Montag, 21. Mai 2007
Philosophische Betrachtung I
Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meines Denkens, behauptet Ludwig Wittgenstein in einer einschlägigen Stelle seiner so genannten sprachanalytischen Untersuchungen – und irrt sich wie so oft gewaltig. Denn richtiges Denken, mithin die so genannte menschliche Vernunft zeigt sich nicht in der Beherrschung der von Wittgenstein Sprachspiele genannten Diskursmasse, sondern erst sobald einer über eben dieses Vermögen frei verfügen kann.

Diese Freiheit wird freilich niemandem in die Wiege gelegt, sondern muss erst errungen werden, denn sie ist wie so vieles in dieser unseren Welt auch und im Wesentlichen ein Produkt harter zeitraubender Arbeit, die das bekanntlich schwer verklemmte. österreichische Großindindustriellensöhnchen nur sehr entfernt vom Sehen kannte, wenn überhaupt.

Der Satz:

De untn drin ling ham a mitgrauft


beispielsweise – eine der schönsten, komischsten und zugleich gehaltvollsten weil sozusagen die gesamte Weltgeschichte zu einem gedanklichen Bild komprimierenden Weisheiten der bayerischen Sprache, wenn nicht der Sprache überhaupt – ist selbstverständlich nicht jedem Denken zugänglich, sondern markiert eben so eine Grenze, von der Wittgenstein behauptet, dass sie nicht überschritten werden könne, was jedoch – diese Erkenntnis halte ich gegen den Sprössling derer von Wittgenstein – nicht unbedingt sein muss.

Ein in der bayerischen Sprache geschultes Denken hat naturgemäß kein Problem, die für andere mit diesem Satz aufgestellte sprachliche Barriere zu überwinden. Im Gegenteil. Es gefällt sich sogar in der Übung, sich über die ungeheure Tragik menschlicher Entwicklungsgeschichte, die dieser Satz im Wesentlichen vermittelt, lustig zu machen.

De untn drin ling ham a mitgrauft

Dieser Satz, für den es weder eine englische, französische, portugiesische, italienische, russische und eben auch keine so genannte hochdeutsche Entsprechung gibt, – über asiatische und afrikanische Sprachen wage ich mangels Wissen kein Urteil – wäre ein Indiz, um zu beweisen, dass das Land Bayern keine Philosophen braucht und wenn, dann nur schlechte und im Wesentlichen dumme Philosophen hervorgebracht hat, z.B. Philosophieprofessoren wie die Herrn Spaemann und Stegmüller (tot), um mal nur zwei zu nennen, deren Dummheiten ich sozusagen live mit anhören musste seinerzeit als Student.

De untn drin ling ham a mitgrauft

Schopenhauer brauchte 500 Seiten in seiner Welt als Wille und Vorstellung, Peter Weiß den gesamten Roman Die Ästhetik des Widerstands, um zu beschreiben, was in Bayern in sieben einfachen Worten wahrscheinlich seit den Bauernkriegen der Hochrenaissance auf der Hand liegt.

Der einzige Schriftsteller, der dem Sachverhalt dieses insbesondere auf der so genannten Wiesn insbesondere von Schaustellern wie dem so genannten Schichtl gerne zitierten Sprichworts noch was hinzuzufügen verstand ist der Amerikaner Thomas Pynchon, der aus jenen zahl- und namenlosen, die seit Menschen gedenken untn drin ling den Begriff der „Übergangenen“ geformt und in inzwischen vier jeweils großartigen Romanen exemplifiziert hat.

Soweit die philosophische Betrachtung

Wem das jetzt zu hoch war und wer sich nun wieder die Haare rauft wie der Reini Jellen zum Beispiel, dem sei captatio bene volentiae vorausgeschickt, dass er sich keine Sorgen machen sollte. Philosophische Betrachtungen muss nicht jeder sofort verstehen. Das war ein Insider-Witz, hallo Reini, nix für ungut, und wehe du schreibst meinen Namen falsch oder schüttest deine moralinsaure Subjektphilosophie über meinen hier praktizierten historischen Materialismus. Geb dir Mühe, sonst wirst du nie verstehen, was Argumentieren ist, geschweige denn wie das überhaupt geht im Jahre 2007.

Und wem das jetzt noch mal zu hoch war – ja Reini, tut mir leid, geht immer noch an dich, jetzt aber auch mit Blick auf den alten Weigl, der sicher auch kopfschüttelnd seine Vorurteile bestätigt sehen wird, freilich jetzt auch etwas überrascht sein sollte – morgen an dieser Stelle ein eleganter Herrenwitz oder was über den Herrn Zetsche. Übermorgen dann wieder ein anderer richtig guter Beitrag, irgendein Hammer über Siemens, Schreiber oder die Wahrheit über Don Alphonso. Und wahrscheinlich am Donnerstag dann was Sensationelles mit Bild – Gala und Bunte Qualität – hätte ich eigentlich auch heute schon machen können: das Neuste aus der Staatsoper, Ball der Künste, Fotos, Internas und schmutzige Geschichten. Kommt aber alles erst Donnerstags, oder morgen, keine Ahnung, bleiben Sie dran. Am Ende der Woche jedenfalls Pfingsten, ist es höchste Zeit für das große THE GREAT GATE Blog Interview mit dem KING.

Was immer das heißen mag.

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