. Ich frage mich grade, ob nicht auch dem vermeintlich harmlosen Step-Aerobic das unselige geistige Erbe von Jahn und Konsorten anhaftet.
Die Sondereinsatzkommandos sind ein interessantes Feld, von dem ich leider zu wenig Ahnung habe. Ich meine, die Aliierten hätten auch diverse Kommandos am Start gehabt, und zwar nicht nur solche, welche die zu Filmruhm gekommenen "Kanonen von Navarone" ausschalteten.
Im Übrigen erzeugt das Spannungsfeld zwischen dem militärischen Prinzip Befehl-und-Gehorsam und dem Dasein als mündiger Staatsbürger auch in den Richtlinien zur inneren Führung der Bundeswehr immer noch ganz schöne Verrenkungen...
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the great gate, Mittwoch, 18. Juli 2007, 13:34
Bundeswehr kenn ich nicht,
war ich nicht dabei, sozusagen.
Der Ausflug in die Militärhistorie erfolgte ohnehin ohne Gewähr, weil ich als Zeugen nur deutsche Professoren angeben könnte, die im Zweifel bekanntlich lügen wie die Pfarrer (außerdem wars auch noch im Fach Dichtung und Wahrheit, aka NdL).
Aber alles in allem erscheint mir der skizzierte Zusammenhang zwischen vermeintlich harmlosem Freizeitvergnügen und militärpolitischen Zweck- und Zielvorstellungen durchaus plausibel.
Zu den SEKs nur noch eins, weil mir das damals im Seminar tatsächlich neu war: Das entscheidende Novum war offenbar, Truppenteile für bestimmte Einsätze zu entwickeln und auszubilden, bei deren Steuerung ganz bewusst auf die Einhaltung der klassischen Befehlstruktur und Weisungsbefugnisse verzichtet wurde.
Soweit ich weiß, gab und gibt es diese Art von partieller Autonomie innerhalb der Armee in der Bundeswehr nicht mehr; sie wurde erst wieder in Gestalt einer Grenzschutztruppe (auf Polizei- und also Länderebene) wieder eingeführt, you name them. (Obwohl, die Burschen nennen sich seit dem Einigungsvertrag anders, ich glaube sogar, dass sie auch gar kein S mehr im Kürzel haben.)
Interessant ist der bewusste Verzicht auf das unter Militärs bis dahin (1943) ja sakrosankte Prinzip des Befehlens und Gehorchens, weil paar Monate vorher ein Herr Paulus sozusagen dagegen verstoßen hatte, und den im Generalstab am grünen Tisch ausgeknobelten Befehl zum Ausbruch der ihm unterstellten so genannten 6. Armee aus ihrem gerade zurückeroberten, freilich unter schwerem Beschuss stehenden Winterquartier mit dem Hinweis verweigerte, dass es keinen Sinn habe, ein paar Hundertausend (?) Leute ohne Rückendeckung durch gepanzerte Verbände und Luftwaffe in offenes Geschützfeuer und Bombenhagel laufen zu lassen, die Führung sollte lieber sehen, dass sie bis ins kommende Frühjahr genug frische Verbände (vor allem neue Panzerwaffen, schnellere Bomber und Jagdflieger sowie Sprit) an die Frontlinie brächten, er würde seine Stellung bis dahin schon halten, dann erst wollte der Herr Paulus wie befohlen ausbrechen.
Bekanntlich kam es anders. Der Herr General hielt seine Stellung nicht, er kapitulierte, aber erst als die Rote Armee sich im Häuserkampf zuletzt bis zu 50 Meter an seinen Befehlsstand durchgekämpft hatte – und in Berlin hieß es tags darauf im Radio, eine deutsche Armee hätte sich im heldenhaften Widerstand gegen bolschewistische Horden für Führer, Volk und Vaterland geopfert. Paar Tage vorher hatte Paulus auch den so genannten Führerbefehl verweigert, sich demonstrativ die Kugel zu geben, um so der peinlichen Unterschrift mit einem wahrscheinlichen russischen Füllfederhalter zu entgehen, und wurde deshalb postwendend wegen Befehlsverweigerung unehrenhaft aus seinem Dienstverhältnis entlassen und dazu wegen Hochverrats angeklagt (und ich glaube auch im darauf folgenden Telegramm zum Tode verurteilt, damit die Historiker des Herrn Goebbels nachträglich was zu erforschen haben...) – aber kurzum: Nur Monate nach „Stalingrad“ scheint es, als sei die von Herrn Paulus an den Tag gelegte "Eigenwilligkeit" wie der Präzedenzfall eines neuen taktischen Truppenteils. Es ist zwar keine Armee gewesen, sondern nur eine Abteilung (Bataillon?) Fallschirmjäger, die mit der Anweisung befehlsunabhängig, das heißt nach eigener Einschätzung der Lage und ohne verbindliche Rücksprache (und Rückendeckung) zu operieren, an den Start gingen – aber immerhin. In Militärkreisen galt so ein Manöver als Novum, mithin against all odds, denn wo käme man denn hin als General, wenn sich rumspricht, dass nicht auf dem Kartentisch, sondern vor Ort entschieden wird, wann wer warum wohin marschieren bzw. abgeknallt werden soll/darf.
Die SEK-Burschen zur Befreiung Mussolinis hatten übrigens alle ihre Blausäure-Kapseln dabei, für den Fall, dass was schief gehen sollte, auch waren sie keinem offiziellen Verband der Wehrmacht, sondern einem inoffiziellen der Waffen-SS zugeordnet, wahrscheinlich hatten sie sogar falsche Ausweise dabei, für den Fall, dass sich die zuständigen italienischen Befehlshaber wundern sollten, warum ihre deutschen Waffenbrüder ohne vorherige Absprache in ihrem Frontabschnitt diesen Überraschungscoup starteten, was natürlich nur dann ein Problem geworden wäre, wenn die Operation nicht geklappt hätte.
Aber ich komme ins Plaudern, und wahrscheinlich haben Sie sogar recht mit Ihrem Hinweis auf die Kanonen von Navarone. Gerade fällt mir nämlich Das Dreckige Dutzend ein, wahrscheinlich gehts da genau auch darum.
Und wie gesagt, bin ja kein Kommisskopf, aber erhellend sind so kleine Ausflüge in die Vorgeschichte unserer so genannten neuen deutschen Zivilgesellschaft schon.
Denn ohne Zivilisten keine Verteidigung deutscher Interessen am Hindukusch – und sei es nur, dass sie am richtigen Platz stehen, wenn hinter den eigenen Linien die Rohr-Bombe hochgeht, um das alte Thema jetzt mal mit einem dumpfen Witz ausklingen zu lassen.
Credits: mark793 / Blog: http://www.mark793.blogger.de .
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