Donnerstag, 27. September 2007
Betteln und Hausieren verboten
Unter den Arkaden der Samen- und Pflanzenhandlung Dehner an der Ecke Frauen- und Reichenbachstraße am Münchner Viktualienmarkt kniet ein junger Mann und bittet mit ausgestreckten, zu einer Schale geformten Händen Passanten stumm um Geld. Stundenlang, jeden Tag

– Sagen Sie, wo haben Sie denn diesen schönen hellblauen Pullover her? Aus der Altkleidersammlung?

– Hä?

– Können Sie nicht mit einem Ball jonglieren?

– Hä?

– In der Fußgängerzone gibt’s einen Einbeinigen, der hat zwei Krücken, und der jongliert mit einem Ball.

– Hä?

– Mit einem Fußball. Der hat auch ein Fußballertrikot an.

– Hä?

– Dem schaun schon Viele zu, der kriegt auch was.

– Hä?

– Stimmt das eigentlich, dass Sie zu einer organisierten Bande gehören?

– Hä?

– Sagen Sie, tut Ihnen das nicht weh?

– Hä?

– Das muss Ihnen doch weh tun. So stundenlang auf dem Betonpflaster knien

– Hä?

– Und dann auch noch mit ausgestreckten Armen. Das muss doch auch total anstrengend sein.

In der Geldautomaten-Filiale der Münchner Stadtsparkasse am Gärtnerplatz kauert in der Ecke hinter dem elektronischen Service-Pult ein Obdachloser. Er hofft, dass ihn die Überwachungskamera dort nicht erfasst. Draußen regnet es seit Stunden. In der Geldautomaten-Filiale herrscht ein bestialischer Gestank.

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Samstag, 22. September 2007
München begrüßt die Welt:

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Freitag, 21. September 2007
Herbst Gestern Und Heute
Argumentieren heute. Wissen, Bildung und Beruf. Wie geht das eigentlich? Die Kunst dabei ist, alles Mögliche auf denkbar einfachste Weise aufeinander zu beziehen. Der Dinosaurier Aldi hat seine Preise erhöht. Schimanski über die Romantik. Was sich an Falschheit zu sehr aufdrängt, wird aus Notwehr einfach auch falsch verstanden. Das war schon 77 so, als nach 44 Tagen Diskussionsterror die Schülerin März kurz vor der großen Pause erklärte, Herr Lehrer, meine Meinung zur Todesstrafe ist ganz einfach die, dass ich keine habe, ehrlich, denn der Tourismus hat mich noch nie interessiert. In der Klasse großes Gelächter, trotzdem musste nach dem Austausch aller Argumente natürlich abgestimmt werden, ob eine Revolution verboten ist. 18 waren dafür. Sieben dagegen. So hatte die BRD also auch im Deutschunterricht der gymnasialen Mittelstufe den ersten Krieg ihrer noch jungen Geschichte mit Bravour gewonnen. Drei Jahre zuvor waren die Primaner baff erstaunt an ihrem ersten Tag im neuen Gymnasium von fröhlichen RAF-Parolen begrüßt worden, die in grellem Rot sehr fett auf weiße Klinkerwände gesprayt demonstrierten, dass die Abiturienten des vorangegangen Jahrgangs keine Lust mehr hatten zu scherzen. Oder eben doch? Diese Frage stand die drei Jahre wortlos im Raum. Schmidt hat sie schließlich beantwortet. Und über Nacht war geboren, was es bis dahin in der BRD noch nicht gab: der Staat. Ja so war das.

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Mittwoch, 19. September 2007
9/11

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Montag, 17. September 2007
Die Macht des Schicksals
Als Verdi sieben Jahre nach der Uraufführung von Il Forza del Destino in St. Petersburg auf Grund zahlreicher Kritik und vergleichsweise geringer Resonanz seine Oper einer grundlegenden Überarbeitung unterzog, wurden nicht nur vorhandene Teile der Partitur verändert, sondern in mehreren Fällen völlig neu geschrieben.

Abgesehen von kleineren Bearbeitungen der Bässe handelt es sich vor allem um die Ausgestaltung des Vorspiels zu einer regelrechten Ouvertüre, die weitgehende Neuinstrumentierung des Dritten Aktes und vor allem um die gänzliche Neufassung der Schlussszene:

Aus der melodramatischen Schlusskatastrophe (mit Fluch auf die Menschheit) wurde ein vergleichbar versöhnlich-friedvoller Vereinigungsabgesang.

Na also!


Il Forza del Destino
Oper in vier Akten
Erstfassung (St. Petersburg 1862)

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Freitag, 14. September 2007
ELOGE FÜR DR. ANGELA MERKEL
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr
Wer jetzt arbeitslos ist, der wird es lange bleiben
Frau Merkel hat den Wohlstand ausgerufen
Wer nicht dran glaubt, wird auch nicht selig/unterstützt
Die Ämter funktionieren
Die Zeitungen erscheinen
Im Fernsehn kommt Bruce Willis
Und keiner stirbt allein
Gern zahlt wer lebt für eine Bundeswehr

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Donnerstag, 13. September 2007
Toibaman-Special – SEYCHELLEN (Hörspiel/Auszug)
(...)
LIFE IS A PROOF IN WHICH WE MOVE

SZENE AUSSEN/INNEN
DIPLOMAT
Man weiß es nicht. Die einen behaupten, er habe ein Sprachprogramm erfunden, mit dem sich Mandarin in jedes verwandte Idiom übersetzen lässt –
SCHNITZELBERG
Nein, Ami, noch mal, ich habe der Milla deine Handy-Nummer nicht gegeben.
DIPLOMAT
– dann heißt es, er hätte in den 90ern mit den Leuten von Deng Tiao Ping einen Deal gemacht und der indischen IT-Industrie die Tür nach China aufgestoßen.
SCHNITZELBERG
Warum soll ich dich anlügen?
DIPLOMAT
Sicher ist, dass er einen direkten Draht nach Peking haben muss. Sonst wäre er nie Chinas populärster Weblogger geworden, –
SCHNITZELBERG
Ich lüg dich nicht an!
DIPLOMAT
– was er laut USA today angeblich ist.
SCHNITZELBERG
Nein, ich habe dich nicht angelogen
DIPLOMAT
Im Munzinger-Archiv und im deutschen Who is who steht er nicht.
SCHNITZELBERG
Weil dich das auch nichts angeht!
DIPLOMAT
In Europa weiß man eigentlich nur, dass er stinkreich ist und laut Forbes-Magazin nach Disney und Bertelsmann
SCHNITZELBERG
Wer schreit hier rum?
DIPLOMAT
inzwischen drittgrößter ausländischer Content-Provider der IT-Netze Südostasiens –
SCHNITZELBERG
Ich schreie hier nicht rum?
DIPLOMAT
– nota bene: aller Netze, nicht nur der offiziellen, vom Staat kontrollierten.
SCHNITZELBERG
Weißt du was, ruf sie doch selber an!
DIPLOMAT
Natürlich sind das alles nur Gerüchte. Aber irgendwas muss dran sein.
SCHNITZELBERG
Nein, Ami. Du wirst nicht gedemütigt. Und es macht sich auch niemand lustig über dich.
DIPLOMAT
Und Sie sehen ja, wie dieser Schnitzelberg arbeitet: Das ist nicht low-budget, das ist nicht mal no-budget, das ist noch weniger als ganz ohne Team.
SCHNITZELBERG
Würde der Frau. Würde der Frau. Ich kann den Krampf nicht mehr hören.
DIPLOMAT
Der Mann tourt sozusagen ohne Stab, nur mit seiner Mini-Entourage, seit etwa zwei Jahren durch die Weltgeschichte und produziert diese komischen Filmchen, die er dreisprachig ins Netz einspeist.
SCHNITZELBERG
Nein du spinnst – und zwar gewaltig
DIPLOMAT
Was die Chinesen daran finden, ist mir völlig schleierhaft.
SCHNITZELBERG
Spar dir dein ordinäres Gerede, Ami. Das passt nicht zu dir.
DIPLOMAT
Die letzte Folge, die ich gesehen habe, lief vergangenen Sommer, völlig bizarre Szene, –
SCHNITZELBERG
Ich habe mich nicht durch das Staatsballett gefickt.
DIPLOMAT
– aufgenommen in der Modern Tate Gallery, in der er vor dem Hai von Damien Hirst eine Art Gedicht vorträgt und im Hintergrund zwei Frauen aufeinander einprügeln.
AMERICA KOLLIER
Weißt du was, Schnitzelberg, du wirst immer dümmer!

LIFE IS A PROOF IN WHICH WE MOVE



SZENE AUSSEN
Mörsergranaten und vereinzeltes Maschinengewehrfeuer setzt ein und beginnt sporadisch in beruhigender Entfernung zu rattern.

MALER HAHA
Wissen Sie, warum die eigentlich schießen? Es kann doch nicht sein, dass die hier dauernd schießen, nur weil diese Tochter verschwunden ist?

SCHALER
Sie meinen die Präsidententochter? Ja die ist sicher nur ein Vorwand.

MALER HAHA
Aber es muss doch einen Grund geben, wieso die uns beschießen?

SCHALER
Wahrscheinlich haben sie nichts Besseres zu tun.

LIFE IS A PROOF IN WHICH WE MOVE

(...)

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