Sonntag, 31. Mai 2009
Einer aus zig Millionen
Also die Lottozahlen wieder in der heutigen Ausspielung, die waren ja wieder so einfach, da hätte ich mich ja geschämt, wenn ich die gehabt hätte.

17, 18, 39, 43 und so weiter. Also bitte, so was zu tippen, das ist doch jetzt echt keine Kunst. Da könntest ja gleich einfach nur zufällig irgendwo deine Kreuzerl in die Kasterl machen und warten bis sie kommen. Wo ist denn da eine Leistung? Also wenn ich einmal gewinne, dann will ich schon sechs Richtige. Ich meine, wenn ich mir schon die Arbeit mach, und mir sechs so Zahlen aussuchen muss, für die Millionen, ja dann such ich mir doch welche, die was taugen, die was hermachen, eine 1 zum Beispiel oder den Zehner, oder ich schaue mir diese 49 Zahlen als einen Haufen kleine viereckigen Kasterl in einem großen viereckigen Kasterl an und suche mir eine schöne geometrische Figur, die nach was ausschaut, ordentlich, verstehn`S, nicht zufällig, das kann ja jede Depp! Oder ich tu mit den Zahlen rechnen und gehe mathematisch vor, und nehme mir zum Beispiel eine Zahl aus dem Mittelfeld und dann eine darüber, und dann subtrahiere ich, und das Ergebnis ist dann die nächste Zahl, und das mache ich zwei mal, und schon habe ich sechs Richtige. Oder ich addiere, ich könnte auch multiplizieren oder dividieren, die Mathematik setzt mir ja keine Grenzen diesbezüglich. Oder ich gehe nach der Optik und suche mir eine ansprechende Konstellation in dem Kasterl, irgendwas Geometrisches vielleicht oder so was eher Lineares, das was bedeutet, wie ein Gesicht, man kann natürlich auch mit der Geschichte arbeiten und ein Datum nehmen. Ich meine nicht den Geburtstag, sondern ein richtig wichtiges Datum, etwas Historisches, die Fußballweltmeisterschaft 1974 oder so, mit allen daraus folgenden Konsequenzen, die sich dann rechnerisch ergeben, also in diesem Fall 1, 9, 7, 4, 19 und äh 74 geht nicht – also Sie sehen, einfach ist es nicht. Da muss man schon nachdenken. Moment. Logisch. Jetzt hab ich die Lösung. Ganz klar. Die richtige Zahl wäre 21. Denken´S nach, dann kommen´S auch sofort darauf, warum. Ich sage nur: Ergebnis! Sehn`s. So geht´s! So spielt man richtig Lotto. Denken! Nicht einfach bloß raten! Das kann ja jeder. Durch Zufall kommt einer nie auf seine sechs Richtigen. Es ist schon so, wie der Herr Guttenberg immer sagt. Ohne Leistung gibt es nix. Wer keine Leistung bringt, ist selber schuld, wenn er nicht aus der Insolvenz herauskommt. Wer sich nicht anstrengt, und nicht arbeiten mag, der muss halt schauen, wo er bleibt und hat selber die Verantwortung, wenn er immer nur Pech hat. So ist das halt im Leben. Und im Lotto ist es nicht anders. Das Glück kommt zum Tüchtigen, weil es ihm gehört. Er muss sich halt bloß, wie gesagt, die richtigen Zahlen suchen. Dann findet er sie auch irgendwann, und dann passt das schon.
Ganz anders ist das natürlich bei der Glücksspirale. Da geht es bekanntlich um einen guten Zweck, und das ist natürlich eine ganz andere Geschichte, Da kommst du mit Logik allein und Leistung nicht sehr weit. Außerdem hast ja sowieso keinen Einfluss auf die Zahl. Die steht ja auf dem Zettel drauf. Oder Totto – na ja. Auch nicht so einfach.

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Samstag, 28. Februar 2009
Wie sich die Zeiten ändern. Oder auch nicht
"In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt. Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt. Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein."
Marx, 1857

„Indem der Kapitalismus allen Ländern seine Wirtschafts- und Verkehrsweise aufdrängt, hat er die ganze Welt in einen einzigen ökonomischen und politischen Organismus verwandelt. Wie der moderne Kredit Tausende von Unternehmern durch ein unsichtbares Band verknüpft und dem Kapital eine erstaunliche Beweglichkeit verleiht, viele kleine Privatbankrotts verhindert, damit aber zugleich die allgemeinen Wirtschaftskrisen zu unerhörten Ausmaßen steigert - so hat auch die ganze ökonomische und politische Arbeit des Kapitalismus, sein Welthandel, sein System monströser Staatsschulden sowie die politischen Gruppierungen von Nationen, die alle Kräfte der Reaktion in eine Art weltweite Aktiengesellschaft einbeziehen, nicht nur allen einzelnen politischen Krisen entgegengewirkt, sondern auch den Boden für eine soziale Krise von unerhörten Ausmaßen bereitet."
Trotzki, 1905


„Früher konnten Sie davon ausgehen, dass jemand, der mit 65 in Rente geht, mit durchschnittlich 75 Jahren stirbt. Das ist heute nicht mehr der Fall. Für Kunden ist das längere Leben inzwischen finanziell "riskanter" als der Tod.“
Diekmann, Vorstandschef der Allianz, 2009

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Sonntag, 15. Februar 2009
BEST OF BERLINALE 09
Der alte Diederichsen, den alten Kosslick im Arm, über die rauchenden Trümmer der deutschen Filmförderung stolpernd, vor einer frisch geschlossenen Dependance der Pro7Sat1Media:

Nicht das Geringste dagegen, dass immer mehr Filmemacher sich an Christian Petzold (und Ulrich Köhler oder Christoph Hochhäusler) orientieren. Aber wisset, deutsche Regisseure! Ihr habt die ostdeutsche Provinz nur von euren Kindern geliehen. Wenn die letzte Mall-Tristesse verfilmt, die letzte Löwenzahn-überwucherte Brache ausgeleuchtet und der letzte brandenburgische Teich von euren Hauptdarstellern durchschwommen wurde, werdet ihr einsehen, dass man gebrauchte Tom-Tykwer-Kulissen nicht essen kann.

Aus dem Off wieherndes Gelächter der Insovenzverwalter

(Diederichsen-Zitat aus Der Weg nach innen, seiner taz-Kolumne vom 11. 02.09)

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Montag, 26. Januar 2009
Musik Zur Zeit

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Donnerstag, 1. Januar 2009
Kassam
Wie blöd kann man eigentlich sein? Seit dem sechs.tage krieg, seit jom-kipur, kurzum, seit mehr als 30 Jahren, jammert die arabische welt, dass sie nicht siegen kann,, bildet inzwischen sogar kinder zu soldaten (intifada), setzt sogar ein ganzes Land aufs Spiel. Ja, was wollt ihr Trottel denn? Wollt ihr verhungern? Öike in rhe Sahel-Zooe? Wollt ihr Zunanime-Tourismus-Zone werden? Oder seid ihr wirklich so blöd? Hört auf zu schießen, schickt eure blöden jungen Mullahs in die Wüste, lernt mit Stäbchen essen, und alles wird gut.

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Dienstag, 9. Dezember 2008
Athen, Non-Georgia
Für alle münchner Google-Mapper-Soziologen: Schaut nach, wo genau Athen, Thesaloniki etc. in Flammen steht und ihr wisst, wo die ihre Maximilian- und Hohenzollernstraßen haben. Und das war´s auch schon für heute, natürlich nicht ohne wie immer good luck and good night noch zu sagen and fight the power, nicht wahr. Auch du bist Griechenland!

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Sonntag, 30. November 2008
Es interessiert niemanden
Die Bayerische Landesbank kostet den Freistaat Bayern jetzt also ein Viertel seines Jahresetats, für sagenhafte 20 Milliarden wird Bayern darüber hinaus kurzfristig bürgen, dass das nicht mal bis Ende März 09 reichen wird, ist allen Beteiligten klar und wird auch jederzeit zugegeben, aber kein Mensch will wissen: warum eigentlich?

Es genügt offenbar, dass ein Sparkassen-Sprecher erklärt, schuld an der Krise, sei die Krise, ein Bankvorstand beschämt hinzufügt, "genau so ist es, aber nicht nur, denn schuld sei natürlich auch die schlechte Lage", dann darf der Seehofer stellvertretend für das Publikum kurz dumm aus der Wäsche schaun, zwei mal nicken und sich für das konstruktive Gespräch bedanken. Schon ist der Fall kein Thema mehr, sondern erledigt.

Aber. Warum braucht denn diese Bank dauernd Geld vom Staat? Was sind das denn für Geschäfte, die derart hohe Verluste erwirtschaften? Diese Fragen stellt niemand. Das gehört sich offenbar nicht. Betriebsinterna. Bankgeheimnis. Das Unternehmen veröffentlicht bekanntlich vierteljährliche Abschluss-Bilanzen, heißt es. Und wie´s innen drin aussieht geht keinen was an.

Dabei wäre es ganz einfach, herauszufinden, was die LB an Geldschluckern in ihren Büchern stehen hat. Gibt sicher genügend frustrierte Angestellte, die spätestens, wenn sie morgen, Montag, ihre Kündigung im Postfach liegen haben, gerne darüber Auskunft geben, mit wem welche Verträge warum wo abgeschlossen wurden, und es gibt dazu genügend Kunden, counterparts und Konkurrenten, die – wird fortgesetzt.

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Freitag, 24. Oktober 2008
Marijuana
Wer den Schaden hat, braucht sich um Spott nicht zu sorgen. Stimmt. Geht sogar inzwischen soweit, dass wer den Dachschaden immer schon weg hatte, weil er von den fundamentals seiner christlich-abendländisch kapitalistisch-demokratischen Weltordnung felsenfest überzeugt ist, sich um seine lächerliche Vorstellung, dass ihm der Himmel auf den Kopf fallen könnte, weil ihm seine „Wirtschaft“ und sein „Staat“ unterm Arsch wegbrechen, seit heute auch keine Sorgen mehr machen muss.

Denn heute ist wieder mal Weltuntergang.
Es herrscht wieder mal nackte Panik, dass der ganze Schrott, an den man geglaubt hat, nichts wert ist und einem schon in der nächsten Stunde keiner mehr abkaufen wird, was man heute früh um neun noch geglaubt hat, einem Bank-Analysten abnehmen zu müssen, weil doch die Charts und die Informationen und das Maßnahmenpaket der Regierung und überhaupt die Anzeichen, dass sich die Märkte doch endlich auch mal stabilisieren oder wenigstens ein bisschen stabilisieren äh müssen, müssten, äh sollten, sollen... Ach du Scheiße – rette sich wer kann...

Von Frankfurt über London bis nach New York gellt also in diesen Stunden wieder mal der verzweifelter Schrei: „Wohin bloß mit dem ganzen Scheiß?“ und gerade die mit der Materie der kapitalistischen Wertvermehrung vertrautesten Insider denken nur noch ans „Raus hier!“ und werden buchstäblich stocknarrisch, weil sie heute nicht mal mehr einen Ausgang in irgendeinen scheißsicheren Hafen für sich und ihre eigentlich doch so überzeugend wirkenden Wertanlagen sehen.

Neu daran ist, dass sich der heutige Crash wohl auf die Psyche der ihren Dachschaden für normal haltenden Damen und Herren Bürger und Bürgerinnen aller Bildungsmilieus und Einkommensschichten schlagen und sicher bemerkenswerte Spuren hinterlassen wird. Nachdem viele schon arg ins Grübeln gekommen sind in den vergangenen Monaten, werden die ersten jetzt wirklich Angst bekommen bei der Vorstellung, wie denn das jetzt so weitergeht, wenn es so weitergeht. Und bei nicht wenigen, insbesondere angeblich gebildeten Leuten wird man auch „erste Anzeichen von Verrücktheit“ feststellen müssen, wie sie der Thomas Bernhard in seiner kleinen Prosa „Gehen“ seinerzeit absolut großartig beschrieben hat.

Und das sind nun wirklich keine schönen Aussichten, wenn die in ihren Berufen und Stellungen über Jahre und Jahrzehnte verblödeten und ums Denken gebrachten nun auch noch richtig verrückt werden, weil sie dem guten alten einfachen Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate nur noch mit dem blanken Wahnsinn begegnen können, dass dieses Gesetz doch nicht stimmen darf, da sie doch so fest daran glauben und immer wieder in ständigen Variationen wiederholt haben, dass es nicht stimmen kann!

Nein, schöne Aussichten sind das nicht. Auch wenn es zu sehr vielen, sehr lustigen Szenen und Kapriolen kommen wird in den Parlamenten und nicht nur in den Parlamenten.

Und wirklich helfen wird man den zu Deppen gemachten Helden und Heldinnen der freien und sozialen Marktwirtschaft auch nicht können, denn es ist ja ihr Spiel, das ihnen nun also so übel mitspielt und sie bis an ihr gemeinsames bittere Ende treiben wird, solange sie es nicht kapieren.

Also das einzige, was mir auf Anhieb einfiele, um sie wenigstens vor den ganz groben, ganz überraschend über sie hereinbrechenden Psychosen zu bewahren, wäre, ihnen ein wenig Marijuana zu empfehlen. Nicht viel. Nur gerade so viel, dass sie an und erst mal nur für sich merken, dass und wie relativ dieses komische Ding ist, von dem sie glauben es wäre ihr gesunder, von der Erfahrung geschulter und je nach Bedarf konstruktiv, kritisch oder sonst wie eingestellter Verstand.***


Wer kapieren will, was an den Börsen und nicht nur an den Börsen los ist, und noch weiß, dass Begriffe nicht nur was zum Werbetexte basteln sind, kann sich, aber das ist ja nun auch nichts Neues und wird enem Deppen in seiner Not auch nicht wirklich weiter helfen, auf folgender Website informieren: www.gegenstandpunkt.de Aktuelle Empfehlung: Die Diskussions-Protokolle der jours fixes

Das wäre dann mein vernünftiger Vorschlag zum heutigen Schwarzen Freitag. Dem wievielten eigentlich inzwischen?

***Dies soll nicht als Plädoyer genommen werden, durch Kiffen eventuell das kleine bürgerliche Bewusstsein zu erweitern, sondern ganz im Gegenteil dazu auffordern, sich ohne Selbsterfahrungsgruppe, religiöses Erweckungserlebnis, Voodoo, Techno-Disco-Trance oder irgendeinem anderen marktgängigen Hirnweichspüler mit eingebauter Wirkt-sofort-und-sorglos-Garantie, den sogenannten Positivismus auch des eigenen Bewusstsein als eine wirkliche Schranke im Denken des Denkens beim Denken klar zu machen durch einfaches kennen lernen. Aber Obacht! Marijuana ist nix für Kinder und wirkt natürlich bei jedem anders. Und nur ein bisserl zuviel THC oder zu wenig – und schon ist die Konzentration perdu und alles was du siehst, hörst und sonst wie mitkriegst erscheint nur noch echt komisch und eigenartig und so unglaublich interessant – und Booom, schon geht er ab, der Laberflash, der dann nicht nur den Freunden und Bekannten, die einem zuhören müssen, sofort auf die Nerven geht.
Gez. Dr. House

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Donnerstag, 16. Oktober 2008
Politik
Was passiert hier eigentlich seit Monaten?

Versuch, sich mit diesem Krampf, der da ständig im Fernsehen kommt in unfrisierten und ungeordnet hingezirkelten Gedanken auseinanderzusetzen

Gegeben/Ereignisse/Folgen:
Lehman-Pleite – massiver Abschreibungsbedarf bringt weltweit Banken an den Rand der Insolvenz – irische Banken stehen vor dem Bankrott – Staat übernimmt Einlagen-Garantie und bürgt für 400 Milliarden – britische Investoren insbesonders Kleinanleger verlagern daraufhin ihr Kapital fluchtartig nach Irland – englische Regierung reagiert sofort: mit radikalem Interventionsprogramm, Teilverstaatlichung, Bürgschaft und Kapitalinjektionen sollen die nationalen Institute vor dem akuten Kollaps retten – die übrigen europäischen Regierungen müssen ebenfalls reagieren und spannen ihrerseits Kapitalschutzschirme über ihre nationalen Finanzsektoren, da mit der Wettbewerbsverzerrung ein Abfluss von Kapital aus dem Euro-Raum droht – auch US-Regierung muss entsprechend nachziehen und erklärt praktisch über Nacht, jetzt also auch nicht nur die assets der US-Banken, sondern die Banken selbst unter staatliche Verwaltung und den Dollar-Schirm der FED zu stellen. (Damit ist Staatsverschuldung, Währungsstabilität, sind auch Handelsbilanzen zwischen den Staaten nur noch Makulatur, Maastricht, US-Devisen-Reserven Chinas, Indiens, Russlands – drauf geschissen!, solange nur nicht noch mehr Kapital aus in Euro, Dollar oder Pfund notierten Anleihen, Bonds, Aktien etc. in Cash-Vermögen flieht.)

Nächstes Problem wird sein, dass nach den Verstaatlichungs- und Liquiditätsinjektions-Schocks sowohl die Institute als auch der Staat oder investierende Geld-Fonds bis runter zum kleinen privaten Daytrader und Stockpicker nicht mehr zwischen Aktiva, Passiva, dem Eigenkapital der Banken und dem Kapital ihrer Kunden unterscheiden können.
Wieviel Staat steckt denn inzwischen in einem von MS gehandelten GM-Anteilsschein oder in GM selbst? Beide Firmen existieren nur noch weil die US-Regierung vertreten vom US-Finanzministerium für den Wert der auf den Geschäftserfolg dieser Firma ausgegebenen Wertpapiere mit einer Garantie in Höhe von max. 700 Milliarden US-Dollar bürgt. Kompletter Irrsinn. Aber genau das hat der Kongress verabschiedet!

Zurück zur Chronik:
Eineinhalb Tage rauschen die Kurse hoch. Dann wird klar, dass diese Rettungs-Pakete reine Verzweiflungstaten sind, die Null Komma nichts an dem Desaster ändern, abgesehen davon, dass die Finanz-Krise jetzt offiziell Rezession genannt wird.

Zwischenbemerkung. Was und warum muss eigentlich ständig auf Regierungsebene verhandelt werden? Worüber streiten eigentlich Frau Merkel und Sarkozy? Und warum springt der eigentlich längst abgehalfterte Weltwährungsfonds plötzlich wieder aus der Kiste und präsentiert sich als jemand, der endlich wieder für Ruhe im sogenannten Weltfinanzsystem sorgen kann?
Antwort des Politologen in mir:
Die Regierungen werden bei den fälligen Rettungsoperationen von ihren ideologischen Prämissen behindert. Anstatt die Banken durch Kapital-Injektionen in Kombination mit der Verstaatlichung der vom Deleveraging belasteten Unternehmenssparten vor dem Fallieren zu bewahren, müssen die ökonomischen und politischen Fassaden aufrecht erhalten werden, hinter denen freilich die im Sommer 07 in Gang gesetzte Abwicklung der sich als unwiederbringlich erweisenden „Forderungen“ täglich weitere und härtere Schockwellen auf den internationalen Geld- und Kreditmärkten auslöst.
Und um diese Kulisse, ihren Zirkus und sich selbst als Problem-Löser zu inszenieren brauchen die nationalen Regierungen eine neutral wirkende, von allen anerkannte Instanz, eben die alten Pfeifen des IWF.

Soweit die Theorie. Zurück in die Chronik der Ereignisse, Stand Ende vergangener Woche, also 12. 10. bis jetzt:
Nach der Staatsbank von Island sind nun die Notenbanken Ungarns und der Ukraine gezwungen, den akut drohenden Ausfall ihrer Währungen als Zahlungsmittel zur Deckung der von ihnen refinanzierten staatlichen und privaten Geldinstitute bekannt zu geben und entsprechende Rettungsmaßnahmen seitens der EU-Regierungen, ihrer Zentralbank und dem IWF zu fordern.

Als Reaktion erfolgen wieder nur die üblichen Maßnahmen: Es wird Liquidität zur Finanzierung des akuten Abschreibungsbedarfes bereitgestellt. Dies erfolgt durch direkte Kredite der EZB, flankiert von einer befristeten Ausdehnung der Kreditlinien, die von den Notenbanken zur Refinanzierung genutzt werden und aufgrund der Währungsschwäche vollständig ausgeschöpft werden mussten.

In der Praxis könnte sich der mit der Abwicklung der sukzessive fälligen Kontrakte zeigende Einbruch des Kredit-Geschäfts, (das jetzt allseits proklamierte Deleveraging) tatsächlich als Beeinträchtigung des internationalen Zahlungsverkehrs bemerkbar machen. Obwohl sie über ihre staatlichen Bürgschaften verfügen, werden Institute aus dem enger und kleiner werdenden Kreis der handelnden Banken ausgeschlossen und können die Kontenbewegungen ihrer Kunden nicht mehr aus eigener Kraft decken. Beispiel dafür wäre wieder: Ungarn.

Ungarn ist nämlich faktisch genauso so zahlungsunfähig wie die DB und will in die Verstaatlichung Nur: Wie lässt sich ein Staat verstaatlichen? Eigentlich unmöglich. Aber heute geht alles. Ungarn wird klammheimlich über EZB-Refinanzierungsmaßnahmen assoziiertes Mitglied der Europäischen Währungsunion. Warum eigentlich?
Warum ist Ungarn faktisch pleite?

Im theoretischen Modell zeigt sich die existenzielle Notlage, in der sich die Ungarn, die Ukraine und die drei baltischen Staaten befinden wie folgt:

Die jeweilige Staatsbank muss ihren Handelspartnern melden, dass sie die Summen und Beträge, die zur Deckung der gegenüber ihren Banken fälligen Forderungen aufgebracht werden müssen, nicht mehr mit dem Zahlungsmittel ihrer Landeswährung darstellen kann.
Der Grund: Der in den Quartals-Bilanzen absehbare Bedarf an Abschreibungen und Verlusten, die ungarische Banken zu verbuchen haben, ist größer als der Bestand an in Forint auf den Finanzmärkten zirkulierenden geldwerten Zahlungsmittel.

Das nennt der Fachmann Staatsbankrott und der Laie wundert sich, warum er dem Publikum nicht erklärt wird. Schließlich wird mit dem tagesaktuellen Wert des Forint und übrigens auch der Währung der Ukraine oder Lettlands, die nicht viel besser da stehen, nicht nur heute und morgen an der Budapester Börse, Kiewer Börse und z. B. eben auch der Stockholmer Börse eben nicht nur wie wild blind spekuliert, sondern eben auch ganz seriös gerechnet und abgerechnet. Und in Forint wird in Budapest eben auch der halbe Liter Milch gehandelt und muss mit Forint bezahlt werden.
Das finanztechnische Chaos, das den Weltbörsen aus der politischen Verschleppung des mit der kollabierenden Währung angezeigten Staatsbankrotts zum Beispiel Ungarns blüht, ist einschließlich aller sich daraus ergebender Folgen für Unternehmen, Kommunen und Bürger, die bekanntlich alle auf diese Währungen angewiesen sind, weil sie über kein anderes Zahlungsmittel verfügen, also vorprogrammiert!

Was folgt daraus? Meine Meinung:
Dieser Strauss-Khan gehört wie Juncker und Trichet zusammen mit den hiesigen Regierungs-Clowns umgehend aus dem Verkehr gezogen und eingesperrt! Verglichen mit ihren Rettungspaketen wirkt die Fahrlässigkeit eines Dr. Jörg Haider nämlich geradezu harmlos und durchaus verantwortungsbewusst im Sinne staatsbürgerlicher Pflichterfüllung, denn dieser Landeshauptmann hat sich schließlich wenigstens selbst in den Wagen gesetzt, den er im Vollrausch in die Katastrophe gesteuert hat.
Typen wie dieser schmierige Juncker werden leider nicht an ihren Entscheidungen krepieren, sondern lediglich zu Protokoll geben, dass sie es als persönliche Katastrophe empfinden, dass ihre gut gemeinten Maßnahmen unglücklicherweise nichts bewirken konnten, wenn in der Puszta diesen Winter also wieder der Verteilungskampf um Lebensmittel und Heizöl ausbricht ...

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Freitag, 10. Oktober 2008
PETITION – Aktenzeichen "DUBAI"
An die gewählten Abgeordneten des deutschen Bundestages. Ich weise Sie darauf hin, dass angesichts der Lage auf den Arbeitsmärkten des tertiären Sektors eine unverzügliche Novellierung des Gesetzes zur Regelung der Bezüge des Arbeitslosengeldes I dringend geboten ist. Die Berechtigung zum Erhalt von Arbeitslosengeld muss für alle Einkommensgruppen über einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 100 000 Euro mit sofortiger Wirkung von einem Jahr auf maximal zwei Tage nach Meldung der Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses verkürzt werden. Andernfalls ist die Finanzierung der Bundesagentur für Arbeit einer existenziellen Gefährdung ausgesetzt. Wie aktuelle Umfragen ergeben, sehen mehr als die Hälfte der Beschäftigten in den mittleren und höheren Führungsebenen des Finanzdienstleistungs- und Mediengewerbes zur kurz- und mittelfristigen Sicherung ihres Lebensstandards folgende Existenzerhaltungsstrategie als „optimal“: „ Ich meld mich arbeitslos, nehm ein Jahr 60 Prozent von den 20 000 mit, die sie mir zuletzt bezahlt haben und mach in der Zeit irgendwas freiberufliches mit Coaching, Vorträge, Schreiben nach dem Motto „Erfolgreich durch die Krise“ oder „Mehr Eigenverantwortung in der Krise“ oder so. Wie der Ulf.

gez. Der Jäger der Spesenritter

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