Mittwoch, 23. April 2008
Versehrte Gedichte aus dem Altenheim
Postoperative Krise (schneller/tot)
Paul Kröne nähert sich
Im Laufschritt der Ampel
Vor dem Seniorenhort

Die springt, kaum ist er dort
Von Gelb auf Rot

Was soll der Scheiß?
Fragt sich Paul Kröne
Und wäre einmal mehr
Viel lieber –
Schneller

Verstoß gegen die Regel vom Heben und Senken
Pflegerin namens Diefenbach
Legt ständig Pflegefälle flach
Nicht im Dienst, is klar
Steigt ihr doch sonst
der Chef aufs Dach
Nicht wahr


Ohne Titel
Ich sah aus wie die Tiller
Sagt von sich Astrid Miller
Laut Pass heißt sie Lina
Nennt sich oft auch von Feit
Will auch schon mal in China
Gewesen sein

Sorgt für Streit in der Gruppe
Sitzt zu Mittag
Allein vor der Suppe



Am Teich
Beim Füttern der Enten
Herrscht eisiges Schweigen
Nur Sebastian Wacht
Er gehört zu den Dementen
Lacht


Vier Uhr Früh
Ernst Löwe findet Schuhe nicht
Missachtet seine Ruhepflicht
Bis er wieder vergisst,
dass gleich Gymnastikstunde ist


Ein Paar
Gerd und Dagmar Horn
Geborene Saschen
Trinken Doppelkorn
Tun es heimlich und leise
Täglich und literweise
Verstecken die Flaschen
in Umwelttaschen

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Freitag, 4. April 2008
DIE AUSSENPOLITIK DER VÖGEL
Gedicht vom alten Juden

Hat der Mensch keine Wünsche mehr? Muss er sich nur noch richten, warten, buckeln? Ist das anstehn alles? Kann er nichts? Hat er sonst nichts gelernt? Er jammert mir zuviel, der Herr. Ich denk, er lügt wie gedruckt. Draußen wachsen doch die Nüss. Warum tut er so hohl wie ein leeres Blatt Papier, worauf ein windiger Vogel geschissen?

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Samstag, 29. März 2008
Transrapid Express


Verrückte Welt. Beckstein hockt auf der Bettkante, unfähig sich seine linke Socke über den Fuß zu streifen. Er starrt in diesen schwarzen Fetzen Seidenwolle, stöhnt. Sie haben ihn verarscht wie er noch nie verarscht worden ist. Am liebsten würde er jetzt einfach in seine Unterhose pissen. Es laufen lassen, einfach laufen lassen. Noch lächerlicher kann er sich gar nicht fühlen. Er ist der Präsident und diese Schweine haben ihn belogen. Und Marga hinten, schnarcht.

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Mittwoch, 27. Februar 2008
Geht doch
Seit vorgestern ist der Babyfaschismus im Baader wieder abgeschafft. Das dumme Verbot ist von Sonntag bis Donnerstag ab 22 Uhr per Ukas der Geschäftsführung außer Kraft. Das Scheißthema ist kein Thema mehr. Wer dagegen ist, muss ab jetzt die Bullen holen, weil es vernünftigen Leuten wurscht ist, wer zu einer geschlossenen Gesellschaft gehört. Sehr elegante Lösung. Liebe Maike, wenn du einen zum heiraten brauchst – jederzeit.

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Dienstag, 22. Januar 2008
Showdown – super spannend
Seit einer Stunde spuckt Bernankes Dollardruckmaschine Liquidität; Frau Dax sagt, nein Danke – und spätestens in zwei Stunden fliegen womöglich wieder ein paar Bänker aus ihren Welthandelstürmen. God bless america!

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Sonntag, 2. Dezember 2007
Modern Lovers
Ich liebte einst
ein Mädchen
So jung
Und wunderschön
Dass wir uns
trennen mussten
Ich möcht sie
wieder
sehn

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Brot
für die Welt
Die Butter
bleibt
bei uns

(#2 Die Außenpolitik der Vögel)

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Freitag, 23. November 2007
Obacht Gabi

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Samstag, 20. Oktober 2007
MADONNA MUSIC WELTREVOLUTION KLEINFAMILIE RAF SOZIOLOGIE FREIHEIT BOB DYLAN MUSIK TON STEINE SCHERBEN MENSCH DU MEIER
Der Mariannenplatz war blau, soviel Bullen waren da,
und Mensch Meier mußte heulen, das war wohl das Tränengas.
Und er fragte irgendeinen: "Sag mal, ist hier heut 'n Fest?"
"Sowas ähnliches", sagt der andre, "das Bethanien wird besetzt."
"Wird auch Zeit", sagte Mensch Meier, stand ja lange genug leer.
Ach, wie schön wär doch das Leben, gäb es keine Pollis mehr.
Doch der Einsatzleiter brüllte: "Räumt den Mariannenplatz,
damit meine Knüppelgarde genug Platz zum Knüppeln hat!"

Doch die Leute im besetzten Haus
riefen: "Ihr kriegt uns hier nicht raus!
Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich
Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus."

Der Senator war stinksauer, die CDU war schwer empört,
daß die Typen sich jetzt nehmen, was ihnen sowieso gehört.
Aber um der Welt zu zeigen, wie großzügig sie sind,
sachten sie: "Wir räumen später, lassen sie erstmal drin!"
Und vier Monate später stand in Springer's heißem Blatt,
daß das Georg-von-Rauch-Haus eine Bombenwerkstatt hat.
Und die deutlichen Beweise sind zehn leere Flaschen Wein
und zehn leere Flaschen können schnell zehn Mollies sein.

Doch die Leute im Rauch-Haus
riefen: "Ihr kriegt uns hier nicht raus!
Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich
Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus."

Letzten Montag traf Mensch Meier in der U-Bahn seinen Sohn.
Der sagte: "Die woll'n das Rauch-Haus räumen,
ich muß wohl wieder zu Hause wohnen."
"Is ja irre", sagt Mensch Meier "sind wa wieder einer mehr
in uns'rer Zweiraum Zimmer Luxuswohnung und das Bethanien steht wieder leer.
Sag mir eins, ha'm die da oben Stroh oder Scheiße in ihrem Kopf?
Die wohnen in den schärfsten Villen, unsereins im letzten Loch.
Wenn die das Rauch-Haus wirklich räumen,
bin ich aber mit dabei und hau den ersten Bullen,
die da auftauchen ihre Köppe ein.

Und ich schrei's laut:
"Ihr kriegt uns hier nicht raus!
Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich
Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus."

3x Und wir schreien's laut:
"Ihr kriegt uns hier nicht raus!
Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich
Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus."



ANMERKUNGEN
"Der Mariannenplatz war blau" = damit will Rio Reiser sagen, daß so viele Polizeiwagen da waren, daß die Sirenen den Platz in ein Blau hüllten, außerdem waren selbst die Polizeiwagen und Uniformen der Berliner Polizei blau (bis zur Einführung des bundeseinheitlichen Grün-Weiß Mitte der 70er Jahre)
"hau den ersten Bullen, die da auftauchen, ihre Köppe ein" = im Original lautete der Text erst: "hau dem ersten Bullen, der da aufkreuzt, was auf seine Fingerlein"
"das ist unser Haus" = im Original lautete der Text beim zweiten Refrain am Ende:"Das ist unser Haus - wenn ihr Bombenleger sucht, schmeißt doch die Amis raus."
"stand in Springer's heißem Blatt" = einer Zeitung des Axel Springer Verlages (BILD...). In Springers BZ stand "Bastelten Bethanien-Besetzer die Bomben?"
"Schmidt" = gemeint ist Günter Schmidt; Immobilienkaufmann
"Schmidt und Press und Mosch" = Erbauer und Spekulanten des Kreuzberger Neuen Zentrums; der Name bezeichnet ein Sanierungsgebiet nördlich des Kottbusser Tors in Berlin, welches bis 1974 in eine Vorzeigegegend der Kreuzberger Industrie umgewandelt werden sollte; in diesen Bereich fiel auch das Rauch-Haus. (Quelle: Die Welt; 3.12.1970)
Ton, Steine Scherben waren sozusagen die erste richtige Hausbesetzerband. Oft haben sie sich vor einem Konzert in einer Stadt beratschlagt, wo ein leeres Haus steht und was darauf gemacht werden könnte. Nach den Konzerten haben sie mit dem Publikum diskutiert, was oft daraus hinauslief, daß alle zusammen das Haus besetzten und so der Jugend oder alternativen Szene einen neuen Jugenklub, Proberaum oder so verschafften. So war es auch bei der Besetzung des Georg von Rauch-Haus am 8.12.1971. Ton Steine Scherben spielten in der Alten TU-Mensa bei einem "Teach in" zur Erschießung des Mitglieds der Gruppe "Bewegung 2. Juni" Georg-von-Rauch und besetzten danach das Haus. Reiser war dabei und hat während der Besetzungszeit den Song geschrieben. Diese Hausbesetzung war übrigens erst die zweite in Berlin. Benannt wurde das Haus nach Georg von Rauch, der am 4.12.1971 bei seiner Verhaftung von der Polizei erschossen wurde.
Dieser Song hat mich zu dem Lied "Tacheles" inspiriert, nachdem ich von der drohenden Räumung gehört habe.


credits: Andreas Baader, Staatliches Gymnasium Pfarrkirchen, www.galerie-noir.de/RauchHaus/RauchHausSong.html

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Freitag, 19. Oktober 2007
Schauspieleretude
Keine Zeit
Keine Zeit
Keine Zeit
Keine Zeit?
Keine
Zeit. Keine –
Zeit?
Keine Zeit.
Keine, Zeit?
Keine – Zeit
KEINE ZEIT!
Keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit
Keine! Zeit?
Keine Zeit

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Mittwoch, 19. September 2007
9/11

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